Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2701
Halberstadt (Landkreis Harz, Sachsen-Anhalt)

Liebfrauenkirche: Taufbecken in der Taufkapelle

Die Liebfrauenkirche ist zusammen mit dem Dom und der Martini-Kirche eine der drei Hauptkirchen der Stadt Halberstadt. Sie bildet den westlichen Abschluß des Domplatzes und ein Pendant zu diesem an der Westseite der alten Domburg. Die Liebfrauenkirche ist eine der bedeutendsten romanischen Kirchen und eine der wenigen erhaltenen viertürmigen Anlagen, sogar die einzige dieser Zeit in Mittel- und Norddeutschland.

Abgesehen von den Höhepunkten der romanischen Kunst im Inneren wie den berühmten Chorschranken gibt es auch reichlich Heraldik. Das schönste Kunstwerk mit Bezug zur Heraldik steht in einem Nebenraum im Südwesten, im Chorjoch der sog. Taufkapelle. Dieser Raum wird leicht übersehen, weil die meisten Touristen die Liebfrauenkirche wegen der genannten Chorschranken aus der Zeit um 1200-1210 und ihren einzigartigen Stuckfiguren der zwölf Apostel, Maria und Christus aufsuchen. Es handelt sich bei dem in diesem Kapitel beschriebenen Kunstwerk um ein zweiteiliges bronzenes Taufbecken aus dem Jahr 1614. Früher war dieses Taufbecken im westlichen Mittelschiff aufgestellt und besaß noch einen steinernen Standfuß aus dem Jahr 1615 und ein geschnitztes hölzernes und vergoldetes Geländer aus dem Jahr 1685; beides ist verlorengegangen.

Das Kunstwerk besteht aus einem 1,08 m hohen Becken von 76 cm Durchmesser und einem schwebend darüber mit Ketten am Gewölbe aufgehängten Deckel, der es mit Skulptur auf 1,25 m Höhe bringt. Dieser Deckel hat eine elegante, geschwungene Form und wird oben mit einer vergoldeten Figur einer gekrönten Maria mit Kind abgeschlossen. Auf dem durch Leisten bordierten unteren Rand des Deckels steht zu lesen: "WER GLEVBET VNDT GETAVFFET WIRDT DER WIRDT SELIG WERDEN WER ABER NICHT GLEVBET DER WIRDT VERDAMMET WERDEN MARCI AM 16 CAP(ITVLVM)", ein zum Zweck des Beckens passendes Bibelzitat aus Markus 16, 16.

 

Das kesselförmige eigentliche Becken wird durch drei umlaufende Profilstege in vier Zonen gegliedert, zwei schmale Inschriftenzonen oben, dann eine breite Wappenzone und ganz unten eine schmucklose Zone rings um den Bodenbereich. Die obere Inschrift lautet: "ES SEY DEN(N) DAS(S) IEMANT GEBOREN WERDE AVS DEM WASSER VND GEIST SO KAN(N) ER NICHT IN DAS REICH GOTTES KOM(M)EN IOHANNIS AM 3", ein Bibelwort aus Johannes 3, 5.

Die untere Inschrift, wie alle anderen auch mit erhabenen Buchstaben ausgeführt, nennt die Datierung sowie die Stifter bzw. Auftraggeber und hat den Wortlaut: "NOMINA CANONICORVM RESIDENTIVM ECCLESIAE BEATAE MARIAE VIRGINIS HALBERSTADENSIS ANNO DOMINI 1614" - die Namen der residierenden Chorherren der Kirche der seligen Jungfrau Maria zu Halberstadt im Jahre des Herrn 1614. Das leitet über zu dem umlaufenden Wappenfries darunter. Eine weitere Inschrift läuft am Fuß entlang und nennt den Gießer-Meister: "MATTHIAS KIP(P)MAN(N) HAT MICH GEGOSSEN ZV HALBERSTAT".

Die Hauptbegierde unseres Interesses ist der Wappenfries mit insgesamt 13 Wappen der Stiftsherren, die das Taufbecken in Auftrag gaben und mit Namen unter den Wappen genannt werden, wofür jeweils zwei Zeilen vorgesehen sind. Die Reihe beginnt hierarchisch mit dem Stifts-Dechanten, dann folgt optisch rechts davon der Senior, dann folgen die übrigen Chorherren, wenn man das Becken im Gegenuhrzeigersinn umschreitet.

