Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2711
Halberstadt (Landkreis Harz, Sachsen-Anhalt)
Grabdenkmäler in der Liebfrauenkirche
Joachim
Christoph von Britzke
Diese Grabplatte ist
im Chorjoch der sog. Taufkapelle angebracht, einem Nebenraum im
Südwesten der Liebfrauenkirche, in der Nähe des bronzenen
Taufbeckens. Schon von den Dimensionen (88 cm Höhe, 65 cm
Breite) her ist deutlich, daß es sich um ein Kindergrabdenkmal
handelt. Im Zentrum ist eine sich nach oben verjüngende
Bogennische mit geschwungenem Umriß ausgehauen, innerhalb derer
das Kind frontal dargestellt wird. Mit den unter einem weiten
Gewand herauslugenden Füßen steht es auf einer kleinen,
trapezförmigen Konsole. Der Kragen und die zurückgeschlagenen
Ärmelmanschetten sind mit Spitzen besetzt. Die Hände sind vor
der Brust verschränkt und halten einen kleinen Blumenstrauß.
Das Gewand ist unterhalb der Hände, im oberen Teil durch diese
verdeckt, mit einem widergekreuzten griechischen Kreuz belegt,
eine seltene, aber nicht singuläre Kennzeichnung
frühverstorbener Kinder, wie der Vergleich mit dem 1558 gemalten
Bildepitaph in der Nordhäuser Blasiikirche für den
Bürgermeister Michael Meienburg zeigt.
Außen läuft eine zweizeilige Inschrift um mit folgendem Wortlaut: "ANNO 1607 IST DES EHRW(ÜRDIGEN) EDL(EN) UND / EHRNVESTEN HANS GEORGEN V(ON) BRITZKEN CANON(ICI) / UND SCHOLAST(ICI) DIESER KIRCHEN / SEIN SÖ(H)NLEIN IOACHIM CHRISTOF DEN 1 FEB(RUARII)", innen gefolgt von "SON(N)TAGS ZWISCHEN 9 UND 10 UHR / DES ABENTS GEBO(H)R(E)N UND DEN 1 IVL(II) MIT(T)WO/CHS ZWISCH(E)N 3 UND 4 UHR FRÜ(H) AN/NI EIUSD(EN) GESTORB(E)N AET(ATIS) S(UAE) 21 WOCH(E)N 3 TAGE". Joachim Christoph von Britzke (1.2.1607-1.7.1607) war der Sohn von Hans (Johann) Georg von Britzke (-22.9.1622), der mit seinem Wappen auf dem bronzenen Taufbecken gleich nebenan vertreten ist. Dieser Vater Hans Georg von Britzke wird 1591 als Scholaster des Stiftes Liebfrauen geführt. Er heiratete am 25.9.1594 Margarete von Wrampe, also ein Jahrzehnt, bevor das Liebfrauenstift 1604 reformiert wurde. Insgesamt war er zehn Jahre lang Dekan des Stifts. Joachim Christoph von Britzke war eines von insgesamt sechs Kindern, drei Jungen und drei Mädchen.
In den vier Ecken der Platte sind die Ahnenwappen dargestellt, heraldisch rechts oben das Wappen der von Britzke ("D(IE) V(ON) / BRIT=/ZKEN", Abb. unten links), in Silber ein roter, sechszackiger Stern, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken drei Straußenfedern, eine rote zwischen zwei silbernen (Siebmacher Band: AnhA Seite: 11 Tafel: 15, Band: PrE Seite: 30 Tafel: 24, Band: Sa Seite: 22 Tafel: 23). Das Wappen der Familie taucht auch an der Dompropstei (dort ausführliche Diskussion) und am Portal des Petershofes auf. Im Dom gibt es das Wappen am Epitaph für den Domdekan Friedrich von Britzke (1560-25.7.1576) zu sehen, ebenso an seiner bronzenen Grabplatte auf der Südempore. Das Wappen ist zweimal auf dem Schalldeckel der Kanzel im Dom angebracht.
Gegenüber ist das Wappen der von Wrampe ("D(IE) / WRAM=/PEN", Abb. oben rechts) zu sehen, silbern-rot gespalten mit drei (2:1) schwarzen Gabeln, die mittlere auf der Spaltung liegend, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken eine schwarze zweizinkige Gabel aufrecht zwischen zwei silbern-rot übereck geteilten Büffelhörnern (Band: SaAE Seite: 33 Tafel: 26, abweichend ohne Spaltung und mit silbernen Gabeln Siebmacher Band: SaA Seite: 191 Tafel: 124). Die zuerst gegebene Farbversion entspricht einem Stammbucheintrag des Halberstädter Domherrn Caspar Wrampe 1595. Das Wappen taucht auch an der Dompropstei (dort ausführliche Diskussion) und am Wappenfries in der Neuenstädter Kapelle des Domkreuzgangs auf.
Das dritte Wappen heraldisch rechts unten ist das der Familie von Hünecke oder Hünicke ("D(IE) V(ON) / HVNE=/KEN", Abb. unten links), ein golden-blau gespaltener Schild, rechts eine halbe blaue Lilie am Spalt, links drei (2:1) goldene Samenkörner, auf dem blau-golden bewulsteten Helm mit blau-goldenen Decken drei Straußenfedern, eine goldene zwischen zwei blauen (Siebmacher Band: Pr Seite: 181 Tafel: 228, dort ohne Kleinod abgebildet, nur im Text beschrieben, falsch im Siebmacher I, 177). Das Wappen taucht auch am Wohnhaus Domplatz 43 in Halberstadt auf (dort ausführliche Diskussion) sowie an Burg Zilly.
Das vierte und letzte Wappen links unten ist für die von Weferlingen ("D(IE) V(ON) / WEVER =/LIN", Abb. oben rechts), silbern-blau gespalten und schrägrechts durchzogen von einer Reihe von fünf roten Rosen, oben drei, unten zwei Blätter daraus hervorwachsend, auf dem Helm mit blau-silbernen Decken zwei Büffelhörner, das rechte blau, das linke silbern (Siebmacher Band: SaA Seite: 180 Tafel: 117, Band: SaAE Seite: 23 Tafel: 17, dort ohne Blätter und zwei weitere abweichende Varianten mit Rautenkranz bzw. mit Schräglinksteilung und schräglinksbalkenweise gelegten Rosen). Die Familie stammt aus dem gleichnamigen Ort im Herzogtum Braunschweig; sie stand teilweise im Vasallenverhältnis zu den von der Asseburg. Die Letzten des Geschlechts waren Heinrich Christoph von Weferlingen auf Groß-Vahlberg, vermählt mit einer Frau von Cappaun, August Ludwig von Weferlingen auf Groß-Vahlberg, vermählt mit einer Frau von Gustedt, und ein weiterer August Ludwig von Weferlingen. Die beiden letztgenannten standen in Militärdiensten, der eine für Braunschweig, der andere für Preußen.
Dorstadt-Grabdenkmal
Dieses bemerkenswerte
Grabdenkmal an der Südwand des Langhauses der Liebfrauenkirche
fällt durch die hohe Symmetrie auf: Zwei Ritter werden
nebeneinander dargestellt, beide in Rüstung mit den auffälligen
sechseckigen Schulterkacheln mit dem todschicken spiralförmigem
Muster, aber barhäuptig und mit offenem schulterlangen Haar,
beide halten vor sich senkrecht ein gestürztes, mit dem Griff
bis zur Brust reichendes Schwert, von der schieren Größe her
ein Anderthalbhänder, ohne abgesetzte Griffpositionen am Heft:
Die äußere Hand faßt den Griff an, einmal am Knauf und einmal
am Heft. Die innere Hand hält jeweils einen symmetrisch nach
außen geneigten, asymmetrischen Schild mit Einkerbung in der
Oberkante und tartschenartiger Einbuchtung an äußeren Rand.
Beide Ritter ergreifen den Schild an der oben liegenden inneren
Ecke. Das Wappen ist identisch, und beide Schildinhalte sind
voneinander abgewandt. Wir erleben hier das genaue Gegenteil von
Courtoisie. Beide Ritter stehen in den Nischen einer
Scheinarchitektur aus drei Säulen mit Kapitellen und Kämpfern
und darüber zwei Kielbögen mit Kriech- und Kreuzblumen vor
Blendmaßwerkflächen.
