Heraldik: Photos von Wappen in architektonischem Zusammenhang, Dokumentation und Datenbank

Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2829
Hall in Tirol (Innsbruck-Land, Tirol, Österreich)

Stadtpfarrkirche St. Nikolaus in Hall (6): Sebastian Fueger

Am dritten Pfeiler des Portals links ist ein Epitaph aus rotem Marmor angebracht, das thematisch in der Vertikalen in drei Bereiche aufgeteilt ist. Ganz oben sehen wir umrahmt von einem profilierten Dreipaßbogen eine Kreuzigungsszene, seitlich neben dem ans Kreuz geschlagenen Christus Maria und Johannes. Die beiden oberen Eckzwickel werden von einem floralen Dekorationselement eingenommen, eine von Akanthusblättern umrahmte Knospe. Der mittlere Bereich zwischen den beiden Pfeilern der Scheinarchitektur ist die Wappenzone, und der untere mit der Inschrift ist sockelartig vom oberen Bereich abgesetzt.

Dort ist zu lesen: "ANNO D(OMI)NI M D LX V AM X VIII FEBRVARII / STARB DER ED(E)L VND VEST HERR SEBASTI(AN FVEGER RÖ(MISCH) KAY(SERLICHER) M(AIESTAE)T FERDINANDI RAT / VND REGENT OBERÖSTERREICHISCHER / LANDE SEINES ALTERS IM XXXVI IA(H)R / DEM SEY GOTT GENEDIG VND BARMHE/RZIG AMEN".

Dieses Kunstwerk erinnert also an Sebastian Fueger (ca. 1530-18.2.1565), kaiserlicher Rat Ferdinands und Regent von Oberösterreich, Herr der Pflegen Imst und Thaur, der im 36. Lebensjahr starb. Er war ein Bruder von Georg Fueger d. J., für den es in Hall auch einen Grabstein gibt. Ihre gemeinsamen Eltern waren Sebastian Fueger von Hirschberg und Martha Petschmer von Rindheim, Tochter des Balthasar Petschmer von Rindheim und der Anna Fröschl von Marzoll.

Das hier verwendete Wappen der Fueger von Hirschberg ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot eine ausgerissene silberne Kleestaude mit ihren drei Wurzeln und zwei auswärts geneigten Blätterstengeln (Stammwappen Fueger), Feld 2 und 3: in Silber eine schwarze Gemse (Kämmerer von Thaur). Dazu werden zwei gekrönte Helme geführt, Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein schwarzer Straußenfederbusch, belegt mit einem silbernen Kleeblatt (Stammkleinod Fueger), Helm 2 (links): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken eine wachsende schwarze Gemse mit einem silbernen Rückenkamm, dessen fünf Zacken mit Hahnenfedern an schwarzen Knöpfen besteckt sind (Kämmerer von Thaur).

Sebastians Ehefrau war Susanna Katzbeck (Katzpeck, Katzböck) von Katzenstein und Turnstain (Thurnstein) (-25.6.1599). Ihr marmornes Epitaph von der Hand des Meisters Alexander Colin ist in der Franziskanerkirche von Schwaz an der linken Seitenschiffswand überliefert, dort taucht das gleiche Wappenpaar im Sockelbereich auf. Die Familie führt in Gold auf einem schwarzen Dreiberg oder wie hier nur einem einzelnen Berg sitzend eine schwarze Katze, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken die auf dem Dreiberg sitzende Katze wie im Schild. Die meisten Einträge in der Fischnaler-Wappenkartei zeigen den Dreiberg schwarz, ein einzelner abweichend grün.

Die Katzbeck kommen in Tirol seit dem 15. Jh. vor; die Familienmitglieder wurden später Gewerken zu Schwaz, wo sie die ehemals Tänzlsche Behausung erwarben. Die Katzbeck (Katzpeck, Katzböck) von Katzenstein dürfen nicht mit den von Katzenstein verwechselt werden, die gewissermaßen die Vorbesitzer einer Immobilie waren. Den Herren von Katzenstein gehörte die gleichnamige Burg in Freiberg bei Meran an den zum Etschtal abfallenden Hängen des Tschögglbergs etwas unterhalb der Fragsburg. Die Familie ist 1450 im Mannesstamm erloschen. Zu den Besitznachfolgern auf der Stammburg zählen die Katzböck von Katzenstein. Die von Katzenstein führten auch eine Katze, aber in anderen Farben, nämlich in Rot eine fast senkrecht stehende silberne Katze, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken auf einem silbernen, dreigestuften Treppengiebel (= "Stein") eine diesen erklimmende silberne Katze (Siebmacher Band: NÖ1 Seite: 222 Tafel: 108).

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