Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2725
Halberstadt (Landkreis Harz, Sachsen-Anhalt)

Der Dom zu Halberstadt, Teil (3): Johannes von Marenholtz d. J.

Einer der schönsten und prächtigsten bronzenen Grabplattenbeschläge ist derjenige für Johannes von Marenholtz d. J. (-30.10.1585). Er bildete früher einmal eine Einheit mit einem verlorengegangenen Epitaph und war im vierten Joch von Norden im östlichen Teil des Kreuzgangs zwischen den Bodenplatten eingelassen. Früher waren die Bronzeplatten auf dem eigentlichen Grabstein montiert, heute werden sie an der Westwand der Südempore präsentiert. Es handelt sich um eine Arbeit von Hans Wilkens aus Braunschweig; die Künstlersignatur befindet sich an der oberen Schmalseite auf einer schmalen Leiste unter dem Anfang der großen Inschrift, unterbrochen von dem geflügelten Engelskopf, der den Bogenscheitel des Zentralfeldes ziert: "HANS WILKENS / ME FECIT BRVNSWIG" - Hans Wilkens hat mich in Braunschweig gemacht.

 

Der Rand ist abgesetzt und trägt eine von vier Medaillons in den Ecken unterbrochene und auf dem inneren Bogenrand des Zentralfeldes endende Umschrift in erhabenen Lettern: "SEPVLCHRV(M) REV(EREN)DI / NOBILIS ET EGREGII VIRI D(O)M(INI) IOHAN(NI)S A MAR(E)NHOLT(Z) / CANONICI SENIORIS / AC CELLERARII HVIVS ECCL(ESI)AE OBIIT 30 OCTOB(RIS) 1585 / CVIVS ANIMA REQVIESCAT IN PACE" - Grab des ehrwürdigen, edlen und vortrefflichen Mannes, des Herrn Johannes von Marenholtz, Kanoniker, Senior und Cellerar dieser Kirche, der am 30. Oktober 1585 verstarb und dessen Seele in Frieden ruhen möge.

"SEPVLCHRV(M) REV(EREN)DI"

"NOBILIS ET EGREGII VIRI D(O)M(INI)"

"D(O)M(INI) IOHAN(NI)S A MAR(E)NHOLT(Z)"

"CANONICI SENIORIS"

"AC CELLERARII HVIVS ECCL..."

"...CL(ESI)AE OBIIT 30 OCTOB(RIS) 1585"

"CVIVS ANIMA REQVIESCAT IN PACE"

Die vier Medaillons in den Ecken stellen Evangelistensymbole dar und sind auf kleinen Schriftbändern mit "S(ANCTVS) MATTH(A)EVS" beim Engel links oben, "S(ANCTVS) MAR/CVS" beim geflügelten Löwen rechts oben, "S(ANCTVS) LVCAS E(VANGELISTA)" beim geflügelten Stier links unten und "S(ANCTVS) IOHANNES" rechts unten beim auffliegenden Adler beschriftet.

Der Verstorbene wird frontal in Prälatentracht dargestellt, den gedrungenen bärtigen Kopf leicht nach links gewendet. Wie bei anderen Platten der Gruppe hält er mit beiden Händen ein Buch vor die Brust, typisch einmal oben und einmal unten fassend. Das Buch ist mit seinen drei Bünden und zwei sichtbaren Schließen detailreich herausgearbeitet. Der Kleriker trägt ein flaches und quastenloses Birett in Form des Luther-Baretts auf dem Kopf und eine dreischichtige Gewandung, zuunterst ein Untergewand, das bis zu den Füßen reicht, darüber ein bauschiges und faltenreiches Chorhemd (Superpelliceum) mit gefältelter Halskrause und weiten Ärmeln, und zuoberst eine Almutie aus Pelz. Die unten am Rand herabhängenden und auf jedes Fellstück mittig angebrachten Schwänzchen deuten auf Hermelin als Material. Eine große, rosettenförmige Agraffe mit herabhängender Schnur mit Troddeln an den Enden hält die Almutie vor der Brust zusammen.

Die Figur des Klerikers wird von einer Bogenarchitektur mit einer angedeuteten Nische eingerahmt. Die Tiefenwirkung kommt durch das sich von Bogenansatz zu Bogenansatz ziehende und perspektivisch nach unten gebogene profilierte Gesims zustande. Unter dessen Ansatz sieht man auf beiden Seiten eine Löwenmaske mit Ring im Maul. Der gesamte Rand samt Sockel, Pilastern und Bogen ist mit ornamentalem Beschlagwerk verziert; in den beiden Zwickeln kommt Rollwerk hinzu.