 

Das Wappen des evangelischen Stiftsdechanten Hans (Johann) Georg von Britzke ("HANS GEORG VON / BRITZKE DECHANT", starb am 22.9.1622) ist in Silber ein roter, sechszackiger Stern, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken drei Straußenfedern, eine rote zwischen zwei silbernen (Siebmacher Band: AnhA Seite: 11 Tafel: 15, Band: PrE Seite: 30 Tafel: 24, Band: Sa Seite: 22 Tafel: 23). Die Familie gehört zum magdeburgischen Uradel. Der Stammsitz Brietzke (Möckern) liegt im Kreis Jerichow. 1820-1945 hatte die Familie das Rittergut Warchau (zu Rosenau, Landkreis Potsdam-Mittelmark) in ihrem Besitz. Zahlreiche Domherren wurden in den Stiften Brandenburg/Havel, Magdeburg, Merseburg, Halberstadt und Stendal untergebracht. Es gab einen Johannes, einen Friedrich und einen Ludwig von Britzke im 16. Jh. im Domkapitel Halberstadt. Der erste und der zweite von den dreien werden an der Kanzel des Domes genannt. Johannes war Thesaurarius des Doms. Das Wappen der Familie taucht auch am Portal des Petershofes auf. An der ehemaligen Dompropstei begegnet uns das Wappen der Familie in der oberen, holzgeschnitzten Reihe. Im Dom gibt es das Wappen am Epitaph für den Domdekan Friedrich von Britzke (amtierte als solcher 1560-25.7.1576) zu sehen, ebenso an seiner bronzenen Grabplatte auf der Südempore. Das Wappen ist zweimal auf dem Schalldeckel der Kanzel im Dom angebracht. Außerdem kamen aus der Familie mehrere Deutschordensritter. Hans Georg von Britzke war der Sohn von Hans Georg von Britzke. Er hatte zwei Brüder, Bartold und Friedrich, Propst von Liebfrauen. Hans Georg von Britzke wird 1591 als Scholaster des Stiftes Liebfrauen geführt. Er heiratete am 25.9.1594 Margarete von Wrampe, also ein Jahrzehnt, bevor das Liebfrauenstift 1604 reformiert wurde. Er begegnet uns als Vater des 1607 verstorbenen Joachim Christoph von Britzke auf dessen Grabstein an der Nordwand des Chorraumes im selben Raum. Das war eines von insgesamt sechs Kindern, drei Jungen und drei Mädchen. Insgesamt war er zehn Jahre lang Dekan des Stifts. Er starb laut überlieferter Grabinschrift im Alter von 55 Jahren wurde also ca. 1567 geboren.

 

Das Wappen des Seniors Albrecht von Kreyendorf ("ALBRECHT VON / KREIENDORF SENIOR") zeigt in Silber zwei voneinander abgewandte schwarze Krähen, auf dem schwarz-silbern bewulsteten Helm mit schwarz-silbernen Decken eine schwarze Krähe vor einem Schaft, der oben einen Flug trägt (Siebmacher Band: AnhA Seite: 35 Tafel: 20, Seite: 80 Tafel: 46, Band: SaA Seite: 94 Tafel: 60. Das Bild ist uneinheitlich, hier sind auf dem Schild zwei Linien wie zwei sich in der Mitte berührende Seitenbögen zu erkennen. Im Siebmacher wird mal ein schwarzer Pfahl zwischen die Krähen gelegt, dann ein beiderseits eingebogener Pfahl. Die Helmzier im Siebmacher ist nur die sitzende Krähe, ohne den Schaft mit Flug, alternativ wird eine Krähe mit erhobenen Flügeln angegeben. Die Stellung der Krähen im Schild ist ebenfalls sehr unterschiedlich, mal nach außen, mal nach innen, mal vertikal, mal horizontal, aber immer spiegelbildlich. Die Familie war in der Gegend von Aschersleben und Wegeleben und im Stift Halberstadt ansässig mit den Hauptgütern in Kreyendorf, Wegeleben, Schmeitingen und Kochstedt und starb in der ersten Hälfte des 17. Jh. aus. Mitglieder finden sich in anhaltinischen Diensten und Vasallenverhältnissen. Als letzter des Stammes erscheint 1616 Volkmar von Kreyendorf; damals wurden die Güter an die von Hoym verkauft. Gänzlich erlosch die Familie mit Magdalena von Kreyendorf, die noch 1640 lebte.

