Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2969
Stadtschwarzach (Landkreis Schweinfurt, Unterfranken)

Die kath. Pfarrkirche Kreuzauffindung in Grafenrheinfeld

Die katholische Pfarrkirche Kreuzauffindung bildet das Zentrum des historischen Ortszentrums rings um den Kirchplatz. Bevor sie gebaut wurde, gab es Vorläufer: Die erste Kirche war die St. Stephanskirche. Ihr folgte die Bartholomäuskirche am gleichen Platz. Besagter Platz lag im heutigen Bergrheinfeld, damals rechtsmainisch, erst nach der Mainregulierung 1823 linksmainisch. Als das Domkapitel den Ort Grafenrheinfeld und die alte Kirche übernahm, lag die Kirche unpraktischerweise auf der anderen Mainseite. Sie wurde im Markgräflerkrieg 1553-1554 durch die Truppen des Albrecht Alcibiades Markgraf von Brandenburg völlig zerstört. Was man wiederaufgebaut hatte, und das war wenig, wurde in den letzten Jahren des Dreißigjährigen Krieges abgebrochen und woanders als Baumaterial verwendet. Als Pfarrkirche wurde als Interimslösung seit 1554 die alte Kreuzkirche in Grafenrheinfeld benutzt, die innerhalb einer umlaufenden, viereckigen Mauer mit eingebauten Gaden lag und eine typische Wehrkirche des Schweinfurter Raumes war. In der Mitte des 18. Jh. entschied man sich zum kompletten Neubau an der Stelle der Kreuzkirche.

Die 1755-1795 durch Johann Michael Fischer (18.2.1692-6.5.1766) erbaute Kirche ist leicht schräg nach Süden orientiert und wendet dem Kirchplatz den hohen Nordgiebel zu. Erst hatte sie nur einen Chorflankenturm, denjenigen im Westen. Und dieser basierte auf dem alten Kirchturm der mittelalterlichen Kreuzkirche. Das neugebaute Kirchenschiff erhielt eine Innenausstattung im Stil des Rokoko von Johann Peter Wagner und Deckengemälde von Johann Zick. Am 1.10.1795 konnte die neue Kirche von Fürstbischof Georg Karl von Fechenbach selbst geweiht werden. Die Maße sind für eine Dorfkirche gewaltig: Das ursprünglich 4 Joche lange Kirchenschiff ist 13 m breit und ebenso hoch. Die aus unverputzten Sandsteinquadern gefügte Fassade wird durch korinthische Bündelpilaster in drei Teile gegliedert. In der mittleren Zone liegen das Hauptportal und ein großes Fenster; die beiden Seitenteile haben ein kleineres Fenster über einer riesigen Figurennische. In der linken Nische steht die hl. Helena mit dem von ihr aufgefundenen Kreuz, die rechte Nische beherbergt eine Figur des hl. Konstantin. Eine dritte Nische beherrscht das Mittelfeld des Schweifgiebels, dort steht der wichtigste Frankenapostel, der hl. Kilian. Seitlich stehen zwei flammende Urnen. Ganz oben ist ein weit sichtbares Kreuz montiert.

Im Giebelfeld ganz oben unter dem Kreuz ist die im Stil des Rokoko verschnörkelte und oben gekrönte Kartusche mit dem Wappen des Herzogtums zu Franken, dem "Fränkischen Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt. Die Dorfherrschaft lag nicht beim jeweiligen Fürstbischof, deshalb fehlen typische Komponenten, sondern das Wappen verweist in seiner alleinigen Verwendung auf das Würzburger Domkapitel. Die Rocaille-Ornamente sind bei näherem Hinsehen mangels Abwehrnetz von Taubenkot zerfressen und schon wieder renovierungsbedürftig.

Der hohen Bedeutung des Domkapitels für die Geschichte Grafenrheinfelds wird auch im Kommunalwappen Rechnung getragen: Seit 1980 führt die Gemeinde in Blau über einem von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilten Schildchen die wachsende silberne Halbfigur der heiligen Helena mit goldener Krone, die in der Rechten ein goldenes Zepter, in der Linken ein goldenes Kreuz hält. Die andere Komponente verweist auf das Patrozinium der Kreuzauffindung der Pfarrkirche.

