Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3037
Namedy (zu Andernach, Landkreis Mayen-Koblenz)

Schloß Namedy - die Wappensteine erzählen seine Geschichte

Schloß Namedy liegt am linken (westlichen) Rheinufer im gleichnamigen Andernacher Stadtteil. Hier weichen die Hügel in einem langgezogenen Bogen zurück und geben Platz für eine ebene Zone für Siedlung und Landwirtschaft, die über zwei Engstellen Anschluß an die Außenwelt hat, im Südosten nach Andernach und im Nordwesten nach Brohl-Lützing. Diese naturräumlich fast isolierte  Zone ist in der südöstlichen Hälfte besiedelt, und am Nordwestende von Namedy ist das Schloß zu finden, in der Nähe des Namedyer Baches und nahe der dahinter ansteigenden Hügelkette. Schloß Namedy spiegelt in seiner heutigen Erscheinung eine sehr bewegte und vielfältige Geschichte wider, ging durch viele Hände und wurde vielfach umgebaut. Die Gebäude sind weit entfernt von Einheitlichkeit und Konsistenz, sind aber durch die sich überall überlagernde Geschichte äußerst interessant. Das Schloß ist bewohnter Privatbesitz und normalerweise nicht zugänglich. Dankenswerterweise wird das Schloß aber für viele Veranstaltungen geöffnet, so daß man es bei diesen Gelegenheiten außen und innen besichtigen kann. Das sind zum einen offene Veranstaltungen wie Adventsmarkt und Weihnachtszauber (dabei sind alle nachfolgenden Photos entstanden), oder Kulturveranstaltungen, wie Konzerte, Herbstbälle, Freilichttheater etc. Mittlerweile ist Schloß Namedy eine feste Größe im Kunst- und Kulturprogramm der Region. Das Schloß wird weiterhin für Firmenfeiern, Konferenzen, Tagungen oder private Feiern wie Hochzeiten und andere Familienfeiern geöffnet, ebenso für Galadiners im Rahmen von Pauschal-Rheinreisen.

 

In seiner heutigen Form besteht Schloß Namedy aus zwei rechteckigen Einheiten, die übereck aneinanderstoßen und sich an der Verbindungsstelle gegenseitig durchdringen. Der Steinhof bildet die ca. 40 m x 40 m große Vorburg. Zwei Flügelbauten bilden seine Südwest- und seine Südostseite. Das Schloß nimmt den Großteil der Nordwestseite ein, und der Rest ist Mauer mit dem Torbau in der Nordostmauer und dem Übergangstor zum Kieshof zwischen Schloß und Südwestflügel. Das andere Rechteck mit dem eigentlichen Schloß und dem Kieshof mißt ca. 44 m x 48 m. Das Schloß besteht aus drei Flügeln, einem im Nordwesten, einem längeren im Nordosten und einem kurzen im Südosten. Nach Nordwesten überschreitet ein angebauter Saalbau die bisher aufgezogenen Begrenzungen. Das Schloß besitzt insgesamt 6 Türme, einen besonders großen an der Ostecke, den Steinhof der Vorburg überragend, einen Treppenturm hofseitig am Nordostflügel, einen an der Nord- und an der Westecke der Gebäude und zwei am niedrigen Saalanbau. Dabei läßt sich gut die Baugeschichte ablesen: Der älteste Bau liegt genau an der Stoßstelle zwischen den beiden Rechtecken und bestand aus einem quadratischen Wohnbau mit zwei Türmen. Dieser Teil ist spätgotisch und stammt aus der Mitte des 14. Jh. Dann erfolgte in der Renaissance die Verlängerung des Wohnbaus nach Nordwesten, in der Mitte des 16. Jh. anzusetzen. Im Barock entstanden die Vorburg und die Umfassungsmauern beider Höfe samt Torbau. Die Dimensionen des Herrenhauses blieben, allerdings wurden Fenster und Innenräume modernisiert. Im Historismus kamen der lange und der kurze Seitenflügel des Schlosses hinzu, und alle bisherigen Gebäude wurden aufgestockt. Anfang des 20. Jh. kam der Saalbau im Nordwesten hinzu.

 

Die Wasserburg der Hausmann von Namedy
Wie hat sich all das entwickelt? Der Ursprung war eine Wasserburg des 14. Jh. im spätgotischen Stil, erbaut von den Rittern Hausmann von Namedy, die aus einer Andernacher Rats- und Schöffenfamilie kamen. Ein zweigeschossiges festes Haus von etwa quadratischem Grundriß besaß einen runden Treppenturm im Westen und einen dreiviertelrunden Turm im Osten. Das war der Anfang des späteren Schlosses. Der Besitz war ein Lehen des Frauenstifts Essen. Die Landesherrschaft lag bei Kurköln.

Zum Glück haben sich zahlreiche Wappensteine an der Burg erhalten, anhand derer wird nun die komplexe und wechselhafte Geschichte der Burg und die Wandlung zum Schloß erzählt. Beginnen wir die Tour der Wappensteine in der südlichen Ecke des mit einer Zinnenmauer eingefaßten Haupthofes. Dort steht, genau wie an der Westecke, ein kleines Rondelltürmchen mit verschiefertem Kegeldach (Abb. weiter oben). Die Türmchen stammen aus der Zeit um 1900. Über dem Zugang zu diesem Türmchen ist ein wesentlich älterer, gerissener und wieder zusammengeflickter Sturz mit dem Wappen der Hausmann von Namedy eingebaut (Abb. oben); deren Schild ist silbern-schwarz geteilt und belegt mit einer goldenen Lilienhaspel (einem goldenen Glevenrad). Der Schild ist in gotisches Blendmaßwerk eingefügt. Vermutlich stammt dieser Stein vom alten Hauptbau und wurde hier zweitverwendet.

Die frühe Genealogie der Hausmann von Namedy ist sehr lückenhaft. Humbracht et al. geben folgende Generationenfolge an: Elias Hausmann von Namedy, Ritter, war vermählt mit Elisabeth von Eltz (zum weißen Löwen), der Tochter von Lancelot von Eltz. Es gibt ein altes, zeitlich passendes  Fenstersturzpaar, datiert auf 1355 (Abb. oben), das zeigt heraldisch rechts den Schild der Hausmann von Namedy wie beschrieben, gegenüber den der von Eltz, geteilt, oben in Rot ein wachsender silberner Löwe, unten golden und ledig. Aufgrund der Angabe bei Humbracht, daß es sich um die Linie zum Weißen Löwen handele, wurde hier die Tingierung der von Eltz-Rübenach angegeben.

Deren Sohn Gerlach Hausmann von Namedy (-1402), war vermählt mit einer Frau zu Hertzbach. Deren Sohn, Wilhelm Hausmann von Namedy, war vermählt mit Zichgin von Eich, der Tochter von Peter von Eich und Gertrud von Saffenburg. Deren Sohn, Gerlach Hausmann von Namedy, war vermählt mit einer nicht näher bekannten Frau von Meinfeld.

Es gibt ein weiteres altes Fenstersturzpaar, datiert auf 1395 (Abb. oben). Der eine Stein zeigt heraldisch rechts den Schild der Hausmann von Namedy wie beschrieben, der andere gegenüber den der von Selbach, in Gold drei schräggelegte schwarze Rauten schrägbalkenweise aneinanderstoßend. Die Einordnung in der Generationenfolge ist unklar.

Die beiden genannten Fenstersturzpaare befinden sich am ältesten Teil des Schlosses zwischen dem großen Ostturm und dem kurzen Südflügel, also in dem Bereich, in dem man einen alten Wohnturm als Keimzelle späterer baulicher Entwicklung sieht. Sie sind im ersten Obergeschoß angebracht, das vor der Aufstockung den Abschluß bildete. Im Bereich der Wappen-Fensterstürze ist hier noch unverputztes Schiefermauerwerk zu sehen. Das ist die einzige Stelle am Hauptbau mit wirklich alten Fensterstürzen, alle anderen sind diesem Vorbild nachgebildet, d. h., alle nachfolgend abgebildeten Fensterstürze sind erst nach 1896 entstanden, auch wenn sie sich auf früher lebende Personen beziehen. Über diesen beiden Fensterstürzen ist ein Maueranker angebracht, der genau die Form des Hausmann-Glevenrades besitzt.

Johann Hausmann von Namedy war vermählt mit Gutta von Gymnich. Für dieses Ehepaar gibt es einen Doppel-Fenstersturz (Abb. oben, Kernbau, Südostseite, zweites Obergeschoß, links) mit beiden Wappenschilden im Blendmaßwerk, heraldisch rechts der Schild der Hausmann von Namedy, gegenüber der der von Gymnich in der Hauptlinie, in Silber ein gedorntes rotes durchgehendes Balkenkreuz. Hier ist die Darstellung abweichend, unrichtig mit gewellten und nicht gedornten Begrenzungslinien.

