Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 3036
Mandel
(Landkreis Bad Kreuznach)
Das Koppenstein-Schloß in Mandel
Das Koppensteinschloß oder Schloß Mandel steht am nördlichen Ortsrand unterhalb der Weinberge und südöstlich der Kirche direkt unterhalb deren Stützmauer. Der zweistöckige Rechteckbau mit Satteldach besitzt an der Südseite einen angebauten polygonalen Treppenturm. Die Wurzeln der Erbauer, der Herren von Koppenstein, liegen im Hunsrück. Die namengebende Stammburg, die durch die Grafen von Sponheim errichtet worden war, liegt als Ruine mit gut erhaltenem Bergfried im Soonwald bei Henau (Rhein-Hunsrück-Kreis) in der Nähe von Gemünden und Simmern. Die Koppensteiner sind eine illegitime Linie der Sponheimer und nannten sich nach der Burg. Der Sohn von Graf Johann II. von Sponheim-Kreuznach (-11.3.1340), Graf der vorderen Grafschaft Sponheim, mit der Tochter eines Dienstmannen hieß Walrabe, und fortan taucht dieser Name oder Beiname häufig bei den Herren von Koppenstein auf. Der väterliche Grafentitel blieb dieser adligen Bastardlinie natürlich versagt, und es entsprach gängiger Praxis, daß der Name einer wichtigen Burg als Teil der väterlichen Herrschaft als neuer Geschlechtsname angenommen wurde. Die Herren von Koppenstein überlebten das Aussterben der Sponheimer Stammfamilie sowohl in der Vorderen als auch in der Hinteren Grafschaft um rund drei Jahrhunderte. Neben der Burg Koppenstein war ein wichtiger Familiensitz das Schloß der Herrschaft Mandel, die sie von den Herren von Dalberg zu Lehen hatten. Denn der Ort, der ganz früher einmal ein Reichslehen der Trierer Abtei St. Maximin war und dessen Vogtei bei den Wild- und Rheingrafen lag, ist 1101 als Teil der Grundausstattung an das von Graf Stefan II. von Sponheim gestiftete Kloster Sponheim gekommen, und dann hatten die Kämmerer von Worms gen. von Dalberg seit dem 15. Jh. die Ortsherrschaft inne, die Mandel ihrerseits an die von Koppenstein verlehnten. Hans Bernhard von Koppenstein (-1621) verlegte als erster der Familie seinen Wohnsitz vom Schwanenfelder Hof bei Heddesheim und wurde zum Begründer der in Mandel ansässigen Linie. Sein Sohn baute das jetzige Schloß, und sein Enkel baute es noch einmal um.
Dieser quadratische, 90 cm x 90 cm messende Wappenstein am Treppenturm des 1624 erbauten Schlosses gehört zu Johann Carl von Koppenstein (ca. 1625-4.5.1685), Sohn von Johann Georg von Koppenstein (-24.12.1626) und Magdalena Elisabeth von Geispitzheim (1626, im Kindbett verstorben), und seiner Frau, Agnes Catharina von Hoethe (-1681), Tochter von Nikolas/Nikolaus von Hoethe (-8.10.1656) und Margarethe von Clodt. Die quadratische Platte aus Sandstein wird eingerahmt von zwei abgeasteten, sich unten in der Mitte mit den Wurzelausläufern umschlingenden Baumstämmen. Von diesen ist in neuerer Zeit wieder ein großes Stück an der optisch rechten unteren Seite verlorengegangen. Über den beiden Wappen befindet sich die namentliche Zuordnung "JOHANN CAROLL VON / KOPPENSTEIN // AGNES CATH(A)RINA KOPPEN=/STEIN GEBOR(ENE) V(ON) HOETHE". Unklar ist die Bedeutung des "+E" hinter dem Namen der Frau. Im unteren Teil der Platte befindet sich der fromme Knittelvers in Kapitalis "WO GOTT ZVM HAVS / NICHT GIBT SEIN GVNST / DA IST ALLE MVEH VND / ARBEIT VMSONST // WER GOTT VERTRAVT / HAT WOHL GEBAVT / IN DEM HIMMEL VND / AVF ERDEN". Im Bereich der Inschrift leidet die vor wenigen Jahren restaurierte Platte schon wieder unter Abplatzungen. Dieser Stein ist auf 1680 datiert, während das Schloß selbst älter ist, denn die Jahreszahl 1624 ist unter dem Wappenstein auf dem Scheitelstein des Portals eingehauen, ein zweites Mal ist sie auf dem Scheitelstein der Kellertür links daneben eingehauen, wobei aber eine Ziffer aufgrund fortschreitender Verwitterung nicht mehr erhalten ist.
