Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 3044
Litschau
(Bezirk Gmünd, Niederösterreich)
Altes und neues Schloß Litschau
Litschau
und seine Schlösser
Im Westen der Stadtgemeinde
liegt Schloß Litschau erhöht am Hang. Es besteht aus zwei
separaten Teilen, im Süden befindet sich auf einer felsigen
Höhe über dem Reißbach das ca. 100 m lange und maximal 60 m
breite, mehrfach erweiterte und mit Zwingern umgürtete alte
Schloß mit turmbewehrten Ringmauern und dem Bergfried an der am
meisten gefährdeten Seite im Westen, wo auch die steinerne
Brücke den tiefen Halsgraben zum Torbau überspannt. Früher war
der Zugang durch eine Zugbrücke an dieser Stelle gesichert. Der
runde Bergfried vom Typ eines Butterfaßturms ist
sechsgeschossig, 25 m hoch und stammt aus der zweiten Hälfte des
13. Jh. Der nach innen zum Burghof hin gerichtete Hocheingang,
ein spitzbogiges Hausteinportal, liegt in 11 m Höhe. Das Portal
ist rechteckig eingetieft, dies, zwei Rollen oben und zwei
auskragende Widerlager unten sprechen für eine ehemals dort
befindliche kleine Zugbrücke. Oben trug einst ein Kranz von
profilierten Kragsteinen den umlaufenden Wehrgang, heute ist
letzterer verschwunden, so daß erstere wie ein Gerippe in den
Himmel ragen. Bergseitig ist nahe am Bergfried ein polygonaler
Zwinger vorgebaut. Die Ringmauern sind älter als der Bergfried
und entstanden um 1200. Hinter dem ersten Torbau jenseits des
Halsgrabens, der zusammen mit dem zweigeschossigen Westtrakt in
der Ausbauphase von 1463 errichtet wurde, gelangt man nach
Passieren der gotisch eingewölbten Torhalle in einen
Zwingerbereich, ehe der Weg durch einen zweiten gotischen Torbau
in den inneren Hof führt, der von zwei parallelen, aber
gegeneinander versetzten Hauptflügeln bebaut ist, nach Westen
auf den Bergfried blickt und nach Osten heute offen ist. Ein
spolierter Schlußstein trägt die Jahreszahl 1589, was den
Ausbau zum Renaissanceschloß markiert. Bei diesem Ausbau
entstanden neue Trakte an der Südfront und über dem inneren
Tor; der Hof wurde vierseitig geschlossen. Im Hof steht ein
angebauter runder Treppenturm. Einst gab es noch eine Vorburg,
von der aber nichts mehr zu sehen ist. In der Renaissance
entstanden frühbastionäre Außenwerke. Im Norden davon liegt
das neue Schloß auf einer Hangterrasse, bestehend aus drei exakt
aufeinander bezogenen Einzelgebäuden mit einem rechteckigen Hof
von 44 m x 20 m dazwischen und Torzugang im Südwesten. Das
Schloß ist in beiden Teilen Privatbesitz und innen nicht zu
besichtigen. Der Hof des neuen Schlosses ist zugänglich.
Geschichte
von den Anfängen bis zum Verkauf 1687
Litschau war früher ein
strategisch wichtiger Platz, denn es handelt sich um Österreichs
nördlichste Stadt an der Grenze zu Böhmen, die hier nur 5 km
entfernt ist, und im Mittelalter verlief hier eine Fernstraße
zwischen Wien und Prag. Seit 1260 ist hier eine Wehranlage
urkundlich belegt, nach Baubefund der Ringmauer mit ihren
spätromanischen Bauformen dürfte sie sogar noch etwas älter
sein. Die Besitzer wechselten häufig. Unter den fränkischen
Grafen von Tolenstein und Hirsberg (Hirschberg) bildete Litschau
zusammen mit Heidenreichstein, Eggern, Reizenschlag,
Pfaffenschlag, Reingers, Poigarten, Thaja, Eisenreichs und
Schandachen eine eigene Grafschaft. Agnes aus der Familie der
Grafen von Raabs heiratete in die Familie der Hirschberger ein,
so wechselte die Grafschaft an letztere. Das Gebiet kam im 13.
