Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2788
Andelfingen (zu Langenenslingen, Landkreis Biberach)
Die kath. Pfarrkirche St. Cyriakus und das Pfarrhaus in Andelfingen
Güter in Andelfingen waren in karolingischer Zeit Besitz des Klosters St. Gallen, nach einer Urkunde aus dem Jahr 854 wurden sie an den Konstanzer Bischof abgetreten. Im Ort gab es ein niederadeliges Geschlecht der Herren von Andelfingen, die in der Mitte des 15. Jh. ausgestorben sind; ihre nicht mehr existente Burg lag in der Nähe der Kirche. Die Ortsherrschaft lag im Mittelalter bei den Grafen von Veringen, und von diesen kam sie an die Grafen von Grüningen-Landau, später Grafen von Landau, schließlich Herren von Landau. Graf Hartmann von Grüningen erwarb die Konstanzer Güter im Ort und verkaufte 1270 das Dorf an das Zisterzienserinnenkloster Heiligkreuztal. Damit kam auch 1270 das Kirchenpatronat an das Kloster. Die Pfarrei blieb nicht lange selbständig, sondern wurde 1276 nach Heiligkreuztal inkorporiert. Der größte Teil der Grundherrschaft im Ort Andelfingen kam durch weitere Zukäufe und Schenkungen im Verlauf des 13. Jh. an das Kloster. Weil die Vogtei über das Kloster bei der Grafschaft Sigmaringen lag, galt sie auch für Andelfingen, und entsprechend hatten die Inhaber von Sigmaringen die Hochgerichtsbarkeit inne. Mit der Säkularisation 1803 wurde der Klosterbesitz von Heiligkreuztal Württemberg zugeschlagen, das Andelfingen 1805 erst ins Oberamt Heiligkreuztal, 1807 ins Oberamt Riedlingen, und 1938 in den Landkreis Saulgau verwaltungstechnisch eingruppierte. Die katholische Pfarrkirche St. Cyriakus stammt aus dem 14. Jh.; das seltene Patrozinium ist seit 1377 belegt. Ein tiefgreifender Umbau erfolgte vermutlich 1489. Der Turm wurde 1519 erneuert. Das Innere der gotischen Kirche wurde 1760 unter der Heiligkreuztaler Äbtissin Josepha Holzapfel von Herxheim (amtierte 1723-1761) mit Freskenausmalung und Stuck in Rocailleformen barockisiert. Eine Restaurierung der Kirche erfolgte 1876-1878; aus dieser Zeit stammt das Wandgemälde mit einer Darstellung des hl. Cyriakus an der Wand über dem Hochaltar. Eine weitere umfassende Sanierung der Kirche wurde 2017 abgeschlossen; dabei wurden der komplette Innenraum, die Außenfassaden und das tragende Gebälk renoviert.
Von heraldischem Interesse ist das große Barockwappen am Übergang vom Chorbogenscheitel zur Decke. Es ist der Heiligkreuztaler Äbtissin Maria Josepha Holzapfel von Herxheim (amtierte 1723-1761) zuzuordnen, unter der die Barockisierung der Kirche erfolgte. Das Wappen ist geviert mit eingebogener Spitze, Feld 1: in Schwarz ein rot-silbern in zwei Reihen geschachter Schrägbalken, hier gewendet und damit schräglinks (Zisterzienserbalken), Feld 2 und 3: geviert, Feld a und d über grünem Dreiberg rot-silbern gespalten, aus dem Dreiberg zwei grün gestielte und ebenso beblätterte rote Äpfel wachsend (Patrizierfamilie Holzapfel), Feld b und c: silbern-blau geteilt, oben aus der Teilung wachsend zwei grün gestielte und ebenso beblätterte rote Äpfel (ritterliche Familie Holzapfel von Herxheim), Feld 4: in Gold drei liegende, eigentlich schwarze, hier fehlfarbige Hirschstangen übereinander (Grafen von Grüningen-Landau als Stifter des Klosters Heiligkreuztal), eingebogene Spitze: in Blau auf einem grünen Dreiberg ein goldenes Kreuz (Kloster Heiligkreuztal). Das Wappen wird ohne Oberwappen geführt und ist eingebettet in eine üppige Rocaille-Kartusche. Schrägrechts ragt dahinter der Krummstab (Äbtissinnenstab) empor, schräglinks das gestürzte Schwert. Hier sind die Äpfel alle rot, korrekter wäre in Feld a und d jedoch, daß die Äpfel in verwechselten Farben abgebildet sind, und so sehen wir es auch auf Vergleichswappen im Kloster selbst.
