Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2892
Unterschwappach (zu Knetzgau, Landkreis Haßberge)

ehemaliger Ebracher Klosterhof in der Dorfstraße 25

Im Knetzgauer Ortsteil Unterschwappach steht dieses zweigeschossige Bauernhaus in der Dorfstraße 25, nahe der Einmündung der Trappgasse. Bei dem giebelständigen Gebäude mit Krüppelwalmdach handelt sich um einen ehemaligen Klosterhof des Zisterzienserklosters Ebrach, wie der an der Nordostseite angebrachte Wappenstein belegt. Er ist neben der Heiligennische ganz oben der einzige Bauschmuck. Unterschwappach, das erst viele wechselnde Ortsherren hatte, gelangte in der Mitte des 13. Jh. fast gänzlich in die Hände der Herren von Schaumberg. Um 1533 führte Wilhelm III. von Schaumberg die Reformation im Dorf ein. Heraldische Spuren der Familie sind an der Dorfkirche zu finden. Der Dreißigjährige Krieg brachte eine solche Verwüstung und Entvölkerung mit sich, daß Wilhelm Ulrich von Schaumberg (2.8.1619-1661), der Sohn von Hans Ulrich von Schaumberg (1581-1626) zu Unterschwappach und Neuen-Gereuth, im Jahr 1676 das Dorf verkaufen mußte, weil es nichts mehr einbrachte, sondern erst einmal wiederaufgebaut werden mußte. Wilhelm Ulrichs Söhne gründeten die Linien zu Obersiemau (beginnend mit Hans Wilhelm von Schaumberg) und zu Völkershausen (beginnend mit Johann Gottfried von Schaumberg). Ein Würzburger Domherr vermittelte den Verkauf des Dorfes, und so gelangte Unterschwappach an das Zisterzienserkloster Ebrach, das ohnehin in Oberschwappach ansässig war und von da aus das Dorf wieder hochpäppelte und verwaltete. Teil des Kaufvertrages war die Zusicherung der Erhaltung der protestantischen Konfession, doch in der Folgezeit wandte sich das Dorf wieder weitestgehend dem Katholizismus zu.

 

Das Wappen gehört zum vorletzten Ebracher Abt, zu Wilhelm II. Roßhirt (amtierte als Abt 13.12.1773-1791, lebte 4.2.1714-15.1.1791). Er war bürgerlicher Herkunft und stammte aus Neustadt an der Saale, trat 1734 ins Kloster ein, wo er am 18.7. die Gelübde ablegte, und empfing 1738 die Priesterweihe. Im Kloster Ebrach wurde er zunächst Kanzleirat, Subprior und Prior. Letzteres Amt bekleidete er 5 Jahre lang. Danach leitete er den Ebracher Klosterhof in Würzburg. Am 13.12.1773 wurde er unter dem Vorsitz des Abtes Fortunat Hartmann von Plaß als Generalvikar des Ordens für Böhmen, Mähren und die Lausitz zum 48. Abt und Nachfolger von Hieronymus II. Held gewählt, was am 28.12.1773 von Franciscus Trouve, Abt von Citeaux sowie Generalabt des Zisterzienserordens, bestätigt wurde. Am 21.11.1774 ernannte derselbe Franciscus Trouve Abt Wilhelm Roßhirt zum Generalvikar des Ordens für Franken mit dem Recht zur Visitation und Beaufsichtigung der Männerklöster Bildhausen, Bronnbach und Langheim sowie des Frauenklosters Himmelspforten. Seine hervorzuhebenden Leistungen sind einerseits die Förderung der Bildung seiner Mönche sowie die Reform des Schulwesens und andererseits, nachdem seine Amtsvorgänger die barocke Klosteranlage erschaffen hatten, die Erneuerung der Klosterkirche, die noch der Gotik entstammte und noch nicht runderneuert worden war. Er wurde 76 Jahre alt.