Jh. als Lehen an die Herren von Kuenring. Nach 1296 wurde die
Grafschaft von Leutold von Kuenring zurück an den Lehnsherrn
verkauft, der sie wiederum Herzog Albrecht von Österreich
verkaufte. Litschau wurde fortan verpfändet oder als Lehen
vergeben. Im 14. Jh. kamen die Herren von Klingenberg und dann
1348 die Herren von Puchheim an Litschau, um 1470 die von
Grafenegg, die von Klingen, die von Morakschi, dann 1542 die
Freiherren von Kraig, 1587 wieder an Wenzel Morakschi von Noskau
(zu diesem mehr im Kapitel zur Kirche). Unter ihm wurde die Burg
zum Renaissance-Schloß umgebaut. Die Morakschi kamen in
finanzielle Engpässe, verloren ihren Besitz durch Entzug. Die
Herrschaft Litschau, die 1619-1620 kurzzeitig an Böhmen gefallen
war, kam nun an die von Losenstein, und von diesen ging sie an
die Poiger von Puige.
Die starke Grenzfeste mußte sich mehrfach bewähren, in den Hussitenkriegen wurde sie verwüstet, so wie Litschau fast komplett in Schutt und Asche gelegt wurde. Um 1560 suchten schreckliche Brände Litschau heim, so daß Litschau als vollkommen verödet galt. Zuletzt wurde während des Dreißigjährigen Krieges die Burg 1645 von schwedischen Truppen belagert, konnte aber nicht eingenommen werden. Zuletzt gelangte Litschau an Isabella Maria Barbara Poiger von Puige, die Tochter des 1680 bei Tokay im Kampf gegen Rebellen gefallenen Johann Andreas Poiger von Puige. Erstere hatte 1682 Leopold Arnold Ottokolek Freiherr von Augezd geheiratet. Sie verkaufte Litschau 1687 an die Grafen von Kuefstein.
Litschau
unter den Grafen von Kuefstein: 1. Generation
Dieses Wappen ist ganz rechts
an der Südfront des alten Schlosses angebracht, dort, wo zwei
Gebäude unter gemeinsamem Dach aneinanderstoßen und einen
deutlichen Versatz in der Wandfläche bilden. Es ist über der
zweiten Tordurchfahrt (innerer Torturm) mit dem Durchgang zum
inneren Burghof angebracht. Das Ehewappen wird flankiert von zwei
Putten, die mit ihrem jeweils inneren Arm gemeinsam die große
Krone stemmen, die sich über beide Wappenschilde ausdehnt (ein
ganz ähnlicher Wappenstein ist in Schloß Greillenstein
hofseitig über der Tordurchfahrt angebracht). Heraldisch
rechts befindet sich das Wappen des Ehemannes. Es handelt sich um
Johann Georg IV. Graf von Kuefstein Freiherr von
Greillenstein und Hohenkraen (21.1.1645-7.4.1699), seit 1687 Herr
zu Litschau, den Sohn von Johann Georg Adam Graf Kuefstein
(1605-21.9.1656), Freiherr zu Greillenstein und Herr auf Spitz,
und dessen zweiter Frau, Eva Christina Freiin von Neuhaus zu
Rüetting (-3.1.1668). Er war der Enkel von Johann Jakob Freiherr
von Kuefstein, Herr von Kuefstein, Freiherr auf Greillenstein und
Herr zu Spitz (1577-31.8.1633) und Clara Freiin von Puchheim
(11.3.1579-5.10.1618). Und er war der Vater des barocken
Erneuerers von Schloß Greillenstein. Johann Georg IV. Graf von
Kuefstein hatte die Herrschaft Litschau 1687 für 45000 fl. von
Isabella Maria Ottokolek von Augezd, geb. Poiger von Puige,
gekauft, samt den Gütern Reingers und Reitzenschlag, wobei die
letzteren landesfürstliche Lehen waren.