 

Für die genannte Gutta von Gymnich gibt es einen aus Basalt gehauenen Grabstein, an der Wand des Haupthauses befestigt (beide Abb. oben). Man findet ihn, wenn man das Tor von der Vorburg zur Hauptburg durchschreitet, gleich rechterhand an der Rückseite der Tormauer.  Die Umschrift, soweit lesbar, lautet: "... die (sancti) bartholomei ... gutta de gi(m)nich req(ui)escat i(n) pa(ce)". Die beiden oberen Ecken fehlen, unten ist die Platte eingewachsen. Von den beiden Wappenschilden ist derjenige der Hausmann gut erhalten und zeigt ein sehr schön gearbeitetes Glevenrad, der Schild der von Gymnich ist aber fast völlig zerstört; die Schlagmarken zeigen, daß das absichtlich abgeschlagen wurde. Die wenigen erhaltenen Partien zeigen jedoch, daß es sich um ein gedorntes Kreuz gehandelt hat.

Deren Sohn Johann Hausmann von Namedy war verheiratet mit Hildegard Wolff von Rheindorf. Auch für diese Generation gibt es ein Fenstersturzpaar (Abb. oben, Kernbau, Südostseite, zweites Obergeschoß, rechts) mit den beiden Wappenschilden, heraldisch rechts das Wappen der Hausmann von Namedy wie oben beschrieben, gegenüber das der westfälischen Wolff von Rheindorf, die im schwarz-silbern geteilten Schild oben einen silbernen Wolf führen (Rietstap: "Coupé, au 1, de sable, à un loup arrêté d'argent, au 2, d'argent plein. Cimier: le loup, soutenu d'un chapeau de tournoi de sable"). Das Wappen ist hier etwas ungewöhnlich dargestellt, der Wolf linksgewendet und exzentrisch positioniert.

Johann und Hildegard hatten drei Kinder, Antonius, von dem gleich die Rede sein wird, Eberhard, welcher Anna von Wolff-Metternich heiratete, und Hildegard, die Wilhelm von Püttlingen heiratete. Der erstgenannte, Antonius Hausmann von Namedy, Dr. iur., Ritterbürgermeister von Koblenz und Ratsangehöriger, war vermählt in zweiter Ehe mit Margarethe von Eltz. Diese beiden ließen in der Mitte des 16. Jh. den bisherigen Bau, zwei Fensterachsen tief und zwei Fensterachsen breit, um 27 m bzw. um neun Fensterachsen in nordwestlicher Richtung verlängern. Danach war der Wohnbau viermal so lang wie vorher. Die Nordecke wurde mit einem weiteren Rundturm versehen, so daß das Bauwerk vom Rhein aus gesehen eine neue Symmetrie bekam. Zwischen dem alten Wohnturm und der Erweiterung ist auf der Rheinseite deutlich eine entsprechende Baufuge zu erkennen.

Am Altbau läßt sich die größte und schönste Wappentafel diesem Bauherrenpaar zuordnen (Abb. oben und unten). Sie ist an einem kleinen, einfenstrigen Erker aus Tuffstein direkt im Winkel zwischen Altbau und Südflügel angebracht, über einem Zugang mit Rundbogentür und gekehltem Gewände aus Basaltlava. In der Mitte dient ein Herold mit dem an zwei Ketten über die Schultern gehängten und auf die Brust fallenden Schild des Reichs als Schildhalter. Dolch und Schwert hat er locker um die Hüften gebunden. Heraldisch rechts ist das Vollwappen der Hausmann von Namedy ("HVSMAN") zu sehen, silbern-schwarz geteilt, belegt mit einer goldenen Lilienhaspel (Glevenrad), auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein silberner, wachsender Brackenrumpf zwischen einem offenen Flug, beiderseits wie der Schild bezeichnet. Das zweite Wappen ist das der von Eltz ("ELTZ"), rot-silbern geteilt, oben wachsend ein goldener Löwe, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein goldener Löwe wachsend zwischen einem mit silbernen (auch als golden beschrieben) Lindenblättern bestreuten roten Flug. Hier fehlt der sonst übliche, hermelingestulpte rote Turnierhut, aus dem der Löwe normalerweise wächst.

Über den beiden Wappen ist hinter dem Kopf des Herolds ein Schriftband gespannt mit dem Segenswunsch: "PAX CHRISTI HVIC DOMVI" - der Friede Christi sei mit diesem Hause. Unter den Wappen ist zu lesen: "A NAMEDY S(VM) PRISCA DOMVS GENEROSA PROPAGO / HVSMANORVM QVORV(M) ANTE ET LONGISSIMA SECLA / EX ANDERNACO PRECLARA EXTABAT ORIGO / HOS DEVS OMNIPOTENS LONGVM CONSERVET" - ich bin von Namedy, ein altehrwürdiges Haus, ein edler Sproß der von Hausmann, deren illustrer Ursprung in Andernach lag, möge Gott der Allmächtige diese lange erhalten. Und es gibt noch eine dritte Inschrift, die im oberen Teil auf dem Rand der Platte umläuft, und dort ist auch die Datierung zu finden, wenngleich eine Ziffer fehlt: "D(OMINVS) ANTONIVS HVSMAN DE NAMED(Y) ... ET D(OMINA) MARGARETHA DE ELTZ ... CONIVGES LEGITIMI 154" - Herr Anton Hausmann von Namedy, Frau Margaretha von Eltz, rechtmäßige Eheleute.

 

Abb. links: Blick auf den hofseitigen Treppenturm, an der Westecke des ehemaligen Wohnturmes. Das oben gezeigte Wappen befindet sich in Höhe des ersten Obergeschosses an der Brüstung des kleinen Erkers rechts neben dem Turm. Abb. rechts: Der obere Abschluß des Turmes ist über einem Maßwerkfries polygonal gestaltet. Das weiter unten gezeigte Wappen befindet sich auf der dritten sichtbaren Fläche von links.

Die gleiche Wappenkombination, aber nur als Schilde, ist auf dem aus Basalt gefertigten Türsturz des überdachten Vorbaus zu einem Nebeneingang auf der Südostseite (Abb. oben und unten), beschriftet mit "HVSMAN" und "ELTZ". Glevenrad, Löwe und die eingehauene Namenszuordnung sind golden gefaßt.

Noch einmal taucht diese Wappenkombination auf, hoch oben am hofseitigen Turm als Spolie eingemauert auf einer der Flächen des polygonalen Abschnitts, oberhalb des Maßwerkfrieses und unterhalb eines Ovalfensters; sie ist undatiert (Abb. unten). Die Datierung des Turms darunter mit Mauerankern auf das Jahr 1355 ist frei erfunden und eine historistische Zutat. Auch die aus weiteren Mauerankern gebildete Zahl 1399 ist ebenso eine freie Zutat des ausgehenden 19. Jh. Die Zahlen sind einfach aus den Fensterstürzen (siehe oben) abgeleitet und beruhen nicht auf einer echten Datierung der jeweiligen Mauern.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg schwer verwüstet und 1633 von den Schweden geplündert, aber danach wiederaufgebaut. Danach bestand sie aus dem Wohnturm mit seinen beiden Türmen und einer Verlängerung des Wohnbaus nach Nordwesten, mit einem weiteren Turm an der Nordecke. Die Wohngebäude waren zweistöckig. Der kaiserliche Obrist Friedrich Ruprecht von Hausmann und Riolsburg (-1666, NICHT 1676 wie oft zu lesen), starb als der letzte der Familie im Mannesstamm in Meran. Er war der Sohn von Adolph Hausmann von Namedy, und auch seine Brüder hinterließen keine Erben. Er heiratete Maria Susanna von Pappenheim, die Tochter von Philipp Thomas von Pappenheim.

Anna Katharina von Hausmann, die Tochter des Obristen und die Erbin von Namedy, war vermählt mit Andreas von Klepping. Diesem Paar ist eines der Fenstersturzpaare eines gekoppelten Fensters gewidmet (Abb. oben und unten). Heraldisch rechts wird das Wappen der von Klepping dargestellt, in Gold ein schwarzer Sparren, belegt mit drei goldenen, vorwärtsgekehrten Widderköpfen. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu schwarz-goldenen Decken ein wachsender goldener Widderkopf mit Hals (Wappenbuch des Westfälischen Adels, Otto Hupp, Münchener Kalender 1936). Es handelt sich um ein turnierfähiges Geschlecht der Stadt Dortmund, das am 20.11.1740 erloschen ist. Es folgten als Besitzer Franz Wilhelm von Klepping gen. Hausmann von Andernach und Namedy, dann Johann Melchior Maximilian von Klepping gen. Hausmann von Andernach und Namedy. Die von Klepping haben die geerbte Burg nie bewohnt, hatten kein Interesse an ihr und entschlossen sich daher zum Verkauf. Bis zu diesem Zeitpunkt bestand die Burg aus dem etwa quadratischen, zweistöckigen Kernbau, dem Wohnturm von zwei Fensterachsen mit je einem Turm an der West- und an der Ostecke, und einem nach Nordwesten angebauten zweistöckigen Erweiterungsbau von neun Fensterachsen Länge.

