Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2812
Brixen (Bressanone, Südtirol, Italien)

Der Friedhof von St. Michael in Brixen (9):
Michael von Teutenhofen und Anna von Wolkenstein

Die Inschrift in der unteren Hälfte des Zentralfeldes lautet: "Hie(r) Li(e)gt Begraben der Ed(e)l und Vest Micha/el von Teutenhofen Zu Neuhausß und die Ed(e)l Tug/enthafft Fraw Anna gebor(e)ne von Wolckhenstain sein / Ehegemahel Sambt I(h)rer baider Ehelichen Su(h)n Ulrich / Und Brueder Jacob von Teutenhofen Welliche Fraw / den 2. may im 1568 Ja(h)r I(h)res allters 72 Ja(h)r und ge/dachter Michael von Teutenhofen den 20. Marti 158(4) / seines allters Im 80. Ja(h)r abgeleibt. Der herr Jhesus / Christus verleich I(h)nen und unß allen ain fro(h)liche / urstendt. Amen. / Wir leben oder Sterben So sein wir deß herrn." Die Lesung bei Joseph Resch ist ungenau. Eine zweite Inschrift läuft außen herum auf dem Rand entlang, von außen lesbar, davon haben sich aber nur Bruchstücke in lesbarem Zustand erhalten. Vermutlich ist hier von beruflichen Positionen die Rede, denn hier findet im Bereich der linken unteren Ecke Erzherzog Karl zu Österreich Erwähnung.

Das Wappen der von Teutenhofen (Deutenhofen, Deutenhofer) ist silbern-rot gespalten mit einem Hahn in verwechselten Farben, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein rot-silbern gespaltener Hahn. Es wird beschrieben im Siebmacher Band: BayA1 Seite: 110 Tafel: 109. Die Familie bekam am 10.8.1518 von Kaiser Maximilian I. zu Augsburg eine Wappenbesserung und eine Bestätigung des rittermäßigen Adels. Der Stammsitz der Familie ist Deutenhofen bei Dachau in Oberbayern, und von da hat sich die Familie nach Tirol ausgebreitet. Deutenhofen ist heute ein Gemeindeteil der Gemeinde Hebertshausen. Dort erbaute die Familie vor 1431 eine Burg, die im 16. Jh. von der Münchener Familie Reitmor zum Schloß umgebaut wurde. Später kam der Besitz an die Freiherren von Mandl von und zu Deutenhofen. Da waren die von Teutenhofen längst in Tirol, wo sie 1543 Burg Neuhaus (Gais) bei Taufers im Pustertal gekauft hatten. Danach erwarb die Familie Raffenberg bei Klausen. Ein anderer Zweig wurde in Kärnten landständisch, nachdem er sich in St. Veit angesiedelt hatte.

 

Hier handelt es sich um Michael von Teutenhofen (-20.3.1584) zu Neuhaus, Hof- und Landrichter zu Brixen, der 1533 Anna von Wolkenstein geheiratet hatte. Er wurde am 20.11.1566 mit dem Prädikat "Teutenhofen von Neuhaus" in den Adelsstand erhoben. Burg Neuhaus war ursprünglich eine Gründung der Herren von Taufers, die im 12. Jh. die erste Burganlage errichteten, und in Bezug auf ihre Stammburg war das hier das "neue Haus". Nach dem Erlöschen der Familie ging sie an die Grafen von Görz-Tirol, die wiederum gaben sie zeitweise als Pfandschaft an die Herren von Wolkenstein, so ist Oswald von Wolkenstein ab 1422 als Pfleger belegt, und die Pfandschaft währte bis 1426. Die Besitzgeschichte der Burg ist äußerst wechselhaft. Von der Burg sind nur der Bergfried und ein Teil der Ringmauer in Originalzustand erhalten, wohingegen der Palas unter Verwendung alten Baumaterials 1914 völlig neu errichtet wurde.