Das vermehrte Wappen der Grafen Kuefstein ist gemäß Lit. und dem Grafendiplom von 1654 geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Schwarz eine goldene Rose, Feld 2 und 3: rot-silbern (2) bzw. silbern-rot (3) geteilt mit einer gestürzten, goldenen Triangel (Kettenglied, Spange oder Schnalle in Form eines auf der Spitze stehenden, auf den 3 Winkeln mit je einer goldenen Kugel belegten Dreiecks, gekrönter Herzschild: in Rot auf einem goldenen Dreiberg ein gespreizt stehender, mit einer goldenen Zackenkrone gekrönter Mohr mit goldenem Leibschurz, in der Rechten ein goldengegrifftes, silbernes Schwert haltend, die Linke eingestemmt (Stammwappen). Cum grano salis trifft das hier zu, statt einer Zackenkrone trägt der Mohr einen Helm, das Dreieck ist ohne Kugeln, und aus der Teilung der Felder wurde hier unter Verschiebung der Schildtopographie ein sich über den ganzen Schild ziehender silberner Balken gestaltet, wobei das Dreieck, dessen Lage auch nicht der Idealform entspricht, jeweils zur Gänze in die größer dargestellte rote Feldhälfte geschoben wurde.
Das Wappen wird hier ohne Helme geführt. Theoretisch möglich wären drei gekrönte Helme: Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit ganz rot-silbernen oder alternativ rechts rot-silbernen und links schwarz-goldenen Decken ein gespreizt stehender, mit einer goldenen Zackenkrone gekrönter Mohr mit goldenem Leibschurz, in der Rechten ein goldengegrifftes, silbernes Schwert haltend, die Linke eingestemmt, zwischen einem rot-silbern übereck geteilten Flug, Helm 2 (rechts): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein grüner Palmbaum mit goldenen Früchten, Helm 3 (links): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein oben roter, unten silberner Türkenbund (Turban, roter Hut oder Fez mit darum gewickeltem silbernen Turbantuch) mit einem schwarzen Reiher- oder Hahnenfederbusch darauf (Siebmacher Band: Bö Seite: 138 Tafel: 66, Band Krain Seite 12, Band NÖ1 Seite 249, Band: Gf Seite 17, Band OÖ Seite 161, Siebmacher 1, 33, Siebmacher Supplement 1, 1, Münchener Kalender 1934).
Das
seltene Wappen der Hocher Freiherren von Hohenkraen
Zur anderen Seite des
Ehewappens: Diese Hälfte steht für Anna Franziska Hocher
Freiin von Hohenkraen (17.3.1652-21.11.1722), welche am
13.6.1672 in Wien Johann Georg IV. Graf von Kuefstein
geheiratet hatte. Sie war die Tochter von Johann Paul Hocher
(12.8.1616-28.2.1683) Freiherr von Hohenkraen und Helena
Kerschbaumer zu Salurn. Der Vater war Jurist, Doktor beider
Rechte und wurde zunächst 1655 Tiroler Vizekanzler. Als solcher
wurde er am 9.7.1660 in Innsbruck in den Adelsstand erhoben
(österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 373.35).
Nach einem dreijährigen Intermezzo als fürstbischöflich
brixenscher Hofkanzler trat er wieder in österreichische
Dienste. 1665 wurde er oberösterreichischer
Regimentsvizekanzler, kaiserlicher Rat und 1667 Oberster
Hofkanzler des Kaisers Leopold I. Er wurde am 8.3.1667 in den
Freiherrenstand erhoben (österreichisches Staatsarchiv
AT-OeStA/AVA Adel RAA 189.24). Damit waren die Anrede
"Wohlgeboren" für das Reich und die Erblande
verbunden, eine Wappenbesserung, das privilegium de non usu, die
Berechtigung zur Übertragung auf Adoptivkinder oder einen
Schwiegersohn im Falle des Erlöschens der männlichen Linie, das
Palatinat ad personam sowie die Berechtigung zur Überwachung von
Wappenprävalierungen und Vidimierungen.
