Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3045
Greillenstein (zu Röhrenbach, Bezirk Horn, Niederösterreich)

Schloß Greillenstein

Ein Kleinod der Renaissance
Schloß Greillenstein liegt am Rande eines ausgedehnten Parkbereiches im Osten der Siedlung. Die Hauptachse ist in NW-SO-Richtung orientiert. Das Gesamtareal ist ca. 380 m x 200 m groß und wird von der im 19. Jh. gebauten Straße nach Feinfeld durchschnitten. Der frühere bauzeitliche Hauptzugang erfolgte von Südwesten her, der barocke Zugang erfolgte von Südosten durch den Park und den ehemaligen Tiergarten. Heute folgt man der Teerstraße, parkt unter den Bäumen und kommt im rechten Winkel zur Vorderfront an.

Abb.: Ansicht von Süden

Schloß Greillenstein ist eine beeindruckende Vierflügelanlage der Renaissance von ca. 46 m x 48 m Außenmaßen auf fast quadratischem Grundriß. Es wird von einem tiefen, dreiseitig umlaufenden Trockengraben umgeben; die Nordwestseite fällt stark ab. Stellenweise ist der Graben tief in den anstehenden Felsen eingeschlagen worden und als Contre-Escarpe ausgebildet. Der Sockel des Schlosses ist leicht geböscht und mit einem Leiterwulst begrenzt. Das Schloß steht auf einem Felsfundament, wobei das Gelände aber nach Nordwesten abfällt, so daß das Schloß hinten viel tiefer steht als vorne: Im Südosten gibt es über einem niedrigen Kellergeschoß zwei Vollgeschosse, im Nordwesten über den Kellern drei Vollgeschosse. Am augenfälligsten ist der Versatz im Innenhof, der ebenfalls in zwei Hälften auf unterschiedlichen Niveaux mit einer Balustrade unterteilt ist: Nach Passieren des Torturms gelangt man in den oberen Hof, tief dahinter liegt der untere Hof. Rechterhand sieht man die Säulenarkaden am Nordostflügel, gleichfalls hälftig zweigeschossig bzw. dreigeschossig je nach Hofhälfte: Vier Arkaden sind dreigeschossig, die verbleibenden drei Arkaden nur zweigeschossig.

Abb.: unterer Schloßhof, Nordostflügel

Die Bögen ruhen auf schlanken toskanischen Säulen mit zierlichen Balustraden zwischen den Postamenten. Alle drei Laufgänge besitzen Kreuzgratgewölbe. Die unverputzte Stützmauer des oberen Hofes enthält eine Grottennische und auf einer Seite einen Kellerraum. Teilweise ist der anstehende Felsen zu sehen. Die trennende, filigran durchbrochene Balustrade trägt Putten und Vasen, deren Form von Fischer von Erlach angeregt ist. Es gibt drei Sorten großer Vasen, jeweils symmetrisch angeordnet, und eine kleine Vase genau in der Mitte. Die vier Putten sind beiderseits der kleinen Mittelvase und an den Seiten angeordnet, jeder Putto trägt eine Laterne. Bemerkenswert sind die 14 schlanken und hohen Kamine, die alle individuell gestaltet sind. Zum Teil sind die Schäfte spiralförmig gedreht, eine Idee aus dem venezianischen Raum.

Abb.: Balustrade zwischen unterem und oberem Schloßhof

Die Fassaden sind außer im Torbereich schlicht: Der einzige Schmuck sind die Fenstergewände, die Horizontalgliederungen und die aufgeputzte Ortquaderung. Insgesamt wirkt der Bau daher wuchtig und trotz seiner Entstehungszeit noch abweisend-wehrhaft. Es ist ein zeittypisch zugleich repräsentativer und doch zumindest symbolisch wehrhafter Herrensitz, ein Festes Schloß, das sogar eine leichte äußere Bastionärbefestigung sein eigen nennt, aber nach Durchschreiten des Tores eine lebensfrohe Schloßarchitektur offenbart.

Abb.: durchgehende Arkadengalerie im 1./2. Obergeschoß

Zwei Tortürme sind vor die Fassaden im Südwesten und im Südosten gebaut worden. Derjenige in der Südwestseite liegt nicht in der Fassadenmitte, sondern ist dezentral verschoben, er gibt Zugang zum unteren Schloßhof. Das war der ältere Zugang, und er war früher mit einer Zugbrücke gesichert. Heute überspannt eine zweibogige Steinbrücke den Graben. Auf der anderen Grabenseite befindet sich ein quadratisches, befestigtes Vortor. Der Torturm in der Mitte der Südostseite gibt Zugang zum oberen Schloßhof und ist der heutige Hauptzugang. Im Zuge der Verlegung des Haupteingangs auf die Seite des Parks lief dieser Eingang dem älteren den Rang ab. Ursprünglich war dieser Turm nur zweigeschossig, aber im Zuge der Verlegung des Hauptzugangs auf diese Seite wurde der Turm um vier weitere Geschosse aufgestockt. Ein deutliches Indiz für eine spätere Aufstockung ist die auf die Traufzone des Schlosses ausgerichtete Horizontalgliederung des Turms, außerdem passen die Dimensionen einfach nicht. Hier bestand also eine ältere Toranlage aus der zweiten Hälfte des 16. Jh., die im dritten Viertel des 17. Jh. barockisiert und im 18. Jh. noch einmal umgebaut wurde.

Abb.: Arkadengalerien des Nordostflügels vom oberen Schloßhof aus gesehen

Das ganze Schloß wird von einer weitläufigen äußeren Umfassungsmauer umgeben, die mittels kleiner Eckbastionen leicht befestigt ist. Innerhalb dieses Bereiches liegen im Westen, Norden und Osten des Schlosses mehrere Wirtschaftsgebäude, teils ruinös, teils in Funktion. Sie stammen größtenteils aus dem 16. Jh. und dem 17. Jh. Die Gebäude hinter dem Schloß liegen deutlich tiefer aufgrund des Geländeversatzes, so daß von der Balustrade vor der Hauptfassade aus nur die Dächer zu sehen sind, was das Schloß selbst um so imposanter aus dem Graben aufragen läßt. Diese äußere Mauer schließt auch beiderseits an den äußeren Torbau gegenüber dem Südwestgraben an.