Das Wappen der von Wolkenstein ist geviert, Feld 1 und 4: silbern-rot im Doppelwolkenschnitt schräggeteilt (modifiziert Maulrapp, für die Herrschaft Wolkenstein in Gröden, späteres wolkensteinsches Wappen), Feld 2 und 3: über rotem Schildfuß in Blau drei silberne Spitzen (von Pradell auf Villanders). Dazu werden zwei Helme geführt: Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken zwischen zwei mit silbernen Kämmen und Pfauenspiegeln besteckten roten Büffelhörnern ein goldener Schanzkorb, dieser mit drei Federn besteckt, einer roten zwischen zwei silbernen (Maulrapp, späteres wolkensteinsches Kleinod), Helm 2 (links): auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein silbern gestulpter, oben mit schwarzen Federn besteckter, blauer Hut zwischen zwei silbernen Hirschstangen (von Pradell auf Villanders). Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Tir Seite: 19 Tafel: 23, Band: GfA Seite: 68 Tafel: 70, Band: OÖ Seite: 662 Tafel: 133 und im Band: Bö Seite: 271 Tafel: 127, ferner im Münchener Kalender 1909. Das Objekt zwischen den Büffelhörnern wird in der Literatur ganz verschieden angesprochen, darunter als goldener Schanzkorb, als Schanzgeflecht oder als viereckiger goldener Zaun (lt. Diplom). Im Scheiblerschen Wappenbuch ist das Stammwappen auf Folio 137 abgebildet; dort sind es drei silberne Straußenfedern zwischen Pfauenspiegeln, und alles zusammen zwischen den Büffelhörnern wie beschrieben.

Die Ehefrau von Michael von Teutenhofen, Anna von Wolkenstein (-2.5.1568), war die Tochter von Anton von Wolkenstein, bis 1520 Pfleger in der Herrschaft Uttenheim (Gais, Villa Ottone), und Elisabeth aus unbekannter Familie. Anna war damit die Enkelin von Berthold von Wolkenstein (-1491) und die Urenkelin von Michael von Wolkenstein (-1446), dem Gründer der Trostburger Linie und Bruder des Dichtersängers Oswald von Wolkenstein. Annas Geschwister waren Hans, Paul und Sigmund von Wolkenstein. Annas Eltern waren im Reformationsgeschehen aktiv. Eigentlich war der Vater Anton Pfleger in Diensten des Bischofs von Brixen, an den Kaiser Maximilian 1500 das Amt Uttenheim verpfändet hatte. 1520 wurde der Vater vom Bischof Christoph von Schrofenstein entlassen, vermutlich aus Gründen religiöser Unzuverlässigkeit. Jedenfalls hatte Annas Vater schon 1526 den reformatorisch gesinnten Laien-Prediger Wölfl (ein Geiß-Hirte namens Wolfgang) aus dem Sarntal nach Uttenheim geholt. Von Wölfl gibt es übrigens eine Verbindung zu den Hutterern. Die Täufer wurden in Südtirol jedoch streng verfolgt. Wölfl wurde schließlich ins Gefängnis geworfen, und auch Anton von Wolkenstein wurde 1527 verhaftet, wo er sich im Verhör zum lutherischen Glauben bekannte. Auch Elisabeth bekannte sich zur Reformation und trat sogar als Täuferin auf. Das Unglück nahm seinen Lauf, Annas Eltern wurden zu Häretikern erklärt, ihre Besitzungen wurden ihnen entzogen und schließlich Annas katholisch gebliebenem Bruder Hans von Wolkenstein übereignet. Annas Mutter Elisabeth wurde in den 1530er Jahren mehreren Verhören unterzogen, vermutlich auch peinlichen Befragungen, bis sie 1534 in der Pfarrkirche von Taufers widerrief und sich "zum wahren christlichen Glauben bekannte". Danach verließ die begnadigte Elisabeth Uttenheim und lebte unauffällig in Brixen bei ihrer Tochter und deren zweiten Mann, der die Erlaubnis zur Aufnahme der Schwiegereltern vom Bischof erhalten hatte. Denn für Anna von Wolkenstein war die Ehe mit Michael von Teutenhofen die zweite. Zuvor hatte sie in erster Ehe Michael von Neuhaus (gest. ca. 1530) geheiratet, Hauptmann zu Tolmein und später Stadtrichter zu Brixen.