"Hohenkraen" bezieht sich hier auf die Herrschaft mit der Burg Hohenkrähen im badischen Hegau. Zu diesem Zeitpunkt war die dortige Burg bereits seit dem Dreißigjährigen Krieg zerstört. Hohenkrähen war ein Reichslehen. Seine Bedeutung war weniger eine wirtschaftliche, zumal die Burg völlig kaputt war, sondern mehr eine gesellschaftliche, weil es ein reichsunmittelbares Lehen war. Johann Paul Hocher bekam im Zuge der vielen Besitzerwechsel die nach mehreren Verlehnungen zeitweise wieder heimgefallene Herrschaft am 17.6.1763 als Lehen. Johann Paul Hocher kaufte am 21.1.1676 vom Fürsten Auersperg das noch fehlende halbe Dorf Duchtlingen hinzu, um die Herrschaft zu arrondieren. Nach dem Tod von Johann Paul Hocher 1683 kamen die Herrschaft Hohenkrähen und die beiden Dorfhälften von Duchtlingen aufgrund seines Testamentes vom 23.2.1683 über seine Tochter an Johann Georg IV. Graf von Kuefstein als Lehenträger.
Das Stammwappen der Familie von Hocher aus dem Jahr 1660 zeigt gemäß Diplom in Rot einen oben mit einem goldenen, sechszackigen Stern besetzten silbernen Sparren, auf dem Helm mit rechts schwarz-goldenen und links rot-silbernen Decken eine wachsende natürliche Mohrin, mit goldener Zackenkrone auf dem Kopf, einer silbernen Perlenkette um den Hals, mit der Rechten einen goldenen, sechszackigen Stern emporhaltend, die Linke eingestemmt (Siebmacher Band: Bg3 Seite: 26 Tafel: 29, Band: NÖ1 Seite: 189 Tafel: 90, Fischnaler-Kartei).
Das vermehrte und gebesserte Wappen nach dem Reichsfreiherrendiplom von 1667 ist geviert mit Herzschild: Feld 1 und 4: in Gold ein schwarzer, golden gekrönter Doppeladler (Gnadenwappen), Feld 2 und 3: in Rot ein oben mit einem goldenen, sechszackigen Stern besetzter silberner Sparren (Stammwappen), gekrönter Herzschild: in Rot ein silberner, mit einem goldenen Majuskel-Buchstaben "L" belegter Balken (Gnadenwappen aus Erzherzogtum und Leopold-Initiale). Entgegen dem "Soll-Aufbau" haben sich bei dieser Darstellung am Schloß ein paar Abweichungen eingeschlichen: Um gleich dem anderen Wappen eine durchgehende Mittelzone zu erhalten, wurde einfach eine solche dazu erfunden, dafür fehlt der Balken im Herzschild, der in ganzer Höhe von der Initiale "L" eingenommen wird. Dazu werden drei gekrönte Helme geführt, Helm 1 (Mitte): zu rechts schwarz-goldenen, links rot-silbernen Decken ein schwarzer, golden gekrönter Doppeladler, auf der Brust einen roten Schild mit silbernem Balken, darauf der goldene Majuskel-Buchstabe "L", Helm 2 (rechts) und Helm 3 (links): eine wachsende natürliche Mohrin, mit goldener Zackenkrone auf dem Kopf, einer silbernen Perlenkette um den Hals, in der inneren Hand einen goldenen, sechszackigen Stern emporhaltend, die äußere Hand in die Hüfte gestützt (verdoppelter Stammhelm), Decken des rechten Helms schwarz-golden, diejenigen des linken Helms rot-silbern (Siebmacher Band: TirA Seite: 24 Tafel: 5, Band: NÖ1 Seite: 189 Tafel: 90, Fischnaler-Kartei).
Litschau
unter den Grafen von Kuefstein: 2. Generation
Nach dem Tod von Johann Georg
IV. Graf von Kuefstein führte seine Witwe 1699-1722 die
Herrschaft. Anna Franziska kümmerte sich engagiert um die ihr
von ihrem Ehemann hinterlassene Herrschaft. Sie tätigte mehrere
Stiftungen, darunter 1706 die Armenseelenbruderschaft (1784
aufgelöst) und 1721 das Litschauer Spital mit Plätzen für 6
Pfründner, das seinen ersten Standort im Norden jenseits des
Grabens hatte. Danach kam die Herrschaft Litschau an den Sohn Johann
Anton I. Graf von Kuefstein (12.6.1688-21.3.1740), den Bruder
von Johann Leopold Anton Graf von Kuefstein auf Greillenstein
(22.11.1676-21.11.1745). Johann Anton I. heiratete 1723 Maria
Antonia Gräfin von Rottal (1703-30.11.1761), die Tochter von
Johann Siegmund Graf von Rottal (-1717) und Maria Maximiliana
Beatrix Prinzessin von Liechtenstein.
