Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2816
Brixen (Bressanone, Südtirol, Italien)
Der Friedhof von St. Michael in Brixen (13): Ambrosius Yphofer von Yphofersthal
Der zentral in einem in die Länge gezogenen Vierpaß angebrachte Meßkelch weist diese Platte als diejenige eines Klerikers aus. Die Inschrift im oberen Teil lautet: "D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) / ET MEMORI(A)E AMBROSII IPHO/VER AB IPHOVERSTAL IVRIS / CONSVLTI CANNONICI ET CV/STODIS BRIXINENSIS PASTORIS/QVE ECCLESI(A)E EPPIANE VIRI AD/MODV(M) PII ET DOCTI OBIIT AN/NO A NATO CHRISTO DIE 2 FE/BRVARI 1542 VALETE ET / SEQVIMINI IN CHRISTO". Ambrosius Yphofer von Yphofersthal (-2.2.1542), Doctor iuris utriusque, war Kanoniker in Brixen. Er entstammte einem Innsbrucker Bürgergeschlecht. Er und sein Bruder Wendelin Yphofer bekamen am 12.9.1518 von Kaiser Maximilian I. eine Reichsadelsbestätigung mit dem Prädikat "von Yphofersthal". Dabei wurde ihr bisheriges Wappen gebessert, a) durch Hinzufügung einer Helmkrone und b) durch Hinzufügung des Wappens ihrer namentlich nicht bezeichneten Mutter. Der humanistisch gebildete Ambrosius Yphofer war 1495 in Freiburg im Breisgau immatrikuliert, um 1500 in Bologna, wo er ein Studiengenosse des Humanisten Johannes von Botzheim war, und 1504 wurde er in Siena zum Dr. iuris utriusque promoviert. 1508 erscheint er als Kanoniker, 1523 als Propst in Brixen. Ambrosius Yphofer war seit 1540 Domherr in Konstanz und 1541 auch in Brixen, danach Dompropst in Brixen. Er selbst wohnte in Überlingen am Bodensee. Papst Clemens VII. übertrug dem Ambrosius Yphofer am 28.3.1530 das kleine Palatinat. Er starb in Brixen ohne Testament; die Bücher des begeisterten Wissenschaftsinteressierten fielen an die Bestände des Domes.
Das seit 1518 geführte adelige Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber einwärts eine oberhalbe schwarze Bracke (Stammwappen Yphofer), Feld 2 und 3: in Rot einwärts ein aufspringender silberner (nicht goldener) Windhund mit goldenem, beringtem Halsband. Dazu werden zwei gekrönte Helme geführt, Helm 1 (rechts): zu schwarz-silbernen Decken eine wachsende schwarze Bracke, Helm 2 (links): zu rot-silbernen Decken ein roter Flug mit einem silbernen Schrägbalken über einem silbernen sechszackigen Stern, auf dem rechten Flügel der Schrägbalken schräglinks, auf dem linken schrägrechts. Das Wappen wird im alten Siebmacher unter den Tiroler Geschlechtern geführt auf S. 44 Nr. 4 "Iphofer". Eine ausführliche Beschreibung findet sich bei Kindler von Knobloch. In der Fischnaler-Wappenkartei finden wir zum Stammhelm im vermehrten Wappen durchgängig schwarz-goldene Decken, beim Stammwappen alleine schwarz-silberne Decken. Weiterhin gibt es in Unterlagen leichte Varianten beim zweiten Helm.
Dieses Wappen begegnet uns später in ganz anderem Zusammenhang, weil es an die Familie Pansa von Rangenburg kam. Dr. iur. utr. Caspar Pansa, oberösterreichischer Regimentsrat, bekam von Erzherzog Leopold von Österreich am 23.12.1620 zu Elsaß-Zabern (Saverne) die "Bestätigung" des von der Familie bereits früher erlangten Adels, und bei der Gelegenheit erfuhr das Pansa-Wappen eine Vermehrung durch das komplette Wappen der erloschenen Yphofer von Yphofersthal. Deren Wappen wie oben beschrieben, aber nun mit goldenen Windhunden in den roten Feldern, wurde lediglich ein Herzschild mit dem Pansa-Wappen aufgelegt, in Blau auf einem grünen Dreiberg ein goldener, in den Vorderpranken ein golden gekröntes rotes Herz haltender Löwe. Am Oberwappen der Yphofer von Yphofersthal wurde nichts verändert, deren beide Helme blieben; der Stammhelm der Pansa fiel unter den Tisch, das wäre zu blau-goldenen Decken der Löwe wie beschrieben wachsend gewesen. Aber das fand keine Berücksichtigung in der neuen Verleihung. Natürlich kam es ständig vor, daß Wappen erloschener Geschlechter anderen Familien verliehen wurden, die irgendeinen Bezug zur ausgestorbenen Familie hatten (oder auch nicht). Aber daß hier ein derart weitgehende Übernahme eines fremden Wappens unter gleichzeitiger Aufgabe essentieller Bestandteile des Stammwappens erfolgte, ist außergewöhnlich. Dazu bekam der Begünstigte Rotwachsfreiheit und das Prädikat "von Rangenburg" verliehen. Besagter Caspar Pansa von Rangenburg bekam am 6.2.1622 von Kaiser Ferdinand II. zu Innsbruck mit Ausfertigung vom 5.2.1630 das kleine Palatinat und am 5.1.1633 zu Wien die Adelsbestätigung des rittermäßigen Reichsadels mit weiterer Wappenbesserung.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@46.716143,11.6576034,20z - https://www.google.de/maps/@46.716143,11.6576034,92m/data=!3m1!1e3
Der Alte Friedhof in Brixen: https://www.hiwio.com/de/Artikel/Der-Alte-Friedhof-in-Brixen-78
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Josef Resch (Josephus Reschius): Monumenta veteris ecclesiae
Brixinensis, Brixen 1765, online: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10939445?page=,1 - https://books.google.de/books?id=vYxQAAAAcAAJ
Kindler von Knobloch, Julius (Bearb.) / Badische Historische
Kommission (Hrsg.), Heidelberg, 1898, Oberbadisches
Geschlechterbuch: Band 2 http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1898bd2 S. 198 https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1898bd2/0200
Wappen Yphofer in der Fischnaler-Kartei: http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=17223&sb=yphofer&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=17231&sb=yphofer&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=17232&sb=yphofer&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=17224&sb=yphofer&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=17229&sb=yphofer&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=17226&sb=yphofer&sw=&st=&so=&str=&tr=99
Wappen Pansa in der Fischnaler-Wappenkartei: http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=1853&sb=pansa&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=1854&sb=pansa&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=1855&sb=pansa&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=1856&sb=pansa&sw=&st=&so=&str=&tr=99
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