 

Das Wappen des Chorherren Christoph von Briest ("CHISTOFF VON / BRIST") zeigt in Silber einen blauen Kesselhenkel, dessen aufwärts gebogene Enden in einer roten Rose enden, auf dem bewulsteten Helm eine gestulpte und hinten umgebogene, am Ende mit drei Straußenfedern besetzte Mütze (Siebmacher Band: SaA Seite: 27 Tafel: 16, Band: BraA Seite: 14 Tafel: 7). Dieses Motiv im Schild wurde in der einschlägigen Literatur abweichend zum hiesigen Befund als Anker verstanden und im Siebmacher und im Rietstap als Stockanker abgebildet, Stock und Ring oben. Im Siebmacher wird auf gekröntem Helm mit rechts blau-silbernen und links rot-silbernen oder ganz rot-silbernen Decken eine silberne, rot aufgeschlagene Mütze zwischen zwei schräg nach außen gestellten, silbernen (oder braunen), mit je zwei roten Rosen an grünen Stengeln an der Außenseite übereinander besteckten dürren Ästen dargestellt. Die Familie stammt aus dem Jerichower Land im Erzstift Magdeburg und hatte ihre Hauptgüter in Bähne, Bünsche und Schmetzdorf. Später kamen die Güter Bamme und Nennhausen im Westhavelland in Brandenburg hinzu. Die Familie ist am 7.1.1822 mit Rittmeister Friedrich Wilhelm von Briest erloschen. Der Name wurde 1816 mit dem der von Rochow vereint, weil die Güter Nennhausen und Bamme an den Enkel aus dieser Familie vererbt wurden, an Theodor Heinrich von Rochow gen. von Briest (21.4.1794-20.4.1854).

 

Das Wappen des Chorherren Christoph Wulff ("CHRISTOFF / WVLFF", starb 1637 als Dekan) zeigt in Blau auf grünem Boden einen aus einem grünen Busch an linken Schildrand hervorkommenden silbernen Wolf, auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken ein silberner Wolf wachsend (Siebmacher Band: Pr Seite: 460 Tafel: 499, Band: Pr Seite: 71 Tafel: 92, Schreibweise auch: Wulffen). Christoph Wulff wurde am 8.3.1567 als Sohn von Christoph Wulff und Elisabeth von Hornhausen geboren. Er besuchte die Schulen in Quedlinburg und Aschersleben und die Universitäten in Frankfurt (Oder), Helmstedt, Marburg und Wittenberg. Außerdem war er Erbherr auf Neindorf. In der Liebfrauenkirche befindet sich die Grabplatte des Chorherren mit acht Ahnenwappen und weiteren Angaben zu seinen Lebensdaten, so starb er lt. Inschrift im 53. Kanonikatsjahr, im 14. Dekanatsjahr, im 6. Senioratsjahr. Er wurde also 1623 zum Dekan gewählt, nachdem Johann Georg von Britzke 1622 verstorben war.

 