Johann Carl von Koppenstein war das letzte von neun Kindern seiner Eltern, die das Schloß ein Jahr vor seiner Geburt erbaut hatten und kurze Zeit später beide verstarben, und der jüngste Sohn ließ offensichtlich 1680 nicht näher definierbare Bau- oder Renovierungsmaßnahmen durchführen und diese Tafel mit seinem Ehewappen anbringen. Er wurde nach seinem Tod in Mandel begraben, wie schon seine Eltern zuvor. Von seiner Grabplatte existieren aber nur noch zwei in die Kirchhofmauer eingelassene Fragmente. Johann Carls Großeltern waren väterlicherseits Hans Bernhard von Koppenstein (-1621), welcher den Schwanenfelder Hof bei Heddesheim verließ und zum Begründer der Linie Koppenstein zu Mandel wurde, und dessen zweite Frau, Anna Waldecker von Kaimt (die erste Ehefrau war vermutlich Anna von Wolff-Metternich zur Gracht), sowie mütterlicherseits Heinrich von Geispitzheim und Anna Blick von Lichtenberg.
Das Wappen der Herren von Koppenstein ist blau-golden geschacht mit einem roten Freiviertel, darin ein schwarzer Rabe, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein schwarzer Rabe zwischen zwei blau-golden geschachten Büffelhörnern. Die goldene Farbe ist nach der Restaurierung schon wieder verblaßt. Dieses Wappen bildet mit mehreren anderen geschachten Wappen der Region zwischen Mittelrhein und Mosel eine Wappengruppe, deren Mitglieder alle mehr oder weniger direkt mit den Sponheimer Grafen zu tun hatten, von der es zwei Hauptlinien gab. Das Schach wird von der Vorderen Grafschaft Sponheim blau-golden geführt, von der hinteren Grafschaft Sponheim rot-silbern. Die Varianten entstehen durch Hinzufügen eines Freiviertels mit irgendeiner Figur zur Differenzierung, und auch durch Änderung der Farben des Schachs. Die Sponheimer selbst machten es vor und differenzierten z. B. durch ein goldenes Freiviertel mit einem schwarzen Löwen (Propst Heinrich von Sponheim) oder durch ein Ankerkreuz in einem Freiviertel (Schultheiß Johann von Sponheim) oder durch einen Flügel im Freiviertel (Hermann von Sponheim 1437). Die Ulner von Sponheim (Ulner -> olla, Topf) nahmen einen Topf ins Freiviertel auf. Welches Verhältnis genau zwischen all diesen herrschte, ob Verwandtschaft, Ministerialität oder Burgmannschaft, ist bei vielen noch ungeklärt.
Die von Koppenstein jedenfalls, die auch den Beinamen Walrabe trugen, führten passenderweise den Raben im Freiviertel. Weil diese uneheliche Linie von einem Grafen von Sponheim-Kreuznach abstammt (Vordere Grafschaft), bildet blau-goldenes Schach die Grundlage ihres Schildes. Eine andere Variante des Wappens der Walrabe von Koppenstein ist in blau-golden geschachtem Schild ein mit drei schwarzen Raben belegter roter Pfahl. Eine weitere Familie dieser Gruppe sind die Faust von Stromberg, die einen schwarzen Stern im ersten Feld eines golden-roten Schachs führten. Die Wolf von Sponheim führen einen schwarzen Adler (auch doppelköpfig) in einem silbernen (auch goldenen) Freiviertel. Die von Argenschwang, die auch zum Umfeld der Sponheimer gehörten, führten einen schwarz-golden geschachten Schild und differenzierten munter mit verschiedenen Freiviertelinhalten weiter. Weitere Namen dieser Wappengruppe sind die von Ansenbruch, die von Allenbach, die von Wiltperg und die von Mannendal.
Das Wappen der von Hoethe zeigt nach Befund in Silber einen roten, aufrecht gestellten Maueranker, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsendes, rotes Eichhörnchen mit ausgestreckten Vorderpfötchen zwischen einem roten Flug. Die Familie war in Westfalen ansässig; das Wappen findet sich im Westfälischen Wappenbuch unter der Schreibweise "Hoete, Hoyte, Hoyta" mit der Angabe, es handele sich um Uradel der Grafschaft Mark. Die Helmzier wird dort wie folgt abgebildet: Auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein rotes Eichhörnchen zwischen einem rechts silbernen, links roten Flug.
In der Mauer linkerhand des äußeren Tores ist ein zweiter, jüngerer Wappenstein eingelassen, nicht farbig gefaßt und künstlerisch weniger anspruchsvoll. Dieser auf das Jahr 1722 datierte Stein gehört zur nachfolgenden Generation. Johann Carl von Koppenstein und Agnes Catharina von Hoethe hatten vier Kinder. 1.) Johann Ludwig von Koppenstein (-5.10.1725), welcher Ida von Loe heiratete, 2.) Margaretha von Koppenstein, welche einen Herrn von Plesse heiratete, 3.) Maria Luise von Koppenstein, die Craft Wilhelm von Schmidtburg heiratete, und 4.) Johann Niclas Dietrich von Koppenstein, der in erster Ehe Clara Elisabeth von Cramm und in zweiter Ehe eine Frau von Steinberg heiratete und zwei Kinder zeugte, Ernst August und Georg Ludwig. Hier handelt es sich um den erstgenannten Sohn mit seiner Frau, die eine Tochter von Dietrich Joseph Clemens von Loe (-1664) und Ida (Yda) von Gent zu Horstmar (-16.11.1684) war. Das gewendete Wappen der von Koppenstein folgt der oben gegebenen Beschreibung, dasjenige der von Loe zeigt in Silber ein hufeisenförmig gebogenes, schwarzes Faßeisen mit Widerhaken, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken eigentlich sechs, hier aber nur vier abwechselnd schwarze und silberne Straußenfedern, über diesen drei Faßeisen wie im Schild. Die noch blühende Familie mit Stammsitz bei Marl erlangte den preußischen Grafenstand am 15.10.1840, das Diplom datiert vom 12.12.1859. Bereits 1808 erhielt Gerhard Anton Edmund Assuerus Frhr. von Loe-Imstenrath durch Napoléon den Grafenstand des französischen Kaiserreiches.