Von der auf der 2,13 m hohen und 1,34 m breiten Sandsteinplatte außen umlaufenden Inschrift ist in gotischen Buchstaben noch entzifferbar: "A(n)no d(omi)ni M ccc xxvii / o(biit) stephanvs va(n) dorstat miles A(n)no d(omi)ni M cccc ... / ... A(n)no d(omi)ni M / ccccxc[v] bar(t)ol(omei) o(biit) hans va(n) dorstat". Der untere Teil, besonders optisch rechts, weist erhebliche Verwitterungsschäden durch aufsteigende Feuchtigkeit auf. Die beiden dargestellten Ritter (miles) gehören zur Familie von Dorstadt, im einzelnen handelt es sich um Stephan von Dorstadt (-1327) und um Hans van Dorstadt (-1495) und um einen Dritten, dessen Name nicht mehr zu entziffern ist. Auch wenn nur zwei Familienmitglieder dargestellt werden, scheint die Platte doch für drei angefertigt worden zu sein; und die Entstehungszeit läßt sich damit auch nur auf ungefähr 1495 oder kurz danach festlegen, also für den jüngsten der drei Ritter. Für diese Entstehungszeit ist die Darstellung der Ritter bereits als historisierend zu bezeichnen.
Das Wappen der von Dorstadt (Abb. oben und unten) wird im Siebmacher Band: SaA Seite: 38 Tafel: 23 beschrieben, in Rot drei (2:1) sitzende silberne Bracken mit roten oder goldenen Halsbändern, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken eine sitzende silberne Bracke mit rotem oder goldenem Halsband, auf dem Kopf ein Busch von fünf abwechselnd roten und silbernen Straußenfedern. Hier sind nur die Schilde zur Darstellung gewählt worden; ein Oberwappen fehlt. Hans von Dorstadt läßt sich nachweisen, Stephanus von Dorstadt jedoch nicht. Möglicherweise wurde diese Platte von Valentin von Dorstadt gestiftet, dem Sohn des Hans von Dorstadt, oder einem anderen Verwandten. Weitere heraldische Belege für diese Familie lassen sich an einem Haus in der Trillgasse 10 (heute: Hotel Halberstädter Hof) für die Brüder Franz und Christoph von Dorstadt finden sowie an mehreren Epitaphien in der Petrikirche in Emersleben (zu Halberstadt eingemeindet). Der namengebende Ort Dorstadt liegt im Landkreis Wolfenbüttel; der Stammsitz lag an der Straße von Vienenburg nach Wolfenbüttel. Rudolph von Dorstadt hatte im 15. Jh. Güter im Halberstädtischen; Hermann von Dorstadt besaß im 15. Jh. Güter in Neindorf. Nach dem Aussterben der Familie mit Kersten Werner von Dorstadt auf Neindorf, Emersleben und zu Halberstadt, der in zwei Ehen mit einer Frau von Bartensleben und einer Frau von Veltheim keine Kinder hatte, am 5.2.1661 wurde Friedrich Christoph von Stedern am 30.5.1661 durch den Großen Kurfürsten mit den Gütern der erloschenen Familie belehnt, darunter Schloß Emersleben und besagter Hof in der Trillgasse, vermutlich aufgrund einer verwandtschaftlichen Beziehung zwischen beiden Familien. Nach den von Stedern fiel der Dorstadt-Besitz an die von Borcke.
Balthasar
von Beutel
An der Südwand des Langhauses
der Liebfrauenkirche steht diese 1,91 m hohe und 1,08 m breite
Sandstein-Grabplatte (Abb.
unten links) für den Stiftsherrn Balthasar
von Beutel. Die außen auf dem Rand umlaufende und auf
den beiden Längsseiten zweimal durch das Gesims unterbrochene
Inschrift lautet: "Anno Millesimo / Sexce(n)tesi(m)o
Desi(m)o / D(ie) iii Me(n)sis Junij / Obyt Venerabilis Et Nobilis
D(omi)n(us) Baltha/sar De Beythel hvi(vs) Ecc(les)i(a)e /
Canonic(us) / ET SENIOR / Cvi(vs) a(n)i(m)a ReQviescat In San / c
/ ta Pace Ame(n)" und wird oben auf dem Zentralbereich
beiderseits des Nischenbogens fortgesetzt "Aetatis / suae /
Lviij" - Im 1610ten Jahr am 3. Tag des Monats Juni starb der
ehrwürdige und edle Herr Balthasar von Beutel, dieser Kirche
Kanoniker und Senior, dessen Seele in seligem Frieden ruhen
möge, Amen. Seines Alters 58 (Jahre). Das Relief des
verstorbenen Klerikers ist in eine flache Nische gesetzt, auf
deren Bogenrand noch beiderseits des Kopfes zu lesen steht:
"Homo Me / mento Mori" - Mensch, bedenke deine
Sterblichkeit. In der Nische schaut die Reliefdarstellung des
Verstorbenen den Betrachter frontal an, bärtig und in der
Kleidung eines Klerikers mit Birett, Halskrause, pelzverbrämter
Almutie, Rochett und Albe. In der unter dem Überwurf
herausschauenden rechten Hand hält er ein Buch.
Der untere Teil des Gewandes wird durch das Vollwappen der Familie von Beutel überdeckt (Abb. oben rechts), geteilt, oben von Blau und Gold in drei Reihen zu je vier Plätzen geschacht, unten in Silber drei (2:1) grüne gestürzte Lindenblätter, auf dem bewulsteten Helm mit rechts blau-goldenen, links grün-silbernen Decken ein silberner Flug mit einem in drei Reihen blau-silbern geschachten Balken belegt (Siebmacher Band: BraA Seite: 11 Tafel: 5, dort jede Reihe des Schachs mit 5 Plätzen, Farbe der Decken Widerspruch zwischen Text und Abb., nicht im Rietstap). Im Siebmacher wird noch eine andere Farbdarstellung erwähnt, auf dem Helm mit rechts blau-goldenen, links rot-silbernen Decken ein von dem blau-goldenen Schachbalken silbern-blau übereck geteilter Flug. Weitere Nachrichten über den Stiftsherrn Balthasar Beutel fehlen; im Gegensatz zu seinem bekannteren Verwandten, den Domherrn Eustachius von Beutel (-2.11.1590), auch Propst des Liebfrauenstiftes, dessen Wappen am Anwesen im Westendorf 45 angebracht ist (siehe dort). Die märkische (Uckermark, Besitz in Baumgarten, Brüssow, Göritz, Güstow, Schenkenberg, Oberbarnim, Großbarnim, Templin, Wilmersdorf, Weesow, Batzlow) Adelsfamilie von Beutel, die sich auch Boytel oder Botel schrieb, ist in der zweiten Hälfte des 18. Jh. erloschen.
Christian
Eberhard von Söhlenthal
An der Nordwand des Langhauses
ist die Grabplatte für Christian Eberhard von
Söhlenthal (1.9.1686-3.4.1743) angebracht (Abb. unten links). Die Inschrift im unteren Teil der Platte lautet:
"Alhier ruhen bis zur frö/lichen Aufferstehung die Ge/beine
des / Wohl Hochwürdigen / und Hochwohlgebohrenen Herrn /
Christian Eberhardt Reichs/Freyherrn von Söhlendahl / S(eine)r
May(estät) in Preußen hochbetrauten / Geheimden Rahts und in
das 32ste / Jahr hochverdienten Dechants und / Praelaten dieses
Ober Collegiat / Stiffts / Er ist gebohren zu Hannover (?) den 1.
Sept(ember) / 1686 und gestorben alhier in Halberstadt / den 3.
Aprilis 1743". Dann folgt noch ein kurzes Zitat aus Römer
8, V. 2, das vollständig lautet "Denn das Gesetz des
Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei
gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes".
Ursprünglich hieß die Familie Sohlen. Als Ahnherr greifbar ist Joachim Friedrich Sohlen (-1672), braunschweig-wolfenbüttelscher Geheimrat, vermählt mit einer Frau von Werder. Im 17. Jh. wurde die Familie in den Reichsadelsstand und 1706 in den Reichsfreiherenstand unter der neuen Form "von Söhlenthal" erhoben. Der Begünstigte war Rudolf Caspar von Sohlen, der zuletzt Reichshofrat war. Es gab eine braunschweigische und eine dänische Linie der Familie. Christian Eberhard von Söhlenthal studierte Jurisprudenz in Halle, wurde preußischer Geheimrat und Dechant des Stifts zu Unserer Lieben Frau. Er hatte noch einen Bruder, Karl Ludolf Freiherr von Söhlenthal.
