Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2746
Uttenweiler (Landkreis Biberach)

Schloßmühle Uttenweiler

Die Schloßmühle Uttenweiler befindet sich an der Hauptstraße schräg gegenüber dem Schloßhof. Es handelt sich um ein zweistöckiges Fachwerkgebäude mit einem steilen Satteldach, das noch einmal vier Ebenen hat mit mittig angeordneten ehemaligen Ladeluken auf drei Ebenen. Über dem Eingang an der nordwestlichen Giebelseite ist im Schatten des Vordaches ein auf das Jahr 1723 angebrachter Wappenstein angebracht, der an die Ortsherrschaft des Klosters Obermarchtal erinnert.

Die Ortsherrschaft wechselte mehrfach, bevor Uttenweiler an das Kloster kam. Uttenweiler war seit spätestens 1382 ein österreichisches Lehen, das erst die Herren von Stadion innehatten, dann die Herren von Lochen, ab 1382 die Herren von Stain, die im wesentlichen bis zu ihrem Erlöschen 1692 Ortsherren blieben. Berthold vom Stain zu Grundsheim gründete 1450/1459 das Augustiner-Eremitenkloster. Die Herren von Stain hatten die Vogtei über das Kloster inne. Zeitweise hatten die Herren von Rechberg 1481-1550 einen Teil des Ortes inne. Im 16. Jh. wurde der Ort reichsritterschaftlich. Nach 1692 wechselten die Besitzer mehrfach, schließlich wurde die Herrschaft Uttenweiler 1702 an das Kloster Obermarchtal für 180000 fl. verkauft. Zu dem Zeitpunkt bestand die Herrschaft aus einem Gemisch aus Reichslehen, österreichischen Lehen, Lehen des Klosters St. Gallen und reichsritterschaftlichem Allodialgut. Der Übergang der Herrschaft verlief nicht reibungslos, weil die Augustiner die neue Oberherrschaft nicht anerkennen wollten, denn das Kloster Marchtal erwarb damit auch die Vogtei über das Augustiner-Eremitenkloster. Die Augustiner weigerten sich, der Abgabenpflicht nachzukommen. Erst als der Marchtaler Oberamtmann Militär kommen ließ, knickten die Augustiner ein. In einem Vertrag vom 21.7.1719 regelte der Abt nun weitreichende Aufsichtsrechte für sich und seine Beamten über das Kloster. Dem Kloster gehörten neben der Mühle auch noch ein Brauhaus und mehrere Höfe. In Uttenweiler regelte ein Statthalter des Abtes alle örtlichen Angelegenheiten. Das Archiv der reichsritterschaftlichen Herrschaft und des Augustiner-Eremiten-Klosters wurden 1722 nach Obermarchtal verbracht. Die Pfarrei wurde inkorporiert.

Wie die Jahreszahl 1723 und die Initialen VAZM = VDALRICVS ABT ZV MARCHTAL verraten, handelt es sich bei dem Wappenbesitzer um den Obermarchtaler Abt Ulrich Johann Blank (lebte 21.12.1673-17.10.1748, amtierte als Abt 1719-1746). Er wurde sogar in Uttenweiler geboren, sein aus Sauggart stammender Vater Andreas Blank war Bauer im Ort und Wirt des "Bären". Die Mutter stammte aus Ingoldingen und hieß Anna Geiser. Ulrich Blank besuchte das Gymnasium in Marchtal und trat dann dort ins Kloster ein. Am 21.11.1694 legte er die Profeß ab, 1696-1699 studierte er Kirchenrecht in Dillingen. 1699 finden wir ihn als Baccalaureus der Theologie und als Studenten des kanonischen Rechts. Im selben Jahr feierte er am 26.9.1699 seine Primiz als Priester und wurde Vikar in Kirchbierlingen. Von den Klosterämtern bekam er 1705 dasjenige des Kastners, 1717 das des Großkellers.

Am 20.4.1719 wurde er von 39 Konventsmitgliedern zum Abt gewählt; die Weihe erfolgte am 20.5.1719 durch den Konstanzer Weihbischof. Die Untertanen von Marchtal huldigten ihm als Landesherrn am 19.10.1719, diejenigen in Uttenweiler am 23.10.1721. Abt Ulrich Blank baute auch in Obermarchtal, wo sein Wappen ebenfalls an den Klostergebäuden zu finden ist. Der Kauf der Herrschaft Uttenweiler hatte das Kloster Marchtal in Schulden gestürzt; Abt Edmund Dilger begann seine Amtszeit 1711 mit 137130 fl. Schulden, die erst noch leicht anstiegen und von denen er bis 1719 einen Anteil von 69900 fl. tilgen konnte, und Ulrich Blank konnte weitere 99200 fl. bis 1722 tilgen. Abt Ulrich ließ 1722 die Wirtschaft des Klosters gründlich analysieren und auch 1731 Uttenweiler neu vermessen und alle Rechte und Pflichten dokumentieren. Dazu wurden präzise Urbare für Lehen, Kameralgüter und Pfarreigüter angelegt. Eine so genaue Aufstellung aller rechtlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse war lange nicht mehr gemacht worden, und sie blieb auf lange Sicht auch die einzige bis zur Auflösung des Klosters. Wirtschaftlich war seine Amtszeit eine gute für das Kloster, geistlich und theologisch weniger, denn er zog fromme Unbeweglichkeit dem gelehrten Disput vor, und so kam es im Kloster zu einer intellektuellen Erstarrung. Er war eben mehr ein Mann des Gebets und des Wunderglaubens und weniger des Intellekts, und akademischer Diskurs hätte seine begrenzten Geistesfähigkeiten überfordert, der die Welt gerne in Schwarz und Weiß teilte und Hexerei, Zauberei, Häresie und Protestantismus als schlimmste Verschwörungen und Bedrohungen fürchtete. Noch 1746 ließ er in Marchtal zwei Menschen als Hexen verbrennen. Der geistig unbewegliche Abt glaubte selbst in dieser Zeit noch ernsthaft an die Existenz von Hexen und andere Verschwörungstheorien. Erst unter seinem Nachfolger, der aber erst noch das Feuer der Verfolgung kräftig schürte, endeten die Hexenprozesse in Marchtal. Der Abt Blank resignierte krankheitsbedingt am 24.5.1746 und starb zwei Jahre später im Alter von 75 Jahren. Sein Nachfolger wurde Edmund II. Sartor bzw. Schneider aus Munderkingen.