Das Wappen des Chorherren Heinrich von Werder ("HINRICVS A / WERDER") zeigt drei schräggestellte Lilien schrägbalkenweise zwischen sieben (4:3) sechszackigen Sternen, auf dem gekrönten Helm ein mit drei aufrechten Lilien belegter Pfahl zwischen einem Flug. Im Siebmacher Band: Pr Seite: 443 Tafel: 484 wird das Wappen wie folgt dargestellt: In Blau ein roter, mit drei silbernen, schräggestellten Lilien belegter Schrägrechtsbalken, der oben von 4, unten von 3 goldenen Sternen begleitet ist, die längs der Balkenlinien gesetzt sind, während oben der 4 Stern im linken Obereck steht, auf dem gekrönten Helm mit rechts blau-goldenen und links rot-silbernen Decken ein roter, mit drei aufrechten silbernen Lilien belegter Pfahl zwischen einem blauen Flug. Die Familie stammt aus dem Erzstift Magdeburg und hatte als Hauptgüter Cade, Brettin, Rogäsen, Golwitz, Wusterwitz und Woltersdorf. Etliche Familienmitglieder dienten beim preußischen Militär. Es gibt noch ein gräfliches Wappen (Grafenstand des Königreichs Preußen), bei dem der Stammschild einem goldenen Hauptschild mit dem Eisernen Kreuz aufgelegt wurde; der Stammhelm blieb, aber es wurden noch zwei Schildhalter hinzugenommen, rechts der schwarze preußische Adler mit dem Hohenzollern-Schild auf der Brust, links ein kurbrandenburgischer Adler, Devise: Dem Freunde Schutz, dem Feinde Trutz. Dieses Wappen wurde von Kaiser und König Wilhelm I. von Preußen am 15.4.1879 per Diplom dem General Karl Wilhelm Friedrich August Leopold von Werder verliehen (Siebmacher Band: PrGfE Seite: 17 Tafel: 11). Der Grafenstand wurde in der Primogenitur weitergegeben. Es gibt noch eine Variante im Siebmacher mit Rosen anstelle der Sterne, nach einem Adelsdiplom vom 27.9.1846 von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen für Minna Maria Ernestine von Werder, Tochter des Generals von Werder.

 

Das Wappen des Chorherren Jacob von Byern bzw. Bieren, der auch in Minden eine Domherrenstelle hatte ("IACOBVS A BIEREN / DOMHER(R) ZV MINDEN"), ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein sitzender, silberner, widersehender Windhund (so die Theorie, hier mehr wie eine Bracke dargestellt) mit Halsband und Ring, Feld 2 und 3: in Gold ein grüner Blätterkranz, der oben mit einem schwarzen Hahnenfederbusch besteckt ist, auf dem Helm zu rot-silbernen Decken ein sitzender, widersehender silberner Windhund (auch hier die Brackenähnlichkeit in der Ausführung, Siebmacher Band: Bad Seite: 93 Tafel: 55, Band: Pr Seite: 104 Tafel: 137, Band: Erg Seite: 50 Tafel: 29-30). Der Blätterkranz im Wappen war in den ältesten Darstellungen ein Ring. Die Familie stammt ursprünglich aus dem Erzstift Magdeburg, der Grafschaft Mühlingen und dem Land Jerichow und war auch in Sachsen begütert. Der Name leitet sich vom Ort Biere in der Nähe von Calbe an der Saale ab. Einer der wichtigsten Familiensitze war das Gut Parchen (zu Stadt Genthin, Jerichower Land), das 1472 in die Familie kam. Ein Verwandter, Joachim Ernst von Byern, taucht in der Wappenreihe an der ehemaligen Dompropstei auf; dieser Domherr wird auch an der Kanzel des Domes genannt, und das Wappen ist auf dem Schalldeckel angebracht. Das Wappen dieses Domherrn gibt es auch an Burg Zilly zu sehen, und es taucht auch am Wappenfries in der Neuenstädter Kapelle des Domkreuzgangs auf.

 

Das redende Wappen des Chorherren Auctor Ballstock ("AVCTOR BALSTOCH") ist geviert, Feld 1 und 4: ein Ball, Feld 2 und 3: zwei gekreuzte Stöcke, einer pfahlweise, der andere schräglinks, auf dem bewulsteten Helm zwei schräggekreuzte Stöcke, oben bewinkelt von einem Ball (Siebmacher Band: Bg3 Seite: 41 Tafel: 42). Die Tinkturen sind unbekannt; der Siebmacher zeichnet das Wappen nach einem Siegel des gleichen Stiftsherrn aus dem Jahr 1607.