Ergänzend zu dieser Platte ist an der Wand des Langhauses ein Wappenstein der gleichen Familie angebracht, ohne Inschrift (Abb. oben rechts und unten). Die ovale Kartusche wird oben von einer grotesken Maske, unten von einem Blattornament und zu beiden Seiten von je einem goldenbewehrten, schwarzen Adler als Schildhalter begleitet. Hier ist das Wappen der von Söhlenthal nach Befund geviert, Feld 1: in Blau drei (2:1) silberne, sechszackige Sterne, Feld 2: in Silber auf Wellen eine gekrönte Melusine, die beiden Fischschwänze mit den Händen ergreifend, Feld 3: in Silber auf einem grünen Hügel (oder einer "Landschaft" aus drei Hügeln) einwärts ein naturfarbener, sich aus dem Liegen aufrichtender Hirsch mit schwarzem Geweih, Feld 4: in Blau auf einem grünen Hügel ein Eichenschößling, der nur aus zwei zu beiden Seiten abwärts gebogenen, blattlosen Ästen mit je einer abhängenden Eichel besteht.
Siebmacher gibt in Band: SaAE Seite: 20 Tafel: 15 ein Wappen an, das nur zum Teil mit dem hiesigen übereinstimmt: Geviert, Feld 1: in Silber eine gekrönte Meerjungfrau, die ihre beiden Fischschwänze ergreift, Feld 2: in Blau drei (2:1) silberne Sterne, Feld 3: in Blau auf einem grünen Baumstumpf mit Blatt sitzend ein silberner Vogel mit Ölzweig im Schnabel, Feld 4: in Blau ein silberner liegender Hirsch, zwei gekrönte Helme, Helm 1 (rechts): zu rot-silbernen Decken ein wachsender silberner Hirsch, Helm 2 (links): zu blau-silbernen Decken eine wachsende Meerjungfrau zwischen zwei roten Büffelhörnern. Nicht nur die Abfolge der Felder ist eine andere, sondern Feld 3 hat gänzlich andere Inhalte, die nicht mit dem Wappen auf der Platte (Abb. unten) und an der Wand (Abb. oben) übereinstimmen.
Auf der Grabplatte sind die beiden gekrönten Helme dargestellt, Helm 1 (rechts) trägt die Melusine, die mit ihren Händen die beiden Fischschwänze ergreift (da oben beschädigt, könnten es auch die Büffelhörner nach Siebmacher sein, eine exakte Wiederholung des Feldinhalts erscheint jedoch bis zum Gegenbeweis plausibler), Helm 2 (links) trägt den wachsenden Hirschen. Beide Oberwappen sind zeittypisch völlig unterproportioniert.
Dekan
Christoph Wulff
Die an der Nordwand des
Langhauses der Liebfrauenkirche aufgestellte Grabplatte für den
Dekan Christoph Wulff ist 2 m hoch und 1,12 m
breit (Abb. unten links). Sie ist im oberen rechten Eck beschädigt, so
daß hier eines der acht Wappen zur Hälfte verlorengegangen ist.
Auch die auf dem äußeren Rand der rechteckigen Sandsteinplatte
umlaufende Inschrift ist in den betreffenden Abschnitten verloren
gegangen, dafür überall sonst gut erhalten: "AN(N)O 1637
DIE 16 MENSIS D(ECEMBRIS) / (OBIIT RE)VERENDVS PRAENOBILIS AC
EXIMIVS VIR DOMIN(VS) CHRISTOPHORVS WVLFF / CANONI(CVS) DECANVS
ET SENI(OR) HVI(VS) ECCL(ESI)AE B(EATAE) M(ARIAE) VIRGINIS /
HALBERSTAD(ENSIS) AETATIS SVAE 71 CANONICA(TVS) 53 DECANA(TVS) 14
SENIORAT(VS) 6 REQUIESCAT IN BONA PACE" - im Jahre 1637 am
16. Tag des Monats D(ezember starb) der ehrwürdige, sehr
vornehme und außerordentliche Mann, Herr Christoph Wulff,
Stiftsherr, Dekan und Senior dieser Kirche zur Heiligen Jungfrau
Maria in Halberstadt, seines Alters 71, im 53. (Jahr seines)
Kanonikates, im 14. (Jahr seines) Dekanates, im 6. (Jahr seines)
Seniorates. Er möge in gutem Frieden ruhen.
Christoph Wulff (Abb. oben rechts) wurde am 8.3.1567 als Sohn von Christoph Wulff und Elisabeth von Hornhausen geboren. Er besuchte die Schulen in Quedlinburg und Aschersleben und die Universitäten in Frankfurt (Oder), Helmstedt, Marburg und Wittenberg. Außerdem war er Erbherr auf Neindorf. Er wurde gemäß den obigen Angaben in der Inschrift als evangelischer Stiftsherr 1623 zum Dekan gewählt, nachdem Johann Georg von Britzke 1622 verstorben war. Der Dekan Christoph Wulff ist auch am bronzenen Taufbecken mit seinem Wappen vertreten. Die acht Ahnenwappen sind einzeln durch kurze Inschriften zugeordnet. Da die Wappen von Wulff und von Hornhausen in der heraldisch rechten oberen Ecke übereinanderstehen und nicht die beiden obersten Positionen der ganzen Platte einnehmen, wird vermutet, daß die Ecken paarweise befüllt wurden, also (1, 2) - (3, 4) - (5, 6) und (7, 8) und nicht zeilenweise 1 - 2, 3 - 4, 5 - 6, 7 - 8. Deshalb wäre die Anordnung bei zeilenweiser Lesung vermutlich 1 - 3, 2 - 4, 5 - 7 und 6 - 8, vorbehaltlich einer exakten Genealogie, Hinweise willkommen. Aber nur so stehen die zwei Personen der Elterngeneration in der heraldisch rechten oberen Ecke übereinander.
Das Wappen der von Wulff ("D(IE)/ WULFFE", Abb. oben links) zeigt in Blau auf grünem Boden einen aus einem grünen Busch am linken Schildrand hervorkommenden silbernen Wolf, auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken ein silberner Wolf wachsend (Siebmacher Band: Pr Seite: 460 Tafel: 499, Band: Pr Seite: 71 Tafel: 92, Schreibweise auch: Wulffen).
Das Wappen der von Wrampe ("D(IE) / WR/AMPEN", Abb. oben rechts) ist silbern-rot gespalten mit drei (2:1) schwarzen Gabeln, die mittlere auf der Spaltung liegend, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken eine schwarze zweizinkige Gabel aufrecht zwischen zwei silbern-rot übereck geteilten Büffelhörnern (Siebmacher Band: SaAE Seite: 33 Tafel: 26, mehrere Varianten, siehe auch Band: SaA Seite: 191 Tafel: 124 als rot mit drei (2:1) doppelzinkigen silbernen Gabeln. Die eingangs gegebene Farbversion entspricht einem Stammbucheintrag des Halberstädter Domherrn Caspar Wrampe 1595, vgl. die Diskussion bei anderen Fundstellen).
Das Wappen der von Barsewisch ("....", zerstört, Abb. oben links) zeigt in Silber einen balkenweise gelegten, je nach Quelle naturfarbenen, roten oder grünen Barsch (Fisch, "Bars") zwischen drei (2.1) grünen Kleeblättern. Die hier zerstörte Helmzier wäre zu je nach Quelle grün-silbernen oder auch rot-silbernen Decken ein balkenweise gelegter Barsch vor fünf naturfarbenen Pfauenfedern (Siebmacher Band: Pr Seite: 81 Tafel: 101, Band: PrE Seite: 11 Tafel: 7, Band: PrE Seite: 191 Tafel: 166, Jahrbuch des Deutschen Adels, Bd. 1, 1896, viele sich widersprechende Varianten, mit zusätzlichem Balken unter dem Fisch und ohne, mit grünem oder rotem Fisch, oder sogar mit inversen Farben und rotem Feld). Die von Barsewisch gehören zum Uradel der Mark Brandenburg und treten in der Altmark seit dem 14. Jh. auf. In der Stadt Seehausen (Landkreis Stendal) gehörten sie zum Bürgertum und stellten mehrere Bürgermeister. Ihr Stammsitz war Barsewisch bei Osterburg. Weiterhin besaßen sie Scharpenlohe, Falkenberg und Vielbaum. Eine gesonderte Nobilitierung ist nicht ersichtlich; das ergab sich durch Landbesitz, Konnubium und Akzeptanz.