Abb.: Ansicht von Südosten entlang der Hauptachse

Dieses Schloß wurde aus einem Guß 1570-1590 unter Hans Georg III. von Kuefstein, Vicedom von Niederösterreich, komplett neu errichtet. Zuvor bestand hier eine mittelalterliche Burg an gleicher Stelle, die aber komplett abgetragen wurde, weil kein anderweitiger geeigneter Bauplatz vorhanden war. Der Name Greillenstein leitet sich von der ersten nachweisbaren Besitzerfamilie ab, den 1210-1313 urkundlich auftauchenden Grellen. Danach kam die Herrschaft an die Ritter von Dachbeckh (Dachsberg, 1499 erloschen). Der Name Greillenstein für die Befestigung ist erstmals 1371 belegt, als sich die Bruder Hanns und Wulfing Dachpeckh "zu Greillinstain" nannten. Nachdem Burg und Herrschaft zeitweise den von Hohenfeld und ab 1504 den von Volkra gehört hatte, kaufte Hans Lorenz von Kuefstein im Jahre 1534 den Besitz. Einziger erhaltener Rest der Burg ist ein im Kellergeschoß des Südost-Traktes verbautes Stück eines gotischen Spitzbogenportals. Daß der von dem Sohn des Erwerbers, Hans Georg III., errichtete Neubau einheitlich in einem Stück entstand, erkennt man am Zwickelmauerwerk der Sockelzone, das ist nämlich durchgehend. Der Neubau diente sowohl der eigenen Wohnlichkeit und Repräsentation als auch als Verwaltungssitz für die drei Grundherrschaften Feinfeld, Schauenstein und Greillenstein.

Abb.: Versatz zwischen unterem und oberem Schloßhof

Innenausstattung
Das Innere besitzt vielfach noch die Originalausstattung des späten 16. Jh., aber auch Ausstattungen des 17. und 18. Jh. Oberhalb der Südost-Tordurchfahrt ist die Schloßkapelle mit einer einheitlichen Renaissance-Ausstattung aus der Erbauungszeit (Altar und Kanzel) eingerichtet. Sie besitzt ein Netzrippengewölbe. Auf den Türen der Kapelle sind die Wappen der von Kuefstein und der von Puechheim angebracht. In der Kapelle ist das älteste Kunstwerk des Schlosses aufgestellt, ein Taufbecken aus der zweiten Hälfte des 15. Jh. Die Türflügel zwischen Kapelle und großer Halle im Südosttrakt sind mit der Jahreszahl 1604 bezeichnet.

Die Repräsentationsräume liegen im Obergeschoß. Darunter ist hervorzuheben die italienisch beeinflußte Groteskenmalerei von 1590 in der "Kleinen Bibliothek" im Südwest-Trakt. Dort sind Bücher vorwiegend aus dem 17. und 18. Jh. aufgestellt; die Originalholzdecke mit 25 quadratischen Feldern ist mit mythologischen Szenen und Landschaften bemalt. Der 200 m² große, sechsachsige Festsaal im Südwesttrakt trägt ein Spiegelgewölbe. Dort werden heute Bilder, Dokumente und Erinnerungsstücke aus der Familiengeschichte ausgestellt, und hier finden heute Konzerte statt. Der stuckverzierte Raum nimmt den kompletten Flügel ein. Die Deckengemälde sind aber nicht barock, sondern entstanden erst im 19. Jh.

Im Nordwest-Trakt liegt der sogenannte Türkensaal mit einer Kassettendecke, die aus dem damals aufgegebenen und dem Verfall preisgegebenen Schloß Viehofen bei St. Pölten stammt und 1958 hier eingebaut wurde (Schloß Viehofen gehörte den von Kuefstein 1745-2003, seit dem Verkauf der Ruine 2003 wird es renoviert). Sie ersetzt die Originaldecke, die heute im Lothringersaal von Schloß Laxenburg eingebaut ist. Die prächtige Kassettendecke aus der "Großen Bibliothek" mit etwa 7000 Büchern vorwiegend aus dem 19. Jh. wurde ebenfalls entfernt und ist heute gleichfalls in Schloß Laxenburg eingebaut, beide Decken waren ein pflichtschuldig abgeliefertes Zwangsgeschenk an Kaiser Franz I. im Jahre 1807, zusammen mit den Wandvertäfelungen - was man nicht alles opfern muß, um den Kaiser wohlgesonnen zu halten.

Hingucker sind die originalen Türen aus dem 16. Jh., Türschlösser, Möbel, Kachelöfen, Kamine und die stuckierten Decken, außerdem Gemälde vom 17. Jh. bis zum 19. Jh. Bemerkenswert ist weiterhin eine in dieser Vollständigkeit einmalig gut erhaltene Badeanlage des späten 16. Jh. im Untergeschoß des Nordost-Traktes mit holzvertäfeltem Umkleideraum, Heizanlage, Warm- und Kaltbadebereich. In den unteren Räumen gibt es ferner eine vollkommen erhaltene Gerichtsstube aus dem 17./18. Jh.

Abb.: Stützmauer des oberen Schloßhofes mit Kellerraum und Grotte

Das Wappen der 4. Generation im Hof
Dieses Ehewappen ist im erhöhten Teil des Innenhofs über der hofseitigen Durchfahrt durch den Südwestflügel angebracht. Das Ehewappen wird flankiert von zwei nach außen blickenden Putten, die mit ihrem jeweils inneren Arm gemeinsam die große Krone stemmen, die sich über beide Wappenschilde ausdehnt. Die Krone und die beiden Schildkartuschen sind golden gefaßt, der Rest ist weiß gestrichen. Heraldisch rechts befindet sich das Wappen des Ehemannes. Es handelt sich um Johann Georg IV. Graf von Kuefstein Freiherr von Greillenstein und Hohenkraen (21.1.1645-7.4.1699), den Sohn von Johann Georg Adam Graf Kuefstein (1605-21.9.1656), Freiherr zu Greillenstein und Herr auf Spitz, und dessen zweiter Frau, Eva Christina Freiin von Neuhaus zu Rüetting (-3.1.1668). Er war der Enkel von Johann Jakob Freiherr von Kuefstein, Herr von Kuefstein, Freiherr auf Greillenstein und Herr zu Spitz (1577-31.8.1633) und Clara Freiin von Puchheim (11.3.1579-5.10.1618). Und damit war er der Urenkel des Erbauers des Renaissance-Schlosses, Johann Georg III. Johann Georg IV. Graf von Kuefstein war nicht nur Herr auf Greillenstein, sondern er hatte 1687 auch die Herrschaft Litschau gekauft, und im alten Schloß Litschau ist ein bis auf minimale Unterschiede fast genau gleiches Ehewappen von ihm über dem zweiten Tor montiert.

