Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2913
Würzburg (Unterfranken)

Dom zu Würzburg, Franz Christoph von Rosenbach

Im Würzburger Dom ist im Seitenschiff das bronzene Epitaph für den Würzburger Domherrn und Domdekan Franz Christoph von Rosenbach (8.9.1630-23.3.1687) angebracht. Die Inschrift, die das große Zentralfeld vollständig einnimmt, lautet: "Siste Viator et lege / Vitam et gesta hoc aere expressa / Cuius hic tumulus cineres tegit / Est ille / Admodum Reverendus Praenobilis / et gratiosus Dominus / D(ominus) FRANCISCVS CHRISTOPHORVS A RosenBACH / Mundo natus A(nn)o MDCXXX DIE VIII 7bris, / Factus Canonicus A(nn)o MDCXXXIX Utriusq(ue) Ecclesiae / Cathedralis Herbipolensis / et Equestris Comburgensis, / Decanus electus Herbipolensis A(nn)o MDCLXXIII Die XXVIII Martii / Capitularis Comburgi A(nn)o MDCLV. Custos ibidem A(nn)o MDCLXIII / Ecclesiae Collegiatae in Haugis et Novi Monasterii Praeposit(us) / AEqui amans, Pauperum Pater, Cleri Decus, / CHRISTI bonus odor. / Occidit Flos Nobilissimus é Rosea Familia / Quando alii flores oriri incipiunt. / In Martio die XXIII / Anno quem hoc Epicinio legis. / Sparserat In terrIs rarae VIrtVtIs oDoreM / NVnC VIret aethereo nobILIs aXe rosa. / Abi Viator et bene precare, / Ut / Rosa bonI oDorIs In tVMVLo qVIetIs sVaVIter / reqVIesCat".

Hier noch einmal alle Informationen über den Lebenslauf, die sich größtenteils aus der Inschrift ergeben: Er wurde am 8.9.1630 in Rheinfelden geboren. Am 20.9.1639 bekam er die Dompräbende, die ihm ein Verwandter abgetreten hatte, nämlich Heinrich Adam von Rosenbach. Zunächst studierte er an der Universität Freiburg im Breisgau, wo er am 28.10.1647 immatrikuliert ist, und an der Universität Würzburg, wo er am 3.12.1648 immtrikuliert ist. Am 6.10.1651 trat er ins Collegium Germanicum in Rom ein, wo er bis zum 7.10.1653 blieb. Dort erhielt er die Diakonsweihe. Im Jahre 1654 wurde er in Würzburg Kapitelmitglied. Das Würzburger Domkapitel wählte ihn am 28.3.1673 zum Domdekan. Er hatte auch seit dem 20.9.1639 einen Platz als Kanoniker im Ritterstift Comburg, wo er 1655 Kapitular wurde und wo man ihn 1663 zum Custos wählte. Er war zudem ab 1672 Propst des Kollegiatstifts St. Johann in Haug und ebenfalls ab dem 18.2.1672 Propst des Neumünsterstifts. Die Priesterweihe empfing er am 23.5.1673. Er starb am 23.3.1687.

Die Zeilen 21 und 22 bilden zusammen ein Chronogramm: "Sparserat In terrIs rarae VIrtVtIs oDoreM / NVnC VIret aethereo nobILIs aXe rosa" = I + I + V + I + V + I + D + M + V + C + V + I + I + L + I + X = 1 + 1 + 5 + 1 + 5 + 1 + 500 + 1000 + 5 + 100 + 5 + 1 + 1 + 50 + 1 + 10 = 1687, das Sterbejahr. Ebenso bilden die beiden letzten Zeilen ein weiteres Chronogramm: "Rosa bonI oDorIs In tVMVLo qVIetIs sVaVIter / reqVIesCat" = I + D + I + I + V + M + V + L + V + I + I + V + V + I + V + I + C = 1 + 500 + 1 + 1 + 5 + 1000 + 5 + 50 + 5 + 1 + 1 + 5 + 5 + 1 + 5 + 1 + 100 = 1687, noch einmal die gleiche Zahl.

 

Oben ist in der Mitte das Vollwappen der Familie angebracht, hinsichtlich des Schildes und des Kleinods linksgewendet, als Ursache darf eine Hinwendung der Wappentiere zum Allerheiligsten innerhalb der Kirche vermutet werden. Die von Rosenbach führen einen von Silber und Schwarz geteilten Schild, oben aus der Teilung hervorkommend ein schwarzer, rotgezungter, golden gekrönter Löwe, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken zwischen zwei silbern-schwarz geteilten Büffelhörnern ein wachsender, schwarzer, rotgezungter, golden gekrönter Löwe. Beide Löwen werden hier doppelschwänzig dargestellt. Das Wappen ist geschickt in einen Platz eingefügt, der sich einerseits durch das bogenförmige Zurückweichen des Zentralfeldrahmens nach unten und andererseits durch das bogenförmige Ausziehen nach oben des Aufsatzes ergibt. Zwei geflügelte Putten begleiten das Wappen auf beiden Seiten, zwei weitere flankieren das Postament des Kreuzes darüber, und noch zwei sind auf den Seitenteilen des Aufsatzes positioniert, von denen aber einer verlorengegangen ist. Salver bildet das Epitaph noch komplett ab.