Kloster Heiligkreuztal war nie reichsunmittelbar. Es hatte jedoch ein eigenes Territorium (die Dörfer Andelfingen, Binzwangen, Friedingen, Waldhausen, Ertingen, Beuren, Hundersingen und die Gutshöfe Dollhof, Thalhof und Landauhof), in dem es die niedere Gerichtsbarkeit ausübte. Die Paternalität über das Kloster hatte die Zisterzienserabtei Salem inne. Die Vogtei über das Kloster war mit Sigmaringen verbunden, und die Vogtei kam mit der Grafschaft Sigmaringen 1535 an die Hohenzollern. Trotzdem war Heiligkreuztal ein österreichischer Landstand, das lag an der besonderen Konstruktion des Sigmaringer Lehens, denn die Hohenzollern hatten Sigmaringen als österreichisches Lehen, nicht als Reichslehen.
Der Hintergrund des Wappens der Familie Holzapfel von Herxheim ist insofern interessant, weil hier zwei Wappen zweier verschiedener, aber gleichnamiger Familien zusammengeführt wurden, trotz eindeutiger Genealogie, die einen Nichtzusammenhang beider Familien deutlich macht. In der Zuordnung der Felder wurden bereits "Patrizierfamilie Holzapfel" und "ritterliche Familie Holzapfel von Herxheim" unterschieden.
Zunächst zu der Familie, der die Äbtissin NICHT angehört: Die ritterliche, elsässisch-pfälzische Familie Holzapfel von Herxheim stellte Dienstmannen der Bischöfe von Speyer, der Äbte von Weißenburg, der Herren von Lichtenberg und von Fleckenstein und hatte zwei Zweige, die auf die im 15. Jh. lebenden Brüder Heinrich und Johann im 15. Jh. zurückgehen. Die Familie nennt sich nach dem Ort Herxheim im pfälzischen Landkreis Südliche Weinstraße, bei Landau gelegen. Johanns Zweig bestand bis 1702. Johann Jacob Holzapfel von Herxheim war Amtmann in Lauterburg. Sein Sohn Johann Heinrich Holzapfel von Herxheim war Reichsschultheiß in Hagenau. Dessen Sohn Philipp Jacob Holzapfel von Herxheim war Oberst und Vogt in Lauterburg. Die Familie erlosch 1702 mit Franz Friedrich Leontius Holzapfel von Herxheim als Letztem seines Geschlechts, dem Enkel des Philipp Jacob; er war der Sohn von Friedrich Philipp Hugo Herr zu Wasserstelz und Maria Barbara von Wangen und er wurde nur 12 Jahre alt.
Das Wappen dieser Familie ist silbern-blau geteilt, oben aus der Teilung wachsend zwei rote gestielte Äpfel. Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein roter, gestielter Apfel zwischen zwei silbern-blau geteilten Büffelhörnern (Rietstap, Rolland, unter Elsaß geführt, Alberti S. 344, Kindler von Knobloch, Oberschwäbisches Geschlechterbuch - dort zwei weitere Äpfel in der Helmzier außen an den Büffelhörnern angegeben). Es ist ein redendes Wappen, das den Namen Holzapfel bildlich umsetzt. In einigen Quellen erscheinen die Äpfel auch golden, so im jüngeren Miltenberger Codex.
Obwohl in einem Diplom vom 1.8.1682 eine Wappenvereinigung ausgesprochen wurde, ist das Wappen nicht in das vermehrte Wappen der von Falkenhayn gelangt, derjenigen Familie, in welche die Erbtochter Maria Magdalena Holzapfel von Herxheim (20.11.1663-1.9.1721) eingeheiratet hatte. Vermutlich verzichtete man auf die Übernahme, weil zu dem Zeitpunkt die Familie noch blühte und erst 20 Jahre später erlosch. Ebenfalls aus der vorletzten Generation der Familie heiratete Anna Helena Holzapfel von Herxheim (-1715) Rudolph von Falkenhayn, und eine dritte Schwester, Anna Luise Holzapfel von Herxheim, Erbin von Odratzheim, setzte den Sohn Rudolphs, Franz Anton von Falkenhayn zum Erben ein.