Das Wappen der von Marenholtz ("D(IE) V(ON) / MAREN/HOLDT", Abb. oben rechts) zeigt in schwarz-rot (oder umgekehrt) geteiltem Feld eine silberne Rose, auf dem Helm mit schwarz-roten Decken sieben Straußenfedern, abwechselnd schwarz und rot (Münchener Kalender 1934, Grote, Siebmacher Band: Han Seite: 12 Tafel: 13, Band: Pr Seite: 254 Tafel: 304).
Das Wappen der von Hornhausen ("D(IE) V(ON) / HORNHA/(VS)EN", Abb. oben links) zeigt in Gold drei (2:1) schwarze Widderhörner oder Haken, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein Paar golden-schwarz übereck geteilte Büffelhörner. Hier sind die Hörner mit dem Haken nach links gelegt. Die Familie stammt aus dem gleichnamigen Ort im Stift Halberstadt und war wohl eines Stammes mit den von Hagen gen. Geist zu Gröningen und dem von Neindorf zu Oschersleben und Schwambeck. Die Familie erlosch 1612 mit Hans von Hornhausen auf Hornhausen und Benkendorf, vermählt mit Armgard von Ditfurth (Siebmacher Band: SaA Seite: 77 Tafel: 48).
Das Wappen der von Schierstedt ("D(IE) V(ON) SC(HIERST)EDT", Abb. oben rechts, wegen verdeckendem Kirchenmobiliar nur ein Ausschnitt mit der Helmzier) zeigt in Blau drei schräggestellte aufwärts fliegende silberne Armbrustbolzen, auf dem blau-silbern bewulsteten Helm mit blau-silbernen Decken ein oben mit Hahnenfedern besteckter Schaft (Spickel), der schrägrechts von einem Armbrustbolzen durchschossen ist (Siebmacher Band: Pr Seite: 352 Tafel: 405, Band: PrA Seite: 79 Tafel: 58, Band: Anh Seite: 6 Tafel: 7). Die Familie gehört zum anhaltinischen und magdeburgischen Uradel; der gleichnamige Stammsitz liegt bei Aschersleben, und in der Gegend lagen auch die Hauptgüter der Familie. Es gab auch seit 1525 eine preußische Linie; etliche Familienmitglieder dienten im preußischen Heer. Die Familie besaß dort die Güter Heeselicht und Schildeck. Sie ist mit dem Lieutenant Johann Joachim von Schierstedt auf Schildeck 1753 erloschen. Aus der Helmzier wurde auch ein Armbrustbolzen mit einem belaubten Baum, so bereits auf Siegeln der Jahre 1538, 1614 und 1640.
Das Wappen der von Gustedt ("D(IE) V(ON) GVSTED/T", Abb. oben links) zeigt in Gold drei (2:1) schwarze Kesselhaken mit Zahnschiene, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken zwei auswärts gestellte schwarze Kesselhaken mit Zahnschiene (Siebmacher Band: Han Seite: 21 Tafel: 23, Jahrbuch des Deutschen Adels, Bd. 1, 1896, Grote). Die Familie von Gustedt ist nach ihrem Stammgut bei Hildesheim benannt und gehört zum Hildesheimer Uradel. Erstmals treten die von Gustedt im Jahre 1154 auf. Sie gehörten später zur Ritterschaft des niedersächsischen Kreises und im Herzogtum Braunschweig. Seit dem 15. Jh. sind sie namentlich im Halberstädtischen belegt, später dehnten sie sich in die Oberlausitz, nach Preußen und Sachsen aus.
Das Wappen der von Meyendorff ("D(IE) V(ON) / MEIEND/ORFF", Abb. oben rechts) ist silbern-rot geviert, auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken ein Busch Straußenfedern (Siebmacher Band: SaA Seite: 108 Tafel: 70, dort wird als Helmzier ein Pfauenfederbusch angegeben, umgeben von je 3 roten züngelnden Flammen, mit dem Hinweis, ursprünglich habe es sich wohl nur um einen Federschmuck gehandelt). Diese Familie war im Erzstift Magdeburg ansässig; der Stammsitz trägt den gleichen Namen. Der Stammsitz ging aber an ein dort gestiftetes Kloster über, während sich die Familie in Jerichower Land ausbreitete und in Jerichow einen Burgsitz hatte. Weitere Besitzungen lagen in Ummendorf, Nielebork, Schermen und Seedorf. Die von Meyendorff erloschen am 1.8.1667 mit Andreas von Meyendorff.
Dekan
Georg von Heilingen
An der Nordwand des
Seitenschiffs befindet sich die Grabplatte für Georg von
Heilingen (Abb. unten links), eine 1,89 m hohe und 1,19
m breite Sandsteinplatte mit einer oben mehrfach geschwungenen,
der Kontur des Dargestellten in geometrischer Variation des
Umrisses folgenden, sich zum Kopf hin verjüngenden Nische, in
der der Verstorbene frontal den Betrachter anblickt (Abb. unten
rechts). Die unteren beiden Ecken der Nische sind einfacher, aber
auch mit einem schmucken Profil abgeschrägt. Georg von Heilingen
ist mit einem Birett, mit Rochett und Albe bekleidet. Die vor der
Brust zusammengelegten Hände umschließen ein Buch. Der
protestantische Georg von Heilingen wurde 1585 zum Dekan
gewählt. Er war vermählt mit einer Frau von Oberg; beide
starben kurz nacheinander. Nach seinem Tod 1612 wählte man
Johann Georg von Britzke als Nachfolger.
Die auf dem äußeren Rand umlaufende, aber in Teilen zerstörte Inschrift lautet: "ANNO 1612 VLTIMO DIE / MENSIS IVLY (OBIIT REVERENDVS AC NOBILIS VIR GEORG)IVS AB / HEILING(EN) DECANVS ECCLESIAE BEATAE / M(ARIAE VIRGIN)IS HAL(BER)STADENSIS CVIVS ANIMA REQVIESCAT IN PACE" - im Jahre 1612 starb am letzten Tag des Monats Juli der ehrwürdige und edle Mann, Georg von Heilingen, Dekan der Kirche zur Heiligen Jungfrau Maria in Halberstadt, dessen Seele in Frieden ruhen möge.
Vier Wappen sind auf der Platte angebracht. Die beiden oberen haben viel Platz durch die Verjüngung des Nische, aber die beiden unteren sind gestalterisch unbefriedigend auf den Rand der eingetieften Nische gequetscht, wodurch sie einerseits kleiner und andererseits schlechter werden. Man kann darüber spekulieren, ob sie ihre Ursache in einer Planänderung beim Layout der Platte haben oder ob hier ein Bedeutungsmaßstab die beiden Großmütter zu Randfiguren im wahrsten Sinne des Wortes werden ließen, jedenfalls ist die Darstellung der beiden unteren Wappen gemessen an der Qualität der übrigen Platte Substandard. Dazu ist das optisch rechte untere Wappen auch noch in seiner linken Hälfte stark beschädigt. Eine Verwechslung der Namen trägt das ihrige dazu bei, die beiden unteren Wappen als nachlässige Arbeit wahrzunehmen.
Heraldisch oben rechts befindet sich das Wappen der von Heilingen ("D(IE) / V(ON) HELINGEN", Abb. oben links), in Silber ein schwarzer Balken, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wie der Schild bezeichneter Flug (Siebmacher Band: MeA Seite: 131 Tafel: 74, Band: SaA Seite: 67 Tafel: 42, Band: ThüA Seite: 9, Band: ThüA Seite: 76 Tafel: 59, Band: SchwA Seite: 13 Tafel: 8). Ein weiteres Mal taucht dieses Wappen zweifach am Petershof-Portal auf für zwei Verwandte. Die Familie besaß das Stammgut Heilingen und dazu als zweites Standbein das Gut Sendhausen bei Langensalza. Weitere Güter waren Neuenheilingen, Mihla bei Eisenach und Apfelstedt bei Gotha. Der Letzte der gesamten Familie war der kursächsische Kapitän beim Regiment Prinz Clemens, Adam Ernst von Heilingen (-1.7.1784).