Abb.: Blick vom Nordostflügel auf den oberen Schloßhof

Das vermehrte Wappen der Grafen Kuefstein ist gemäß Lit. und dem Grafendiplom von 1654 geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Schwarz eine goldene Rose, Feld 2 und 3: rot-silbern (2) bzw. silbern-rot (3) geteilt mit einer gestürzten, goldenen Triangel (Kettenglied, Spange oder Schnalle in Form eines auf der Spitze stehenden, auf den 3 Winkeln mit je einer goldenen Kugel belegten Dreiecks, gekrönter Herzschild: in Rot auf einem goldenen Dreiberg ein gespreizt stehender, mit einer goldenen Zackenkrone gekrönter Mohr mit goldenem Leibschurz, in der Rechten ein goldengegrifftes, silbernes Schwert haltend, die Linke eingestemmt (Stammwappen). Cum grano salis trifft das hier zu, das Dreieck ist ohne Kugeln, und aus der Teilung der Felder wurde hier unter Verschiebung der Schildtopographie ein sich über den ganzen Schild ziehender silberner Balken gestaltet, wobei das Dreieck, dessen Lage auch nicht der Idealform entspricht, jeweils zur Gänze in die größer dargestellte rote Feldhälfte geschoben wurde, weiterhin wurde die Lage und Ausrichtung des Dreiecks auf unterschiedliche Weise interpretiert.

Abb.: Wappenstein hofseitig am Südostflügel

Das seltene Wappen der Hocher
Die andere Seite des Ehewappens steht für Anna Franziska Hocher Freiin von Hohenkraen (17.3.1652-21.11.1722), welche am 13.6.1672 in Wien Johann Georg IV. Graf von Kuefstein geheiratet hatte. Sie war die Tochter von Johann Paul Hocher (12.8.1616-28.2.1683) Freiherr von Hohenkraen und Helena Kerschbaumer zu Salurn. Das vermehrte und gebesserte Wappen nach dem Reichsfreiherrendiplom von 1667 ist geviert mit Herzschild: Feld 1 und 4: in Gold ein schwarzer, golden gekrönter Doppeladler (Gnadenwappen), Feld 2 und 3: in Rot ein oben mit einem goldenen, sechszackigen Stern besetzter silberner Sparren (Stammwappen), gekrönter Herzschild: in Rot ein silberner, mit einem goldenen Majuskel-Buchstaben "L" belegter Balken (Gnadenwappen aus Erzherzogtum und Leopold-Initiale). Entgegen dem "Soll-Aufbau" haben sich bei dieser Darstellung am Schloß ein paar Abweichungen eingeschlichen: Um gleich dem anderen Wappen eine durchgehende Mittelzone zu erhalten, wurde einfach eine solche dazu erfunden, dafür fehlt der Balken im Herzschild, der in ganzer Höhe von der Initiale "L" eingenommen wird.

Zu diesem Wappen werden drei gekrönte Helme geführt, auf die hier aber verzichtet wurde: Helm 1 (Mitte): zu rechts schwarz-goldenen, links rot-silbernen Decken ein schwarzer, golden gekrönter Doppeladler, auf der Brust einen roten Schild mit silbernem Balken, darauf der goldene Majuskel-Buchstabe "L", Helm 2 (rechts) und Helm 3 (links): eine wachsende natürliche Mohrin, mit goldener Zackenkrone auf dem Kopf, einer silbernen Perlenkette um den Hals, in der inneren Hand einen goldenen, sechszackigen Stern emporhaltend, die äußere Hand in die Hüfte gestützt (verdoppelter Stammhelm), Decken des rechten Helms schwarz-golden, diejenigen des linken Helms rot-silbern (Siebmacher Band: TirA Seite: 24 Tafel: 5, Band: NÖ1 Seite: 189 Tafel: 90, Fischnaler-Kartei). Die Familiengeschichte wird detaillierter im Kapitel zu Schloß Litschau beschrieben.

Von den Söhnen dieses Paares waren Johann Paul und Johann Carl bereits vor dem Erbfall gestorben. Die anderen vier, Johann Leopold, Johann Ernst, Johann Ferdinand und Johann Anton, vollzogen in mehreren Vergleichen (am 13.1.1723 und am 12.11.1723) die Erbteilung, wobei Johann Leopold als senior familiae der Lehenträger für die Lehen und der Majoratsherr (Fideikommißbesitzer) sein sollte. Ansonsten teilte man den Besitz, und die vier Brüder gründeten eigene Zweige: Johann Leopold hatte Greillenstein, Burgschleinitz und Hohenkrähen im Hegau, und über seine Frau die Grafschaft Namiest in Mähren und die Herrschaft Kirchberg am Wald in der Nähe von Greillenstein. Dazu besaß er Spitz, Feinfeld, Schauenstein, Atzelsdorf und Limbach. Johann Ernst saß zu Pottenbrunn und Rassin-Thalheim, Johann Ferdinand saß zu Viehofen, Zagging und Rappoltenkirchen und Johann Anton schließlich saß zu Litschau, Grünau, Reingers und Reizenschlag.

Abb.: Hauptzugang an der Südostseite

Heraldischer Schmuck des Hauptzugangs: das Wappen der 5. Generation
Das nachfolgend beschriebene Ehewappen ist außen über dem Hauptzugang (Abb. oben) angebracht. Es ist Teil eines grandiosen Schmuckprogramms: Diesseits der steinernen Brücke flankieren zwei Obelisken den Zugang (insgesamt trägt die Balustrade vor dem Schloß sogar vier Obelisken, zwei weitere sind an den äußeren Ecken aufgestellt, und in der Mitte zwischen je zwei Obelisken unterbrechen Postamente mit Sphingen den Rhythmus der Vasen. Leicht schräggestellt bilden zwei Postamente mit kauernden Löwen, der linke mit offenem, der rechte mit geschlossenem Maul die innere Einfassung des Wegs. Zwischen diesen ist ein schmiedeeisernes Gittertor aufgespannt, in das oben bereits das Stammwappen der Grafen von Kuefstein eingearbeitet ist, ein gespreizt stehender, mit einer goldenen Zackenkrone gekrönter Mohr mit Feigenblatt, in der Rechten ein goldengegrifftes, silbernes Schwert haltend, die Linke eingestemmt, das Ganze überhöht von einer Zackenkrone (Abb. unten links). Ein weiterer Mohr steht seitlich neben der Portalrahmung, diesmal mit dem Schwert in der Linken (Abb. unten links), symmetrisch ist auf der anderen Seite ein ebensolcher mit Schwert in der Rechten aufgestellt.