 

Das Wappen des Chorherren Christoph von Honrodt ("CHRISTOFF VON / HONRODT") ist geviert, Feld 1 und 4: in Blau in einem Nest ein silberner Pelikan, seine Jungen mit dem Blut aus seiner Brust fütternd, Feld 2 und 3: geteilt mit einem nach vorne gekrümmten und stumpf abgehauenen schwarzen Baumstamm mit mehreren gekappten Zweigen, auf dem gekrönten Helm mit rechts rot-silbernen und links blau-silbernen Decken ineinander geschachtelt zwei nach links gekrümmte gestümmelte Äste, eingefaßt von einem ebenso links gekrümmten, oben mit Straußenfedern besteckten Pelikanhals mit Kopf am Ende. Die Felderverteilung läßt sich auch umgekehrt finden. Die Tinkturen müssen mit einer gewissen Vorsicht betrachtet werden, zu uneinheitlich ist die Datenlage in der Literatur: 1.) Eine Variante im Siebmacher Band: SaAE Seite: 10 Tafel: 7 ist in Feld 1 und 4 rot-silbern geteilt mit einem geraden und stumpf abgehauenen schwarzen Baumstamm mit mehreren gekappten Zweigen, Feld 2 und 3: in Blau ein silberner Pelikan, seine Jungen mit dem Blut aus seiner Brust fütternd, auf dem gekrönten Helm mit rechts rot-silbernen und links blau-silbernen Decken ein gekrümmter, oben mit grünen Lindenblättern besteckter grüner (Text: grüner, Abb.: goldener) Ast (sic!). 2.) Im Siebmacher Band: AnhA Seite: 29 Tafel: 17 wird eine andere Farbversion mit einer anderen Helmzier beschrieben, dort Feld 1 und 4 silbern-schwarz geteilt mit einem gekrümmten Stamm, Feld 2 und 3: in Blau ein silberner Schwan (sic!), Decken links schwarz-silbern, rechts blau-rot (sic!), auf dem gekrönten Helm ein silberner Schwan (sic!). 3.) Im Alten Siebmacher (Tafel 184, Braunschweigische) sind Feld 1 und 4 rot-schwarz geteilt mit silbernem gekrümmtem Baumstamm, während in den Feldern 2 und 3 der Pelikan golden in blauem Feld wiedergegeben wird. In der Helmzier sehen wir drei goldene, gekrümmte Pelikanhälse, oben mit Straußenfedern besteckt, und der größte Vogelhals endet vorne in einem Vogelkopf. Die Decken werden dort rechts schwarz-rot und links blau-golden koloriert.

 

Das Wappen des Cellerarius Jodocus Petri ("IODOCVS PETRI / CELLARIVS") ist rot-silbern gespalten, rechts der nimbierte und bärtige Apostel Petrus mit Schlüssel in der Rechten, in silbernem Gewand mit blauem Mantel, links in Silber eine Hausmarke, ein Schaft mit hinterer Oberkopfabstrebe und vorderer Fußstrebe, beide gekreuzt, der Schaft in der Mitte mit dem Majuskelbuchstaben "C" verschränkt, auf dem bewulsteten Helm mit rot-silbernen und blau-silbernen Decken der hl. Petrus wie im Schild (Siebmacher Band: Bg5 Seite: 83 Tafel: 95, nach den handschriftlichen Nachträgen zum Alten Siebmacher, dort Seiten vertauscht gegenüber der hiesigen Darstellung, Petrus in der Helmzier wachsend). Jodocus Petri hatte später ein anderes Amt, er wurde spätestens 1624 Magister fabricae (Aufseher über die Kirchenfabrik bzw. die Werkstätten).

 