Barocker Umbau unter den von Solemacher
Der letztgenannte verkaufte den Besitz in Namedy am 27.9.1700 an Johann Arnold von Solemacher (29.8.1657-17.11.1734), kurkölnischer Geheim- und Hofrat, kurtrierischer Geheimrat und Hofkanzler und Revisions-Direktor, und dieser baute die Burg aus. 1702 beurkundete Bernhardina Sophia, Äbtissin des Frauenstifts Essen, die Übertragung des Lehens von Johann Melchior Maximilian von Klepping gen. Hausmann auf Johann Arnold von Solemacher. Dieser war der Sohn von Johann von Solemacher (28.4.1624-11.7.1682) und Maria Anna Katharina von Trimps. Seine Großeltern väterlicherseits waren Nikolaus Solemacher, Ratsherr zu Koblenz, Herr zu Lay und Mayen (-29.8.1657) und Maria Margarethe Jordan(s) aus Neuß. Der Urgroßvater war Johann Solemacher (-12.6.1641). Johann Arnold hatte in Trier studiert und war seit 1677 Licentiat der Rechte. Er wurde 1679 Assessor beim Hofgericht in Koblenz, trat dieses Amt aber wegen Auslandsaufenthalten in Italien und Frankreich erst 1681 an. Er wurde kurtrierischer Hofrat. Ab 1685 stand er in kurkölnischen Diensten und kümmerte sich um die Verwaltung des Erzstiftes Köln während der Abwesenheit von Kurfürst Joseph Clemens. Dieser dankte es ihm mit der Beförderung vom Hofrat zum Geheimen Rat und später zum Kanzler. Er war kaiserlicher Abgeordneter bei den Friedenskongressen in Nimwegen, Den Haag und Utrecht. Danach kehrte er in kurtrierische Dienste zurück als Koblenzer Hofkanzler für Kurfürst Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg. Er hatte Maria Elisabeth von Steinhausen geheiratet, die Tochter von Johann Melchior von Steinhausen, Beisitzer am Reichskammergericht, und dessen Frau, Anna Katharina von Esch.

Auf das Jahr 1709 ist der Schlußstein eines Torbogens zwischen Vorburg und Hauptburg datiert, über dem das noch unvermehrte Wappen der von Solemacher angebracht ist, in Blau drei (2:1) goldene Sterne (Abb. oben).

Dieser Solemacher wurde am 4.1.1718 durch Kaiser Karl VI. nach Hinzufügung von Namen und Wappen der Familie Hausmann von Namedy in den Reichsritterstand erhoben. Seitdem ist das Wappen geviert, Feld 1 und 4: in Blau drei (2:1) goldene Sterne (Solemacher), Feld 2 und 3: in silbern-schwarz geteiltem Feld ein goldenes Glevenrad (Hausmann), auf dem gekrönten Helm mit rechts blau-goldenen und schwarz-silbernen Decken ein goldener facettierter sechszackiger Stern (Siebmacher Band: Na Seite: 13 Tafel: 14, Band: PrGfE Seite: 46 Tafel: 31, Band: Pr Seite: 384 Tafel: 432). Dieses vermehrte Solemacher-Wappen ist auf der Innenseite des Torbogens zwischen Vorburg und Hauptburg angebracht (Abb. oben). Darüber flankieren zwei mächtige Voluten einen jetzt ohne Aufsatz funktionslosen Sockelstein.

Für dieses Ehepaar gibt es ein Fenstersturzpaar mit den beiden Wappenschilden, heraldisch rechts derjenige des Ehemannes, links derjenige der von Steinhausen, eine von zwei Katzenmasken begleitete eingebogene, nach der Schraffur schwarze Spitze mit einem Löwen, der in der rechten Pranke drei Pfeile hält (Abb. oben und unten).

Ein solches Wappen ist z. B. im Rothenburger Geschlechterbuch des Johann Friedrich Christoph Schrag (1703-1780) dokumentiert, ohne Tinkturen, als Kleinod drei Straußenfedern. Die Verbindung kommt dadurch zustande, daß eine Frau von Steinhausen, Tochter eines Prokurators am Reichskammergericht, 1730 Johann Rudolf Sachs heiratete, Doktor beider Rechte, Advokat am Reichskammergericht zu Wetzlar, Sohn der Johanna Schrag. 

Hierzu paßt ein Wappen über dem neuen Hauptzugang am 1896 erbauten neuen Westflügel, nahe dem Eck zum Altbau (Abb. oben und unten). Ansonsten paßt an diesem Wappen nichts, denn der Stein im Giebeldreieck wurde einerseits erneuert, wenn es denn ein originales Vorbild, möglicherweise in Zweitverwendung, gab, und ist andererseits anachronistisch: Nicht nur gab es diesen Flügel zur angegebenen Jahreszahl 1682 noch gar nicht, sondern dem Paar gehörte die Burg damals auch noch nicht. Vielleicht ist mit der Jahreszahl auch ein anderes Ereignis als die Dokumentation des Umbaus gemeint. Das Portal selbst ist original barock, aber nicht original an diesem Ort, sondern es wurde aus unbekannter Quelle hierher gesetzt.

Die Inschrift unter dem Wappen lautet: "JOHAN ARNOLD VON SOLEMACHER / MARIA ELISABETH VON STEINHAUSEN / EHELEUT 1682". Darüber sieht man die Vollwappen der von Solemacher und der von Steinhausen, ersteres mit dem Stern der Helmzier zwischen einem Flug, letzteres nur mit einem einzigen Katzenkopf im Schild und fünf Pfauenfedern als Helmzier. Beide Schildmotive sind unter der erhaben gearbeiteten Inschrift noch einmal in einem vertieften Kreis dargestellt. Rechts und links der Inschriftentafel sind im gesprengten Dreiecksgiebel Sonne und Mond dargestellt, beide gesichtet.

Nach dem Kauf der Burg bauten die neuen Eigentümer zwar die Burg barock um, doch dabei wurden weder Längen- noch Höhenausdehnung des Hauptbaus verändert. Vermutlich bekam der ganze Bau einen neuen Dachstuhl, der bis zur Aufstockung um ein Geschoß Ende des 19. Jh. bestand. Die beiden rheinseitigen Ecktürme und der Treppenturm bekamen neue, nun geschweifte Hauben. In den Hauptbau wurden größere Fenster mit Gewände aus Basaltlava gesetzt. Vermutlich wurde auch im Inneren dem Zeitgeschmack entsprechend umgestaltet; das läßt sich aber heute nicht mehr nachvollziehen. Auch die als authentisch und in situ einzustufenden Wappensteine dieses Erwerberpaares sind aus Basaltlava angefertigt, deshalb paßt der oben gezeigte Wappenstein über dem Haupteingang überhaupt nicht in das Bild. Weiterhin entstand in dieser Zeit ein Rundturm an der Westecke des Kieshofes, erheblich größer als das jetzt dort befindliche Türmchen.

Auch am äußeren Tor, das ein großes Torgewände aus Basaltlava, zwei Rollen-Löcher zum Hochziehen einer früher vorhandenen Brücke und ein verschiefertes geschweiftes Dach besitzt, aber ansonsten keinerlei Wehreinrichtungen, gibt es einen inhaltsgleichen Wappenstein aus Basalt, ebenfalls Johann Arnold von Solemacher und Maria Elisabeth von Steinhausen zuzuordnen (Abb. oben und unten). Der Stein ist nicht datiert und ohne Inschrift. Er stammt aus der Zeit des barocken Ausbaus nach 1700.

Während des barocken Ausbaus entstand die Mauer des inneren Burghofes, die diesen im Westen rechteckig umschließt, damals noch ein wenig enger als heute. An der Westecke wurde ein kleiner Turm mit Haubendach errichtet. In der Mitte der Mauer an der Südwestseite entstand ein barockes Gartenportal mit vorgelagerter Steinbrücke über den Wassergraben. 

Der Ausbau der zweistöckigen, aus zwei L-förmig zueinander stehenden Flügeln bestehende Vorburg erfolgte ab 1703 (Abb. oben).  Durch vier entsprechende Maueranker ist dieses Jahr an der Wand verewigt. An der hofseitig vorgebauten vorgezogenen Einfahrt des Südostflügels befindet sich auf dem Schlußstein des Basalt-Bogens ebenfalls das Wappen der Bauherren, Johann Arnold von Solemacher und Maria Elisabeth von Steinhausen. Auch hier sieht man den goldenen Stern zwischen einem Flug als Kleinod des Solemacher-Wappens und die Form mit nur einem einzigen hersehenden Katzenkopf beim Steinhausen-Wappen, als Kleinod der Pfauenfederstoß (Abb. unten). Dieser Stein ist dem zuvor gezeigten ganz ähnlich gestaltet. Das Vorburg-Gebäude links anschließend vom gezeigten ist älter und trägt Maueranker mit der Jahreszahl 1550.

Johann Arnolds Sohn war Johann Hugo von Solemacher (28.12.1701-2.3.1763) zu Namedy und Horchheim, Burgmann zu Katzenelnbogen (durch seine Frau hatte er die Burgmannschaft erhalten), kurtrierischer Hofrat. Er heiratete am 19.8.1725 auf Schloß Langenau an der Lahn Elisabeth Charlotte Franziska Freiin von Marioth (9.1.1701-25.3.1744), die Tochter von Johann Franz Freiherr von Marioth von und zu Langenau (1.12.1663-18.3.1726), kurpfälzischer Oberamtmann zu Mosbach im Odenwald, Geheimer Rat des Landgrafen Wilhelm von Hessen-Rheinfels, und dessen Frau, Clara Katharina Eleonore Freiin von Sohlern (17.9.1674-28.1.1704). Er erlangte am 3.3.1733 die Aufnahme in die mittelrheinische Reichsritterschaft und gleichzeitig für sich und seine Nachkommenschaft den Freiherrentitel.