 

Abb.: zweimal Wappenfigur der von Kuefstein

Auf der anderen Seite der Schloßbrücke ist der die Fassade beherrschende Mittelturm, durch den die Tordurchfahrt geführt wird, bis zur Höhe des Hauptgesimses repräsentativ mit Bossen-Rustika verziert, im Tor-Bereich flächig, im ersten Obergeschoß an den Seiten und noch einmal oben quer unter dem Gesims. Das hölzerne, braun und weiß gestrichene Tor ist mit einem abwärts verjüngten Mittelpilaster versehen, der zwei aufeinander gesetzte, geschwungene Baluster trägt, die die Lünette gliedern. Diese sind von den Torflügeln durch ein in der Mitte halbkreisförmig nach oben gebogenes Gebälk getrennt. Die Türflächen sind durch verschieden geformte Felder kassettiert, die Mittelfelder der Flügel springen diamantiert vor. Das Portal trägt über dem Gebälk (aus einem Fries bestehend, in dem Bukranien (= als Schmuckmotiv eingesetzte Rinderschädel mit Gehörn in Vorderansicht) und Triglyphen (Platte mit vertikalen Rillen) alternieren) einen gesprengten Segmentbogengiebel mit zwei auf den Teilstücken lagernden Statuen. Über dem einzigen Fenster des Obergeschosses, dessen Profilgewände aus Sandstein ein palmettenbekröntes Bukranion als Keilstein besitzt, von dem ein Blütengehänge herabhängt, reicht ein profilierter Dreiecksgiebel mit halbrund eingebogener Horizontalen in die obere Bossenzone hinein. Darüber ist leicht schräg ein über das ganze Hauptgesims reichender und üppig mit manieristischem Rollwerk verzierter Wappenstein des Bauherrn der Barockisierung angebracht. In der Mitte ist oben ein weiblicher Kopf eingearbeitet. Die Flächen der Einfassung sind mit dachziegelartig überlappenden Schuppen belegt. Das raumgreifende Schweifwerk ist eine kühne Konzeption mit vielen Durchbrechungen und schneckenförmig eingerollten Enden. Innerhalb dieser Einfassung sind die beiden individuellen ovalen Schildkartuschen für beide Ehepartner zusammengestellt, jede für sich mit einer Krone auf dem oberen Rand, die aber in beiden Fällen stark durch Verwitterung beschädigt ist. Die Bilder sind aus dem Jahr 2015, inzwischen wurde das Wappen restauriert und kam 2018 wieder über den Eingang zurück und wurde im Rahmen eines Festaktes und eines Konzerts feierlich enthüllt.

Abb.: großes Ehewappen über dem Hauptzugang

Die heraldisch rechte Hälfte zeigt erneut das Wappen der Grafen von Kuefstein wie oben beschrieben, wobei hier die Feldergrenzen des eigentlich geviert aufgebauten Wappens noch weiter verschoben werden. Das Triangel-Feld ist auf Kosten des Rosen-Feldes jeweils weiter vergrößert worden, so daß jetzt die Unterkante der silbernen Teilzone von Feld 3 und die Oberkante der silbernen Teilzone von Feld 2 eine Linie bilden und die beiden Rosenfelder jetzt zwei Balkenbreiten auseinandergeschoben sind. Hier steht das Wappen für den Schloß-Barockisierer, Johann Leopold Anton Graf von Kuefstein (22.11.1676-21.11.1745), Fideikommiß-Herr auf Greillenstein, zu Burgschleinitz und Hohenkraen, kaiserlicher Geheimer Rat und Inhaber des Ober-Erb-Silber-Kämmerer-Amts.

Der Aufstieg der Kuefsteiner anhand zahlreicher Diplome
Der gesellschaftliche Aufstieg der Familie wurde durch eine ganze Reihe von Diplomen dokumentiert:

Abb.: Balustrade der Schloßbrücke vor dem Hauptzugang

Majoratsherr Johann Leopold von Kuefstein
Johann Leopold Graf von Kuefstein (22.11.1676-21.11.1745) besuchte die Universitäten in Wien und Siena. Danach wurde er Kämmerer und Beisitzer der niederösterreichischen Landrechte; so wird er im Grafendiplom von 1709 bezeichnet. Danach stieg er zum Oberquartierskommissar des Viertels ob. d. Manhartsberg auf. 1729 wurde er Verordneter des Herrenstandes. Nach dem Tod seines Vaters ging das Amt des Oberst-Erbland-Silberkämmerers für die beiden Erzherzogtümer ob und unter der Enns an ihn über, ein reines Ehrenamt, das von Ferdinand II. speziell für diese Familie geschaffen worden war und zuerst an seinen Urgroßvater verliehen worden war. Auszuüben war dieses zeremonielle Amt, das die Aufsicht über die kaiserliche Tafel, das Decken des Tisches und das Auftischen der Speisen für den Kaiser umfaßte, nur bei den Erbhuldigungen des Landesherrn. Johann Leopold übte es beispielsweise 1705 für Kaiser Joseph I., 1712 und 1732 für Kaiser Karl VI., 1740 für Maria Theresia und 1741 für den bayerischen Kurfürsten Karl Albrecht aus, dann 1743 erneut für Maria Theresia. Am 7.10.1738 erlangte er wegen der Herrschaft Namiest das Incolat im Herrenstand des Königreichs Böhmen und in der Markgrafschaft Mähren. Am 11.12.1736 wurde er zum kaiserlichen wirklichen Geheimrat ernannt.

Johann Leopold Graf von Kuefstein ist der barocke Erneuerer von Schloß Greillenstein, das von seinem Ururgroßvater errichtet worden ist. Neben dem Schloß ließ er bereits 1700 einen großen Weinkeller und darüber eine Reithalle errichten (nicht erhalten). 1709 ließ er den Viehstall im Meierhof erweitern, die Schießstatt mit einer Tenne und eine Windmühle errichten. Ebenfalls 1709 ließ er das Schloßdach neu mit Ziegeln eindecken und die beiden Schloßtürme mit einem neuen Blechdach versehen. 1716 entstand das Jägerhaus, 1721 ein neuer Stall beim Teich. 1716-1724 entstand die Tiergartenmauer von ca. 3 km Länge. Seine Hauptveränderung am Schloß war jedoch die Neugestaltung der nach Südosten gerichteten Hauptfassade 1722. Unter ihm wurde auch die Balustrade am Rand des Grabens mit Sphingen, monogrammgekrönten Obelisken, Putten und Vasen errichtet.