Das Wappen setzt sich aus drei (2:1) einzelnen Kartuschen zusammen, wobei die heutigen Farben nichts mit den heraldisch korrekten Farben zu tun haben, Kartusche 1 (rechts oben): in Schwarz ein rot-silbern in zwei Reihen geschachter Schräglinksbalken (Zisterzienserorden), Kartusche 2 (links oben): in rotem oder grünem Feld ein schwarzer Eber, unter dem linken Vorderbein einen Krummstab (Abtsstab) haltend (Kloster Ebrach), Kartusche 3 (unten): ein Pferdekopf mit Hals (redendes Wappen Roßhirt, Tinkturen unbekannt, hier willkürlich). Die Kombination wird von einem geflügelten Engelskopf mit Inful überhöht; zwischen diesem und den oberen Kartuschen ist ein Kreuz eingefügt, und hinter dem Wappen sind zwei Krummstäbe schräggekreuzt. Ein weiteres Wappen dieses Abtes ist neben anderen weiterer Äbte am Elgersheimer Hof über dem Portal angebracht, einem ehemaligen Ebracher Amtshof. Die Familie Roßhirt taucht auch in Arnstein auf (Grabdenkmal außen an der Kirche Maria Sondheim).

Zur Übersicht ein Ausschnitt aus der Ebracher Äbteliste unter Hervorhebung des hier mit einem bauplastischen Wappen vertretenen Abtes:

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.9774158,10.4665831,19z - https://www.google.de/maps/@49.9774178,10.4665341,40m/data=!3m1!1e3
Liste der Baudenkmäler in Knetzgau:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Knetzgau#Unterschwappach
Kloster Ebrach:
http://www.hdbg.eu/kloster/web/index.php/detail/geschichte?id=KS0083
Kloster Ebrach:
http://www.cistercium.info/kloster-m/ebrach.html
Kloster Ebrach:
http://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Werke/a-g/Ebrach.html
Kloster Ebrach:
http://www.barockresidenz.de/zisterz-abtei-ebrach.html
Joachim Hotz: Zisterzienserklöster in Oberfranken, Große Kunstführer 98, München 1982, S. 4-36;
Gerd Zimmermann: Ebrach, in: Wolfgang Brückner, Jürgen Lenssen (Hrsg.): Zisterzienser in Franken, das alte Bistum Würzburg und seine einstigen Zisterzen, Kirche, Kunst und Kultur in Franken Bd. 2, Würzburg 1991, 77-82.
Wigand Weigand, Anton Ruland: Geschichte der Fränkischen Cistercienser Abtei Ebrach, Krüll, 1834, 142 S., online:
https://books.google.de/books?id=nv1EAAAAYAAJ und https://books.google.de/books?id=qhkFAAAAcAAJ
Wolfgang Wiemer: Zisterzienserabtei Ebrach, Geschichte und Kunst, Großer Kunstführer Schnell & Steiner Bd. 177, 1. Auflage 1992, ISBN 3-7954-0852-0
Hildegard Weiss: Die Zisterzienserabtei Ebrach, eine Untersuchung zur Grundherrschaft, Gerichtsherrschaft und Dorfgemeinde im fränkischen Raum (Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte), Lucius & Lucius Verlag, 1962, ISBN-10: 3828250564, ISBN-13: 978-3828250567, 147 S.
https://books.google.de/books?id=7u4FXtkoG-QC
Elke Goez: Das Zisterzienserkloster Ebrach in seiner fränkischen Umwelt, Sonderdruck aus dem 98. Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken 1996/99
www.mgh-bibliothek.de/dokumente/b/b044741.pdf
Liste der Ebracher Äbte:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Äbte_von_Ebrach
Genealogie Schaumberg: Biedermann: Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Rhön und Werra
http://books.google.de/books?id=j9JDAAAAcAAJ Tafel 173
Abt Wilhelm Roßhirt in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_II._Roßhirt

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