Gegenüber oben links befindet sich das Wappen der von Tottleben ("(DIE VON) TOTEL/EBEN", Abb. unten links), in Rot ein silberner Sparren, begleitet von drei (2:1) silbernen Adlern, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken der silberne Sparren vor drei Straußenfedern, einer roten zwischen zwei silbernen. Es werden mehrere Varianten hinsichtlich Anzahl und Farbe der Straußenfedern beschrieben. Es gibt noch eine andere Familie des Namens, die in den Grafenstand erhoben wurde und der das Wappen der erloschenen von Tottleben in modifizierter Form gegeben wurde: In Silber ein roter Sparren, begleitet von drei (2:1) schwarzen Doppeladlern, dazu zwei gekrönte Helme, der rechte mit dem schwarzen Doppeladler, der linke mit dem roten Sparren , der mit silbernen Straußenfedern besteckt ist. Diese Grafen von Tottleben, von denen es nur drei gab, erloschen mit dem kursächsischen Oberst Lebrecht Oswald von Tottleben (12.5.1719-13.10.1814). Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: He Seite: 28 Tafel: 31, Band: Pr Seite: 414 Tafel: 460, Band: Ost Seite: 458 Tafel: 187, Band: ThüA Seite: 108 Tafel: 85 und 'Band: SchwA Seite: 30 Tafel: 21. Es gab noch eine weitere Familie des Namens Totleben, die bürgerlich war, aus Gera stammte, sich im Baltikum etablierte und am 5.10.1879 in den russischen Grafenstand erhoben wurde, wobei eine weitere Variante des Wappens verliehen wurde, mit rotem Feld, goldenem Sparren, silbernen Adlern, und mit einem goldenen Schildhaupt mit einer silbernen Festungsmauer mit drei runden Zinnentürmen, Helmzier ein wachsender goldener Greif, bedeckt mit einem schwarz bordierten, goldenen Schild mit einem russischen Reichsadler. Auch diese Familie hat genealogisch nichts mit den hier relevanten von Tottleben zu tun.
Heraldisch unten rechts befindet sich ein Wappen, das dem Namen der von Greussen ("D(IE) V(ON) GREVSSCN", Abb. weiter oben rechts)) zugeordnet ist, ein Schildchen, auf dem Helm ein Pfauenfederstoß. Alle im Siebmacher verzeichneten Greussen-Wappen entsprechen dem nicht. Aber das andere Wappen gegenüber (Abb. oben rechts) scheint Greussen zu sein, in Silber drei (2:1) frontal dargestellte rote Stierköpfe, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken der wachsende Rumpf eines roten Stieres (Siebmacher Band: SaA Seite: 56 Tafel: 35, Band: ThüA Seite: 98 Tafel: 77). Hier wurden also Namen und Motive vertauscht.
Und unten links befindet sich ein Wappen, das dem Namen von Schlotheim ("D(IE VON) / SCHLOTHE/IM", Abb. oben rechts) zugeordnet ist. Wie wir oben gesehen haben, ist es aber tatsächlich das Wappen der von Greussen; hier ist eine Verwechslung passiert. Das Wappen mit dem Schildchen und mit dem Pfauenstoß als Kleinod (Abb. weiter oben rechts) ist dafür den von Schlotheim zuzuordnen, einem thüringischen Ministerialengeschlecht, dessen Hauptgut Almenhausen war und für die in Silber ein schwarzes Schildchen angegeben wird, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein naturfarbener Pfauenstoß (Siebmacher Band: Pr Seite: 357 Tafel: 408, Band: PrGfN Seite: 21 Tafel: 16, siehe auch Band: FstA Seite: 99 Tafel: 126). Dort ist größtenteils sogar von einem gestürzten Schildchen die Rede, was hier nicht zutrifft.
Vikar
Joachim Greif
Diese rechteckige und an den
beiden oberen Ecken abgeschrägte Grabplatte (1,80 m hoch, 1,00 m
breit) ist an der Südwand des Seitenschiffs aufgestellt und
wurde für einen bürgerlichen Vikar angefertigt; typisch für
den Inhaber einer geistlichen Funktion ist die Gestaltung mit
einem Meßkelch über dem von einem kreisrunden Laubkranz
umgebenen Vollwappen. Die auf dem nicht gesondert abgesetzten
Rand umlaufende, einzeilige Inschrift folgt den Abschrägungen
und lautet: "(A)NNO D(OMI)NI 1626 22 AVGVSTI / OBYT
VENE/RABILIS AC DOCTVS VIR D(OMI)N(V)S IOACHIMVS GREYF
ECCL(ES)IARVM B(EATAE) M(ARIAE) V(IRGINIS) / HALBERSTADEN(SIS) ET
S(ANCTAE) CRVCIS NORTH/VSEN(SIS) VICARIVS ET RESPECTIVE SENIOR
C(VIVS) A(NIMA) R(EQVIESCAT) I(N) S(ANCTA) P(ACE) AMEN" - im
Jahre des Herrn 1626, den 22. August, starb der ehrwürdige und
gelehrte Mann, Herr Joachim Greif, Vikar und
respektive Senior der Kirchen zur heiligen Jungfrau Maria in
Halberstadt und zum heiligen Kreuz in Nordhausen. Möge seine
Seele in seligem Frieden ruhen, Amen. Für den Verstorbenen gibt
es keine weiterführenden Nachweise. Sein linksgewendetes Wappen
ist geteilt, oben ein aus der Teilung wachsender Greif, unten ein
seitlich von zwei Rosen bewinkeltes Andreaskreuz, auf dem
bewulsteten Helm der Greif wachsend. Helm und Kleinod blicken
nicht in die gleiche Richtung, sondern der Greif der Helmzier ist
ebenfalls linksgerichtet, wahrscheinlich aufgrund des
Aufstellungskontextes, nicht etwa weil es ein wirklich
abgewandter Greif wäre. Das redende Wappen Greif
ist nicht in den einschlägigen Sammlungen verzeichnet, Tinkturen
unbekannt.
Friedrich
von Hoym
An der Südwand des
Seitenschiffes ist die 1,95 m hohe und 1,05 m breite
Sandsteinplatte für Friedrich von Hoym
(-10.2.1510) aufgestellt. Die auf dem abgesetzten Rand umlaufende
Inschrift lautet: "Anno d(omi)ni M d x die / vero d(omi)nica
x february Obyt strenuus fredericus / de hoym Capitaneus olim /
diocesis halberstade(n)sis c(uius) a(n)i(m)a requiescat in
pace" - im Jahre des Herrn 1510, wahrlich am Sonntag den 10.
Februar, starb der gestrenge Friderich von Hoym, einstmals
Hauptmann der Halberstädter Diözese, dessen Seele in Frieden
ruhen möge. Der bischöflich-halberstädtische Rat Friedrich von
Hoym war der Sohn von Friedrich von Hoym, Herr auf Bernderode,
Billingerode, und einer Frau von der Asseburg.
Im Zentralfeld wird Friedrich von Hoym barhäuptig als Ritter in zeittypischer Plattenrüstung dargestellt, mit ausgestelltem Rüsthaken an der Seite, mit der rechten Hand einen großen Bidenhänder ergreifend und in der Linken einen Rosenkranz haltend. Die beiden oberen Zwickel des Zentralfeldes sind mit Blendmaßwerk verziert; der Kopf des Verstorbenen wird bogig umrahmt; seitliche Viertelbögen enden an seitlichen Profilen und bilden so eine Scheinarchitektur. Der perspektivisch geschachte untere Teil des Hintergrundes vermittelt Tiefe. Im unteren Bereich ist die Platte durch aufsteigende Feuchtigkeit beschädigt.
Hier sind neben den Knöcheln des Ritters die beiden einzigen Wappen der Platte angebracht; rechts ist der Wappenschild der von Hoym zu sehen, er wäre blau-silbern dreimal geteilt. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu blau-silbernen Decken ein wie der Schild bezeichneter Flug (Siebmacher Band: SchlA1 Seite: 46 Tafel: 35, Band: Pr Seite: 179 Tafel: 227, Band: SaA Seite: 78 Tafel: 49, Band: AnhA Seite: 78 Tafel: 45). Die Familie war in Niedersachsen und im Stift Quedlinburg beheimatet und hat sich von da im 17. Jh. auch nach Pommern ausgebreitet. Es kommen auch mehr als 3 Teilungen vor, bis hin zu sechs Balken, meist in späterer Zeit. Die von Hoym waren Erbkämmerer des Stifts Halberstadt. Die Linie in Pommern hatte jedoch die Farben Schwarz und Silber, und so wird das Stammwappen auch in der gräflichen Linie mit vermehrtem Wappen geführt. Die von Hoym wurden in zwei Linien 1676 (Linie Droyßig) und 1706 Freiherren sowie am 18.7.1711 Reichsgrafen. Den preußischen Grafenstand erhielten sie am 15.10.1786 (Linie Poblotz) und am 18.4.1809 (Linie Esbeck).