   

Das den unteren Bereich der Kleidung verdeckende Vollwappen von Johannes von Marenholtz zeigt in schwarz-rot (oder auch rot-schwarz) geteiltem Feld eine silberne Rose, auf dem Helm mit schwarz-roten Decken eine Variante des Kleinods mit drei Straußenfedern, abwechselnd schwarz und rot, zwischen zwei Fasanenfedern. Meistens werden sieben abwechselnd schwarze und rote Straußenfedern angegeben (Münchener Kalender 1934, Grote, Siebmacher Band: Han Seite: 12 Tafel: 13, Band: Pr Seite: 254 Tafel: 304). Wahrscheinlich ist das am Prunkportal des Petershofes dargestellte Marenholtz-Wappen auch diesem Domherrn zuzurechnen.

   

Johannes von Marenholtz d. J., der eine Kurie am Tränketor bewohnte, ist seit 1564 als Halberstädter Domherr belegt. Seit 1571 wird er auch als Cellerarius geführt, ab 1583 als Senior des Domkapitels. Johannes von Marenholtz wird als "der Jüngere" bezeichnet, weil es einen gleichnamigen Verwandten gab, Johannes von Marenholtz d. Ä., Dekan des Halberstädter Domes (amtierte 1513-13.9.1538), Propst zu Medingen und Walbeck. Johann von Marenholtz war ab 1508 Domherr in Halberstadt und Magdeburg und Domscholaster in Magdeburg ab 1534. Aus der Familie gab es noch mehrere andere Domherren: Balduin von Marenholtz war 1532 bis vor 1562 Domherr in Magdeburg, Joachim von Marenholtz (-1565) war Domherr in Magdeburg und Domdekan in Halberstadt, Ludolf von Marenholtz war 1532-1539 Domherr in Magdeburg, und Wilhelm Ernst Ludwig Christian von Marenholtz war Ende des 18. Jh. Kanoniker in Gandersheim.

 

Ein weiteres Wappen der Familie von Marenholtz ist im Dom an der Konsole der Figur des hl. Sebastian zu sehen, in der rot-schwarz geteilten Form, als Kleinod eine rote zwischen zwei silbernen Straußenfedern, außen begleitet von zwei schwarzen Fasanenfedern. Das Wappen ist beschädigt, aber noch gut zu erkennen. Die Figurenkonsole trägt die Jahreszahl 1510. Auf dem oberen Rand der Konsole (Plinthe) steht "O hilge merterer Sebastiane bid god vor vns" - oh heiliger Märtyrer Sebastian, bitte Gott für uns. Aufgrund dieser Jahreszahl ist die Stiftung der Figur nicht dem eingangs behandelten Johannes von Marenholtz d. J., sondern dem vorgenannten Halberstädter Domherrn und späteren Domdekan Johannes von Marenholtz d. Ä. zuzurechnen. Auch für ihn existieren 19 zusammengehörige Metallteile des Grabplattenbeschlages, aber die dortige Wappendarstellung ist vollständig abgenutzt.

Literatur, Links und Quellen:
Position in Google Maps: https://www.google.de/maps/@51.8962678,11.0488647,18.5z - https://www.google.de/maps/@51.896156,11.0487941,131m/data=!3m1!1e3
Kulturstiftung Sachsen-Anhalt:
https://www.kulturstiftung-st.de/ - Dome und Klöster: https://www.kulturstiftung-st.de/burgen-schloesser-dome/#dome-kloester
Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Domschatz Halberstadt:
https://www.dom-schatz-halberstadt.de/ - Dom: https://www.dom-schatz-halberstadt.de/dom-domschatz/der-dom-zu-halberstadt/
Förderverein Dom und Domschatz:
https://www.domverein-halberstadt.de/de/aktuelle-projekte.html
Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus Dom und Domschatz mit freundlicher Genehmigung von Frau Dr. Uta-Christiane Bergemann vom 7.1.2021, wofür ihr an dieser Stelle herzlich gedankt sei
Deutsche Inschriften Bd. 75, Halberstadt Dom, Nr. 222 (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn: nbn:de:0238-di075l003k0022205 - http://www.inschriften.net/halberstadt-dom/inschrift/nr/di075-0222.html#content
Familie von Marenholtz auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Marenholtz
Personendatenbank von Germania Sacra
hl. Sebastian: Deutsche Inschriften Bd. 75, Halberstadt Dom, Nr. 167 (Hans Fuhrmann), in:
www.inschriften.net, urn: nbn:de:0238-di075l003k0016709 - http://www.inschriften.net/halberstadt-dom/inschrift/nr/di075-0167.html#content

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