Dieses Paar sehen wir auf den beiden Fensterstürzen eines gekoppelten Fensters (Abb. oben, Südflügel, Südseite, zweites Obergeschoß, links) mit seinen Wappen repräsentiert, heraldisch rechts das gevierte Wappen der von Solemacher wie zuvor beschrieben, auf der anderen Seite das Wappen der von Marioth, dieses zeigt in Blau einen gekrönten goldenen Löwen, auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken der goldene gekrönte Löwe wachsend. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: NaA Seite: 31 Tafel: 50. Im Rietstap findet es keine Erwähnung. Die Familie stammt aus Lüttich (Liège, Luik) in Belgien, wo sie zum bürgerlichen Patriziat gehörte. Im Lahntal wurde sie durch Bergbau und Hüttenwesen wohlhabend.

 

Am 1896 errichteten Anbau befindet sich über dem gartenseitigen Portal an der Westseite eine stellenweise mit hellem Ersatzmaterial geflickte Spolie (beide Abb. oben, Abb. unten). Der aus Basalt gehauene, schwarze und ältere Wappenstein zeigt heraldisch rechts in ovaler Kartusche das gevierte Solemacher-Wappen, links den gekrönten Löwen der von Marioth. Der Stein ist nicht datiert, stammt aber offensichtlich auch aus der Zeit des vorgenannten Besitzerehepaares. Das hohe und schlanke Rundbogen-Portal selbst mit seiner Fugenschnitt-Rustika-Blende und der historistischen zweiflügeligen Holztür mit Oberlicht stammt vom Ende des 19. Jh.

Johann Hugos Sohn Johann Melchior Xaver Nepomuk von Solemacher (16.12.1734-20.5.1820), kurkölnischer Geheimrat, Mitglied der mittel- und niederrheinischen Reichsritterschaft, Herr und Erbvogt zu Antweiler und Miesenheim, Herr zu Breisig, Elffgen, Namedy und Vohwinkel, alles im Kurfürstentum Köln, Caden, Engers, Graach, Möntenich und Roes im Kurfürstentum Trier, Stegen und Anbach im Fürstentum Nassau-Stegen, Brachtendorff und Weyer im reichsritterschaftlichen Kanton Niederrhein, Bocheln, Endlichhofen und Waldschmidt im reichsritterschaftlichen Kanton Mittelrhein, mußte vor der Ankunft der französischen Truppen mit allem Inventar nach Koblenz fliehen. Er hatte am 13.6.1758 auf Haus Endenich bei Bonn Maria Anna Salome Clara von Lapp (5.2.1737-10.12.1808) zu Endenich geheiratet, die Tochter von Joseph Clemens von Lapp (-1765) zu Endenich, kurkölnischer Geheimer Rat und Kanzleidirektor, und dessen Frau, Maria Katharina von Canto, Erbfrau zu Antweiler, Elffgen, Vohwinkel und Graach. Clara von Lapp war die Erbin von Antweiler, Elffgen, Vohwinkel und Graach. Dadurch kam 1765 u. a. Antweiler in den Besitz der von Solemacher. Das Wappen Lapp (Balken, oben Adler) konnte noch nicht bei den Fensterstürzen lokalisiert werden.

Intermezzo und noch einmal Solemacher, historistischer Umbau
Danach ging der Besitz in Namedy erst einmal an eine andere Familie: Melchior Xavers Tochter, Maria Josepha (Josephine) Aloysia Ephrosia von Solemacher (15.2.1773-1836), Erbfrau zu Namedy, vermählte sich am 30.3.1799 mit Christoph Josef Linz, kurfürstlich trierischer Geheimrat. Da Namedy ihr Erbteil war, kam es so zu einem Intermezzo des Besitzes in den Händen der Familie Linz. Ihr gemeinsamer Sohn war Franz Linz, Oberregierungsrat, und dann folgte Wilhelm Linz, Mayener Landrat, der Namedy 1896 wieder an die Familie von Solemacher zurückverkaufte.

In der Zwischenzeit kümmern wir uns um den Bruder von Josephine: Melchior Xavers Sohn, Josephines Bruder war Johann Matthias Joseph Ignatius von Solemacher zu Antweiler (17.1.1769-18.2.1844), Herr zu Antweiler und Vohwinkel, Mitherr zu Endlichhofen und Waldschmidt, der in kurkölnischen, herzoglich-arembergischen, großherzoglich-bergischen und zuletzt in königlich-preußischen Justiz-Diensten stand. Er heiratete am 20.4.1797 Maria Anna Magdalena Henriette von Braumann (11.9.1769-11.2.1848), die Tochter von Hermann Franz Liborius von Braumann zu Silikum, Herr zu Euchenheim, Oedingen und Silikum, kurkölnischer Geheimer Rat und Land-Rentmeister, und dessen Frau, Maria Anna Dorothea Walburgis Reichsfreiin von Mylius.

Für dieses Paar gibt es ein passendes Fenstersturzpaar (Abb. oben und unten, Südflügel, Südseite, erstes Obergeschoß, links) mit zwei Wappenschilden in den gotisierenden Blendbögen, heraldisch rechts das gevierte Solemacher-Wappen wie beschrieben, links das Wappen der aus Aachen stammenden Familie von Braumann, in Silber auf grünem Grund ein natürlicher wilder Mann, um Stirn und Hüften grün bekränzt, mit der Rechten eine Keule schulternd, in der Linken einen grünen Olivenzweig haltend (Rietstap: "d'argent, au sauvage, ceint et couronné de lierre, posé sur une terrasse de sinople armé d'une massue posée sur son épaule dextre et tenant de sa main senestre levée une branche d'olivier, le tout au naturel. Casque couronné. Cimier: le sauvage, issant. Lambrequin: d'argent et de sinople", Siebmacher Band: Bg11 Seite: 46 Tafel: 61, Band: Pr Seite: 97 Tafel: 126).

Bis hierhin sind durch die Fensterstürze die bisherigen Besitzer mit ihren Ehefrauen repräsentiert. Zwei originale Fensterstürze aus dem 14. Jh., also aus der Zeit der Hausmann von Namedy, geben die Idee vor, die Johann Arnold Freiherr von Solemacher und Marie-Luise von Veltheim Ende des 19. Jh. bei ihrem Ausbau des Schlosses systematisch vervollständigten und ihre eigene aufsteigende Vorfahrenreihe dazu nahmen: Braumann, Marioth, Steinhausen etc.

In der Zwischenzeit waren die von Solemacher in Person des Anton Franz Hermann von Solemacher-Antweiler (24.2.1802-), Sohn von Matthias, am 18.10.1861 in den erblichen preußischen Freiherrenstand erhoben worden. Die Freiherrenwürde wurde mit einem Diplom von 1869 auf seine gesamte eheliche Deszendenz ausgeweitet. Dieser hatte am 25.8.1831 auf Schloß Grünhaus Luise Wilhelmine von Handel auf Grünhaus (4.4.1812-) geheiratet, die Tochter von Johann Friedrich von Handel auf Grünhaus bei Trier, königlich-preußischer Geheimer Regierungsrat und Ritterschaftsdeputierter, und dessen Frau, Caroline Friederike Wilhelmine Irmine Freiin von Wallbrunn aus der Linie zu Schloß Partenheim.

Für dieses Paar gibt es ein weiteres Fenstersturzpaar (Abb. oben und weiter oben, Südflügel, Südseite, erstes Obergeschoß, rechts) mit den passenden beiden Wappenschilden im Blendmaßwerk, heraldisch rechts das gevierte Solemacher-Wappen wie beschrieben, links das Wappen der von Handel, in Blau drei (2:1) silberne Sterne (Rietstap: "D'azur, à trois étoiles d'argent. Casque couronné. Cimier: trois plumes d'autruche d'argent", Siebmacher Band: Pr Seite: 157 Tafel: 206).

Deren Sohn war Friedrich Matthias Maria Freiherr von Solemacher-Antweiler (9.9.1832-), Besitzer des Rittergutes Grünhaus, Devotionsritter des Malteserordens, Abgeordneter der Ritterschaft zum Rheinischen Prozinziallandtag, königlich-preußischer Lieutenant a. D. Zu ihm paßt der Fenstersturz am schmalen Turmfenster (Abb. oben, Ostturm, drittes Obergeschoß, ganz links) mit dem achtspitzigen Malteserkreuz, theoretisch in den Farben Silber und Rot.

Er heiratete am 29.4.1857 auf Schloß Lesdain in Belgien Blanche Marie Rose Théodore Ghislaine de Roisin de Rongy (27.1.1838-). Für dieses Paar gibt es ein passendes Fenstersturzpaar mit zwei Wappenschilden in den gotisierenden Blendbögen (Abb. oben), heraldisch rechts das gevierte Solemacher-Wappen wie beschrieben, links das Wappen der aus dem Hennegau stammenden Familie de Roisin de Rongy; sie führt laut Rietstap einen rot-silbern fünfmal schräggeteilten Schild ("Bandé de gueules et d'argent de six pièces").