Deren Allianzwappen sehen wir auf der Westseite des alten Schlosses am Torturm über dem Hauptzugang. Es ist ein Fragment, das früher üppiger gestaltet war mit Putten an den Seiten, davon ist optisch links noch ein dickliches Bein zu sehen; der Rest ist verloren gegangen. Das Kuefstein-Wappen ist stark verwittert und kaum zu erkennen; man sieht aber ganz gut den Versatz der gevierten Grundstruktur durch alternative Interpretation der Feldergrenzen. Auf der heraldisch linken Seite sehen wir das Wappen der steiermärkischen Grafen von Rottal, in Rot ein silbernes Balkenkreuz. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken das silberne Kreuz zwischen einem roten Flug (Siebmacher Band: Un Seite: 551 Tafel: 394, Alter Siebmacher). Diese Familie wurde am 22.10.1649 in den Grafenstand erhoben und erlosch 1762. Die Ehefrau war eine Schwester des letzten Grafen von Rottal, Franz Anton Graf von Rottal (1690-1762), mit dem die Familie im Mannesstamm erlosch.
Litschau
unter den Grafen von Kuefstein: 3. und 4. Generation
Johann Anton I. Graf
von Kuefstein starb 1740 in Litschau in seinem Bett, und
nicht, wie vielfach zu lesen ist, fünf Jahre später bei
Hohenfriedberg in einer Schlacht als Generalfeldwachtmeister. Er
war nur kurze Zeit Offizier in jungen Jahren, und besagten Rang
hat er nie erreicht. Nach dem Tod von Johann Anton I. kümmerte
sich erst seine Witwe um die Leitung der Herrschaft, dann kam sie
1754 an den Sohn, Johann Anton II. Maximilian Nepomuk
Theophil Graf von Kuefstein (3.11.1727-8.10.1757), k. k.
Kämmerer, nun Herr zu Litschau und Grünau. Dieser hatte 1753
Gräfin Maria Antonia von Fünfkirchen (1734-30.11.1761)
geheiratet. Als Johann Anton II. starb, war sein Sohn Johann
Franz de Paula Anton Ernst Sebastian Sigismund
(21.1.1754-9.9.1800), noch minderjährig. Wegen massiver
Überschuldung wurde die Herrschaft Litschau 1763 durch seinen
Vormund verkauft, an Christian August Reichsgraf von Seilern und
Aspang. Dem letzten Herrn auf Litschau aus der Familie blieb noch
der Besitz in Grünau.
Noch ein Wort zur Herrschaft Hohenkrähen: Nach dem Tod von Johann Georg von Kuefstein fiel die Herrschaft Hohenkrähen 1699 wieder an seine Witwe zurück, wobei erst Johann Franz Freiherr von Coreth und dann Franz Ferdinand von Elsasser als Lehenträger fungierten. Danach ging das Lehen an Anna Franziskas Söhne über, nach einer entsprechenden Teilung und mehreren brüderlichen Vergleichen wurde Johann Leopold, der Älteste mit Sitz in Greillenstein, am 26.6.1723 und erneut am 27.1.1744 damit belehnt. 1747 wurde die Herrschaft mangels Interesse an die Freiherren von Reischach verkauft. Dennoch spielte sie wegen der Reichsunmittelbarkeit eine argumentative Rolle bei der Erlangung der Reichsstandschaft für die Familie.
Unter den von Kuefstein fanden 1722-1745 Umbaumaßnahmen an der Burg statt. Danach, insbesondere unter der nächsten Besitzerfamilie, erlahmte das Interesse am alten Gemäuer, das seit ca. 1800 dem Verfall preisgegeben wurde. Die Dächer waren seit Ende des 18. Jh. schadhaft, und die mittelalterliche Hochburg verkam zur Ruine. Um 1850 riß man einsturzgefährdete Teile ab. Ende des 19. Jh. und Anfang des 20. Jh. begann man, die noch erhaltene Bausubstanz zu retten, wieder aufzubauen und vor allem mit neuen Dächern zu versehen (1888-1910). 1910 erhielt der Bergfried das Kegeldach zum Schutz der Wehrplattform.