Abb.: großes Ehewappen über dem Hauptzugang

Eine Ehefrau aus dem Hause Kollonitsch
Die heraldisch linke Seite steht für seine Frau, die er am 8.6.1700 in Wien geheiratet hatte, für Maria Franziska Gräfin von Kollonitsch (18.7.1686-15.1.1746), die Erbin von Namiest, Kirchberg am Walde etc. Sie entstammte der österreichischen oder Ernestinischen Linie und war die Tochter von Graf Georg Wilhelm Kollonitsch von Kollograd (1637-19.12.1707) und dessen erster Frau Maria Cäcilia Gräfin von Verdenberg und Namiest (-1699, keine Verwandtschaft zu den Grafen von Werdenberg, hier handelt es sich um die mährische Familie, nicht um die schwäbische). Ihre vier Großeltern waren Graf Ernst Kollonitsch von Kollograd (1582-10.12.1639) und dessen zweite Ehefrau Anna Elisabeth von Kuefstein (1603-25.11.1673) sowie Johann Ferdinand Graf von Verdenberg und Namiest (-27.3.1666) und Katharina Elisabeth Freiin zu Herberstein. Besagte Anna Elisabeth von Kuefstein war die Tochter von Johann Jakob Freiherr von Kuefstein, Herr von Kuefstein, Freiherr auf Greillenstein und Herr zu Spitz (1577-31.8.1633) und Clara Freiin von Puchheim (11.3.1579-5.10.1618), woraus sich ergibt, daß der Schloßbarockisierer und seine Frau Großcousin und Großcousine waren, denn sie hatten die gleichen Urgroßeltern. Diese Maria Franziska Gräfin von Kollonitsch kaufte übrigens die Herrschaft Namiest von Maria Antonia Gräfin Rottal, geborene Gräfin Enckevoirth, verehelichte Salm (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/HHStA SB HA Grafenegg Akten 644-4).

Das Wappen für Maria Franziska Gräfin von Kollonitsch (-27.1.1746) ist zweimal gespalten und einmal geteilt mit geviertem Herzschild, Feld 1 und 6: in Rot ein oben mit drei schräglinks gestellten Lindenblättern besteckter silberner Schrägrechtsbalken (Kolnitz, Kollnitz), Feld 2: in Schwarz eine silberne, auf ihrer Basis stehende "Pyramide" (eigentlich ein Tetraeder bzw. ein facettiertes Dreieck, evtl. für Gonobitz), Feld 3 und 4: in Rot ein natürlicher Panther (natürlicher Leopard, also golden mit schwarzen Flecken, für Triebenegg), Feld 5: in Rot ein aufrecht gestelltes goldenes Fischgerippe (Graden, Gradner), Herzschild: geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein aufspringender natürlicher Wolf, Feld 2 und 3: in Rot ein goldenes achtspeichiges Wagenrad (Stammwappen Kollonitsch). Hier wird das Wappen ohne Kleinode geführt.

 

Abb.: Details vom Hauptzugang, Wappen und Schmuckvase auf dem Brückengeländer

Geschichte des Kollonitsch-Wappens
Werfen wir einen Blick auf die Entwicklung, die zu diesem Komplexwappen geführt hat: Das Wappen Kollonitsch bzw. Zay-Kollonitsch und seine verschiedenen Entwicklungsstadien werden beschrieben im Siebmacher Band: NÖ1 Seite: 238 Tafel: 119, Band: NÖ2 Seite: 614 Tafel: 302, Band: OÖ Seite: 156 Tafel: 46-47.

1.) Stammwappen Kollonitz/Kollonitsch: In Rot ein goldenes Wagenrad, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein roter, beiderseits mit dem goldenen Rad belegter Flug.

2.) Vermehrtes Wappen: Geteilt, oben in Silber aus der Teilung wachsend ein natürlicher Wolf, unten in Rot ein goldenes Wagenrad (Stammwappen), auf dem gekrönten Helm mit rechts rot-goldenen und links rot-silbernen Decken ein wachsender natürlicher Wolf zwischen einem rechts golden-rot und links rot-silbern geteilten Flug.

3.) Freiherrliches Wappen (1588): Geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein aufspringender natürlicher Wolf, Feld 2 und 3: in Rot ein goldenes Wagenrad (Kollonitz). Zwei gekrönte Helme: Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein roter, beiderseits mit dem goldenen Rad belegter Flug (Kollonitz), Helm 2 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender natürlicher Wolf zwischen einem rot-silbern übereck geteilten Flug. Das Wappen wird wie beschrieben in den Unterlagen der Grafenstandbestätigung von 1638 (s. u.) abgebildet, im Siebmacher kleine Abweichungen wie umgekehrte Helm-Reihenfolge und ein Teil des Fluges von Helm 2 golden.

4.) Vermehrtes Wappen der 1587 mit Leonhard III. erloschenen Freiherren von Kolnitz (Kollnitz): Geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Rot ein oben mit drei schräglinks gestellten Lindenblättern besteckter silberner Schrägrechtsbalken (Kolnitz, Kollnitz), Feld 2 und 3: in Rot ein natürlicher Panther (natürlicher Leopard, für die Freiherren von Triebenegg, bei Z. Bartsch: Trüebeneckh; dort stets golden mit schwarzen Flecken, im Gatz abweichend silbern, im Siebmacher nur als natürlich bezeichnet, weiterhin fiel der Felsen weg, den der Leopard erklimmt), Herzschild gespalten, rechts in Schwarz eine silberne, auf ihrer Basis stehende Pyramide (evtl. für Gonobitz), links in Rot ein aufrecht gestelltes goldenes Fischgerippe (Graden, Gradner, taucht übrigens auch bei den von Windischgrätz im vermehrten Wappen auf). Drei gekrönte Helme: Helm 1 (Mitte): zu rot-silbernen (richtiger wäre: rot-goldenen) Decken ein balkenweise gelegtes goldenes Fischgerippe vor fünf roten Straußenfedern (Graden), Helm 2 (rechts): zu rot-silbernen (richtiger wäre: schwarz-silbernen) Decken ein wachsender, silberner, schwarz gefleckter Brackenrumpf, das Ohr mit einem schwarzen Schragen bezeichnet (Kolnitz, Kollnitz), Helm 3 (links): zu rot-silbernen Decken der natürliche Panther (natürlicher Leopard) wachsend (Triebenegg, nach Bartsch golden mit schwarzen Flecken tingiert). Das Wappen wird in den Unterlagen der Grafenstandbestätigung von 1638 (s. u.) wie beschrieben abgebildet; im Siebmacher leichte Abweichungen im Detail. Das vermehrte Wappen der Freiherren von Kolnitz wird bei Z. Bartsch abgebildet, dort mit goldenen, schwarz gefleckten, natürlichen Leoparden in Schild und Helmzier.