Besagte Blanche war die Tochter von Alphonse Maximilien Charles Amour Baudry Ghislain marquis de Roisin de Rongy, baron de Celles, und dessen Ehefrau, Pulchérie Joséphine Maximilienne Ghislaine baronne de Draeck de Ronsèle, dame de Bièrne, Breskens et Péronnes. Zu letztgenannter paßt der Fenstersturz am schmalen Turmfenster (Abb. oben), denn die in Antwerpen und Hainaut vorkommende Familie de Draeck führt nach Rietstap einen gevierten Schild, Feld 1 und 4: in Blau ein goldener geflügelter Drache, Feld 2 und 3: in Silber drei rote Sparren ("Écartelé, aux 1 et 4, d'azur, au dragon ailé d'or, aux 2 et 3, d'argent, à trois chevrons de gueules").

Friedrich von Solemacher und Blanche hatten drei Kinder, 1.) Johann Arnold Anton Maximilian Joseph Maria Freiherr von Solemacher-Antweiler (12.12.1859-12.1.1942), 2.) Maria Adolfina Kasparina Freiin von Solemacher (20.1.1861-) und 3.) Johann Friedrich Alfred Ludwig Lambert Joseph Maria Freiherr von Solemacher-Antweiler (24.5.1862-). Der erstgenannte dieser auf Schloß Grünhaus geborenen Nachkommen erwarb 1896 den ehemaligen Familienbesitz Namedy zurück, Johann Arnold Freiherr von Solemacher-Antweiler. Johann Arnold war königlich-preußischer Kammerherr und Schloßhauptmann in Brühl, seit 1899 Mitglied der rheinischen Ritterschaft. Er war seit 1885 vermählt mit Marie-Luise Freiin von Veltheim (26.6.1865-12.2.1936). Der Ostturm war übrigens kurz nach 1900 wegen Mängeln an der Bausubstanz komplett abgerissen und völlig neu und wesentlich höher wiederaufgebaut worden.

Auch für dieses Paar gibt es ein Fenstersturzpaar über einem gekoppelten Fenster am Turm (Abb. oben):  Heraldisch rechts sieht man das gevierte Solemacher-Wappen wie beschrieben, links das Wappen der von Veltheim, geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein mit zwei silbernen Fäden belegter breiter schwarzer Balken, Feld 2 und 3: in Silber ein hier aufrechter roter Ast mit beiderseits einem abhängendem roten Lindenblatt. Wie bei den anderen Fensterstürzen sind auch diese Schilde dem mittleren Bogen des Dreipasses im Blendmaßwerk einbeschrieben.

Auf Johann Arnold Freiherr von Solemacher und Marie-Luise von Veltheim geht der Ausbau der Burg zum Schloß ab 1896 im Stil des Historismus zurück, die umfangreichsten Baumaßnahmen seit dem 16. Jh. Eine der wichtigsten Maßnahmen war die Aufstockung des Haupthauses um ein weiteres Geschoß. Das Haupthaus erhielt einen kurzen Südflügel, der gestalterisch an das Haupthaus angeglichen wurde. Insbesondere aber wurde an den Hauptbau ein ganz neuer Flügel mit dem Rittersaal in Richtung Westen angebaut, und dort ist hofseitig eine große Wappentafel angebracht (Abb. oben). Die Schilde beider Ehepartner werden unter einer siebenperligen freiherrlichen Rangkrone als Allianzwappen zusammengestellt, darüber ist allein der Helm des Ehemannes mit dem goldenen Stern als Kleinod zu sehen. Zwei widersehende gekrönte Löwen dienen als Schildhalter. Darunter ist eine große Inschriftentafel angebracht mit reich ornamentiertem Rand und folgendem Inhalt: "JOANNES ARNOLDVS LIBER BARO DE SOLEMACHER / AB ANTWEILER, DOMINVS IN NAMEDY, / ET MARIA LVDOVICA E GENTE BARONVM / DE VELTHEIM, CONJUGES, HOC CASTELLUM, / PRISCAE STIRPIS CVNABVLA, DOMINATIONE / GALLORVM AMISSVM, RECVPERAVERVNT, / AMPLIAVERVNT, ORNAVERVNT" - Johann Arnold Freiherr von Solemacher zu Antweiler, Herr in Namedy, und Maria Luise aus dem Geschlecht der Freiherren von Veltheim, Eheleute, kauften diese Burg, die Wiege des altehrwürdigen Geschlechts, das sie durch die Gewalt der Gallier (Franzosen) verloren hatte, wieder zurück, vergrößerten sie und schmückten sie aus. Darunter geht es weiter, nun mit einem Chronogramm: "PATER QVI IN COELIS REGNAT IPSOS / ATqVE POSTEROS BENEDICAT, EXTO= / LLAT AVGEATqVE IN PERPETVVM" - Gott Vater, der in den Himmeln herrscht, möge sie selbst und ihre Nachfahren in Ewigkeit segnen, stärken und mehren. Das ergibt V + I + I + C + L + I + I + V + D + I + C + X + L + L + V + V + I + V + V + M = 5 + 1 + 1 + 100 + 50 + 1 + 1 + 5 + 500 + 1 + 100 + 10 + 50 + 50 + 5 + 5 + 1 + 5 + 5 + 1000 = 1896. Der neue Nordwestflügel erhielt an seiner Westecke einen Rundturm als Kopie des Rundturmes an der Nordecke des Altbaus, um eine symmetrische Außenfront zu erzielen. Dieses Bauherrenehepaar positionierte auch den neuen Haupteingang im Eck zwischen Altbau und neuem Nordwestflügel. Sie veränderten auch die Zuwegung zum Schloß; der neue Zugang verlief nun aus Richtung Rhein über eine Allee zum Vorburgtor und von da in den hinteren Hof. Und die beiden alten Türme am Ursprungsbau wurden erhöht. Die Dachsilhouette wurde mit Zwerchhäusern und Gauben gestaltet. An der Nordwest- und an der Nordostfront entstanden zwei neue Giebel. An der Rheinfront wurden zwei neue Erker angebaut. Mehrere ältere Bildhauerarbeiten wurden an den Hoffronten als Spolien in die alten und die neuen Mauern eingelassen.

 

Ein weiteres Mal taucht diese Wappenkombination an der Nordostfassade auf: Die Erkerbrüstung besitzt drei Felder, in den beiden äußeren sind innerhalb eines Lorbeerkranzes, der schrägkreuzweise von Akanthusblättern überkreuzt und unten von einem schräggekreuzten Band zusammengehalten wird, die Wappen der von Solemacher und der von Veltheim wie oben beschrieben angebracht (beide Abb. oben).

 

Im mittleren Brüstungsfeld rahmt eine Kombination aus gerafftem Tuch oben und Schweif- und Blattornamenten unten ein Ordenskreuz (beide Abb. oben), ein achtspitziges Kreuz mit Rauten in den Winkeln zwischen den Kreuzarmen, das zentrale Medaillon mit einer von einem Rautenkranz umgebenen Initiale "T". Das Kreuz hängt aus einer Krone herab; hinter der Verbindungsstelle ist das Band gefaltet. Es handelt sich hierbei um den königlichen Theresienorden, in Farbe wäre das ein achtspitziges Kreuz in hellblauem Emaille mit breiter weißer Einfassung und mit goldenem Rand, darüber eine goldene Königskrone. Die Kreuzarme sind bewinkelt mit je vier Rauten, davon je zwei weiß und zwei blau. In der Mitte befindet sich auf dem Avers das runde weiße Ordensmedaillon mit der goldenen Initiale "T", umgeben von einem grünen Rautenkranz, das ganze Medaillon mit Goldrand. Die Rückseite des Medaillons trägt die Jahreszahl 1827, das Jahr der Ordensstiftung, umrandet von der Ordensdevise "UNSER LEBEN SEY GLAUBE AN DAS EWIGE" auf dem weißen Ring. Das Ordensband ist weiß mit zwei hellblauen seitlichen Streifen. Beim Ehemann können wir lange und vergeblich nach der Lösung suchen - der Schlüssel ist vielmehr die Ehefrau, denn dieser Orden wurde nur an Frauen verliehen: Es handelt sich um den Damenorden des Königreichs Bayern. Und diese Frau, Marie-Luise von Veltheim aus einer niedersächsischen Adelsfamilie, war vermutlich zur Ehrendame des am 12.12.1827 von Königin Therese von Bayern (8.7.1792-26.10.1854, eine geborene Prinzessin  von Sachsen-Hildburghausen, das erklärt die Kombination aus bayerischen Rauten und sächsischem Rautenkranz) gestifteten Ordens ernannt worden, denn die Ehrendamen mußten im Gegensatz zu den Präbendenempfängerinnen nicht dem bayerischen Adel entstammen. Es gab neben dem Präbendenempfang zwei weitere Wege, den Orden verliehen zu bekommen, der eine war, wenn man die Gemahlin eines hohen Gastes am Hofe war, Staatsgast, Herrschergemahlin etc. Dann bekam man seit 1834 auch das Ordenskreuz mit Brillanten. Dieser Weg ist hier äußerst unwahrscheinlich. Oder, der andere Weg, man zahlte für die Aufnahme ein hübsches Sümmchen, das in den Stiftungsfonds floß und wiederum half, unvermögenden, unverheirateten, christlichen, ehelich geborenen Töchtern des bayerischen Adels finanziell zu helfen. Das ist hier eher wahrscheinlich. So verbanden sich in diesem Orden, der als Mitglieder einerseits Ehrendamen und andererseits präbendierte Damen hatte, zum Wohle der Bedürftigen Hilfe und Auszeichnung, Caritas und Eitelkeit. Bis zum Ende der Monarchie war das einfache Kreuz an insgesamt 750 Ehrendamen verliehen worden. Übrigens verdanken wir genau dieser sehr beliebten bayerischen Königin und Ordensstifterin die Theresienwiese und das Oktoberfest in München. Marie-Luise von Veltheim kam an diesen Orden, weil sie die Schwägerin von Therese Freiin von Solemacher-Antweiler (geb. 1848 in Koblenz, gest. 1919 in Schloß Teisbach bei Dingolfing) war, die 1870 Karl Freiherr Grießenbeck von Grießenbach bei Landshut heiratete, so kam eine Verbindung nach Bayern zustande.

