Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 3006
Giebelstadt
(Landkreis Würzburg, Unterfranken)
Weitere Wappen in Messelhausen
St.
Burkhard-Straße 2
In der Nähe der Kirche steht
an der Ecke St. Burkhard-Straße / Jägerstraße ein
spätbarockes Haus mit fünf Fensterachsen und Mansardwalmdach,
heute ein privates Wohnhaus (St. Burkhard-Straße 2). In der
Mitte der nach Südwesten gerichteten Fassade ist über dem
Eingang das Vollwappen der Zobel von Giebelstadt
angebracht, in Silber ein
roter Pferdekopf mit schwarzem Zaumzeug und Zügeln, auf dem Helm
mit rot-silbernen Decken ein wachsender roter Pferdekopf mit
schwarzem Zaumzeug und Zügeln. Das von einem aus einer Krone
herabfallenden und beiderseits einmal hochgerafften Mantel
umgebene Wappen ist weder datiert noch inschriftlich einem
bestimmten Familienmitglied zugeordnet.
Ein Detail ist aber besonders interessant: Um den Schild hängt der St. Josephsorden. Das mehrfach gefaltete Stoffband war in echt hellblau mit schwarzem Rand. Das achtspitzige Kreuz war golden mit einem weiß emaillierten Rand. Die Vorderseite des Kreuzes trägt den kaiserlichen Doppeladler mit der Kaiserkrone darüber, und auf der Brust stand eigentlich noch der Name St. Joseph in verschlungenen Buchstaben "SJ". Der Adler ist hier sehr groß und verdeckt das Kreuz fast vollständig, zudem fehlen die Ecken der drei unteren Kreuzarme, so daß nur der obere Arm des Kreuzes sichtbar ist. Nicht aufgelöst sind weitere Details: Die Umschrift lautete: Virtutis avitae Aemuli (die der Tugend der Vorväter Nacheifernden). Die Rückseite des Kreuzes war blau emailliert und hatte einen weißen Rand, und dort war in der Mitte mit goldenen Buchstaben zu lesen: Imperatoris Auspiciis Lege Imperii conservamur (unter des Kaisers Schutz werden wir durch die Reichsgesetze aufrechterhalten). Dieser Orden war von Kaiser Joseph II. am 6.11.1768 gestiftet worden, mit besonderem und exklusivem Bezug zur Reichsburg Friedberg, denn während der Kaiser selbst Großmeister war, war der Großprior des Ordens der Burggraf von Friedberg, und die Regimentsburgmannen waren Kommandeure, die normalen Burgmannen der Reichsburg waren einfache Ritter des Ordens.
Das Auftreten dieses Ordens schlägt einen Bogen zur Pfarrkirche in Darstadt, wo das gleiche Kreuz an der Grabplatte für Friedrich Karl Zobel von Giebelstadt (5.10.1732-15.6.1787) zu sehen ist. Er war erst Domherr in Mainz, resignierte, wurde Herr zu Messelhausen und Darstadt, war zuerst kurmainzischer und danach würzburgischer Kämmerer und Hofrat und Oberamtmann in Karlstadt und Veitshöchheim. In der Inschrift seiner Grabplatte wird der Orden auch erwähnt: "...Des Röm. Kaiserlichen St. Jo/sephs Ordens Kommendern / und Groskreuz...". Zeitlich dürfte der Bau des Hauses in die Zeit seiner Herrschaft fallen, so daß die Zuordnung plausibel erscheint. Friedrich Karl Zobel von Giebelstadt wurde am 5.11.1769 als Burgmann der Reichsburg Friedberg aufgeschworen, wurde am 12.6.1777 Regimentsburgmann und hatte die Rolle des jüngeren Baumeisters inne. Zu dieser Zeit war der ältere Baumeister Friedrich Adolph Rau von Holzhausen, und der Burggraf war seit dem 11.6.1777 Johann Maria Rudolph Waldbott von Bassenheim; letzterer amtierte bis 1805.
Ein weiteres Zobel-Wappen mit dem Orden ist am Marstall auf dem Burggelände Friedberg angebracht, da dieser 1777-1782 errichtet wurde, ist das dortige Wappen auch Johann Friedrich Karl Zobel von Giebelstadt zuzuordnen. Die Burgmannenstellen waren erblich innerhalb der Familie. An der 1783-1808 erbauten Burgkirche Friedberg ist aus späterer Zeit das Wappen für Freiherr Franz Wilhelm Zobel von Giebelstadt-Darstadt, den Nachfolger aus der Familie, mit einer besser aufgelösten Ordensdarstellung angebracht.
Einordnung in die Genealogie der Familie:
Grenzsteine
In Messelhausen gibt
es auch noch zwei auf das Jahr 1676 datierte Grenzsteine mit
einem stark vereinfachten Zobel-Wappen. Die
Herrschaft über Messelhausen lag seit 1413 bei den Herren von
Dottenheim. Dann kam es 1506-1529 an die Herren von Thüngen,
weil Dorothea von Dottenheim Balthasar von Thüngen heiratete,
der kurmainzischer Amtmann auf der Gamburg war. Sie heiratete in
zweiter Ehe Christoph Zobel von Giebelstadt zu Guttenberg, der
jedoch bald darauf starb. 1538 verkaufte Dorothea Messelhausen an
ihren Schwiegersohn Stefan Zobel von Giebelstadt, Ehemann ihrer
jüngsten Tochter Anastasia von Thüngen, für 9000 fl.
Messelhausen kam am 17.5.1807 an das Großherzogtum Baden.1932
wurde das Schloß von Messelhausen an den Augustinerorden
verkauft, und 2013 wurden das Kloster aufgelöst und das Schloß
an einen privaten Investor verkauft, der es in eine Wohnanlage
umgewandelt hat..
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@49.575317,9.789253,21z - https://www.google.de/maps/@49.5753322,9.7892349,42m/data=!3m1!1e3
Zobel von Giebelstadt: https://de.wikipedia.org/wiki/Zobel_(Adelsgeschlecht)
Genealogie: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0553 - http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0554 - http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/beckekluechtzner1886/0555
Biedermann: Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren
Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Baunach http://books.google.de/books?id=ayZRAAAAcAAJ
Burg Friedberg: https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Friedberg_(Friedberg)
Burggrafschaft Friedberg: https://de.wikipedia.org/wiki/Burggrafschaft_Friedberg
Genealogische Quellen siehe Kapitel zu
Schloß Darstadt und Kapitel zu Schloß Giebelstadt
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