Johann Ludwig von Koppenstein war Herr zu Mandel, Geheimer Rat, Minister und Obermarschall von Albrecht Herzog von Sachsen-Coburg, von Bernhard Herzog von Sachsen-Coburg und Meiningen und von Ernst Ludwig Herzog von Sachsen-Coburg und Meiningen und stand über 36 Jahre lang in Diensten dieser Herzöge. Er war auch Vormundsrat für die Prinzen und Prinzessinnen aus dem Haus Sachsen-Coburg und Meiningen. Seine Ehe mit Ida von Loe währte 25 Jahre lang. Johann Ludwig von Koppenstein wurde ebenfalls in Mandel begraben.
Die Familie der von Koppenstein erlosch insgesamt 1768 mit Jakob Adolf von Koppenstein aus einer anderen Linie; er war kein Abkömmling der hier mit zwei Wappensteinen vertretenen Personen. Die Eigengüter, darunter Burg Koppenstein, fielen an Damian Freiherr Schenk von Schmidtburg als Erben. Die Sponheimischen Lehen waren schon 1759 an die Grafschaft Sponheim zurückgegeben und weiterverlehnt worden. Die Herrschaft Mandel fiel mitsamt dem Schloß als erledigtes Lehen heim an die Freiherren von Dalberg. Diese verkauften 1786 Mandel an den Reichsgrafen und späteren Fürsten Karl August von Bretzenheim, einen unehelichen Sohn des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz. Als linksrheinisches Gebiet ging Mandel erst 1792 durch militärische Besetzung, 1797 durch Annexion und 1801 endgültig an Frankreich verloren; die von Dalberg waren diesbezüglich enteignet worden. Mandel war fortan eine Mairie im Arrondissement Simmern im Rhein-Mosel-Departement. Nach dem Wiener Kongreß wurde Mandel 1815 preußisch. Heute gehört das Anwesen der evangelischen Kirchengemeinde und ist vermietet. Das seit 1959 geführte Kommunalwappen von Mandel greift das Koppenstein-Wappen in einer ortsnamenbezogenen Variante auf: Blau-golden geschacht, oben rechts eine goldene Vierung mit einem schwarzen Raben auf zwei grünen Mandeln. Die Mandeln sind neu, früher führte der Ort ein älteres Wappen mit einem Berg anstatt der Mandeln, der Rabe auf ersterem stehend.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@49.8570537,7.7713182,20z - https://www.google.de/maps/@49.8570433,7.7712783,42m/data=!3m1!1e3
Familie von Koppenstein auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Koppenstein_(Adelsgeschlecht)
Letztes Ehren-Gedächtniß deme Reichs-Frey-Hoch-Wohlgebohrnen
Herrn, Herrn Johan Ludwig von Koppenstein, Leichenpredigt
gehalten von Johann Wilhelm Wantzel 1725, gebruckt 1726 https://www.dilibri.de/rlb/content/titleinfo/191947
Deutsche Inschriften Bd. 34, Bad Kreuznach, Nr. 590 (Eberhard J.
Nikitsch), in: www.inschriften.net, https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0238-di034mz03k0059001 - https://www.inschriften.net/landkreis-bad-kreuznach/inschrift/nr/di034-0590.html
Deutsche Inschriften Bd. 34, Bad Kreuznach, Nr. 514
(Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0238-di034mz03k0051409 - https://www.inschriften.net/landkreis-bad-kreuznach/inschrift/nr/di034-0514.html
Deutsche Inschriften Bd. 34, Bad Kreuznach, Nr. 597 (Eberhard J.
Nikitsch), in: www.inschriften.net, https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0238-di034mz03k0059704 - https://www.inschriften.net/landkreis-bad-kreuznach/inschrift/nr/di034-0597.html
Deutsche Inschriften Bd. 34, Bad Kreuznach, Nr. 369 (Eberhard J.
Nikitsch), in: www.inschriften.net, https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0238-di034mz03k0036904 - https://www.inschriften.net/landkreis-bad-kreuznach/inschrift/nr/di034-0369.html
Hartmut Geißler: Die von Koppenstein, in: Ingelheimer Geschichte
http://www.ingelheimer-geschichte.de/index.php?id=411
Geschichte auf der Gemeinde-Webseite: https://www.gemeinde-mandel.de/seite/253259/geschichte.html
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