Marie-Luise Freiin von Veltheim war die Tochter von Georg Albrecht Karl von Veltheim (13.7.1812-17.12.1874) Herr von Bartensleben und Rose Hermine Adolfine von Haeseler (24.9.1839-). Für diese Eltern gibt es ein passendes Fenstersturzpaar mit zwei Wappenschilden in den gotisierenden Blendbögen (Abb. oben und unten), heraldisch rechts das gevierte Veltheim-Wappen wie zuvor beschrieben, links das Wappen der von Haeseler, geviert, Feld 1: in Silber Kopf und Hals eines schwarzen Adlers, Feld 2 und 3: in Gold eine schräglinks gelegte und mit einem Adler belegte Fahne, Feld 4: in Silber eine schwarze Adlerschwinge.

Hier sind beide Fahnen schräglinks gelegt, in den Quellen findet sich eine abweichende Darstellung, die Fahne in Feld 2 schräglinks und mit rotem Grund, die Fahne in Feld 3 schrägrechts und mit blauem Grund. Noch stärker weicht die Blasonierung ab im Siebmacher Band: PrE Seite: 97 Tafel: 81: Von Silber und Gold geviert, Feld 1: eine schräglinks gelegte blaue Fahne, Feld 4: eine schrägrechts gelegte rote Fahne, Feld 2 und 3: Kopf und Hals des schwarzen preußischen Adlers. Dieser Literaturangabe widerspricht der Befund, vor allem bezüglich Feld 4, allen voran die Wappendarstellung in der Dorfkirche Klosterhäseler für August von Haeseler. Die Familie, Magdeburger Handelsherren, wurde am 31.3.1733 in den preußischen Adelsstand erhoben; der Begünstigte war der genannte August von Haeseler (1693-1769). Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rechts rot-goldenen und links schwarz-silbernen Decken ein Flug, der rechte Flügel silbern-schwarz, der linke rot-golden geviert, so in der Dorfkirche Klosterhäseler, oder zu rechts schwarz-silbernen und links rot-goldenen Decken ein Flug, der rechte Flügel silbern-schwarz geteilt, der linke rot-golden geteilt, so die Darstellung in den Tyroffschen Wappenbüchern.

Die Großeltern von Marie-Luise Freiin von Veltheim waren väterlicherseits Karl von Veltheim Herr von Bartensleben (1786-12.10.1811) und seine zweite Ehefrau  Maria Charlotte Constance Ernestine von Heringen (1774-3.5.1847). Auch diese Ebene der Vorfahren ist hier mit einem Wappen vertreten, wobei aber auf eine Wiederholung des Veltheim-Wappens verzichtet wurde, denn hierfür wurde nur der Sturz eines einzelnen Fensters gewählt, wo nur ein Schild im Blendmaßwerk Platz findet (Abb. oben, Ostturm, erstes Obergeschoß, links). Das Wappen der in Hessen, Thüringen und Sachsen beheimateten von Heringen zeigt in Silber einen schwarz-rot geteilten und ungekrönten Löwen (Rietstap, Siebmacher Band: Pr Seite: 166 Tafel: 21). Gemäß den Tyroffschen Wappenbüchern wäre die Helmzier zu rot-silbernen Decken ein schwarz-rot übereck geteiltes Paar Büffelhörner.

Die Großeltern von Marie-Luise Freiin von Veltheim waren mütterlicherseits Eduard Herman Scipio Graf von Häseler (8.2.1799-6.12.1838) und Adolfine Louise Albertine von Knesebeck (17.12.1804-13.6.1890). Ein weiterer Fenstersturz, wieder über einem einfachen Fenster (Abb. oben), zeigt das isolierte Wappen der von dem Knesebeck, geviert, Feld 1 und 4: in Silber eine rote Adlerklaue, Feld 2 und 3: in Silber ein steigendes, rotes Einhorn. Nicht dargestellt ist das Oberwappen, auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken, fünf silbern-schwarz-silbern-schwarz- silberne Hahnenfedern vor drei, eine silberne zwischen zwei roten, nach links abwehenden Fähnchen an silbernen Stangen.

Bei dem Um- und Ausbau ab 1896 brachten also die Bauherren, Johann Arnold Freiherr von Solemacher und Marie-Luise von Veltheim, nicht nur ihr Ehewappen an zwei besonders repräsentativen Stellen an, sondern folgten dem Beispiel der erhaltenen Fensterstürze aus älterer Zeit, indem sie ihre komplette Ahnenprobe auf Großelternebene mit insgesamt acht verschiedenen Wappen an den neu gesetzten Fensterstürzen anbringen ließen, mit den Wappen der von Solemacher, von Handel, de Roisin de Rongy, van Draeck, von Veltheim, von Heringen, von Haeseler und von Knesebeck.

Es gibt noch drei weitere Fensterstürze, deren Zuordnung und Einordnung in die Genealogie ungeklärt ist, die aber alle zur Solemacher-Genealogie gehören, vermutlich zur frühen, in der zugänglichen Literatur nicht erfaßten, zumindest bei den beiden, wo noch das nicht vermehrte, d. h. quadrierte Solemacher-Wappen zu sehen ist, die also bezüglich der Genealogie vor 1718 zu datieren sind (Hinweise zur Aufklärung willkommen). Im einzelnen sind das:

Dieses Fenstersturzpaar mit sehr phantasievoller Ornamentik (Abb. oben), die nur noch entfernt etwas mit dem gotischen Blendmaßwerk anderer Fensterstürze gemeinsam hat, zeigt heraldisch rechts das Solemacher-Stammwappen, links nach der Schraffur in Silber ein roter Zickzackbalken, oben rechts begleitet von einem schwarzen sechszackigen Stern. Nach Familienunterlagen (Stammtafel mit Wappenzeichnungen) handelt es sich um Nikolaus Solemacher, Ratsherr zu Koblenz, Herr zu Lay und Mayen (-29.8.1657) und Maria Margarethe Jordan(s) von Neuß. Jordans ist der Name einer alten Neusser Patrizierfamilie, die bereits 1554 von Linn in die Stadt Neuß gekommen war und zahlreiche Ratsherren und Schöffen hervorbrachte, unter anderem Bürgermeister Heinrich Hermann Jordans, Herr auf Broicherhof, Nobisrath und Gelind. Der bekannteste Vertreter ist der Bürgermeister und Revolutionär Franz Anton Josef Jordans (1776-1851), bis 1804 Neusser Bürgermeister, danach Unterpräfekt in Krefeld. Er wurde von Napoléon geadelt, folgte ihm nach Waterloo und ging mit ihm unter. Für Carl Theodor von Jordans ist eine Adelserhebung 1842 überliefert. Das Wappen Jordans in dieser Form konnte noch nicht verifiziert werden, Hinweise willkommen.

Ein zweites Wappenpaar an einem stilistisch ganz ähnlichen Fenstersturzpaar zeigt heraldisch rechts das Solemacher-Stammwappen, links ein nicht zugeordnetes Wappen, nach der Schraffur in Rot ein schrägrechter Wellenbalken (Abb. oben). Der genealogische Anschluß ist nicht bekannt. Nach Familienunterlagen (Stammtafel mit Wappenzeichnungen) handelt es sich bei dem zugehörigen Paar um Johann Solemacher (-12.6.1641), den Vater des vorgenannten Nikolaus, und seine Frau, eine Justina unbekannten Familiennamens.

Ein drittes Wappenpaar, das nach 1718 einzuordnen ist und heraldisch rechts das vermehrte Solemacher-Wappen zeigt, ist am Südflügel angebracht (Abb. oben, Südseite, zweites Obergeschoß, rechts). Das zweite, nicht zugeordnete Wappen ist geteilt, oben das aus der Teilung wachsende Brustbild eines Mannes mit rundem Hut, unten zwei Herzen nebeneinander. Der genealogische Anschluß ist nicht bekannt. Bei allen drei Wappen sind weiterführende Hinweise hochwillkommen.

Ein weiteres vermehrtes Wappen der Freiherren von Solemacher ist im Bereich der Vorburg zu finden, es ist modern, aus durchbrochenem Metall und über einem rundbogigen Portal in der nordöstlichen Abschlußmauer  ein paar Meter neben dem Haupttor angebracht (Abb. oben und unten).

Der gevierte Schild wird von einer Freiherrenkrone überhöht und von zwei widersehenden Löwen gehalten. Das Portal selbst führt auf eine landwirtschaftliche Nutzfläche.