Litschau
unter den Grafen von Seilern und Aspang
Zugänglicher ist der Bereich
des neuen Schlosses im Norden des alten
Schlosses. Es besteht aus zwei parallelen Trakten, dem
herrschaftlichen Wohntrakt im Osten und den Wirtschaftsgebäuden
im Westen. Der Osttrakt ist zweigeschossig mit Satteldach; der
Mittelteil ist durch die dichtere Fensterstellung von den beiden
Seitenteilen gestalterisch abgesetzt. Auch die vier paarweise
angeordneten hohen Kamine über den Seitenteilen setzen
symmetrische Akzente. Zum Tal hin ragt ein Anbau mit polygonalem
Abschluß nach hinten heraus; dieser Trakt enthält die heute
profanierte Kapelle. Der in den Bereich des neuen Schlosses
führende Torbogen ist auf 1793 datiert.
Das Gebäude war ursprünglich das 1721 von Anna Franziska gestiftete Spital: Unten wohnten die Pfründner, oben befand sich ein Schüttkasten, rückwärtig die Kapelle. Die Amtsverwaltung war ebenfalls hier untergebracht. Nachdem jedoch die alte Burg immer mehr unbewohnbar wurde, zog die Familie hierhin um und quartierte die Pfründner woanders ein. Von der einstigen Innenausstattung hat sich nach der Plünderung durch russische Besatzungstruppen wenig erhalten. Nachdem die Familie von Schloß Lesna vertrieben wurde, war ihr das Gebäude eine neue Heimat.
Über der auf der Westseite befindlichen Tür ist das Wappen der Grafen von Seilern und Aspang angebracht. Das Wappen ist geviert: Feld 1 und 4: in Gold ein einwärtsgekehrter, gekrönter, goldenbewehrter, schwarzer Adler, Feld 2 und 3: in Rot zwei schräggekreuzte (lange) silberne Degen (oder Schwerter) mit goldenen Griffen, gekrönter Herzschild: in Blau ein gekrönter goldener Löwe. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bad Seite: 146 Tafel: 84, Band: Mä Seite: 135 Tafel: 101, Band: NÖ2 Seite: 128 Tafel: 53, Band: OÖ Seite: 360 Tafel: 93, Band: Un Seite: 575 Tafel: 409, Band: Gö Seite: 30 Tafel: 17. Nicht dargestellt sind die drei dazu passenden, gekrönten Helme: Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein gekrönter goldenbewehrter schwarzer Adler, Helm 2 (rechts): auf dem Helm mit blau-goldenen Decken sieben Straußenfedern in den Farben silbern-schwarz-silbern-blau-rot-blau-golden, Helm 3 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken zwei schräggekreuzte (lange) silberne Degen (oder Schwerter) mit goldenen Griffen zwischen zwei Büffelhörnern, das rechte schwarz-silbern, das linke golden-blau geteilt.
Die Familie bekam am 28.10.1684 mit dem kaiserlichen Reichshofrat Johann Friedrich Seiler (1646-8.1.1715) als "Edler Herr von Seilern" von Kaiser Leopold I. den rittermäßigen Adelsstand (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 390.6). Der Erhobene kam aus dem Handwerkerstand und war der Sohn eines aus Speyer stammenden Färbermeisters Johann Jacob Seiler (1600-1667). Der erwähnte Reichshofrat und Kommissär beim Reichstag zu Regensburg wurde am 3.12.1696 durch Kaiser Leopold I. in den alten Freiherrenstand erhoben, bekam die Anrede "Wohlgeboren" und die Bestätigung des Prädikates "Edler Herr", dazu eine Wappenbesserung (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 390.7). Johann Friedrich Seiler, mittlerweile kaiserlicher geheimer Rat und Hofkanzler, sowie sein gleichnamiger Vetter, Hofrat und Assessor bei der Österreichischen Hofkanzlei, bekamen am 5.11.1712 unter Kaiser Karl VI. den Grafenstand für das Reich und die Erblande nebst einer weiteren Wappenbesserung (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 390.8).