Später wurde dieses Wappen von einer anderen, schwäbisch-bayerischen Familie Holzapfel, die genealogisch nichts mit den vorgenannten Holzapfel von Herxheim zu tun hatte, sondern zum Biberacher und Augsburger Patriziat gehörte, in ihr eigenes Wappen aufgenommen, und zu dieser Familie gehört die Äbtissin. Sie gehört vermutlich zu einer Gruppe mehrerer geistlicher Geschwister, die als Eltern Johann Jacob Holzapfel von Herxheim und Klein-Kloez (16.4.1673-), Ratsmitglied und Stadtpfleger in Augsburg, und Johanna Theresia Freiin von Deuring hatten. Besagter Vater wurde von den Kaisern Joseph I. und Karl VI. mit der Augsburger Landvogtei belehnt. Die Äbtissin war vermutlich eine Schwester von Joseph Ignaz Lorenz Holzapfel von Herxheim, Generalmajor des Schwäbischen Kreises und Oberst des Baden-Durlachschen Infanterieregiments, und von Franz Ferdinand Maria Holzapfel von Herxheim, Ratsmitglied und Bauherr in Augsburg. Beide setzten die Familie fort. Auch eine Großnichte der Äbtissin war Konventualin in Heiligkreuztal, die am 17.6.1781 geborene Josepha Johanna Holzapfel von Herxheim.
Diese Familie wird mit Ulrich Holzapfel faßbar, Bürgerlicher aus Rottweil, Doctor iuris utriusque und Professor in Freiburg im Breisgau, mehrfach Rektor der dortigen Universität. Er hatte einen Sohn Albrecht, Doctor medicinae, und von diesem einen Enkel, Martin (-1614), ebenfalls Doctor medicinae, Stadtphysicus in Augsburg und vermählt mit Elisabeth Wildhelm. Dieser beiden Sohn war Johann Jakob Holzapfel, immer noch bürgerlich, vermählt mit Barbara Eberlin. Dieser wurde 1627 zum Geschlechter gemacht und in das Augsburger Patriziat aufgenommen und war Rat des Statthalters Ott Heinrich Fugger. Er erwarb Klein-Kloez bei Ulm. Dessen Sohn wiederum, Franz Ignaz Holzapfel (7.7.1622-), Statthalter des spanischen Königs in Neapel, vermählt mit Maria Elisabeth Ehinger von Balzheim, schaffte den Sprung in den Adelsstand, und hier fand die Mogelei statt: Kaiser Joseph I. gab ihm am 14.9.1705 zu Wien eine Reichsadelsstands-Bestätigung mit dem Beinamen "von Herxheim" und verlieh ihm eine Wappenbesserung unter Hinzunahme des Wappens der erloschenen ritterlichen Familie Holzapfel von Herxheim. Das war der Großvater der Äbtissin. Die Familie wurde am 27.2.1813 in der königlich-bayerischen Adelsmatrikel bei der Adelsklasse eingetragen.