Johann Freiherr von Kollonitsch und sein Vetter Ernst erhielten am 3.12.1637 zu Preßburg den Grafenstand mit der Anrede "Wohlgeboren" und der vollen Titulatur "Graf von Kollonitsch zu Kollograd und Kolnicz, Herr zu Purgschleinicz (= Burgschleinitz) Freiherr zu Haindorff und Idensprug (= Jedenspeigen)" und einer Wappenbesserung (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 460.27). Die beiden Brüder Erasmus Ferdinand von Kollonitsch und Otto Gottfried von Kollonitsch erhielten am 12.1.1638 eine Bestätigung des Grafenstandes vom 10.9.1637, diesmal in der Schreibweise "Graf von Kollonitsch, Freiherr zu Burgschleinicz, Haindorff und Jedungspeug, Herr auf Kolnicz und Freyberg" nebst der Anrede "Wohlgeboren" (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 460.29).

5.) Das gräfliche Wappen der Kollonitsch (Kollonitz) von Kollograd wie hier am Schloß und wie oben beschrieben ist eine Vereinigung des freiherrlichen Wappens Kollonitz als Herzschild mit dem Wappen Kolnitz als Hauptschild unter Verwendung aller fünf Helme, wobei im Grafendiplom von 1637 folgende Reihenfolge abgebildet wird, Helm 1 (Mitte): zu rot-silbernen (richtiger wäre: rot-goldenen) Decken ein roter, beiderseits mit dem goldenen Rad belegter Flug, Helm 2 (rechts innen): zu rot-silbernen (richtiger wäre: rot-goldenen) Decken ein balkenweise gelegtes goldenes Fischgerippe vor fünf roten Straußenfedern (Graden), Helm 3 (links innen): zu rot-silbernen Decken ein wachsender natürlicher Wolf zwischen einem rot-silbern übereck geteilten (andere: rechts rot-silbern und links golden-rot geteilter) Flug, Helm 4 (rechts außen): zu rot-goldenen Decken ein wachsender, silberner (andere: schwarz gefleckter) Brackenrumpf, das Ohr mit einem schwarzen Schragen bezeichnet (Kolnitz, Kollnitz), Helm 5 (links außen): zu rot-silbernen Decken der natürliche Panther (natürliche Leopard) wachsend (Triebenegg). Eine zweite Wappendarstellung bei den Diplom-Unterlagen hat kleine Unterschiede, insbesondere bei den Farben der Helmdecken und des Fluges von Helm 3, teils plausibel, teils unplausibel. Im Siebmacher ähnlich mit leichten Abweichungen im Detail.

Das Diplom von 1638 (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 460.29) hat eine andere Anordnung der Helme im kombinierten Wappen: Drei Helme sind auf dem oberen Schildrand positioniert, zwei weitere seitlich unten neben dem Wappen. Im einzelnen wird dort folgende Reihenfolge abgebildet: Helm 1 (Mitte): zu rechts rot-goldenen und links rot-silbernen Decken der natürliche Panther (natürliche Leopard) sitzend (Triebenegg), Helm 2 (rechts): zu rot-goldenen Decken ein roter, beiderseits mit dem goldenen Rad belegter Flug, Helm 3 (links): zu rot-silbernen Decken ein wachsender natürlicher Wolf zwischen einem rot-silbern übereck geteilten Flug, Helm 4 (rechts unten neben dem Schild): zu rot-silbernen (richtiger wäre: rot-goldenen) Decken ein balkenweise gelegtes goldenes Fischgerippe vor fünf roten Straußenfedern (Graden), Helm 5 (links unten neben dem Schild): zu rot-goldenen (richtiger wäre: schwarz-silbernen) Decken ein wachsender, silberner, schwarz gefleckter Brackenrumpf, das Ohr mit einem schwarzen Schragen bezeichnet (Kolnitz, Kollnitz).

Johann Sigmund Graf von Kollonitsch (30.5.1677-12.4.1751), Kardinal und Erzbischof von Wien, Sohn von Johann Sigmund von Kollonitz (16.7.1636-18.4.1684), ließ am 12.6.1728 als der Letzte seines Geschlechts Namen, Wappen und Stand auf seinen Adoptivsohn übertragen, auf Ladislaus Freiherr Zay von Zay-Ugrocz, den Sohn seiner Vatersschwester Maria Polixena Gräfin von Kollonitsch von Kollograd und des Andreas Freiherrn Zay von Zay-Ugrocz. So wurde aus Ladislaus Freiherr Zay von Zay-Ugrocz Ladislauis Graf Kollonitz von Kollograd (Csömöri Baro Zay Graf Kollonitz von Kollograd László, 4.6.1705-6.9.1780), und die Familiengeschichte ging weiter (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 460.30).

Abb.: Florianbrunnen

Ebenfalls 5. Generation: Heraldischer Schmuck des Florianbrunnens
Genau in der auf den Hauptturm mit dem Eingang zuführenden Achse befindet sich ein repräsentativer spätbarocker Brunnen. Er ist 226 m vom südöstlichen Gartenzugang und dem dortigen ersten Abschlußgitter des Tiergartens und 72 m vom zweiten Gartenabschlußgitter des Tiergartens entfernt, und vom Schloßgraben trennen ihn 35 m. Die Form des Brunnenbeckens ist bemerkenswert, weil sich hier ein gleichseitiges Dreieck und ein runder Dreipaß mit jeweils halbkreisförmiger Einbauchung durchdringen und einen dreifachen Rhythmus konkav-konvex-spitz-konvex erzeugen.