Dieser erste Reichsgraf von Seilern, k.u. k. Geheim- und Konferenzrat, 1715 österreichischer Hofkanzler, hatte einen gleichnamigen Neffen adoptiert, Johann Friedrich II. (1675-1751), vermählt mit Anna Maria Gräfin Lengheim, gest. 1741, k. k. wirklicher Geheimrat, Vize- und Hofkanzler, der die Stammreihe begründete. Die Weitergabe von Wappen und Titel an Schwestersöhne war bereits im Diplom von 1696 geregelt (Bewilligung, ein oder zwei Schwestersöhne bei Mangel an Deszendenz zu adoptieren mit allen freiherrlichen Rechten), ebenso im Diplom von 1712 (Adoption, falls er ohne Erben sterben würde).
Das Wappen von 1684 ist einfacher aufgebaut und von den Farben her etwas anders: Geviert, Feld 1 und 4: in Blau ein gekrönter, golden-bewehrter, schwarzer Adler, Feld 2 und 3: in Rot zwei schräggekreuzte (lange) Dolche mit goldenen Griffen. Zwei gekrönte Helme: Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit schwarz-blauen Decken ein gekrönter golden-bewehrter, schwarzer Adler, Helm 2 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken zwei schräggekreuzte (lange) Dolche mit goldenen Griffen zwischen zwei roten Büffelhörnern.
Das freiherrliche Wappen von 1696 nimmt den Herzschild auf und ändert die Farben. Vom oben beschriebenen gräflichen Wappen aus dem Jahre 1712 unterscheidet es sich nur dadurch, daß beim freiherrlichen Wappen die Adler nach heraldisch rechts sehen, beim gräflichen einwärts, also der eine nach links und der andere nach rechts. Und der Herzschild wurde 1712 gräflich gekrönt, aus den Dolchen wurden Degen mit ihren zeittypischen Griffen. Als Schildhalter des gräflichen Wappens dienen rechts ein schwarzer, widersehender Adler, links ein doppelschwänziger, goldener Löwe, ebenfalls widersehend. Beide sind golden gekrönt. Und der dritte Helm vervollständigt das Oberwappen. Die Erhebung in den Grafenstand als "von Seilern und Aspang" spiegelt den Erwerb des Schlosses in Aspang-Markt im Jahre 1711 wider.
Die um den Schild gelegte Ordens-Collane ist die des königlich-ungarischen St.-Stephans-Ordens (korrekt: Königlich Ungarischer Orden des Heiligen Apostolischen Königs Stephan). Typisch sind die Glieder, deren erste Sorte das Monogramm MT für Maria Theresia bildet, wobei das T mittig in das M gesenkt wird, und deren zweite Sorte das Monogramm SS für Sanctus Stephanus bildet, beide jeweils getrennt von der Stephanskrone als dritter Sorte Glieder. Ebenso ruht die ungarische Stephanskrone über dem abhängenden Tatzenkreuz unten in der Mitte.
Die Grafen von Seilern und Aspang erlangten 1763/1772 die Herrschaft Litschau; sie stand zum Verkauf, nachdem der Vorbesitzer, Johann Anton Graf von Kuefstein, in Konkurs gegangen war. Konkret war der Erwerber Christian August Graf von Seilern und Aspang (22.4.1717-15.11.1801), der Sohn des oben erwähnten Adoptierten, Johann Friedrich II. (1675-1751), vermählt mit Anna Maria Gräfin Lengheim. Er selbst heiratete 1741 Charlotte (Karolina) Gräfin zu Solms-Braunfels-Sonnenwalde (1725-1783). Der erfolgreiche Diplomat, Botschafter in London, Staatsmann und Präsident der Obersten Justiz kaufte nicht nur Litschau, sondern auch noch die Herrschaft Alt Titschein und die bei Wien gelegene Herrschaft Hetzendorf und den dortigen Gutsbetrieb (nicht das Schloß selbst). In Litschau ließ der Erwerber neben dem immer mehr verfallenden alten Schloß ein neues Schloß im Stil der Zeit als Jagdsitz erbauen, deshalb kann dieses Wappen dem Grafen Christian August zugeordnet werden, auch der Stephansorden gibt der Zuordnung Gewißheit, denn er war Großkreuzträger. 1801 kam die Herrschaft Litschau an seinen Sohn, Josef Graf von Seilern und Aspang.