Auf der anderen Seite befindet sich der Wappenschild der von Stutterheim, in Blau zwei voneinander abgekehrte goldene Mondsicheln. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu blau-goldenen Decken ein wachsendes schwarzes oder braunes Pferd bwz. eine Stute (Siebmacher Band: Pr Seite: 66 Tafel: 86, Band: Pr Seite: 400 Tafel 446, Band: PrE Seite: 170 Tafel: 147, Band: SchwA Seite: 30 Tafel: 20, Band: ThüA Seite: 21 Tafel: 15, Helmzier auch als wachsende Hirschkuh oder nach einer Zeichnung von ca. 1600 als Maultier angegeben, wie auch immer die das unterschieden haben). Das ist das Wappen seiner Ehefrau, denn Friedrich von Hoym hatte Margareta von Stutterheim geheiratet. Beide treten im Dom und in Liebfrauen mehrfach als Stifter von Reliefs und Standbildern auf. Margaretha von Stutterheim war die Tochter von Hans von Stutterheim, Herr auf Haarhausen, Mechterstädt und Schwabhausen, und dessen Frau, Anna von Polenz. Das Paar hatte zwei Töchter: Katharina von Hoym heiratete Lorenz von Krosigk, Herr auf Poplitz, Hohenerxleben und Rathmannsdorf; und Gisela von Hoym heiratete Aschwin III. von Cramm, Herr auf Wiedelah.
Basilius
Meisner und Hedwig Ilsa Catharina von Warberg
Diese hochrechteckige Platte
besitzt zwei umfangreiche Inschriften, während Heraldik nur eine
untergeordnete Rolle spielt. Die außen auf dem mit zwei Linien
abgesetzten Rand umlaufende Inschrift lautet:
"R(EVEREN)D(V)S D(OMI)N(V)S BASILIVS MEISNER CANONIC(VS) /
ET PASTOR ECCL(ESI)AE B(EATAE) M(ARIAE) V(IRGINIS) NAT(VS) 6
JANVARII A(NN)O 1635 DENAT(VS) 14 AUG(USTI) A(NN)O 1668 / EIUS
CONIUX HEDEWIG ILSA CATHARINA / VON WARBERG NATA 4 MART(I) ANNO
1634 obiit 5 DEC(EMBRIS) ANNO 1667" - der ehrwürdige Herr Basilius
Meisner, Stiftsherr und Pastor der Kirche zu Unserer
Lieben Frau, geboren am 6.1.1635, gestorben am 14.8.1668; seine
Frau Hedwig Ilsa Katharina von Warberg, geboren
am 4.3.1634, gestorben am 5.12.1667. Basilius (Blasius) Meisner
(Meißner) war der Sohn eines gleichnamigen Vaters Blasius
Meißner (-1663), ebenfalls Pfarrer der Liebfrauenkirche und
1638-1663 Oberpfarrer an St. Moritz und Bonifatius in
Halberstadt, dazu um 1653 Pfarrverwalter und Oberpfarrer der
Heilig-Geist-Hospitalkirche, und dessen Frau, Gertrud Rötger.
Sein Großvater war noch kein Pfarrer, sondern Käsemacher und
Halberstädter Bürger. 1663-1668 ist der Basilius Meisner von
der Grabplatte als Pfarrer an der Liebfrauenkirche nachzuweisen.
Er war außerdem Kanoniker nicht des Liebfrauenstifts, sondern
des Kollegiatstifts St. Bonifacii et Mauritii. Er hat seine
Ehefrau, die er am 17.6.1662 im Halberstädter Dom geheiratet
hatte, nur ein gutes halbes Jahr überlebt, und beide starben im
Alter von nur 33 Jahren. Die Ehefrau war die Tochter von Henricus
Julius Edler zu Warberg. Die Inschrift ist uneinheitlich, zum
einen, was die Verwendung von "V" oder "U"
bei dem gleichen Vokal betrifft, zum andern, was die Groß- und
Kleinschreibung und die Art abzukürzen betrifft. Weiterhin
fallen die unterschiedlichen Vokabeln "denatus" und
"obiit" für denselben Vorgang bei beiden Personen auf.
Vermutlich wurde die Inschrift nicht in einem Zug gehauen.
Die Inschrift im Zentralfeld lautet: "SI MORUM PROBITAS, COR / RECTU, SUADA, DOCENDI, / SI FORMAE, VERA CUM PIETATE DECUS / SISTERET IN DOMITAM MORTIS / VIM, LONGI(US) AEVUM / DUXISSET PAR HOC CONIUGUM / AMORE PARI / SED CUM MORS NULLI MISERERI, / NESCIA, PARCAT, / ET TU QUI LEGIS HAEC SIC / MORITURUS ABI". Unter der ovalen, von einem Laubkranz eingefaßten Inschriftenkartusche ist ein Engelskopf angebracht; seitlich sind als Memento-mori-Motive eine Sanduhr und ein Totenschädel zu sehen.
Im oberen Bereich des Zentralfeldes halten zwei geflügelte Engel die mit "BASILIVS MEISNER" und "H : I : C : G : V : W :" auf halbkreisförmig gebogenen Bändern unterhalb beschrifteten Vollwappen beider Ehepartner. Das nicht in den Standardsammlungen verzeichnetet bürgerliche Wappen Meisner ist gespalten mit einem auf einem Hügel stehenden Vogel (vielleicht redend, eine Meise?) mit einem Wurm (?) im Schnabel, auf dem bewulsteten Helm ein Tatzenhochkreuz, um das sich eine Schlange windet (Tinkturen nicht bekannt). Das Wappen der von Warberg ist zumindest als Stammwappen im Siebmacher Band: SaA Seite: 178 Tafel: 116 verzeichnet. Hier sehen wir ein vermehrtes Wappen, geviert, Feld 1 und 4: ein Tatzenkreuz, Feld 2 und 3: ein mit den Wurzeln ausgerissener Haselstamm, oben mit zwei aufgerichteten Blättern, zwei gekrönte Helme, Helm 1 (rechts): ein Paar Büffelhörner, Helm 2 (links): ein Flug, Tinkturen nicht bekannt. Die Familie stammt aus Warberg im Braunschweigischen und war in den Stiften Magdeburg und Halberstadt verbreitet und besaß Schloß Sommerschenburg. Im Mittelalter war sie stark an Mitgliedern, doch ab Anfang des 15. Jh. erfolgte der Niedergang. 1654 erlosch die Familie im Mannesstamm, 1680 gänzlich.
Matthias
Günther und Apollonia Pagell
Das Auffälligste an dieser
Grabplatte ist die in Bögen mit nach oben zunehmender Krümmung
gesetzte Inschrift: "hier ruhen die gebeine zweyer /
Eheleute in einem grabe / Herrn Matthiae Günthers olim
Canonicorum / B(eatae) M(ariae) V(irginis) Senioris / Und Frauen
Appollonia Pagells / Welche der Todt auch nach dem Tode nicht
getrennet. / Denn sie durch das sterben erst Recht angefangen zu
Leben / Und Durch die verschließung ihrer augen haben sie das
sehlige anschauen Gottes erlanget / Deshalb sie den Todt sehnlich
erwarteten wodurch sie ewig Leben wolten / Der auch endlich ihre
Seelen ins Licht die leiber aber in ein finsteres grab versetzet
/ Wiewohl sie auch im grabe sein grab angetroffen den(n) sie
hofften / und glaubten eine aufferstehung der Todten / welchen
glauben sie auch mit ihrem Tode versiegelt / Daher sie fro(h) mit
Gott und in Gott leben / Werden auch niemalß außer demselben
seyn / Dero Halben wehrter leser starb noch vor deinem Tode /
damit du glücklich leben noch glücklicher aber / sterben
mögest / sic pientissimis parentibus piissime parentat Gunthe(r)
a proles superstes." Zwei abgesetzte Medaillons im oberen
Bereich nennen die Lebensdaten: "Natus den / 18 Marty 1612 /
Denatus den 18 / Marty 1693" für den Ehemann und "Nata
den 14 / Juny 1632 / Denata den 9 / Sept(embris) 1690" für
die Ehefrau.
Im oberen Teil der Platte halten zwei geflügelte Engel gemeinsam eine überdimensionierte Krone über das darunter befindliche Ehewappen, das aus zwei zusammengeschobenen Schilden mit beiden individuellen Helmen besteht. Heraldisch rechts sieht man für Matthias Günther einen gespaltenen Schild, rechts aus dem Spalt hervorkommend ein vorderhalber, widersehender Hirsch, links fünf Balken, auf dem bewulsteten Helm der widersehende Hirsch wachsend (Siebmacher Band: Bg8 Seite: 23 Tafel: 25, Eintrag mit Verweis auf genau diesen Stein, Tinkturen unbekannt). Auf der anderen Seite sieht man für Apollonia Pagell drei fächerförmig gestellte Kornähren, auf dem bewulsteten Helm ein Busch von sieben Pfauenfedern (Siebmacher Band: Bg8 Seite: 28 Tafel: 32, Eintrag mit Verweis auf genau diesen Stein, Tinkturen unbekannt). Im Siebmacher wird darauf hingewiesen, daß die Helmzier einen Bezug zum Namen haben könnte, weil Pageluhn = Pauls-Huhn eine plattdeutsche Bezeichnung für einen Pfau ist.