 

Das Wappen des Abtes Ulrich Blank ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot auf einem grünen Dreiberg stehend ein aufrechtes silbernes lateinisches Kreuz, überdeckt von zwei schräggekreuzten goldenen Schlüsseln, die Bärte nach oben und auswärts gestellt, Feld 2: in Blau eine goldene, gesichtete Strahlensonne, Feld 3: in Blau eine grün beblätterte goldene Sonnenblume mit rotem Butzen. Auf der Ovalkartusche ruht die Inful, hinter der Kartusche ragen schrägrechts der Krummstab und schräglinks das gestürzte Schwert für geistliche und weltliche Macht hervor. Dieses Wappen wird auch auf seinen Abtei- und Sekretsiegeln verwendet.

Es gibt neben dem erwähnten Wappen in Obermarchtal am Konventsgebäude, bei dem anstelle der zwei Schlüssel aber ein silbernes, golden gegrifftes Schwert und ein goldener Schlüssel schräggekreuzt sind, noch zwei weitere Fundstellen für das Wappen dieses Abtes, einmal am Pfarrhof in Dieterskirch aus dem Jahre 1733 und einmal an der Decke der Kapelle von Datthausen, die der Abt 1720 gestiftet hatte. Zum Wechsel von zwei Schlüsseln auf Schlüssel und Schwert: Das ursprüngliche Wappen des Stifts sind die beiden Schlüssel, die zuerst aus dem Jahr 1441 überliefert sind und von den Petrusschlüsseln abgeleitet sind. 1518 wurde Abt Heinrich Stölzlin mit dem Blutbann belehnt, und deshalb ersetzte er einen der Schlüssel durch das Schwert. Weitere Veränderungen folgten im 17. Jh.: Buchstaben, Stern(e), Dreiberg, Kreuz, zusätzliche Inhalte (Diskussion bei Obermarchtal).

Nach der Säkularisierung stand Uttenweiler als Besitz des Klosters Obermarchtal zur Disposition. Der Fürst von Thurn und Taxis, der das Mutterkloster bekommen hatte, nahm am 25.10.1802 provisorisch auch von Uttenweiler und seinem Kloster Besitz. Im örtlichen Kloster lebten damals neun Priester und zwei Laienbrüder. Ein Konkurrent, der ebenfalls Ansprüche auf die Herrschaft anmeldete, war der Deutsche Orden in seiner Rolle als Mediatkloster, denn ihm waren im Reichsdeputationshauptschluß die Hoheitsrechte über das Kloster zugesprochen worden, aber er konnte seine Ansprüche trotz vorübergehender Inbesitznahme nicht durchsetzen. 1803 kam der Ort endgültig an die Fürstenfamilie, die 1806 Gebäude und Liegenschaften des Klosters vom württembergischen Kameralamt kaufte. Der bisherige Prior des Uttenweiler Klosters, Pater Augustin Riedmüller, wurde vom Fürsten dem Bischof als neuer Pfarrer vorgeschlagen. 1805 meldete Baden Ansprüche an, man berief sich auf die reichsunmittelbaren Allodialgüter, auch dieses ein vergeblicher Versuch. Mit der Mediatisierung kam Uttenweiler 1806 an das Königreich Württemberg, zunächst dem Oberamt Zwiefalten, 1810 dem Oberamt Riedlingen eingegliedert, 1938 dem Landkreis Saulgau, später zum Landkreis Biberach. Die förmliche Aufhebung des Klosters befahl ein königliches Dekret vom 21.4.1807, das im April desselben Jahres vollzogen wurde.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@48.1474186,9.614437,20z - https://www.google.de/maps/@48.1474109,9.6143621,57m/data=!3m1!1e3
Wolfgang Willig, Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg, eine kulturhistorische Spurensuche, 1. Auflage 2010, ISBN 978-3-9813887-0-1, S. 542
Kloster Obermarchtal:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Obermarchtal
Abt Ulrich Blank:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Blank_(Abt)
Uttenweiler und seine Geschichte auf LEO-BW:
https://www.leo-bw.de/en_GB/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/DOKUMENT/labw_kloester/629/Augustinerkloster+Uttenweiler+Klosterprospekt+von+1736 - https://www.leo-bw.de/fr_FR/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/17733/Uttenweiler+-+Altgemeinde~Teilort - https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/17713/Uttenweiler
Wilfried Schöntag, Das Bistum Konstanz 6: Das reichsunmittelbare Prämonstratenserstift Marchtal, Germania Sacra. Dritte Folge 5, 786 S., Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston 2012, ISBN: 978-3110253122 -
https://rep.adw-goe.de/handle/11858/00-001S-0000-0023-9A0A-F - http://personendatenbank.germania-sacra.de/books/view/69 - https://rep.adw-goe.de/bitstream/handle/11858/00-001S-0000-0023-9A0A-F/3.F.%205%20Schoentag%20Marchtal.pdf

Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright bzw. Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2021
Impressum