Die Augsburger Familie Holzapfel beanspruchte eine Abstammung, die nicht gegeben ist, und sie nahmen das Wappen der ritterlichen Familie Holzapfel von Herxheim auf, zwar vom Kaiser abgesegnet, aber dennoch ohne eine andere Berechtigung als dem ähnlichen Namen, der wie allgemein bekannt kein Recht zur Übernahme anderer Leute Wappen begründet. Der Kaiser hatte es abgenickt, also führte man fortan folgendes Wappen: Geviert, Feld 1 und 4 über grünem Dreiberg rot-silbern gespalten, aus dem Dreiberg zwei gestielte und beblätterte Äpfel in verwechselten Farben wachsend (schwäbisch-bayerische Holzapfel), Feld 2 und 3: silbern-blau geteilt, oben aus der Teilung wachsend zwei natürliche, gestielte und beblätterte Äpfel (elsässisch-pfälzische Holzapfel von Herxheim). Zwei Helme werden geführt: Helm 1 (rechts): gekrönt, ein wachsender Knabe in rot-silbern gespaltenem Gewand, der in der Rechten einen roten und in der Linken einen silbernen Apfel emporhält, jeweils mit grünem Stiel und Blättern, Decken rot-silbern (schwäbisch-bayerische Holzapfel), Helm 2 (links): gekrönt, ein gestielter und beblätterter Apfel zwischen zwei silbern-blau geteilten Büffelhörnern, Decken blau-silbern (elsässisch-pfälzische Holzapfel von Herxheim). Es war eine klassische Usurpation, wo fälschlicherweise von Namensgleichheit auf Abstammungsgemeinschaft geschlossen wurde, um der eigenen Familie ein höheres Ansehen und ein gebessertes Wappen zu verschaffen, und die Hofkanzlei machte mit oder merkte es nicht (vgl. Siebmacher Band: Bay Seite: 86 Tafel: 100, Rietstap/Rolland, Alberti S. 344). Die Verwandtschaft ist nicht nur nicht belegt, sondern auszuschließen (Stammbäume beider Familien bei Kindler von Knobloch, Oberschwäbisches Geschlechterbuch).
Für diese Äbtissin gibt es einen barocken Polstersessel im Brudermuseum (Museum in der Bruderkirche) im Kloster Heiligkreuztal, dessen bestickte Bespannung innerhalb der üppigen Blütenranken auch ihren Wappenschild auf der Rückenlehne in korrekten Tinkturen zeigt, in der gevierten und oben beschriebenen Form, ohne Elemente des Klosterwappens, also nur wie im hiesigen Beispiel Feld 1 oder Feld 4 des gemalten Wappens. Im Heiligkreuztaler Museum ist es weiterhin vorne an einem Büstenreliquiar des hl. Bernhard zu sehen sowie auf dem Diadem einer Protagonistin eines Gemäldes.
Ein weiteres Wappen dieser Äbtissin gibt es im Kloster Heiligkreuztal an der Decke im Äbtissinnenbau, datiert auf 1751 und mit etwas anderem Aufbau: Geviert mit kurzer eingeschobener Spitze unten, Feld 1: Zisterzienserbalken, Feld 2: Landau, Feld 3: geteilt, oben schwäbisch-bayerische Holzapfel, unten ritterliche Familie Holzapfel von Herxheim, Feld 4: wie Feld 3, aber die obere und die mittlere Zone vertauscht, Spitze: Kreuz von Heiligkreuztal, hinter allem schräggekreuzt Äbtissinnenstab und gestürztes Schwert. Am gleichen Ort gibt es noch eine runde Wappenkartusche, geviert, Feld 1 und 4: ritterliche Familie Holzapfel von Herxheim, Feld 2 und 3: schwäbisch-bayerische Holzapfel, dreiteiliges Klosterwappen in separater Kartusche. Genau so ist es auch auf dem Gemälde in der Äbtissinnengalerie im Kreuzgang zu sehen, ebenso auf dem von ihr gestifteten Weihnachtsbild an der Flechtkrippe, weiterhin auf einem Schlußstein im Refektorium. In der Heiligkreuztaler Klosterkirche befindet sich ihr Epitaph mit dem Wappen wie hier in der Andelfinger Kirche, auf dem vermerkt ist, daß sie im Alter von 81 Jahren verstarb, nachdem sie 38 Jahre lang das Kloster als Äbtissin geleitet hatte. Genau so ist das Wappen als Stuckarbeit an der Decke über der Nonnenchorempore im Westen der Klosterkirche zu sehen. Aus dem Jahr 1752 stammt ein Objekt aus dem Kirchenschatz, an dem ihr Familienwappen angebracht ist, geviert aus Holzapfel und Holzapfel von Herxheim, senkrecht dahinter der Krummstab, dazu die Initialen "MIAZH+T" = Maria Iosepha Äbtissin Zu Heilig+Tal. Aus dem Jahr 1725 stammt ein mit den gleichen Initialen versehener Wappenstein am Torgebäude der Heiligkreuztaler Klosteranlage, ein weiterer Wappenstein an einem Wirtschaftsgebäude datiert von 1724. Wie man sieht, gehört diese Äbtissin zu denjenigen, deren Wappen am häufigsten an Gebäuden und Kunstobjekten in Heiligkreuztal zu finden ist.