Größere Baumaßnahmen gab es 1863. Zum einen wurde der zweite Turm im Osten ergänzt, und der ältere Turm wurde erhöht, so daß beide Türme jetzt auf eine Höhe von 65 m kamen. Zum anderen wurde die Kirche nach Norden verlängert, von 4 auf 5 Joche. Die alte Fassade wurde rückgebaut, ein Joch an das Langhaus angefügt, und dann wurde die alte Fassade nun ein paar Meter weiter im Norden wieder hochgezogen. So kam das Kirchenschiff jetzt auf eine Gesamtlänge von 34 m. Drittens wurde der Chor mit einem einstöckigen Umgang versehen, der die Sakristei enthielt. Und eine Empore baute man ebenfalls in die Kirche ein. 

Am 24.2.1944 wurde die Kirche durch massiven alliierten Bombenabwurf zerstört. Selbst nach Ende des Krieges forderten die Auswirkungen Todesopfer, denn das Dach stürzte irgendwann völlig ein und tötete zwei in der Kirche arbeitende Steinmetze. Bis 1953 wurde die Kirche mit vereinfachtem Innenraum wiederaufgebaut, so daß sie am 15.11.1953 durch den Würzburger Bischof Julius Döpfner geweiht werden konnte. Die Deckenmalerei von Johann Michael Zink und die Altäre von Johann Peter Wagner waren jedoch unrettbar verloren, deshalb ist das Innere einfach, schlicht und modern gehalten. Zuletzt wurde die Kirche 1988-1993 renoviert. Die Pfarrei Grafenrheinfeld gehört heute zur Pfarreiengemeinschaft "Zu den Frankenaposteln im Maintal", zu der auch die Pfarreien Maria Schmerz in Bergrheinfeld und die Kuratie Garstadt gehören.

 

Innen ist am Chorbogenscheitel das Wappen des Würzburger Bischofs Dr. Paul-Werner Scheele (6.4.1928-) angebracht, der vom 31.8.1979 (Ernennung) bis zum 14.7.2003 (em.) amtierte, also während dieser Renovierung. Er war es, der am 17.10.1993 den Altar der Kirche nach der Sanierung weihte. Sein Wappen zeigt unter einem silbernen, mit einem durchgehenden roten Kreuz belegten Schildhaupt in Gold eine silberne Scheibe, die mit drei egentlich goldenen (hier abweichend braunen), laufenden, im Dreipaß gestellten und mit den Ohren verbundenen Hasen belegt ist. Paul-Werner Scheele brachte seinen Wappenschild aus Paderborn mit, wo er vorher Weihbischof war. Beide Symbole verweisen auf Paderborn, das rote Kreuz auf silbernem Grund als altes Hochstiftswappen ebenso wie das berühmte Drei-Hasen-Motiv, das in einem Kreuzgangfenster des Paderborner Domes zu sehen ist und welches als Einheit in der Dreiheit und damit als Symbol für die Dreifaltigkeit interpretiert werden kann. Als Bischof von Würzburg nahm er keine typisch fränkischen Elemente in sein Wappen auf, das Wappen wird mit einem dahinter aufrecht gestellten goldenen Vortragekreuz und mit einem grünen Galero mit 2x 6 grünen Fiocchi geführt. Die im Bogen unter dem Wappen angebrachte Devise lautet: PAX ET GAUDIUM - Friede und Freude. Zwei Engelsköpfe flankieren den unteren Abschluß der Kartusche. Vortragekreuz und Krummstab sind hinter dem Wappen schräggekreuzt, was diese Darstellung zu einem Hybrid aus alter und neuer bischöflicher Heraldik macht.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@50.0015063,10.1994771,20z - https://www.google.de/maps/@50.0015063,10.1994771,83m/data=!3m1!1e3
Peter Hofmann: Schweinfurtführer:
https://www.schweinfurtfuehrer.de/stadtrandgemeinden/grafenrheinfeld/
Webseite der Pfarrkirche:
https://pg-im-maintal.de/aktuelles/location/8-kath-pfarrkirche-kreuzauffindung,-grafenrheinfeld
Kirchenführer der Pfarrei Kreuzauffindung, Grafenrheinfeld, Text Dr. Ludwig Weth
Kommunalwappen von Grafenrheinfeld auf den seiten des Hauses der Bayerischen Geschichte:
https://www.hdbg.eu/gemeinden/index.php/detail?rschl=9678136
Kreuzauffindungskirche in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzauffindung_(Grafenrheinfeld)
Johann Michael Fischer in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Michael_Fischer_(Baumeister)

das ehemalige Pflegerhaus

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