Abb.: Statue des hl. Florian

In der Mitte des komplex regelmäßig geformten Beckens steht auf einem Postament eine Floriansfigur in antikisierender Rüstung, mit federgeschmücktem Helm und mit Fahne in der Linken. Die Rechte hält einen Wasserkrug vor den Leib, wobei ein Putto an der rechten Hüfte hilft. Genau in diesem Krug ist der Wasserauslaß. Einerseits ist die Verbindung von Florian und Löschwasser klassisch, andererseits ist die genaue Position des Wasseraustritts im Schritt schon nicht ohne eine gewisse obszöne Zweideutigkeit. Die Statue ist eine Arbeit von Philippus Rochus Eberl.

Abb.: Wappen am Florianbrunnen

Auf dem dem Schloß zugewandten konkav eingezogenen Abschnitt der Beckenmauer ist ein weiteres Allianzwappen für Johann Leopold Anton Graf von Kuefstein (22.11.1676-21.11.1745) und Maria Franziska Gräfin von Kollonitsch (-27.1.1746) angebracht, mit den gleichen Inhalten wie oben beschrieben und von zwei Putten flankiert. Kleinigkeiten sind anders, so sind die Rosen nur vierblättrig, und die Topographie der Aufteilung beim Kuefstein-Wappen ist anders. Über den beiden zusammengestellten Wappenkartuschen ruht eine gemeinsam genutzte Krone.

Abb.: Wappen am Florianbrunnen

Heraldik an den Arkaden
An den Säulenpostamenten der Arkadenstellungen des Nordostflügels sind überall ovale Rollwerkkartuschen mit teilweise erhaltenen heraldischen Inhalten angebracht: Eine davon trägt das Stammwappen der Grafen von Kuefstein, in Rot auf einem goldenen Dreiberg ein gespreizt stehender, mit einer goldenen Zackenkrone gekrönter Mohr mit goldenem Leibschurz, in der Rechten ein goldengegrifftes, silbernes Schwert haltend, die Linke eingestemmt.

 

Abb.: Wappenkartuschen an den Arkaden

Ein anderer Schild trägt zwei schräggekreuzte, mit Stacheln besetzte Streitkolben (Morgensterne), ein dritter trägt zwei schräggekreuzte Rechen. Die Zuordnung zur Genealogie ist bislang noch ungeklärt. Alle drei befinden sich in der untersten Reihe im tiefergelegenen Hofteil. Die Inhalte der oberen Kartuschen scheinen abgewittert oder früher nur aufgemalt gewesen zu sein; es ist nichts an Inhalten zu erkennen.

 

Abb.: Wappenkartuschen an den Arkaden

Barocke Gartenzwerge und andere Gartenskulpturen
Früher war der Garten viel aufwendiger gestaltet. Ein letzter Rest der einst vorhandenen Gartenskulpturen wird im Schloß witterungsgeschützt aufbewahrt, das sogenannte Zwergenkabinett. Die aus Sandstein gehauenen, grotesken Zwerg-Skulpturen (ursprünglich vierzig, neun davon sind noch da) stammen von der Barockisierung der großzügigen Gartenanlage im 18. Jh., als die großen Alleen (Linde und Kastanie) und die Balustraden angelegt wurden und als Drôlerie auch ein Zwergengarten eingerichtet wurde. Am Ende der Kastanienallee wurden bereits 1720 im Tiergarten Wasserspiele eingerichtet. Beiderseits der Wassertreppen wurde ein Buchenhain gepflanzt, in dem damals rund zwei Dutzend Zwerge, Muscheln, Jagdriesen und andere Sandsteinplastiken aufgestellt waren. Man muß sie sich früher bunt bemalt vorstellen. Um 1900, als auch die öffentliche Straße gebaut wurde, wandelte man den Barockgarten in einen Landschaftsgarten nach englischem Vorbild um. Die Zwerge wurden versetzt. Wo sie einst 60 Jahre lang neben dem Schloß standen, haben jetzt moderne Künstler im Schutz hoher Bäume Märchen und Sagen, in denen Zwerge vorkommen, neu interpretiert. Dieser alte Gartenbereich ist zudem eine Fundgrube botanischer Besonderheiten. Nach der Zeit draußen sind die verbliebenen Zwerge jetzt im Schloß in Sicherheit. Diese Sammlung von Zwergen ist kunsthistorisch einzigartig. Es gibt übrigens noch eine verwandte, parallel entstandene Gruppe von Barockzwergen im tschechischen Schloß Nove Meste.

Abb.: geretteter Drache aus dem Park in der Grotte

Auch eine einst wasserspeiende Drachenskulptur von den Greillensteiner Wasserspielen konnte aus dem Park gerettet werden; sie wird im Innenhof in der Grotte aufbewahrt.

Auch heute ein Familienbesitz
Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Schloß zweimal besetzt, 1620 von kaiserlichen Truppen unter Kurfürst Maximilian von Bayern, dem damaligen Führer der Katholischen Liga, 1645 von den Schweden. Die Familie war lange protestantisch, aber Hans Jacob von Kuefstein konvertierte 1623 zum katholischen Glauben, nur so konnte er die Herrschaft für seine Familie retten. Hans Ludwig von Kuefstein konvertierte 1627. Die Familie bekam 1634 von Kaiser Ferdinand II. die hohe Gerichtsbarkeit für die Herrschaft. Das Schloß wurde Ende des 17. Jh. und Anfang des 18. Jh. umgebaut. Um 1770 wurde die Innenausstattung erneuert. Katastrophal war die Einquartierung von über 1000 französischen Soldaten und 1400 Pferden im Jahr 1809 während des Fünften Koalitionskrieges. Danach war die Einrichtung komplett verwüstet, außerdem war die wirtschaftliche Grundlage der Herrschaft ruiniert. Es dauerte 6 Jahre, bis die Schäden behoben und die Schulden abgetragen waren. Die russische Besatzung nach dem Zweiten Weltkrieg überstand das Schloß glimpflich. Johann Ferdinand IV. Gabriel Maria Joseph Karl Emil Franz Georg Ignaz Graf von Kuefstein-Greillenstein (1.2.1885-25.3.1958) nahm hier 1945 seinen Wohnsitz, das war der Großvater des heutigen Schloßbesitzers.

