Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2960
Fröhstockheim (zu Rödelsee, Landkreis Kitzingen, Unterfranken)

Das Crailsheim-Schloß in Fröhstockheim

Das Schloß im zu Rödelsee gehörenden Ortsteil Fröhstockheim liegt am Südrand der Siedlung. Das Gelände mißt 270 m in West-Ost-Ausdehnung, mit dem eigentlichen Schloß im Westen und den Wirtschaftsgebäuden im Osten. Das Schloß ist eine viereckige Vierflügelanlage von ca. 33 m Tiefe und 26 m bzw. 30 m Breite mit vier unterschiedlich angeordneten Ecktürmen. Die im Querschnitt runden Ecktürme im Nordwesten und im Südosten bilden wirklich die Ecke, derjenige im Südwesten besitzt einen polygonalen Querschnitt und ist von der Ecke weg auf die Längsseite verschoben, und derjenige im Nordosten ist wieder rund im Querschnitt und steht frei mit etwas Abstand und ist mit den Wohntrakten durch eine 3 m lange, gedeckte Brücke in Höhe des ersten Obergeschosses verbunden. Die Türme enthalten im unteren Teil Schießscharten, deutlich in der Abb. unten beim linken Turm zu sehen. Im Westen ist als Stütze ein breiter Strebepfeiler gemauert. Alle Flügel sind zweigeschossige Mansardwalmdachbauten. Die Bausubstanz stammt aus dem späten 16. Jh., die Dächer stammen aus dem 18. Jh.

Der Zugang erfolgt von Osten, wo die mauergesäumte Rampe den ehemaligen Graben überquert. Früher gab es hier eine Zugbrücke, die wurde abgebrochen, der Graben wurde hier verfüllt. Von dort gelangt man in den Innenhof. Dort überrascht die Gestaltung des ersten Obergeschosses in Fachwerk, am Nordflügel auf zwei Stützen vorkragend. Im Südosteck des Innenhofes ist ein Treppenturm mit polygonalem Grundriß und Spindel im Inneren angebaut. Südlich des Schlosses erstreckt sich ein Park, der in landwirtschaftliche Nutzflächen übergeht. Die Wirtschaftsgebäude bilden ein langgezogenes Rechteck von 116 m Länge und 57 bzw. 66 m Breite mit Zufahrten in der Mitte der Nordseite und im Südosteck. Ein weiterer Zugang erfolgt durch den Mittelbau des westlichen Nordtraktes. Schloß Fröhstockheim ist von den Freiherren von Crailsheim bewohnter Privatbesitz und nicht öffentlich zugänglich. Führungen werden zu besonderen Anlässen wie Denkmaltag o. ä. angeboten.

Dieses Schloß geht auf eine ältere Wasserburg zurück, die zunächst den Fuchs von Stockheim als hohenlohisches Lehen gehörte, jedenfalls wird 1120 Albrecht Fuchs von Stockheim genannt. 1455 ging das Lehen durch Verkauf an Karl von Heßberg. 1525 wurde die bisherige Wasserburg im Bauernkrieg zerstört, sie gilt ab vollständig abgebrannt. Die Bauern mußten danach der Gutsherrschaft Entschädigung zahlen. 1529 kam die Burgruine an Wolf von Crailsheim zu Mainsondheim; er hatte sie für 4300 fl. von seinem Schwager Wolf von Heßberg gekauft. Die Belehnung erfolgte 1543. Unter Wolf und unter seinem Sohn Ernst von Crailsheim wurde das jetzige Schloß erbaut. Wolf von Crailsheim saß zu Altenschönbach, Rödelsee, Fröhstockheim, Mainsondheim, Heuchelheim, Walsdorf (1524 von Georg von Thüngfeld gekauft), Neuhaus (1545 von Sigmund von Heßberg gekauft) und Sommersdorf (1550 von Georg Christoph von Eyb gekauft). Er war erst Pfleger zu Heideck, dann markgräflicher Amtmann in Kitzingen, Mainbernheim und Stephansberg. Wolf von Crailsheim war in erster Ehe mit Elisabeth von Giech und in zweiter Ehe mit Ursula von Vestenberg verheiratet. Der Sohn und zweite Bauherr Ernst von Crailsheim (1526-1596) saß zu Fröhstockheim, Neuhaus, Sommersdorf, Rügland (1584 von Hans von Vestenberg gekauft), Rosenberg (dito) und Thann. Er war markgräflicher geheimer Rat und Statthalter zu Ansbach sowie Amtmann zu Crailsheim. Er war dreimal verheiratet und hatte 26 Kinder. Seine drei Frauen waren Magdalena von Wallenrode, Maria Magdalena Schott von Schottenstein und Anna von Dölzkau; ihr gemeinsames Epitaph ist in der Kirche zu sehen.