 

In dem kleinen Gartenbereich im Westen des Schlosses, noch innerhalb der zinnenbewehrten Ummauerung und in der Nähe des 1896 angebauten neuen Flügels steht dieser Wappenstein, der das vermehrte Solemacher-Wappen mit der Devise "DURCH!" trägt (beide Abb. oben). Zwei kannelierte Pilaster mit Kugelbekrönung flankieren das Wappen. Der Stein ist oben rundbogig abgeschlossen, eine Muschelrosette bildet den Hintergrund für das Oberwappen.

Hier wird es wieder einfacher: Das Stammwappen der von Solemacher mit den durchbrochenen drei Sternen ziert die Wetterfahne des Schlosses (Abb. oben).

Ein weiteres Mal ist das Stammwappen der von Solemacher auf einem einzelnen Fenstersturz des Turmes (Abb. oben, Ostturm, zweites Obergeschoß, links) angebracht, auch dieser ist eine Hinzufügung aus der Zeit des Umbaus nach 1896.

Gescheiterte Projekte
Danach war die Geschichte von Schloß Namedy äußerst bewegt, die Besitzverhältnisse waren kurzlebig. Im Jahre 1907 erfolgte der Verkauf an den Hotelkonzern Gebrüder Eberbach GmbH. Dann folgte schon 1908 der Verkauf an Fürst Henckel von Donnersmarck und Fürst von Hohenlohe-Öhringen. Insbesondere den nahen Andernacher Geysir wollte man touristisch nutzen, wirtschaftlich als Mineralquelle ausbeuten und einen Kurbetrieb aufbauen. 1908 entwickelte die Namedy Gesellschaft mbH in Zusammenarbeit mit dem Büro Clemens Koch ein Projekt mit Kurhaus und Villenkolonie. Beide Besitzer verfolgten ehrgeizige Ziele mit dem Schloß, und beide scheiterten an Fehlkalkulation, Überschätzung und Kapitalmangel und hinterließen eine Bauruine mit einem halbfertigen, gewaltigen neuen Hotelflügel an der Nordwestseite.

Hohenzollern-Domizil und weitere Umbauten
Dann erfolgte der nächste Verkauf 1909 an Carl Anton Prinz von Hohenzollern-Sigmaringen, preußischer Generalleutnant, der das Schloß bis 1911 umbaute. Zuallererst ließ er den häßlichen, nie fertiggestellten Hotelflügel an der Nordwestseite wieder abreißen und machte aus einer Investitionsruine wieder ein wohnliches Schloß. Statt dessen ließ er hier an der Nordwestflanke dem Schloß einen großen Festsaal vorbauen und mit zwei Rundtürmen mit geschweiften Hauben an den Ecken versehen. Dort sind die neuesten bauplastischen Wappen über den Fenstern der Runderker angebracht (die fünf nachfolgenden Abb.), rechts das Wappen der Hohenzollern, silbern-schwarz geviert, links das Wappen des Königshauses von Belgien, in Schwarz ein goldener, rotbewehrter und ebenso gezungter Löwe (das ist der Löwe des ehemaligen Herzogtums Brabant), schräglinks geneigter Herzschild auf der Schulter des Löwen: von Schwarz und Gold neunmal geteilt, darüber ein grüner schrägrechter Rautenkranz (Herzogtum Sachsen), so wie es von Léopold Louis Philippe Marie Victor von Sachsen-Coburg und Gotha (9.4.1835-17.12.1909), als Léopold II. König der Belgier, eingeführt wurde. Beide Wappen sind oval eingefaßt und von einer Krone überhöht. Das Material der Basaltlava macht es nicht einfach, die Details zu erkennen.

Carl Anton Friedrich Wilhelm Ludwig Fürst von Hohenzollern (1.9.1868-21.2.1919) aus der Sigmaringer Linie, Sohn von Fürst Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen (22.9.1835-8.6.1905) und Antonia von Bragança und Sachsen-Coburg und Gotha (17.2.1845-27.12.1913), hatte am 28.5.1894 in Brüssel Josephine Carola Marie Albertine Prinzessin der Belgier (18.10.1872-6.1.1958) geheiratet, die Tochter von Prinz Philipp Eugen Ferdinand Maria Clemens Balduin Léopold Georg Graf von Flandern (24.3.1837-17.11.1905) und Marie Luise Alexandrine Caroline Prinzessin von Hohenzollern (17.11.1845-26.11.1912) aus der Berliner Linie. Carl Antons Ehefrau war damit die Schwester des belgischen Königs Albert I. (8.4.1875-17.2.1934). Aber auch die beiden Ehepartner waren verwandt, Cousin und Cousine: Josephines Mutter war die Tochter von Carl Anton Joachim Zephyrin Friedrich Meinrad Fürst von Hohenzollern Burggraf zu Nürnberg Graf zu Sigmaringen, Veringen und Bergh (7.9.1811-2.6.1885) und Josephine Friederike Luise Prinzessin von Baden (21.1.1813-19.6.1900), genau wie der Vater ihres Ehemannes.

 

Warum entscheidet sich ein Hohenzollern-Prinz für dieses Schloß? Einerseits hatte er, der eine militärische Karriere machte und preußischer Generalleutnant wurde, nach einem Streit mit seinem vorgesetzten Offizier die Nase voll vom Potsdamer Militärwesen und den Eitelkeiten am kaiserlichen Hofe und beendete seine militärische Karriere abrupt. Er wollte weg aus Potsdam, möglichst weit und möglichst schnell und suchte ein passendes Domizil. Und seine aus Belgien stammende Frau hatte Heimweh. Den entscheidenden Tip erhielt er von seinem aus dem Kölnischen stammenden Coiffeur Trimborn, wo er beim Haareschneiden seinem Unmut Luft gemacht hatte. Es war nicht nur die Begeisterung der Zeit für historische Wohnsitze, sondern dieser lag extrem günstig auf halber Strecke zwischen Sigmaringen und Brüssel, den Städten, wo beide Ehepartner verwurzelt waren. Der neue Besitzer ließ sich Schloß Namedy als Wohnsitz herrichten und baute es entsprechend um. Die königliche Verwandtschaft der Ehefrau unterstützte das Projekt. Den fünfachsigen Spiegelsaal ließ er vom Andernacher Architekten Clemens Kroth errichten, denn das Schloß hatte bis dahin keinen Festsaal geeigneter Größe. Der eingeschossige Anbau ist flach gedeckt und besitzt eine von einer steinernen Balustrade und einer steinernen Pergola gerahmte, begehbare Dachterrasse. Bis 1911 war der Umbau abgeschlossen. Während des Ersten Weltkrieges diente der gerade neu eingerichtete Spiegelsaal, der Festsaal, als Lazarett mit 25 Betten, um das sich Prinzessin Josephine zusammen mit ihren Töchtern kümmerte.

 

Carl Anton von Hohenzollern, der an mehreren Fronten im Einsatz gewesen war, starb kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges an einer schweren Lungenentzündung, die er von seinen Einsätzen mitgebracht hatte, auf seinem von den Amerikanern besetzten Schloß, und 1919 ging der Besitz an seinen 21jährigen Sohn, Albrecht Ludwig Leopold Tassilo Prinz von Hohenzollern (28.9.1898-30.7.1977), Major und Komponist, seit dem 29.5.1921 vermählt mit Ilse Margot von Friedeburg (1901-1988), Tochter von Major Friedrich von Friedeburg. Prinz Albrecht übernahm den bis dahin von seiner Mutter und einem Verwalter geführten Besitz 1921. Er ließ die Fassade von Schloß Namedy verändern und den großen Turm im Steinhof und den Treppenturm im Kieshof 1933 mit Hauben in neobarockem Stil ausstatten. Dem Ostturm, der kurz nach 1900 komplett erneuert worden war und bergfriedähnlich erhöht worden war (diese Funktion hatte er nie, denn es war nur ein Dreiviertelturm, der untrennbar mit dem Wohnbau verbunden war), wurde wieder seines achteckigen Aufbaus aus der Zeit beraubt und bekam eine welsche Haube nach barockem Vorbild. Die historistische Fassade wurde mittlerweile als zu unruhig und protzig empfunden und sollte schlichter werden. Mehrere Zwerchhäuser verschwanden, um die Dachlandschaft zu beruhigen. Beteiligt waren der Beueler Architekt Beyersdorf für die Pläne und das Andernacher Architekturbüro Lubens Mandt für die Ausführung. Auch die Vorderfront, die Rheinseite, sollte restauriert werden, doch dazu kam es wegen des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges nicht mehr. Erst hatte man im Haus als Mehrgenerationen-WG gut zusammengelebt, dann entschloß sich Mutter Josephine, im belgischen Namur ein Kloster zu gründen, und dort lebte sie bis zu ihrem Tod, ihre Art, vor der Welt des aufkommenden Totalitarismus und des nahenden Krieges zu fliehen. Prinz Albrecht war der Onkel des rumänischen Königs Michael I., weil sein Großvater, Fürst Leopold von Hohenzollern, der jüngere Bruder des rumänischen Königs Ferdinand I. war, und über diese Verbindung wurde Prinz Albrecht Major bei der Deutschen Heeresmission in Rumänien. 1944 geriet er in Kriegsgefangenschaft. Er hatte Glück, konnte unter falschem Namen seine Freiheit erlangen. Nach der Heimkehr 1946 wurde er von den Franzosen verhaftet und noch einmal bis 1947 in Cochem gefangen gesetzt. Dann passierte lange Zeit nichts, und das Schloß verfiel immer mehr. Einer der Hauptgründe war, daß die bisherige großzügige finanzielle Unterstützung seitens des belgischen Königshauses weggefallen war.