Catharina
Elers
Diese im südlichen
Seitenschiff aufgestellte Platte wurde zweitverwendet; auf der
Rückseite befinden sich Reste einer älteren Inschrift, die an
zwei Stiftsherren erinnert, an den 1410 verstorbenen Bertold und
an den 1520 verstorbenen Johannes, Lizentiat der geistlichen
Rechte. Beide sind vermutlich aus der gleichen, aber nicht
identifizierten Familie. Hier interessiert die Vorderseite, die
an Catharina Elers erinnert: Die auf dem Rand
umlaufende Inschrift lautet: "HIC IACET NOBILIS PIETATE AC
CASTITATE PRAECIPUA / D(OMI)NA CATHARINA ELERS, QVAE NATA EST
BRVNSWIGAE ANNO SALVTIS / 1640 (SECVN)DO DIE DECEMBRIS, DENATA
HALBERSTA/DII, A(NN)O 1666 DIE (QVIN)TO AVGVSTI, CIRCA SEXTAM
FERE MATVTINAM".
Die in kreisrunde Rahmungen gesetzten elterlichen Wappen werden inschriftlich zugeordnet: "HANS ELERS" und "ANNA KALMS". Dazwischen ist unten eine Krone zu sehen, darunter der Spruch "POST PVGNAM CORONA" zwischen zwei geflügelten Engelsköpfen in den Zwickeln. Unten ist, den größten Teil der Plattenfläche einnehmend, ein Gedicht in einem runden Laubkranz zu lesen: "SISTE VIATOR / GRADVM PRAEMATVRE / HV=/IVS MORTIS TE INSCIVM ESSE NON / VOLVI IACET HIC AETATE FLORENS, / FORTVNA ABVNDANS, QVA VIRTVTE, / QVA PIETATE EXIMIA, CONIVGIO QVIDEM / STE=/RILIS, DOMINA CATHARINA ELERS CONSVLIS QVONDAM BRVN=/SVICENSIS CO(N)IVX ADAMI FRIDERICI FROMHOLT / C(ANONICVS). B(EATAE). M(ARIAE). V(IRGINIS). QVI SVPERSTES HOC IN MEMO=/RIAM SVAVISSIMAE QVONDAM CONIVGIS SISTI PONIQ(VE) CVRAVIT: / CVIVS ANIMA REQVIESCAT IN PACE / ABI NVNC ET TE QVOQ(VE) / MORTALEM ESSE / MORTALIS COGITA". Ganz unten sind als Memento-Mori-Symbole Sanduhr und Totenschädel mit Röhrenknochen zu sehen, dazwischen erinnert die Inschrift "MORS HAEC MISERARVM FINIS" an den Tod, der das Ende aller Mühsal ist.
Das gewendete Wappen Elers zeigt auf einem Boden einen aus einem am Rand wachsenden Busch hervorbrechenden Bock mit kreisförmig gebogenen Hörnern, auf dem bewulsteten Helm der Bock wachsend (ähnlich "Elers" in Siebmacher Band: Bg5 Seite: 74 Tafel: 84, dort aber ein Hirsch, und Ehlers" in Band: Bg7 Seite: 3 Tafel: 4, dort aber ein Einhorn), Tinkturen unbekannt. Das Wappen Kalms zeigt einen Löwen mit nicht identifizierbaren Gegenständen in den Vorderpranken, auf dem bewulsteten Helm der Löwe wachsend, Tinkturen unbekannt (bürgerliche Familie, nicht Siebmacher Band: Han Seite: 24 Tafel: 25).
Frau von
Veltheim, verwitwete von Trotha
Diese 2,13 m hohe und 1,14 m
breite Grabplatte ist einerseits in ihrem rechten und im unteren
Teil stark zerstört, andererseits besticht sie durch die reiche
Ornamentik der äußeren und perspektivisch dargestellten inneren
Flächen der Bogennische. In der zentralen Nische ist die
Verstorbene in einem gefältelten hochgeschlossenen Gewand und
mit Witwenhaube dargestellt, mit einer typischen Form der
adeligen Witwentracht: Zwei Stoffbahnen sind seitlich an der
Haube angebracht und fallen bis in Höhe des Gewandsaumes herab.
Genau so eine Tracht sehen wir auch bei den Grabdenkmälern
für Gisela von Marenholtz (-1566), Ehefrau des Jost von
Veltheim auf Glentorf bei Königslutter und für Agnes von
Bartensleben (-1560), Witwe des Heinrich von Bülow, in
Oebisfelde. Für diese Frau von Veltheim, vermählt mit einem
Herrn von Trotha und verwitwet, läßt sich weder der Vorname
noch der ihres Ehemannes ermitteln. Von der Inschrift, die auf
dem äußeren Rand umläuft, ist nur noch ein Bruchteil lesbar:
"Anno D(omini) 1572 Den / ... alhier So.../ Gebor(e)n(e) V.
Velth(eim) / ... V. Trothe Selig n(ach) Gelass(en)e Withwe In
Got(t)" und tiefer darunter als zweite kleine Zeile gesetzt
"ENTSCHLAFEN".
Vier Wappenmedaillons bilden die Ecken der Sandsteinplatte, wovon aber nur noch ein einziges Wappen in erkennbarem Zustand erhalten ist, dasjenige heraldisch rechts oben. Das darin dargestellte Wappen der von Veltheim ist geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein mit zwei silbernen Fäden belegter breiter schwarzer Balken, Feld 2 und 3: in Silber ein hier aufrechter roter Ast mit beiderseits einem abhängendem roten Lindenblatt, ganz ungewöhnlich und selten sind die zwei Helme, Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken zwei goldene, je mit einem mit zwei silbernen Fäden belegten schwarzen Balken belegte Büffelhörner, Helm 2 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein rautenförmiges rotes goldenbequastetes Kissen. Normalerweise werden beide Kleinode zu einem kombiniert, das Kissen zwischen den Hörnern (Münchener Kalender 1909, Westfälisches Wappenbuch, Niedersächsische Wappenrolle Nr. 975, Aschaffenburger Wappenbuch, Grote, Siebmacher Band: Han Seite: 17 Tafel: 18, Band: MeA Seite: 112 Tafel: 64, Band: Pr Seite: 426 Tafel: 469). Die von Veltheim besaßen das Erbküchenmeisteramt im Herzogtum Braunschweig seit 1514. Sie spalteten sich auf in eine schwarze und eine weiße Linie. 1798 erlangte die Familie den Grafenstand in Preußen. Die schwarze Linie ist 1860 im Mannesstamm erloschen; ihr Besitz fiel an die weiße Linie. Sie waren auch Erbmarschälle des Herzogtums Magdeburg.
Vikar
Friedrich von Arnstedt
Friedrich von Arnstedt
ist mit einem Birett, mit Rochett und Albe bekleidet. Die vor der
Brust zusammengelegten Hände umschließen ein Buch. Die außen
auf dem Rand umlaufende Inschrift lautet: "VENERABILIS ET
DOCTVS D(OMI)N(V)S / FRIDERICVS ARNSTET VICAR E(CCLESIAE)
B(EATAE) M(ARIAE) V(IRGINIS) H(ALBERSTADENSIS) SENIOR NATVS /
A(NN)O 1587 DIE 4 MENS(IS) MARTI / (OBIIT) A(NN)O 1669 AETATIS
SUAE 82 CVIVS ANIMA REQ(VIESCAT) I(N) S(ANCTA) P(ACE)" - der
hochwürdige und gelehrte Herr Friedrich von Arnstedt, Vikar der
Kirche zu Unserer Lieben Frau in Halberstadt und Senior, geboren
am 4.3.1587, starb 1669 im Alter von 82 Jahren, dessen Seele in
heiligem Frieden ruhen möge. Im Zentralfeld ist das Relief des
Verstorbenen oben von einem auf zwei seitlichen Säulen ruhenden
Dreipaßbogen eingerahmt. Auf drei Seiten läuft hier eine zweite
Inschrift um: "ESAIAE CAP. I SI FVERINT PECCATA VESTRA / VT
COCCINNVM QVASI / NIX DEALBABVNTVR". Komplett lautet Jesaja
Kap. 1 V. 18: "et venite et arguite me dicit Dominus si
fuerint peccata vestra ut coccinum quasi nix dealbabuntur et si
fuerint rubra quasi vermiculus velut lana erunt" - so kommt
denn und laßt uns miteinander rechten, spricht der Herr. Wenn
eure Sünde gleich blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden;
und wenn sie gleich ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle
werden.