Soweit zu den Erbauern. Mittlerweile war Fröhstockheim nicht mehr ein hohenlohisches, sondern ein hennebergisches Lehen geworden (als solches hatte es Wolf von Crailsheim 1543 empfangen), die aber wiederum 1583 erloschen, und die Lehenshoheit lag nun bei den Herzögen von Sachsen. Im 18. Jh. wurden alle Dächer der vier Flügel und der Türme erneuert, das verleiht dem Schloß eine barocke Überformung. So haben die vier Längsflügel den typischen Knick und die Gauben eines ziegelgedeckten Mansarddaches, und die Türme besitzen doppelt eingezogene verschieferte Hauben und entsprechend der Knicklinie der Dächer auch doppelte Gesimse. Den Herren von Crailsheim gehörte auch das Schloß in Rödelsee, das aber im 20. Jh. verkauft wurde, um den Erlös in den Fröhstockheimer Besitz zu investieren. Aus dem Wirtschaftshof wurde ein landwirtschaftliches Hofgut. Das Schloß selbst wurde 1976 renoviert.

Der älteste Teil der Wirtschaftsgebäude ist der westliche Abschnitt im Norden, wo sich früher Amt- und Jägerhaus befanden. Das ist ein zweigeschossiger Mansardwalmdachbau mit rundbogiger Toreinfahrt aus dem 18. Jh. Der Wappenstein über dieser äußeren Toreinfahrt ist bezeichnet mit "H(ans) S(igmund) V(on) C(railsheim)" und stellt ein Allianzwappen dar, rechts das Wappen der von Crailsheim, in Schwarz ein goldener Balken, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein rotes Kissen mit goldenen Quasten zwischen einem schwarzen, mit einem goldenen Balken belegten Paar Büffelhörner. Links ist das Wappen der Zobel von Giebelstadt zu sehen, in Silber ein schwarz gezäumter roter Pferdekopf, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken wachsend ein schwarz gezäumter roter Pferdekopf. Beide Familien heirateten mehrfach untereinander.

Dieser Wappenstein paßt zu Hans Sigmund von Crailsheim d. J. (1575-1634) und seiner zweiten Frau, Johanna Zobel von Giebelstadt (1582-1642), Tochter von Heinrich Reichsfreiherr Zobel von und zu Giebelstadt zu Friesenhausen (1534-4.11.1589), würzburgischer Rat und Amtmann, Begründer der älteren Linie zu Giebelstadt, und Amalie Truchseß von Wetzhausen (1549-1606). Der Wappenstein paßt aber nicht nach Fröhstockheim, sondern ist eine dort vermauerte Spolie, denn Hans Sigmund war der letzte Vertreter der Heuchelheimer Linie, und er war im Besitz von Altenschönbach, nicht aber von Fröhstockheim, das bei der brüderlichen Teilung 1556 Ernst von Crailsheim zugefallen war, nicht aber der Linie des Wappensteinbesitzers. Stilistisch ist dieser Wappenstein auch älter als das Wirtschaftsgebäude. Möglicherweise stammt dieser Wappenstein aus der Abbruchmasse des Schlosses Altenschönbach, jedenfalls wurde er hier sekundär vermauert.

Ein zweiter, deutlich jüngerer Wappenstein befindet sich über dem Eingang zum Schloß selbst, auch dieses ist ein Allianzwappen, zusammengesetzt aus zwei ovalen Kartuschen, die unter einer Krone zusammengestellt sind. Das in strengen geraden Falten geraffte Tuch des Wappenmantels und die Girlande zwischen den beiden Schilden geben dem Stein ein klassizistisches Aussehen. Heraldisch rechts ist das Schildbild der von Crailsheim zu sehen, in Schwarz ein goldener Balken.

Das linke Wappen gibt jedoch Rätsel auf: Auf den ersten Blick fühlt man sich an dasjenige der von Heßberg erinnert, das wäre gespalten, rechts in Silber drei rote Rosen pfahlweise, links fünfmal silbern-rot geteilt. Doch im Detail ist es anders: Die Rosen sind in Kreise einbeschrieben, und wir finden in der anderen Spalthälfte eine Teilung mehr, mithin drei Balken. Die Zuordnung ist offen. Selbst Sigmund Friedrich von Crailsheim, der Autor der Familienchronik, der es nun wirklich wissen muß, schreibt dazu 1905: "und ein unbekanntes modernes Wappen". Auch heute scheint es nicht aufgeklärt zu sein.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.7302386,10.2307458,19z - https://www.google.de/maps/@49.7302386,10.2307458,163m/data=!3m1!1e3
Schloß Fröhstockheim:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Fröhstockheim
Biedermann: Geschlechts-Register der Reichs-Frey unmittelbaren Ritterschafft Landes zu Francken, löblichen Orts Steigerwald
http://books.google.de/books?id=5tJDAAAAcAAJ
von Crailsheim: https://de.wikipedia.org/wiki/Crailsheim_(Adelsgeschlecht)
Zobel von Giebelstadt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Zobel_(Adelsgeschlecht)
An Freiherr von Crailsheim ein herzliches Dankeschön für die Führung am Tag des offenen Denkmals
Anton Rahrbach, Jörg Schöffl, Otto Schramm: Schlösser und Burgen in Unterfranken, Hofmann Verlag Nürnberg 2002, ISBN 3-87191-309-X, S. 170
Sigmund Friedrich von Crailsheim: Die Reichsfreiherren von Crailsheim, Familiengeschichte, 1905:
https://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/titleinfo/8759219 - Teil 1-3: https://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/titleinfo/8753645 - Teil 4: https://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/titleinfo/8754013, Schloß Fröhstockheim im ersten pdf S. 175-181

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