Direkt neben der Pfarrkirche befindet sich das historische Pfarrhaus. Lange Jahre war es ein Sanierungsfall und stand zwei Jahrzehnte leer. Erst als es vom Land Baden-Württemberg der Kirchengemeinde übereignet wurde, konnte die komplette Sanierung beginnen, die 0,8 Mio. verschlang. Dafür ist heute das denkmalgeschützte Gebäude wieder in Top-Zustand und kann von der Kirchengemeinde genutzt werden. Im Erdgeschoß befinden sich Eingang, Garage und Technik. Im ersten Obergeschoß befindet sich ein großer Saal, der als Veranstaltungsraum genutzt wird. Im zweiten Obergeschoß befindet sich die Wohnung des örtlichen Diakons.
An diesem Gebäude befindet sich ein historischer Wappenstein, datiert auf das Jahr 1591. Drei Schilde sind in einer Reihe nebeneinander aufgereiht. Der Schild in der Mitte zeigt in Schwarz einen rot-silbern in zwei Reihen geschachten Schrägbalken (Zisterzienserbalken); der Schild optisch links zeigt in Blau auf einem grünen Dreiberg ein goldenes Kreuz (Kloster Heiligkreuztal), zwar stark verwittert, aber noch nachvollziehbar. Der dritte Schild optisch rechts ist das Wappen der Heiligkreuztaler Äbtissin Elisabeth Ifflinger von Granegg (Graneck), geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein ausgerissener goldener Lindenbaum mit fünf (1:2:2) Lindenblättern (Stammwappen Ifflinger von Granegg), Feld 2 und 3: in Rot aus einem goldenen Dreiberg hervorwachsend zwei geharnischte, im Ellenbogen nach außen abgewinkelte silberne Arme, die in den bloßen, naturfarbenen Händen einen balkenweise gelegten silbernen Schlüssel halten (Keller von Schleitheim). Hinter dem mittleren Schild steht ein heraldisch schräglinks gestellter Krummstab, hinter dem Schild der Äbtissin ein weiterer in Gegenrichtung. Diese Äbtissin amtierte 1569-1602.
Ein ganz ähnlicher dreiteiliger Wappenstein ist in Heiligkreuztal an einem Wirtschaftsgebäude angebracht, datiert auf 1588 oder 1598. Ein Vergleichswappen in Farbe ist im Kloster Heiligkreuztal auf einem Gemälde im Kreuzgang abgebildet; dort sind die Armschienen und der Schlüssel jeweils schwarz. Im Heiligkreuztaler Museum wird ein liturgisches Gewand (Kasel mit gesticktem Astkreuz von 1578) ausgestellt, das mit beiden Einzelwappen bestickt ist, dort sind die Arme und der Schlüssel silbern. Im Siebmacher Band: Bad Seite: 20 Tafel: 13, Wü Seite: 9 Tafel: 10, Erg Seite: 37 sowie im Aschaffenburger Wappenbuch Tafel 64 Seite 68 wird das Wappen der Ifflinger von Granegg beschrieben und abgebildet; die Helmzier des Familienstammwappens wäre zu rot-goldenen Decken hinter einem Flechtzaun hervorwachsend ein goldener Lindenzweig mit drei (1:2) Lindenblättern.
Die Ifflinger sind ein schwäbisches Adelsgeschlecht, das sich nach dem Sitz Granegg bei Niedereschach (Schwarzwald-Baar-Kreis) nannte. Die 1465 von der Familie erworbene und 1778 an die Gemeinde verkaufte Burg ist abgegangen. Ein weiterer Sitz dieser Familie war seit 1536 das Ifflinger Schloß in Fridingen (Landkreis Tuttlingen), das bis zum Verkauf durch Carl Alexander Ifflinger von Granegg 1793 in Familienbesitz blieb. Außerdem gehörten der Familie zeitweise die Burgen Frideck und Weckenstein. Die Güter lagen im wesentlichen am oberen Neckar und an der oberen Donau. Ihre Lehen hatten sie von Österreich, dem Hochstift Konstanz, vom Haus Württemberg und vom Haus Fürstenberg. Die Familie gehörte zur Reichsritterschaft des Kantons Neckar-Schwarzwald. Die Familie blüht auch heute noch.
