Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2734
Halberstadt (Landkreis Harz, Sachsen-Anhalt)

Der Dom zu Halberstadt, Teil (12): Portal im südlichen Chorumgang

Im südlichen Chorumgang des Halberstädter Doms befindet sich ein wappengeschmücktes Portal im Stil der Renaissance im dritten Joch. Heute ist das aus hellem Sandstein gefertigte Portal mit einem Gitter verschlossen; der Durchgang ist vermauert. Früher führte das Portal zu angrenzenden Räumen, z. B. dem Rittersaal. Das sehr geschmackvolle Portal besteht aus einem mehrfach profilierten Rundbogen, der von zwei freistehenden Kompositsäulen flankiert wird, oben mit korinthischen Kapitellen und unten auf hohen viereckigen Postamenten mit Diamantbossen auf den freien Seiten. Diese vorgestellte Säulenarchitektur trägt ein dominantes, verkröpftes Gesims unter einem gesprengten Dreiecksgiebel. Über dem Scheitel des Bogens wird das Diamantbossenmotiv wiederholt. In der Gebälkzone ist ein stark nach vorne geneigtes Wappen des Bauherrn angebracht. Am Architrav ist folgende Bauinschrift zu lesen: "D(OMI)N(V)S / MATTHIAS AB OPPEN DECAN(VS) PORTAN(ARIVS) P(RE)P(OSITVS) S(ANCTI) BONIF(ACII) HALB(ERSTADENSIS) EXTRVXIT / ANNO 1615" - Herr Matthias von Oppen, Dekan (= Oberhaupt des Domkapitels, geistliche Führung und Leitung nach innen), Portanarius (= Pfortenherr), Propst (des Stifts) des Heiligen Bonifatius zu Halberstadt, hat (dieses Portal) im Jahre 1615 errichtet.

 

Matthias von Oppen (um 1565-11.4.1621) war ab 1605 Halberstädter Domdekan als Nachfolger von Caspar von Kannenberg. Das Wappen der von Oppen zeigt in Blau ein silbernes Schragenkreuz (die weißen Farbflächen hier mit ornamentaler Damaszierung), die Mitte mit einer roten Rose belegt, die hier doppellagig ausgeführt und golden bebutzt ist. Als Kleinod wird auf dem Helm mit nach Literatur blau-silbernen, hier rot-silbernen Decken eine hohe, blaue Säule (in der Literatur ein blauer, silbern gestulpter Hut) geführt, mit einem Kranz von abwechselnd roten und silbernen Rosen belegt (hier 13 Rosen, deshalb kein alternativer Farbwechsel durchgehend möglich) und oben eigentlich noch mit einer liegenden silbernen Mondsichel besteckt (fehlt hier), aus der drei Straußenfedern in den Farben Blau, Silber und Rot hervorkommen (Siebmacher Band: Anh Seite: 5 Tafel: 5, Band: Pr Seite: 286 Tafel: 339, Band: PrA Seite: 55 Tafel: 41, Band: SH Seite: 30 Tafel: 15 und Band: Sa Seite: 40 Tafel: 46, Jahrbuch des Deutschen Adels, Bd. 2, 1898).

 

Die von Oppen gehören zum Uradel Obersachsens und treten zuerst in der Gegend von Belzig und Treuenbrietzen auf. Im 14. Jh. traten bereits Mitglieder des Geschlechts im Deutschordensland auf. Die Familie verbreitete sich auch in der Niederlausitz, in Schlesien, Sachsen und Anhalt. Im 19. Jh. kam es zu einer Namens- und Wappenvereinigung einerseits mit den von Schilden 1832 zur Linie von Oppen-Schilden und andererseits mit den Freiherren von Huldenberg 1840 zur Linie Oppen von Huldenberg. Das Wappen des Domdekans ist an Burg Zilly zu sehen sowie an der Dompropstei in Halberstadt und taucht auch am Wappenfries in der Neuenstädter Kapelle des Domkreuzgangs auf, außerdem an Burg Schlanstedt. Matthias von Oppen wird an der Kanzel des Domes aufgelistet, und im Dom ist sein Wappen unter anderem am Schalldeckel der Kanzel vertreten. Dieser Domdekan Matthias von Oppen auf Gatersleben und Nachterstedt war der Gründer der von Oppenschen Stipendienstiftung für mittellose Begabte. Er baute Zilly genau wie die ebenfalls seit 1604 dem Domkapitel gehörende Burg Schneidlingen im Rahmen seiner ökonomischen Reformen zu landwirtschaftlichen Groß- und Mustergütern um. Denn Matthias von Oppen, einer der wenigen katholischen Domherren im Halberstädter Kapitel, war nicht nur ein bedeutender Politiker im Domkapitel, der durch seine rhetorischen Fähigkeiten, juristischen Kenntnisse und durch sein Organisationsvermögen großes Ansehen erwarb und bischöflicher Rat unter Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel wurde, sondern er kümmerte sich persönlich um den Ausbau der Landwirtschaft und die wirtschaftliche Nutzung des Grundbesitzes des Domkapitels. Nach seinem Tod folgte ihm für kurze Zeit Eitel (Idel) Johann von Hohle (Holle) im Amt nach, dann begann die Rochade zwischen evangelischen und katholischen Domdekanen und der Wechsel zwischen Arnd Spiegel von Pickelsheim und Joachim von Hünecke je nach politischer Großwetterlage, ehe Jobst Ludwig (Justus Ludolf) von Stedern die innere Leitung des Kapitels übernahm.

Literatur, Links und Quellen:
Position in Google Maps: https://www.google.de/maps/@51.8962678,11.0488647,18.5z - https://www.google.de/maps/@51.896156,11.0487941,131m/data=!3m1!1e3
Kulturstiftung Sachsen-Anhalt:
https://www.kulturstiftung-st.de/ - Dome und Klöster: https://www.kulturstiftung-st.de/burgen-schloesser-dome/#dome-kloester
Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Domschatz Halberstadt:
https://www.dom-schatz-halberstadt.de/ - Dom: https://www.dom-schatz-halberstadt.de/dom-domschatz/der-dom-zu-halberstadt/
Förderverein Dom und Domschatz:
https://www.domverein-halberstadt.de/de/aktuelle-projekte.html
Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus Dom und Domschatz mit freundlicher Genehmigung von Frau Dr. Uta-Christiane Bergemann vom 7.1.2021, wofür ihr an dieser Stelle herzlich gedankt sei
Deutsche Inschriften Bd. 75, Halberstadt Dom, Nr. 255 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, .urn: nbn:de:0238-di075l003k0025504 - http://www.inschriften.net/halberstadt-dom/inschrift/nr/di075-0255.html#content
von Oppen auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Oppen_(Adelsgeschlecht)
Matthias von Oppen auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Matthias_von_Oppen_(Dekan)

Mit freundlicher Unterstützung der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt

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