Michael und Anna hatten als Sohn, Hans von Teutenhofen, kaiserlicher Rat und landschaftlicher Einnehmer in der Stadt St. Veit in Kärnten. Er nannte sich auch "zu Raffenberg". Er war vermählt mit Maria Kirchpuecher (-22.9.1575), der Tochter von Johann Kirchpuecher von Hardegg und dessen Frau, Margarethe von Neuhaus (-22.3.1576). Hans und Maria hatten drei Söhne, Matthias, Michael und Hans Christoph, letzterer vermählt mit Magdalena Froh(n)müller. Dieser Hans Christoph von Teutenhofen bekam 1625 die Landstandschaft in Kärnten. In der Folgezeit erwarb der Kärntner Zweig der Familie die Schlösser Drasing, Mageregg, Ebenthal und Ehrenhausen. Am 12.1.1662 wurden Georg Ernst und Philipp Jakob von Deutenhofen, die Söhne des Hans Christoph, und deren Vetter Andrä Viktor, Herr auf Raffenberg, in den Freiherrenstand erhoben. Die Kärntner Linie erlosch 1750 mit Philipp von Teutenhofen. Es gibt in St. Veit a. d. Glan in der Klosterkirche Unserer Lieben Frau ein prachtvolles Epitaph dieses Familienzweiges aus dem Jahr 1580, welches Hans von Teutenhofen für seine Frau Maria, seine beiden Söhne Matthias und Michael und für seine Schwiegermutter Margarethe spendierte, mit vier Wappendarstellungen, Teutenhofen (Vollwappen), Kirchpuecher (Vollwappen), Wolkenstein (Schild) und Neuhaus zu Grafetsch (Schild).

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@46.716143,11.6576034,20z - https://www.google.de/maps/@46.716143,11.6576034,92m/data=!3m1!1e3
Der Alte Friedhof in Brixen:
https://www.hiwio.com/de/Artikel/Der-Alte-Friedhof-in-Brixen-78
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Josef Resch (Josephus Reschius): Monumenta veteris ecclesiae Brixinensis, Brixen 1765, online:
https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10939445?page=,1 - https://books.google.de/books?id=vYxQAAAAcAAJ
Die Inschriften des Politischen Bezirks St. Veit an der Glan, ges. u. bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner (Die Deutschen Inschriften 65. Band, Wiener Reihe 2. Band, Teil 2), Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2008, Kat. Nr. 518, URL: hw.oeaw.ac.at/inschriften/kaernten-2/teil3/kaernten-2-obj518.xml
Ingrid Roitner: Elisabeth von Wolkenstein, Täuferin, in: Ilse Korotin (Hrsg.): Biografia Lexikon österreichischer Frauen, Band 1 A-H, Böhlau Verlag, Wien, Köln, Weimar 2016, ISBN: 978-3-205-79590-2, S. 718-721 -
https://books.google.de/books?id=O5pVDAAAQBAJ
C. Arnold Snyder, Linda A. Huebert Hecht (Hrsg.): Profiles of Anabaptist Women: Sixteenth-Century Reforming Pioneers, Studies in women and religion, Bd. 3, Wilfrid Laurier University Press, Waterloo, Canada, 1996, ISBN: 0-88920-277-X, S. 164-177 -
https://books.google.de/books?id=jtnfAgAAQBAJ
Wappen Wolkenstein in der Fischnaler Wappenkartei:
http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=29627&sb=wolkenstein&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=29628&sb=wolkenstein&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=29631&sb=wolkenstein&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=29633&sb=wolkenstein&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=29634&sb=wolkenstein&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=29635&sb=wolkenstein&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=29656&sb=wolkenstein&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=29666&sb=wolkenstein&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=29667&sb=wolkenstein&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=29669&sb=wolkenstein&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=29668&sb=wolkenstein&sw=&st=&so=&str=&tr=99
Wolkensteiner Linien:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wolkenstein-Rodenegg - https://de.wikipedia.org/wiki/Wolkenstein-Trostburg
Wolkensteiner Genealogie:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stammliste_der_Wolkenstein
Wappen Teutenhofen in der Fischnaler Wappenkartei:
http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=8835&sb=teutenhofen&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=8838&sb=teutenhofen&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=8839&sb=teutenhofen&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=8837&sb=teutenhofen&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=8841&sb=teutenhofen&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=8845&sb=teutenhofen&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=22352&sb=deutenhofen&sw=&st=&so=&str=&tr=99

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