An den beiden Seiten des Epitaphs ist eine 8er Ahnenprobe angelegt. Zwei der ovalen Schildkartuschen sind mit kleinen Inschriftenbändern namentlich zugeordnet; die anderen sind verlorengegangen, was die Abbildung bei Salver bestätigt. Die beiden obersten Schilde sind nicht richtig angebracht; der Rosenbach-Schild steht sogar auf dem Kopf, was aber nicht sein kann, denn dieser Kleriker war nicht der letzte seiner Familie, außerdem wäre dann sein eigenes Wappen gestürzt, nicht der Schild der Ahnenprobe. Das hier ist ein Problem schlechter Befestigung, ebenso auf der anderen Seite, wo der Schild ganz oben schief hängt. Bei Salver ist abgebildet, wie es einmal war: Beide Schilde sind nach innen gerückt, weil über den drei anderen Schilden ein Totenkopf angebracht ist, und beide Schilde sind ca. 20° nach außen geneigt; keiner ragt über den Rahmen hinaus nach unten in das Schriftfeld hinein. Oben reicht der Schild mit Schriftband jeweils bis an die Beine der Engelchen heran. Die Ahnenprobe (beide Abb. unten) der optisch linken, heraldisch rechten Seite beginnt oben mit dem Schild der von Rosenbach (von Silber und Schwarz geteilt, oben aus der Teilung hervorkommend ein schwarzer, rotgezungter, golden gekrönter Löwe), gefolgt vom Schild der von Schönau (schwarz-golden geteilt mit drei (2:1) Ringen in verwechselten Farben), dann folgt als drittes der Schild der von Karsbach (in Rot ein goldener Pfahl), und zuletzt kommt der Schild der von Landsberg (grün-silbern geteilt, oben ein goldener Sechsberg).

 

Die Eltern des Klerikers Franz Christoph von Rosenbach (8.9.1630-23.3.1687) waren Dieterich Melchior von Rosenbach, Kommandant zu Rheinfelden, und Maria zu Rhein. Die Großeltern väterlicherseits waren Adam Hector von Rosenbach (17.4.1563-16.7.1633) und Esther von Schönau; die Großeltern mütterlicherseits waren Franz Ludwig zu Rhein und Maria Sibylla von Roggenbach. Die vier Urgroßaltern väterlicherseits waren Dieterich von Rosenbach (1528-12.3.1590), Obrist und Regimentsburgmann zu Friedberg, Walburga von Karsbach, Melchior von Schönau und Maria von Landsberg. Die vier Urgroßeltern mütterlicherseits waren Sebastian zu Rhein, Maria Susanna von Rottberg, Johann Franz von Roggenbach und Maria von Pforr (Genealogie nach Salver).

 

Die Ahnenprobe (beide Abb. oben) der optisch rechten, heraldisch linken Seite beginnt oben mit dem Schild der zu Rhein (in Silber ein rotbewehrter und -gezungter, grüner Löwe), gefolgt vom Schild der von Roggenbach (geteilt, oben gespalten von Rot und Schwarz, unten ledig von Silber), dann folgt als drittes der Schild der von Rottberg (in Gold ein schwarzer Balken), und zuletzt kommt der Schild der von Pforr (in Gold eine schwarze Kugel (Scheibe), die mit einem sechszackigen silbernen Stern belegt ist, im Grunde fehlt hier eine Umrißlinie zur korrekten Darstellung, den Schildrand und Scheibenrand wurden zusammengelegt).

Genealogie der von Rosenbach (nach Biedermann und Kindler von Knobloch, geistliche Karrieren dunkelrot markiert, der Domherr und seine hier relevanten Vorfahren fett hervorgehoben):

Literatur, Links und Quellen:
Bistum Würzburg: https://www.bistum-wuerzburg.de/
St. Kilians-Dom:
https://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Beschreibung dieses Epitaphs in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler
http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 577-580, auch unter https://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0006/bsb00065646/images/
Biedermann, Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Baunach
http://books.google.de/books?id=ayZRAAAAcAAJ
Stammbaum von Rosenbach: Julius Kindler von Knobloch, Oberbadisches Geschlechterbuch (Band 3): M - R, hrsg. von der Badischen Historischen Kommission, Heidelberg, 1919 Seite: 620
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1919bd3/0624/image?sid=84dbd391f2e35d0e14fed2b8986c08fb
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Alfred Wendehorst: Das Bistum Würzburg 4: Das Stift Neumünster in Würzburg, Germania Sacra Neue Folge 26, Verlag Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin/New York, 1989, DOI:
https://doi.org/10.26015/adwdocs-94, ISBN: 978-3-11-087397-9, online: https://rep.adw-goe.de/handle/11858/00-001S-0000-0003-16EF-B - https://rep.adw-goe.de/bitstream/handle/11858/00-001S-0000-0003-16EF-B/NF%2026%20Wendehorst%20Stift%20Neum%c3%bcnster%20W%c3%bcrzburg.pdf?sequence=1&isAllowed=y, S. 321 f. - http://germania-sacra-datenbank.uni-goettingen.de/books/view/36/337 - http://germania-sacra-datenbank.uni-goettingen.de/books/view/36/338
Franz Christoph von Rosenbach (GSN: 052-02005-001), in: Germania Sacra,
http://personendatenbank.germania-sacra.de/index/gsn/052-02005-001

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