Renovierung von Schloß Namedy und Revitalisierung als kulturelle Begegnungsstätte
1988 kam das mittlerweile wieder völlig renovierungsbedürftige Schloß Namedy an Prinz Godehard Friedrich von Hohenzollern (1939-21.5.2001). Prinz Godehard heiratete 1971 Heide Hansen (2.5.1943-), die im saarländischen Neunkirchen geborene Tochter des Bergwerksdirektors Hellmut Hansen und dessen Ehefrau Hedwig Simon. Prinz Godehard lebte als Bankkaufmann in München, dort war er beruflich etabliert und als anerkannter Kunst- und Musenfreund glücklich, und für ihn war das Erbe zunächst eine Last. Das Schloß war völlig verkommen, im Haus waren Flüchtlinge einquartiert. Dazu mußten irgendwie die Pflichterbteile dreier Schwestern (Josephine, Luise Dorothea und Rose Margot) erfüllt werden. Nur der Verkauf schien zunächst die Lage retten zu können. Erst sollte das Inventar verauktioniert werden, dann das Schloß selbst. Seine Frau kümmerte sich um alles vor Ort, der Prinz arbeitete weiter in München und kam an den Wochenenden rüber. Ein Jahr Plackerei diente der Verkaufsvorbereitung. Beim Leerräumen der größten Rumpelkammer entdeckte er, welch großartige Kulisse und Akustik der ehemalige Festsaal bot, und ihm kam die Idee, daß er das wieder werden könnte: ein großartiger Rahmen für festliche Ereignisse. Und so kam es, daß er das Schloß doch nicht verkaufte, sondern den Grundstein für das heutige Kulturprogramm des Schlosses legte. Denn er war musikbegeistert und fest verwurzelt in der Münchner Musikszene, wo er auch seine Frau kennengelernt hatte. Ein Probekonzert in dem ehemaligen Festsaal zum Testen der Akustik bestärkte ihn in seinem Vorhaben. Der Andernacher Oberbürgermeister unterstützte ihn in seinem Enthusiasmus. Prinz Godehard holte über seine in München geknüpften Kontakte mehr und mehr Künstler für Auftritte und Konzerte ins Schloß, das nun in der Folgezeit zu einer kulturellen Begegnungsstätte gemacht wurde. Yehudi Menuhin übernahm die Schirmherrschaft für ein neues Musikfestival.

Begleitend ließ Prinz Godehard das geerbte Schloß mit Hilfe des Landesdenkmalamtes Rheinland-Pfalz und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz restaurieren, denn vieles war desolat: Das Dach war undicht, auch durch die Abdeckung des Festsaales war Wasser eingedrungen und hatte die hölzernen Paneele an den Wänden und die Decke zerstört. Die Wandpaneele waren aufgequollen, aufgeplatzt und angefault. Der Spiegelsaal war zur feuchten Abstellkammer verkommen, Fäulnis breitete sich dort aus. Durch die Decke des Festsaals kamen Baumwurzeln. Im ganzen Schloß war es kalt und dunkel, denn die 100 Jahr alte Dampfheizung war defekt und es gab keine funktionierende Elektrik mehr. Der Schwamm war im Haus. Es wurde eine große Kraftanstrengung, organisatorisch, finanziell. Aber das Schloß wurde gerettet, und die Säle strahlen in frischem Glanz und stehen für Veranstaltungen zur Verfügung. Insbesondere hat der Spiegelsaal seine Paneele aus edlem Holz wiederbekommen und hat wieder die festliche Aura barocker Spiegelsäle, auch wenn die strengen Formen die wahre Bauzeit 1908-1911 verraten. Die aufwendige Restaurierung der Paneele wurde von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit 150000 € gefördert. Seitdem ist der Saal wieder das ästhetische und kulturelle Herz des Hauses. 2021 stellte die Stiftung weitere Mittel für die Dachsanierung des Hauptbaus zur Verfügung, wo erneut Schäden aufgetreten waren.

Gemeinsam mit der Villa Musica, dem Kulturamt der Stadt Andernach, den Landkreis Mayen-Koblenz mit der Reihe Sommerclassics, dem Beethovenfest Bonn, dem Internationalen Musikfestival Koblenz etc. wurde fortan ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm entwickelt, so daß pro Jahr ca. 30 Kulturveranstaltungen in den historischen Mauern stattfinden. Diese Veranstaltungen bilden zusammen mit der Vermietung der Salons und Säle für geschäftliche oder private Feiern die wirtschaftliche Grundlage für den Erhalt des Schlosses mit immerhin 35 Zimmern und 40 Hektar Park und Land, die erhalten und unterhalten werden müssen. Im oberen Stockwerk wurden Gästezimmer für die Durchführung mehrtägiger Veranstaltungen eingerichtet. 1992 wurde der "Förderkreis Burg Namedy e.V." gegründet. Das Paar hat zwei Kinder, Carlos Patrick Godehard Prinz von Hohenzollern (4.12.1978-23.2.2018), welcher der Familie großen Kummer bereitete, und Anna Corinna Dione Prinzessin von Hohenzollern (19.8.1983-). Prinz Godehard starb im Alter von nur 62 Jahren 2001 an einem Herzinfarkt. Seitdem wird das Schloß von seiner Witwe zusammen mit der als Medienwirtin ausgebildeten Tochter Anna, die sich um Marketing und Personalführung kümmert, und der Mitarbeiterin Monika Dressel gemanagt. Prinzessin Anna ist seit 2013 mit Roman Goldschmidt vermählt, 2017 wurde Tochter Carlotta geboren.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@50.4559032,7.3568605,19z - https://www.google.de/maps/@50.45593,7.3565994,90m/data=!3m1!1e3
Paul-Georg Custodis und Jan Meißner: Burg Namedy in Andernach, Rheinische Kunststätten, Heft 420, hrsg. vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Köln, 1. Auflage 1996, ISBN: 3-88094-791-0
Michael Losse: Hohe Eifel und Ahrtal, 57 Burgen und Schlösser, Theiss Burgenführer, Theiss Verlag, Stuttgart 2003, ISBN: 3-8062-1775-0, S. 100-101
Alexander Thon, Stefan Ulrich: "...wie ein Monarch mitten in seinem Hofstaat thront", Burgen am unteren Mittelrhein, Schnell & Steiner Verlag, Regensburg 2010, 1. Auflage 2010, ISBN: 978-3-7954-2210-3, S. 110-115
Webseite des Schlosses:
https://www.burg-namedy.com/ - Geschichte: https://www.burg-namedy.com/historie - Veranstaltungen:  https://www.burg-namedy.com/konzertprogramm - Musik und Kunst: https://www.burg-namedy.com/musik-und-kunst
Burg Namedy auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Namedy
Burg Namedy in der EBIDAT-Burgendatenbank:
https://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=457
Familie von Solemacher auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Solemacher_(Adelsgeschlecht)
Johann Arnold von Solemacher in der Rheinland-Pfälzischen Personendatenbank:
https://rpb.lbz-rlp.de/cgi-bin/wwwalleg/srchrnam.pl?db=rnam&recnums=0007333
Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser, Band 21, Justus Perthes, Gotha 1871, S. 655-656 -
https://books.google.se/books?id=8_ZSAAAAcAAJ
Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser, Band 13, Justus Perthes, Gotha 1863, S. 914-920 -
https://books.google.de/books?id=EvZSAAAAcAAJ
Geschlechterbuch des Johann Friedrich Christoph Schrag (1703-1780), Bearbeitung von Karl Borchardt 2007
Königlicher Theresienorden auf den Seiten des Hauses der Bayerischen Geschichte:
https://www.hdbg.eu/koenigreich/index.php/objekte/index/id/643
Theresienorden (Bayern) auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Theresienorden_(Bayern)
Burg Namedy auf den Seiten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz: https://www.denkmalschutz.de/denkmal/burg-namedy.html
Schloß Namedy auf Regionalgeschichte:
https://www.regionalgeschichte.net/mittelrhein/namedy.html
Schloß Namedy in der Ebidat-Datenbank:
https://www.ebidat.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=457
Dorothee Gräfin von Walderdorff: Ein Konzert rettet die Burg, Artikel im Deutschen Adelsblatt: http://www.deutsches-adelsblatt.de/index.php/inhalte/titelthema/14-inhalte/titelthema/24-ein-konzert-rettet-die-burg
Carsten Greiwe - NGZ 2005: Haus Jordans
http://www.karl-heinz-burghartz.de/wer-erinnert-sich-noch/haus-jordan/index.html - https://rp-online.de/nrw/staedte/rhein-kreis/eine-heimat-fuer-revolutionaere_aid-8620995
Ein herzliches Dankeschön an Herrn Johann-Friedrich von Solemacher für wertvolle Hinweise zu den Verbindungen der von Solemacher nach Bayern und für die Recherche zur Genealogie und zu den unbekannten Wappen.

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