Das Wappen des Chorherren Victor Justus Schenk von Flechtingen ("VICTOR IVST(VS) / SCHENCKE") zeigt in Gold zwei laufende rote Biber übereinander, auf dem rot-golden bewulsteten Helm mit rot-goldenen Decken sechs rote Fähnchen, 3 nach rechts, 3 nach links abwehend, an goldenen Stangen zwischen zwei roten Biberschwänzen (Siebmacher Band: SaA Seite: 147 Tafel: 96, dort 7 Fähnchen). Die ältesten Siegel der Familie zeigen noch keine Biber, sondern Wölfe, und auch auf dem Helm waren nur die Fähnchen zu sehen; die Biberschwänze sind eine spätere Zutat. Das Motiv der Biber könnte sich durch den Fluß Bever bei Dönstedt angeboten haben. Seit dem 16. Jh. wird das Motiv aber als Biber interpretiert. Die Familie heißt Schenk, weil sie das Erbschenkenamt der Bischöfe von Halberstadt innehatte. Das Amt wurde 1196 an den Stammvater "Alvericus de Dunstede" verliehen. Das Ministerialengeschlecht der Schenck von Dönstedt war schon 1244 mit dem Zehnten in Flechtingen belehnt worden; Lehnsherren waren auch hier die Bischöfe von Halberstadt. Seit 1307 ist dort eine Burg bekannt. Die Familie verlegte gegen Ende des 13. Jh. ihren Hauptsitz auf die Burg Flechtingen und nannte sich seitdem Schenk von Flechtingen. Im 14. Jh. trat die Familie in die Dienste der Kurfürsten von Brandenburg. Seit 1442 hat die Familie das Erbkämmereramt der Altmark inne. Außerdem bekam sie noch das Erbschatzmeisteramt der Kurmark Brandenburg zu Lehen. Die Hauptgüter der Familie waren Flechtingen mit seiner großen und gut erhaltenen Wasserburg und Dönstedt, das bereits 1196 Familienbesitz war. Dazu hatte die Familie Rittergüter in Alvensleben, Lemsel und Böddensel Vemersleben, später das Gut Leimbach im Mansfeldischen. Die Familie erlosch 1853 im Mannesstamm. Der Name und das Wappen und natürlich auch der Grundbesitz fielen an die von Peucker; Eduard von Peucker wurde von seinem kinderlosen Onkel adoptiert und führte seit 1869 den alten Namen weiter.

 

Das Wappen des Chorherren Wilhelm von Arnstedt ("WILHELMVS AB ARNSTEDT") ist von Silber und Schwarz schrägrechts geteilt und die Teilungslinie kreuzend schräglinksbalkenweise mit drei roten Rosen belegt, auf dem schwarz-silbern bewulsteten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wie der Schild bezeichneter Flug, auf dem rechten Flügel die Rosen schrägrechts, auf dem linken Flügel schräglinks (Siebmacher Band: PoA Seite: 3 Tafel: 2, Band: Pr Seite: 76 Tafel: 97, Band: AnhA, Seite: 4 Tafel: 1, Westfälisches Wappenbuch, Alter Siebmacher). Die Familie war im Südharz heimisch, ebenso im Raum Aschersleben, und Mitglieder standen in Hofdiensten der Fürsten von Anhalt. Von da breitete sich die Familie im Raum Magdeburg, Altmark, Kursachsen, Brandenburg und Pommern aus. Einer der ältesten Sitze war Demker (Landkreis Stendal). Die Familie bekam 1788 Güter der Familie von Bredow in Brandenburg, Schloß Löwenberg und Schloß Hoppenrade (beide in Löwenberger Land, Oberhavel). Ein Verwandter, der Domherr Ernst von Arnstedt, ist mit seinem Wappen an der Burg Zilly zu sehen, und er wird auch an der Kanzel des Halberstädter Domes aufgelistet, und das Wappen ist auf dem Schalldeckel angebracht. Weiterhin ist das Wappen des gleichen Domherrn an der Halberstädter Dompropstei angebracht, dort die Rosen nach der Teilung arrangiert. Wilhelm von Arnstedt ist als für Oschersleben zuständiger Hauptmann an Burg Schlanstedt mit seinem Wappen vertreten. Das Wappen des Domherrn taucht auch am Wappenfries in der Neuenstädter Kapelle des Domkreuzgangs auf.

 

Das Wappen des Chorherren Otto Schwetzin ("OTTO SCHWETZIN") ist geteilt, oben zwei wachsende Bärenköpfe mit Hals, auf dem bewulsteten Helm ein wachsender Bärenkopf mit Hals (Band: MeA Seite: 98 Tafel: 55, Band: PoA Seite: 89 Tafel: 56). Das Motiv wird in der Literatur auch als Wolfsköpfe interpretiert, aufgrund der kleinen runden Ohren erscheint der Bär die bessere Interpretation. Oberhalbe Bracken ist eine noch weiter von der Darstellung entfernte Wahrnehmung. Ob die Tinkturen im Siebmacher PoA hier gültig sind, ist offen.

