Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3015
Kitzingen (Landkreis Kitzingen, Unterfranken)

Das Großlangheimer Tor

Kitzingen besaß früher einmal fünf Stadttore. Die äußere Stadtmauer umgab sowohl den größeren Bereich westlich des Mains als auch einen kleineren Bereich am anderen Ende des hier besonders wichtigen Mainübergangs. Das einzige erhaltene dieser Tore ist das Großlangheimer Tor im nordöstlichen Stadtteil Etwashausen jenseits des Mains (Flugplatzstraße 14). Ein Teilstück der Stadtmauer aus dem 15. Jh. ist noch in der Nähe der Schwarzacher Straße 27 zu finden. Linksmainisch sind zwar keine Tore, aber etliche Türme der alten Stadtbefestigung erhalten, zum Großteil in Häusern verbaut. Reste der älteren inneren Stadtmauer findet man entlang der Straßenzüge Kapuzinerstraße und Schrannenstraße, und der Marktturm gehörte auch dazu. Diese Mauer entstand im 13. und 14. Jh. und umschloß nur die Kernstadt. Sie war im Umriß rechteckig mit einer abgerundeten Ecke. Dann legte man um den Bestand eine zweite, äußere Mauer, von der man ebenfalls Reste findet, z. B. entlang der Straßenzüge Lindenstraße, Grabenschütt, Fischergasse, Schrannenstraße und Landwehrstraße. Diese Mauer mit früher etwa 30 Wehrtürmen wurde im 15. Jh. erbaut und bezog die Vorstädte ein; sie bildete westlich des Mains ganz grob ein Dreieck mit der Spitze nach Westen und einer Geraden entlang des Mains. Der Brückenkopf samt Vorstadt auf der anderen Mainseite wurde ebenfalls ummauert und mit einem Wassergraben umzogen. Tore gab es auf der Etwashausener Seite im Norden (Schwarzacher Tor, 1872 abgerissen), im Süden (Mainbernheimer Tor) und im Osten (Großlangheimer Tor). Dieses Tor hier ist das östliche Tor. Die viel größere Stadt westlich des Mains hatte hingegen nur zwei Tore, das Faltertor im Westen und noch eines im Nordwesten.

 

Es handelt sich bei dem Etwashausener Torturm um einen massiven Bau aus Werksteinen mit Pyramidendach und rundbogiger Tordurchfahrt. Seitlich führt ein hölzerner Treppenaufgang zum Hocheingang zu den Obergeschossen; zwei große sandsteinerne Konsolen tragen den kleinen Vorbau. Stadtseitig ist über der Tordurchfahrt ein auf 1565 datierter Wappenstein angebracht, der zwei Schilde mit geschwungenem Umriß und schneckenförmig eingerollten oberen Ecken kombiniert. Offensichtlich handelt es sich nicht mehr um den Originalstein, sondern um eine Restaurierung. Wilder Wein und Efeu ranken am Turm hoch und bedrohen auch die heutige Wappentafel mit ihren Haftwurzeln.

Der heraldisch rechte Schild trägt das Stammwappen der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, die silbern-schwarze Vierung der Hohenzollern. Kitzingen stand seit 1443 unter der Landesherrschaft der Markgrafen, nachdem Würzburg es für 39000 fl. verpfändet hatte. Markgraf Georg der Fromme führte 1528 die Reformation in Kitzingen ein. Der Würzburger Fürstbischof Philipp Adolf von Ehrenberg bezahlte 1629 die Pfandsumme und brachte Kitzingen wieder an das Hochstift. Eine Rekatholisierung wurde eingeleitet. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde Kitzingen wieder kurzfristig protestantisch, dann kam es zurück unter die Kontrolle des Hochstifts. Fürstbischof Johann Philipp I. von Schönborn gewährte 1650 den Kitzinger Protestanten in einem Gnadenvertrag Glaubensfreiheit.

Der andere Schild trägt das Stadtwappen von Kitzingen, in Blau eine durchgehende, oben gezinnte silberne Brücke mit drei Pfeilern. Das Stadtwappen stellt die zentrale Bedeutung der Stadt als Mainübergang heraus. Das Symbol der Brücke ist seit 1349 durch Siegelführung belegt; im Laufe der Zeit änderte sich nur ihr Aussehen im Detail, dem jeweiligen Zeitgeschmack entsprechend. Seit dem 16. Jh. sind die Farben Blau und Silber belegt, mal wie heute, mal invers. 1839 legte man sich amtlich auf ein blaues Feld und eine silberne Brücke fest. Das Stadtwappen ist auch als Relief über dem Rathausportal angebracht.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.7406084,10.1706727,21z - https://www.google.de/maps/@49.7406084,10.1706727,41m/data=!3m1!1e3
Stadtwappen von Kitzingen auf den Seiten des Hauses der Bayerischen Geschichte:
https://www.hdbg.eu/gemeinden/index.php/detail?rschl=9675141
Liste der Baudenkmäler in Kitzingen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Kitzingen
Kitzingen auf den Seiten zum Kulturpfad Castell:
http://www.kulturpfad-grafen-castell.de/html/kitzingen.html

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