Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2833
Hall in Tirol (Innsbruck-Land, Tirol, Österreich)
Stadtpfarrkirche St. Nikolaus in Hall (10): Christoph Sigwein
Aufrecht in die Mauer vor dem Josefskirchlein eingelassen ist diese Grabplatte aus dunkelrotem Marmor in spätgotischem Stil. Der 1478 verstorbene Ritter Christoph Sigwein steht vollständig gerüstet unter einer gotischen, profilierten Eselsrückenbogen-Scheinarchitektur mit Kreuzblume in der Mitte und Blendmaßwerk innerhalb des Bogens und oberhalb. In der Rechten hält er eine Hellebarde, die Linke hat er an den Schwertgriff gelegt. An den Füßen trägt er vorne spitz zulaufende Lamellenschuhe mit Reitersporen.
Die Familie Sigwein gehörte zu den ältesten und wichtigsten der Stadt Hall, zu den sogenannten Haller Bürgermeisterfamilien. Die Familie ist im 15. Jh. durch den Silberbergbau in Schwaz äußerst wohlhabend geworden. Im 14. und 15. Jh. sind ihre Mitglieder regelmäßig im Stadtrat vertreten und kommen als Bürgermeister, als Stadtrichter und auswärts als Pfleger vor. Auch in der Liste der Salzmayr sind sie vertreten. Christoph Sigwein war 1441-1445 jedes Jahr Bürgermeister, und 1449-1452 war er Stadtrichter.
Die auf dem äußeren Rand umlaufende Inschrift lautet: "Anno domini / m cccc 78 starb cristoff sigbein / und sein su(h)n / jorg sigbein pfleger zu caltern". Es handelt sich um gotische Bandminuskel, extrem aufwendig gestaltet, indem jede Vertikale oben und unten wie ein nach vorne umgeknicktes Band geformt ist, nicht nur bei abknickenden Linien, sondern auch bei den freien Enden der Hasten. Dadurch wird dem eigentlichen Schriftzug ein Rhythmus an schräggestellten trapezförmigen Flächen überlagert. Die Linienenden sind schneckenförmig eingerollt. Oben die Ausschnitte "sigbe(in)" und "pfleger".
Das Wappen ist zweigeteilt, der Schild steht optisch rechts des Ritters, der Helm mit Kleinod abgetrennt auf der anderen Seite. Nach mehreren Belegen in der Fischnaler-Wappenkartei ist das Wappen der Haller Familie Sigwein schwarz-silbern gespalten, darin eine eiserne Kesselhaube mit einem Knauf oben und unten mit einer zu einem Auge gelegten Schnur, alles in verwechselten Farben, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wie der Schild bezeichneter Flügel oder Flug. Die Farbverteilung kommt in einem Fall in der Fischnaler-Kartei auch genau andersherum vor. Im Rietstap analog mit etwas anderer Interpretation bzgl. des Fluges: "Parti de sable et d'argent, à un chapeau de fer de l'un en l'autre, les cordons de gueules noués au-dessous du chapeau. Casque couronné, cimier un vol à l'antique, l'aile de devant aux armes de l'écu, l'aile de derrière d'argent plein". In der hier gewählten Form ist der Flug insgesamt mit dem Schildbild belegt, in Farbe müßte der eine Flügel gänzlich schwarz, der andere silbern sein, und mittig ist der gespaltene eiserne Hut in verwechselten Farben aufgelegt.
In den vier Ecken der Platte sind vier weitere Wappenschilde zu sehen, der heraldisch rechts oben mit einem Dreizack ist nach innen gestürzt, derjenige oben links trägt einen oberhalben Gemsbock, derjenige unten rechts trägt einen Dreipaß aus drei (2:1) deichselförmig nach außen gerichteten Pfeilen, in der Mitte mit einer Rose belegt (Kirchmayr de Malis, aus Mals, Feld rot, Pfeile golden, Rose silbern und golden bebutzt), und der Schild unten links mit einem Balken ist wiederum gestürzt. Mangels Genealogie sind diese Wappen noch nicht vollständig zugeordnet, Hinweise willkommen.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@47.2815831,11.5066981,20z - https://www.google.de/maps/@47.2815831,11.5066981,88m/data=!3m1!1e3
Anton Eberle: Grabsteine der
St. Nikolaus-Pfarrkirche zu Hall, 1876, Veröffentlichungen des
Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum, Zeitschrift des Ferdinandeums
für Tirol und Vorarlberg 3/20, S. 1-42, https://www.zobodat.at/pdf/VeroeffFerd_3_20_0001-0042.pdf - insbes. S. 13-14
Wappen Sigwein in der
Fischnaler-Wappenkartei: http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=27580&sb=sigwein&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=27581&sb=sigwein&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=27582&sb=sigwein&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=27583&sb=sigwein&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=27584&sb=sigwein&sw=&st=&so=&str=&tr=99
Wappen Kirchmayr in der Fischnaler-Wappenkartei: http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=6521&sb=kirchmayr&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=6529&sb=kirchmayr&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=6522&sb=kirchmayr&sw=&st=&so=&str=&tr=99
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