 

Das Wappen des Chorherren Melchior von Rintorf ("MELCHIOR AB / RINDTORF") zeigt in Silber auf grünem Boden einen schreitenden roten Stier mit einem goldenen Band oder Schal um den Hals, von dem zwei Enden abflattern, auf dem bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender roter Stier wie im Schild zwischen zwei silbernen Büffelhörnern (Siebmacher Band: AnhA Seite: 49 Tafel: 28, Band: BraA Seite: 75 Tafel: 44). Die altmärkische Familie hatte Güter in Groß-Ellingen, Flessau, Gethlingen, Giesenslage, Grassau, Rintorf, Roohau, Rönnebeck, Groß Alsleben, Ballenstedt und Iden. Sie erlosch am 2.11.1760 mit Fähnrich Leopold Johann Carl von Rintorf, der vor Torgau in der Schlacht fiel. Das Wappen taucht auch am Petershof-Portal auf, aber für einen anderen, früheren Domherrn der Familie. Das Wappen der Familie gibt es auch an Burg Zilly zu sehen. Das Wappen eines Verwandten, des Domherrn Abraham von Rintorf, welcher zu den evangelischen Domherren gehörte, taucht an der ehemaligen Dompropstei und auch am Wappenfries in der Neuenstädter Kapelle des Domkreuzgangs auf.

Literatur, Links und Quellen:
Position in Google Maps: https://www.google.de/maps/@51.8955814,11.0443626,19z - https://www.google.de/maps/@51.8955717,11.0438184,46m/data=!3m1!1e3
Liebfrauenkirche auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Liebfrauenkirche_(Halberstadt)
Deutsche Inschriften Band 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 243(†) (Hans Fuhrmann), in:
www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0024303 - http://www.inschriften.net/halberstadt-stadt/inschrift/nr/di086-0243.html#content
Ergänzend: Deutsche Inschriften Band 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 217(†) (Hans Fuhrmann), in:
www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0021703 - http://www.inschriften.net/halberstadt-stadt/inschrift/nr/di086-0217.html#content
Ergänzend: Deutsche Inschriften Band 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 227 (Hans Fuhrmann), in:
www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0022709 - http://www.inschriften.net/halberstadt-stadt/inschrift/nr/di086-0227.html#content
Ergänzend: Deutsche Inschriften Band 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 242(†) (Hans Fuhrmann), in:
www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0024206 - http://www.inschriften.net/halberstadt-stadt/inschrift/nr/di086-0242.html#content
Ergänzend: Deutsche Inschriften Band 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 261† (Hans Fuhrmann), in:
www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0026101 - http://www.inschriften.net/halberstadt-stadt/inschrift/nr/di086-0261.html#content
Ergänzend: Deutsche Inschriften Band 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 265(†) (Hans Fuhrmann), in:
www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0026509 - http://www.inschriften.net/halberstadt-stadt/inschrift/nr/di086-0265.html#content
Ergänzend: Deutsche Inschriften Band 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 279 (Hans Fuhrmann), in:
www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0027900 - http://www.inschriften.net/halberstadt-stadt/inschrift/nr/di086-0279.html#content
Ergänzend: Deutsche Inschriften Band 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 233(†) (Hans Fuhrmann), in:
www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0023307 - http://www.inschriften.net/halberstadt-stadt/inschrift/nr/di086-0233.html#content
von Byern:
https://de.wikipedia.org/wiki/Byern
von Arnstedt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Arnstedt_(Adelsgeschlecht)
von Britzke:
https://de.wikipedia.org/wiki/Britzke
Flechtingen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Flechtingen - https://de.wikipedia.org/wiki/Wasserburg_Flechtingen
Familie von Schenck, Gutsarchiv Flechtingen, Landesarchiv Sachsen-Anhalt
http://recherche.landesarchiv.sachsen-anhalt.de/Query/detail.aspx?ID=4855
Wappen von Honrodt im Alten Siebmacher:
http://www.wappenbuch.de/pages/wappen_w184_Teil_1.htm - https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Siebmacher184.jpg
Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus der Kirche mit freundlicher Erlaubnis von Frau Pfarrerin Dr. Elfi Runkel vom 7.10.2020, wofür ihr an dieser Stelle herzlich gedankt sei
Webseite der Kirchengemeinde:
https://www.ekm-reformiert.de/liebfrauengemeinde-halberstadt-startseite/

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