Äbtissin Elisabeth Ifflinger von Granegg war die Tochter von Hieronymus Ifflinger (-1577), der in Horb lebte und 1536 Schloß Friedingen kaufte, es aber 1556 an seinen Bruder Conrad verkaufte. Er lebte nicht nur in Friedingen, sondern auch in Schaffhausen. Die Mutter der Äbtissin war Adelheid Keller von Schleitheim, daher die Kombination beider Wappen. Die Großeltern der Äbtissin väterlicherseits waren Johannes Sebastian Ifflinger zu Villingen und Ursula Schappel von Aldingen, die Letzte ihrer Familie und Erbin von Lackendorf. Die Äbtissin hatte mehrere Geschwister, von denen Hans Friedrich Ifflinger (-1607) in Schaffhausen und Dießenhofen lebte und Johannes Ifflinger zu Grünmettstetten als Fußknechtshauptmann starb. Von ihren acht Schwestern wurden drei weitere geistlich, Adelheid in Horb, Maria Magdalena und Catharina in Wald.
Nach dem Meßgewand im Museum Heiligkreuztal ist die zweite, zu Feld 2 und 3 passende Helmzier ein rot-silbern gespaltener Straußenfederbusch. Dieses Wappen der Keller von Schleitheim wird im Siebmacher Band: Bay Seite: 56 Tafel: 58 beschrieben, dort sind die Arme silbern geharnischt, der Schlüssel ist golden, das Kleinod ist zu rot-silbernen Decken ein Busch aus fünf abwechselnd roten und silbernen Straußenfedern, im freiherrlichen Wappen noch zusätzlich zwischen zwei rot-silbern geteilten Bannern. Die Familie der Keller von Schleitheim stammt ursprünglich aus der Schweiz. Die Mitglieder waren Erbschenken und Kellermeister der gefürsteten Abtei Reichenau. Der Schlüssel als Symbol der Schlüsselgewalt über die Lagerräume paßt sowohl redend zum Namen als auch zum Erbamt. Die Familie wurde später in den Freiherrenstand erhoben und führte als Keller von Schleitheim, Freiherren von Isenburg (das schwäbische!) einen gevierten Schild mit dem Stammwappen als Herzschild.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@48.146244,9.4095726,18.75z - https://www.google.de/maps/@48.146313,9.4096831,71m/data=!3m1!1e3
Seelsorgeeinheit Langenenslingen: https://st-konrad-langenenslingen.drs.de/ und https://dekanat-biberach.drs.de/seelsorgeeinheiten/17-langenenslingen.html
Kirchengemeinde Andelfingen: https://st-konrad-langenenslingen.drs.de/unsere-kirchengemeinden/st-cyriakus-andelfingen.html
Andelfingen auf Leo-BW: https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/17334/Andelfingen+-+Altgemeinde~Teilort
Kindler von Knobloch, Julius (Bearb.) / Badische Historische
Kommission (Hrsg.), Heidelberg, 1898, Oberbadisches
Geschlechterbuch: Band 2 http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1898bd2, zur Genealogie der Holzapfel von Herxheim
insbesondere https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1898bd2/0095 - https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1898bd2/0096 - https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1898bd2/0097 - https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1898bd2/0098
Genealogie der Ifflinger von Granegg: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1898bd2/0190 - https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1898bd2/0191
Ifflinger von Granegg auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Ifflinger_von_Granegg
Granegg bei Leo-BW: https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/13307/Schloss+Graneck+%28Schlossbauern%29+%5BWohnplatz%5D
Veröffentlichung der
Innenaufnahmen aus der Kirche mit freundlicher Genehmigung von
Herrn Pfarrer Klaus Sanke vom 18.5.2021, wofür ihm an dieser Stelle herzlich
gedankt sei
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