Abb.: Ansicht von Süden, Hauptzugang in den oberen Schloßhof durch den hohen Turm

Die Linie des Bauherrn der Barockisierung erlosch bald wieder, denn aus der Ehe des Bauherrenpaars entsprossen drei Kinder, Michael von Kuefstein, Maria Anna Margareta Josepha Theresia von Kuefstein (4.5.1704-1745) und Johann Georg Wilhelm von Kuefstein (23.4.1709-1744). Der erste verstarb anscheinend sehr jung, es ist wenig über ihn bekannt. Die zweite heiratete Johann Ferdinand Unverzagt. Der dritte starb vor dem Vater, aber er konnte die Familie noch eine Generation fortsetzen: Er heiratete Anna Maria von Götzen (-1762) und hatte mit ihr drei Töchter, Maria Franziska von Kuefstein, Maria Anna von Kuefstein und Maria Karolina von Kuefstein. Deshalb fiel Greillenstein an den jüngeren Bruder des Barock-Bauherren, Johann Ferdinand I. Graf von Kuefstein-Greillenstein (26.3.1686-12.4.1755), Geheimrat, Kämmerer, Fideikommißherr, kaiserlicher wirklicher geheimer Rat, Vizekanzler und niederösterreichischer Statthalter und nun auch Majoratsherr. Von ihm stammt der heutige Schloßbesitzer in direkter Linie ab:

Abb.: ältere Toranlage am Südwestflügel

Seit 1959 ist das sehr ursprünglich und in seltener Unberührtheit erhaltene Schloß von der Familie als Museum der Öffentlichkeit zugänglich, mit Exponaten zu Lebensverhältnissen vergangener Zeiten, zur Diplomatie während der Türkenzeit, zur Badekultur des Mittelalters und der frühen Neuzeit sowie zur Grundherrschaft zwischen 1570 und 1848. Greillenstein war eines der ersten Schlösser, das als Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Die Familie zog in ein ehemaliges Wirtschaftsgebäude. Von 1967 bis 1988 war hier die Strafrechtssammlung des Landesmuseums untergebracht; heute ist sie in Pöggstall. Die historischen Räume mit originaler Einrichtung sind nur mit Führung zugänglich. Ansonsten bietet die Besitzerfamilie Spezialführungen, Themenführungen für Kinder ('"Geistertouren" und "Gerichtsverhandlungen") und Vermietung der Räume für private und geschäftliche Veranstaltung an. Die Räume des Schlosses sind außerdem stimmungsvoller Rahmen für Ausstellungen von Künstlern oder für Kerzenlichtkonzerte. Die Außenbereiche und Teile der barocken Gartenanlage sind frei zugänglich.

Abb.: Südwestflügel von der Torbrücke aus: Es gibt noch viel zu tun.

Der Unterhalt dieses Schlosses ist eine Mammutaufgabe. In den letzten Jahren wurden mit Unterstützung des Vereins der Freunde und Gönner von Greillenstein die Balustrade vor dem Schloß gereinigt und restauriert, die zahlreichen schlanken Kamine, Dachgauben und die Fassaden im Schloßhof neu gestrichen, die Turmkrone mit den vier runden Ecktürmchen und der zentralen achteckigen Aussichtskanzel saniert und neu mit Kupferblech eingedeckt, das Hauptwappen über dem Eingang restauriert etc. Das größte, in mehreren Etappen durchgeführte Sanierungsprojekt ist jedoch das Dach, bei dem der original von 1585 stammende Dachstuhl verschraubt und unterstützt und das Dach mit neuen Ziegeln eingedeckt wird. Und dann muß irgendwann die komplette Außenfassade renoviert werden, wo überall der Putz bröckelt  - ein historisches Anwesen ist eben eine Dauerbaustelle und ein Faß ohne Boden. Um so mehr ist das Engagement der Besitzerfamilie für die Erhaltung und historisch getreue Renovierung zu loben.

Abb.: neu mit Kupfer eingedeckte Turmkrone vom Schloßhof aus gesehen

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@48.6586192,15.5144237,19.04z - https://www.google.de/maps/@48.6586192,15.5144237,166m/data=!3m1!1e3
Georg Clam Martinic, Österreichisches Burgenlexikon, Burgen und Ruinen, Ansitze, Schlösser und Palais, 1992, ISBN-13: 978-3852145594, ISBN-10: 3852145597, S. 127
Hans Tietze: Die Denkmale des politischen Bezirkes Horn, Österreichische Kunsttopographie V, Wien 1911, S. 473 ff.
Franz Eppel: Das Waldviertel, Österreichische Kunstmonographie I, 7. Auflage, Salzburg 1978, S. 112 ff.
Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels: Geschichte, Kultur, Wanderziele, Gastronomie, hrsg. von der ARGE Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels, St. Pölten und Wien 1994, II, S. 44 ff.
Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber: Burgen Waldviertel Wachau, St. Pölten 2001, S. 320 ff.
Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hrsg.): Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal, Wien 2009, S. 438 ff.
Greillenstein in Niederösterreichische Burgen online:
http://noeburgen.imareal.sbg.ac.at/result/burgid/1929
Schloß Greillenstein in der EBIDAT-Datenbank:
https://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=1920
Schloß Greillenstein auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Greillenstein
Webseite des Schlosses: https://www.schlossgreillenstein.at/
Schloß Greillenstein auf Burgen-Austria:
http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=266
Schloß Greillenstein im Austria-Forum:
https://austria-forum.org/af/Heimatlexikon/Schloss_Greillenstein
Gedächtnis des Landes:
https://www.gedaechtnisdeslandes.at/orte/action/show/controller/Ort/?tx_gdl_gdl%5Bort%5D=847
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Grafen von Kuefstein in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kuefstein
Stammliste der Grafen von Kuefstein in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stammliste_der_Kuefstein#Stammliste_nach_Hans_Jakob
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 488.21
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4320372
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 488.22
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4320373
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 488.15
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4320366
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 488.16
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4320367
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 488.17
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4320368
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 235.2
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=2532079
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 488.18
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4320369
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 235.25
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=2532081
Kollonitsch von Kollograd auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kollonitz_von_Kollograd
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 460.30
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4303219
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/HHStA SB HA Grafenegg Akten 644-4
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=5996980
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 460.27
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4303216
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 460.29
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4303218
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 460.28
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4303217
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Karl Graf Kuefstein: Studien zur Familiengeschichte, IV. Teil: 18. und Beginn des 19. Jahrhunderts, Wien 1928
https://www.google.de/books/edition/Studien_zur_Familiengeschichte/opILAwAAQBAJ S. 23-41.
Beatrice Ludl: Mittelalterliche Bauten im östlichen Waldviertel, Diplomarbeit, Wien 2009
https://utheses.univie.ac.at/detail/4920# S. 67

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