Seit dem Erwerb der Herrschaft betreibt die gräfliche Familie in der Region Forst- und Teichwirtschaft (Schloßfischerei Litschau). Aktueller Inhaber ist Franziskus Graf von Seilern und Aspang, Sohn von Johannes Graf von Seilern und Aspang (6.6.1945-) und Elisabeth Franziska Maria Désirée von Goeß, Enkel von Franz Joseph Maria Carl Graf von Seilern und Aspang (18.8.1914-) und Aglae Gräfin von Waldstein, Herrin von Wartenberg, Urenkel von Joseph Graf von Seilern und Aspang (25.11.1883-18.8.1939) und Theresia Gräfin Lazansky, Freiin von Bukowa, Ururenkel von Franz Graf von Seilern (10.9.1859-23.1.1919) und Aspang und Gräfin Helene von Wenckheim, Ururenkel von Joseph Graf von Seilern und Aspang (14.9.1823-18.6.1868) und Elisabeth Gräfin von Stürgkh, Urururenkel von Joseph Graf von Seilern und Aspang (22.6.1793-19.3.1861) und Mária Leopoldina Zichy, Ururururenkel von Karl Graf von Seilern und Aspang (6.3.1754-5.5.1806) und Maximiliana Gräfin von Wurmbrand-Stuppach und damit Urururururenkel von Schloßerbauer Christian August Graf von Seilern und Aspang.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf
Google Maps: https://www.google.de/maps/@48.9445446,15.04051,18z - https://www.google.de/maps/@48.9445185,15.040348,270m/data=!3m1!1e3
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Schloß Litschau auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Litschau
Schloß Litschau auf Burgen-Austria: http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=573
Schloß Litschau auf NÖ Burgen online: http://noeburgen.imareal.sbg.ac.at/result/burgid/2090
Schloß Litschau auf Wehrburgen-AT: http://www.wehrbauten.at/noe/niederoesterreich.html?/noe/litschau/litschau.html
Schloßfischerei Litschau: http://www.schlossfischerei-litschau.at/
Webseite des Wild- und Fischvertriebs: https://schlosslitschau.at/
Grafen von Kuefstein in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Kuefstein
Stammliste der Grafen von Kuefstein in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Stammliste_der_Kuefstein#Stammliste_nach_Hans_Jakob
Kuefsteinsche Herrschaft Litschau: https://de.wikipedia.org/wiki/Kuefstein'sche_Herrschaft_Litschau
Johann Paul Hocher auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Paul_Hocher
Hans Wagner: Johann Paul Freiherr von Hocher, in: Neue Deutsche
Biographie, Bd. 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN
3-428-00190-7, S. 287 f. https://www.deutsche-biographie.de/gnd119265648.html#ndbcontent - https://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016326/images/index.html?seite=301
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 373.35 https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4385890
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 189.24 https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=2379604
Wappen Hocher von 1660 in der Fischnaler Kartei: https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=16425&sb=Hocher&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=16428&sb=Hocher&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=16427&sb=Hocher&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=16429&sb=Hocher&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=16426&sb=Hocher&sw=&st=&so=&str=&tr=99
Grafen von Rottal auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Rottal_(Adelsgeschlecht)
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 390.6 https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=2722067
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 390.7 https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=2722068
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 390.8 https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=2722069
Johann Friedrich von Seilern in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Friedrich_von_Seilern
Christian August von Seilern in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_August_von_Seilern
Christine Nowak: Christian August Graf Seilern (1717-1801) als
Diplomat, Dissertation, Wien 1968
Grafen von Seilern und Aspang auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Seilern_(Adelsgeschlecht)
Ungarischer Stephansorden auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/K.u._Sankt_Stephans-Orden
Karl Graf Kuefstein: Studien zur Familiengeschichte, IV. Teil:
18. und Beginn des 19. Jahrhunderts, Wien 1928 https://www.google.de/books/edition/Studien_zur_Familiengeschichte/opILAwAAQBAJ S. 1-22
Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik
©
Copyright bzw. Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard
Peter 2022
Impressum