Die Platte trägt nur ein einziges Wappen in der optisch linken oberen Ecke. Es ist üblicherweise von Silber und Schwarz schrägrechts geteilt (Teilungslinie hier nicht erkennbar) und schräglinks mit drei roten Rosen belegt, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wie der Schild bezeichneter Flug, auf dem rechten Flügel die Rosen schrägrechts, auf dem linken Flügel schräglinks (Siebmacher Band: PoA Seite: 3 Tafel: 2, Band: Pr Seite: 76 Tafel: 97, Band: AnhA, Seite: 4 Tafel: 1, Westfälisches Wappenbuch, Alter Siebmacher). Die Familie war im Südharz heimisch, ebenso im Raum Aschersleben, und Mitglieder standen in Hofdiensten der Fürsten von Anhalt. Von da breitete sich die Familie im Raum Magdeburg, Altmark, Kursachsen, Brandenburg und Pommern aus. Einer der ältesten Sitze war Demker (Landkreis Stendal). Die Familie bekam 1788 Güter der Familie von Bredow in Brandenburg, Schloß Löwenberg und Schloß Hoppenrade (beide in Löwenberger Land, Oberhavel). Am bronzenen Taufbecken begegnet uns das Wappen von einem Verwandten, von Wilhelm von Arnstedt. Das Wappen der Familie gibt es auch an der Dompropstei, im Dom, an Burg Zilly und in Burg Schlanstedt zu sehen, ebenso am Wappenfries in der Neuenstädter Kapelle des Domkreuzgangs, aber jeweils für andere Familienmitglieder. In Magdeburg gab es ein Epitaph für einen dortigen Domherrn gleichen Namens, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.
Maria
Hampia (Hampe, Hampius)
Es folgt wiederum eine Platte
für Bürgerliche: Die auf dem äußeren Rand umlaufende
Inschrift verrät uns: "HIC IACET NOBILIS ET EGREGIA FOEMINA
/ D(OMI)NA MARIA HAMPIA. VIRI HONORATISSIMI D(OMINUS FR)ANCISCI
LINTEN. ELECT(ORIS). BRANDENB(URGENSIS). / ... ET CAMER...
...ARII CONIUX DULCIS/SIMA NATA HELMST(EDT) A(NN)O MDCXXXIIX 28
MART(II). DENATA HALBERST(ADT). A(NN)O MDCLXXXV 28
NOV(EMBRIS)." - hier liegt die edle und tugendhafte Frau
Maria Hampia, des ehrenwerten Herrn Franz Linten, des
brandenburgischen Kurfürsten Rat (?) und Kämmerer (?),
süßeste Ehefrau, geboren zu Helmstedt am 28.3.1638, gestorben
zu Halberstadt am 28.11.1685.
Die große Inschrift im Zentralfeld lautet in wechselnder Groß- und Kleinschreibung: "Adsta paulum Viator / QVAM TIBI MARGO CIPPI HUIUS NOMINAT / FOEMINA / LOCO FUIT SED MAGIS VIRTUTE PRIMARIA / BONIS PROGNATA, OPTIMIS PAR, NEMINI SUISEX, SECUNDA / MATER DECEM LIBERUM / UXOR SINGULARIS EXEMPLI, / IDEOQ(VE); MARITI NUNC IN GENS DESIDERIUM / CUIUS QVONDAM DELICIUM, / Vides, quo modo Visscite quam diu vixerit? / BREVIUS QVIDEM CERTE / CONJUGI, LIBERIS, PROPINQVIS / SED DIU SAT / SIBI ET HONESTAE AD POSTEROS MEMORIAE / ANNIS QVID PEPLVS QVAM XLVII, / QVORUM PLURIMOS FELICITER OMNEIS BENE, POSTREMOS / OPTIME TRANSEGIT, / DUM, CORPORE GRAVISSIME AFFLICTO, / QVIC QVID SANITATI DECESSIT, SANCTITATI ACCREDIT / MORBIDA IGITUR LICET IMO TANTUM NON MORTUA ANTE MORTEM / NUNC VERE VIVIT AC VALET POST MORTEM / LONGIUS HEIC VICTURA / NIQVAE CETERIS PRAESTANT AEVI PLERUMQ(UE) ESSENT BREVIORIS / Jam CItIUS, Viator, Perge".
Oben sind zwei Wappen zu sehen, heraldisch rechts vermutlich das der Familie Linten für den Ehemann, es ist ein redendes Wappen, denn es zeigt im Schild einen Lindwurm vor einem Baum, und der lange Schwanz der vierbeinigen Echse windet sich um den Baumstamm. Auf dem bewulsteten Helm wird der Baum wiederholt. Das andere Wappen, vermutlich für die Familie Hampius (Hampe), zeigt einen querliegenden Baumstamm, aus dem oben zwei Äste mit je einem Blatt heraussprießen, unten stehen auf einem erniedrigten Balken die Initialen "W. S. P. V.", Auf dem bewulsteten Helm wiederholt sich das Motiv des Astes mit zwei Blättern zwischen zwei Büffelhörnern. Beide Wappen sind nicht in den einschlägigen Sammlungen vertreten; die Tinkturen bleiben ungeklärt.
Catharina
Peter (Peters, Petrus, Petri)
Im oberen Teil der Platte
steht zu lesen: "ANNO 1616 DEN 26 FEB(RVARII) IST DIE
E(H)RBARE / VND TVGENTSAHME CATHARINA PETERS / HEINRICH HOYER
FVRST(LICH) BRAVNSCHW(EIGISCHER) / GEWESEN(ER) HAVB(TMANN
EHELIC)HE HAVSFRAW / ....GESTORBEN / ... / ...FROLICHE /
AVFERSTEHVNG VERLEIHEN (WOLL)E AMEN". Catharina
Peter (Peters, Petrus, Petri) ist also am 26.2.1616
verstorben, und sie war die Frau von Heinrich Hoyer, der in
braunschweigischen Diensten stand. Der Rest ist umfangreichen
Inschrift ist leider unleserlich. Im unteren Teil der Platte
steht: "IOB AM 19 CAP / ICH WEIS(S) DAS(S) MEIN ERLÖSER
LEBET VNT / ER WIRT MICH HERNACH AVS DER ERDEN / WIEDER
AVFERWECKEN VND WERDE DAR / NACH MIT DIESER MEINER HAVT UMBGEBEN
/ WERDEN VNT WERDE MIT / MEINEM FLEISCHE VOR / GOTT STEHEN".
Das redende Wappen der Familie Peter, Petrus oder Petri ist rot-silbern gespalten, rechts der nimbierte und bärtige Apostel Petrus mit Schlüssel in der Rechten, in silbernem Gewand mit blauem Mantel, links in Silber eine Hausmarke, ein Schaft mit hinterer Oberkopfabstrebe und vorderer Fußstrebe, beide gekreuzt, der Schaft in der Mitte mit dem Majuskelbuchstaben "C" verschränkt, auf dem bewulsteten Helm mit rot-silbernen und blau-silbernen Decken der hl. Petrus wie im Schild (Siebmacher Band: Bg5 Seite: 83 Tafel: 95, nach den handschriftlichen Nachträgen zum Alten Siebmacher, dort Seiten vertauscht gegenüber der hiesigen Darstellung, Petrus in der Helmzier wachsend). Das gleiche Wappen ist am bronzenen Taufbecken angebracht; dort steht es für den Cellerarius und späteren Magister fabricae Jodocus Petri.
Literatur,
Links und Quellen:
Position in Google
Maps: https://www.google.de/maps/@51.8955814,11.0443626,19z - https://www.google.de/maps/@51.8955717,11.0438184,46m/data=!3m1!1e3
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Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus der Kirche mit
freundlicher Erlaubnis von Frau Pfarrerin Dr. Elfi Runkel vom
7.10.2020, wofür ihr an dieser Stelle herzlich gedankt sei
Webseite der Kirchengemeinde: https://www.ekm-reformiert.de/liebfrauengemeinde-halberstadt-startseite/
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