Heraldik: Photos von Wappen in architektonischem Zusammenhang, Dokumentation und Datenbank

Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2898
Sulzheim (Landkreis Schweinfurt)

Der Landgasthof Goldener Adler

Der Landgasthof Goldener Adler befindet sich nordöstlich des Ebracher Amtsschlosses in der Otto-Drescher-Straße 12. Es handelt sich um ein auf das Jahr 1753 (auf dem Keilstein des Türsturzes eingeschlagen) datiertes, zweigeschossiges, traufständiges Walmdachhaus mit Eckpilastern. Das breitgelagerte Gebäude hat an der Straßenfront neun Fensterachsen. Zum mittig angeordneten Portal führt eine doppelläufige Freitreppe hinauf. Zahlreiche Erweiterungsbauten schließen sich rückwärtig an; das von Familie Fischer geführte Hotel besitzt 25 eingerichtete Zimmer, einen Biergarten und 3 Tagungsräume. Zur Geschichte des Ortes siehe beim Amtsschloß.

Das unter einer dreieckig hochgezogenen Verdachung über dem Haupteingang ist das des Ebracher Abtes Hieronymus II. Held, der als 47. Abt die Geschicke der Abtei lenkte und als Bauherr die Abtei vollendete. Er wurde am 2.2.1694 geboren und stammte aus Gerolzhofen; sein Geburtsname war Johann Franz Balthasar Held. Als Abt amtierte er von seiner Wahl am 16.5.1741 bis zu seinem Tod am 20.10.1773. Im Jahre 1743 wurde Hieronymus Held vom Generalabt des Zisterzienserordens, Andoche Pernot des Crots, zum Generalvikar für Franken ernannt. Er vollendete in Ebrach die Abteigärten und die Ökonomiegebäude und ergänzte so den äußeren Rahmen der unter seinem Vorgänger geschaffenen Neubauten.

Das Wappen besteht aus drei zu einer Gesamtkomposition vereinigten Feldern: Im ersten Feld ist der Zisterzienserbalken zu sehen, in schwarzem Feld ein rot-silbern in zwei Reihen geschachter Schrägbalken, hier schräglinks. Im zweiten Feld ist ein Löwe zu sehen, hier in einem roten Feld. Das persönliche Wappen des Abtes im unteren Bereich ist ein redendes, denn es zeigt einen "Helden", einen gerüsteten Mann, in der Rechten ein erhobenes Schwert haltend, in der Linken einen Schild mit einem Kreuz haltend. Das Feld ist hier blau angestrichen. Das Wappen gibt es in mehreren unterschiedlichen Versionen, diese hier besitzt noch eine fliegende Taube in einem Strahlenkranz über dem Helden, Symbol für den Heiligen Geist. Die Tinkturen können nicht verläßlich bestimmt werden. Über den drei Inhalten trägt ein geflügelter Engelskopf die Inful; schrägrechts und schräglinks ragen zwei Krummstäbe hinter dem Rocaille-Werk hervor, im Zentrum der Krümme jeweils eine Rose einschließend. Das Wappen dieses Abtes ist mehrfach am Klosterkomplex Ebrach zu finden sowie am Neuen Ebracher Hof in Bamberg.

Zur Übersicht ein Ausschnitt aus der Ebracher Äbteliste unter Hervorhebung des hier mit einem bauplastischen Wappen vertretenen Abtes:

Johannes III. Wolf genannt Lupus, aus Zeil am Main, amtierte als Abt 10.2.1531-1540, lebte bis zum 25.9.1540.
Konrad II. Hartmann, aus Schweinfurt, amtierte als Abt 21.10.1540-1551, zuvor Bursarius, lebte bis zum 9.1.1551.
Johannes IV. Beck genannt Pistor, aus Rothenfels, amtierte als Abt 1551-1562, lebte 1516-7.1.1562.
Paulus I. Zeller, aus Heidingsfeld, amtierte als Abt 1562-1563, zuvor Prior, lebte bis zum 29.6.1563.
Leonhard Rosen (Röß), aus Willanzheim, amtierte als Abt 1563-1591, 1573 Vaterabt und Visitator sämtlicher fränkischer Zisterzienserinnenklöster, lebte ca. 1532-6.10.1591.
Hieronymus I. Hölein (Holein), aus Großlangheim, amtierte als Abt 6.10.1591-1615, Abt-Adjutor 10.3.1591, 1605 Generalvikar des Ordens für Franken, lebte bis zum 25.11.1615.
Kaspar Brack, aus Gerolzhofen, amtierte als Abt 26.11.1615-1618, lebte bis zum 2.5.1618.
Johannes V. Dressel, aus Hollfeld, amtierte als Abt 1618-1637, zuvor Subprior und Prior, lebte bis zum 16.4.1637.
Johannes VI. Pfister, aus Würzburg, amtierte als Abt 1637-1641, lebte bis zum 20.9.1641.
Heinrich VI. Pförtner, aus Unterspiesheim, amtierte als Abt 17.10.1641-1646, zuvor Subprior und Pfarrvikar in Burgwindheim, lebte bis zum 5.10.1646.
Peter II. Scherenberger, aus Bad Brückenau, amtierte als Abt 21.10.1646-1658, lebte bis zum 1.6.1658.
Alberich Degen, 42. Abt, aus Zell am Main, 1647 Klostereintritt, 1654 Verwalter des Ebracher Amtshofes in Würzburg, amtierte als Abt 6.6.1658-1686, 1664 Generalvikar der gesamten oberdeutschen Kongregation der Zisterzienser, lebte 25.8.1625-24.11.1686.
Ludwig Ludwig (sic), genannt Ludovici, 43. Abt, aus Oberschwarzach, 1662 Klostereintritt, amtierte 1.12.1686-1696, lebte 5.9.1640-23.5.1696.
Candidus Pfister, 44. Abt, aus Sulzfeld am Main, amtierte 30.5.1696-11.12.1702, resignierte nach mehreren Schlaganfällen, lebte bis 26.2.1704.
Paulus II. Baumann, 45. Abt, aus Würzburg, 1663 Klostereintritt, amtierte als Abt 11.12.1702-26.8.1714, resignierte aus Gesundheitsgründen, lebte 4.9.1644-1.4.1725.
Wilhelm I. Sölner (Selner), 46. Abt, aus Gerolzhofen, Klostereintritt 1691, amtierte als Abt 30.4.1714-1741, lebte 30.12.1671-24.4.1741
Hieronymus II. Held, 47. Abt, aus Gerolzhofen, Geburtsname Johann Franz Balthasar Held, amtierte 16.5.1741-1773, lebte 2.2.1694-20.10.1773.
Wilhelm II. Roßhirt, 48. Abt, aus Neustadt an der Saale, Klostereintritt 1734, Priesterweihe 1738, amtierte als Abt 13.12.1773-1791, lebte 4.2.1714-15.1.1791.
Eugen Montag, 49. Abt, aus Ebrach, Klostereintritt 1760, amtierte als Abt 1791-1803, letzter Ebracher Abt, erlebte die Säkularisation, exiliert nach Oberschwappach, lebte 5.3.1741-5.3.1811.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.9475491,10.3404799,20.5z - https://www.google.de/maps/@49.9475491,10.3404799,81m/data=!3m1!1e3
Webseite des Gasthofs: http://www.goldener-adler-sulzheim.de/
Gerd Zimmermann: Ebrach, in: Wolfgang Brückner, Jürgen Lenssen (Hrsg.): Zisterzienser in Franken, das alte Bistum Würzburg und seine einstigen Zisterzen, Kirche, Kunst und Kultur in Franken Bd. 2, Würzburg 1991
Wigand Weigand, Anton Ruland: Geschichte der Fränkischen Cisterienser Abtei Ebrach, Krüll, 1834, 142 S., online: https://books.google.de/books?id=nv1EAAAAYAAJ und https://books.google.de/books?id=qhkFAAAAcAAJ
Hildegard Weiss: Die Zisterzienserabtei Ebrach, eine Untersuchung zur Grundherrschaft, Gerichtsherrschaft und Dorfgemeinde im fränkischen Raum (Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte), Lucius & Lucius Verlag, 1962, ISBN-10: 3828250564, ISBN-13: 978-3828250567, 147 S. https://books.google.de/books?id=7u4FXtkoG-QC
Wigand Weigand, Anton Ruland: Geschichte der Fränkischen Cisterienser Abtei Ebrach, Krüll, 1834, 142 S. https://books.google.de/books?id=qhkFAAAAcAAJ - https://books.google.de/books?id=nv1EAAAAYAAJ
Elke Goez: Das Zisterzienserkloster Ebrach in seiner fränkischen Umwelt, Sonderdruck aus dem 98. Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken 1996/99 www.mgh-bibliothek.de/dokumente/b/b044741.pdf
Liste der Ebracher Äbte: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Äbte_von_Ebrach
Hieronymus Held: https://de.wikipedia.org/wiki/Hieronymus_II._Held

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