Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2700
Quedlinburg (Landkreis Harz, Sachsen-Anhalt)
Palais Salfeldt in der Quedlinburger Altstadt
Einer der repräsentativsten Bürgersitze ist das spätbarocke Palais Salfeldt (Kornmarkt 5), das 1734-1737 in unmittelbarer Nähe der Marktkirche St. Benedikti erbaut wurde. Ein absoluter Luxus in der Fachwerkstadt: Dieses Haus wurde komplett aus damals teurem Stein erbaut. Luxuriös ist auch die Größe: Drei Stockwerke ist es über dem Kellergeschoß hoch, mit einem Zwerchhaus mit abschließendem Segmentbogengiebel über dem erstaunlicherweise leicht zurückspringenden dreiachsigen Mittelrisalit, der ganz oben noch eine Ladeluke besitzt, ebenso im hofseitigen Giebel. Die beiden Seitenteile rechts und links des Mittelrisalits besitzen je zwei Fensterachsen, wobei die Fenster des ersten Obergeschosses eine besonders auffällige steinerne Verdachung haben in Form eines eingebogenen Flachsparrens, wie chinesisch inspiriert. Über den Seitenteilen folgt jeweils eine Dachgaube aus Sandstein im unteren Teil des schiefergedeckten Mansarddaches. Das Palais überragt mit seinen Dimensionen alle Nachbarhäuser, und der direkte Vergleich zeigt, wie sehr sich die lichte Höhe seiner Geschosse von der der Nachbarhäuser unterscheidet. Hinten grenzt links ein Seitenflügel an. Der hohe kunstgeschichtliche Wert dieses Hauses liegt vor allem darin begründet, daß es zum überwiegenden Teil original erhalten ist.
Ein Blick ins Innere lohnt, nicht nur wegen der schönen hölzernen Treppe, sondern vor allem wegen der exquisiten Stuckausstattung der Räume im eleganten Régence-Stil. Hier wurde an nichts gespart, um das Haus so repräsentativ wie möglich auszustatten. Im Musikzimmer im ersten Stock sehen wir Musikanten wie z. B. einen Trommler hinter zwei Trommeln unter einem Baldachin, seitlich neben sich Trompeten, Saiten- und Tasteninstrumente. Andere Stuck-Formen stellen Pilaster und Girlanden dar. Der Stuck wurde von Michael Caminada und Carlo Rossi erschaffen, die auch im Quedlinburger Schloß gearbeitet haben. Auch von der Ausstattung haben sich Vertäfelungen, Kamine und Möbel erhalten. Im Obergeschoß befindet sich eine Porzellansammlung.
Der Bauherr, Röttger Salfeldt, war Ratsherr und Ratskämmerer in Quedlinburg und ein Kauf- und Handelsmann. Er war unglaublich reich, aber der Bau dieses Palais war auch unglaublich teuer, so daß es erst nach dem Tod des Bauherrn vermietet und dann schon bald nach seiner Errichtung verkauft werden mußte. Von 1785 bis 1803 diente das Palais als Wohnsitz für den Stiftshauptmann, den weltlichen Vertreter des Quedlinburger Damenstifts. Nach dessen Auflösung verblieb das Gebäude in öffentlicher Hand. Das Anwesen wurde nach 1815 bis 1990 als Gerichtsgebäude genutzt, wofür Zwischendecken eingezogen wurden. Zuletzt saß hier das Kreisgericht des Kreises Aschersleben. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat dieses inzwischen stark vernachlässigte Anwesen 1997 nach Leerstand von der Stadt Quedlinburg aufgekauft und bis 2001 komplett renovieren lassen; natürlich wurden die Zwischendecken wieder entfernt. 2005 wurden die Stuckdecken zum zweiten Mal restauriert, weil eindringendes Wasser von den Löscharbeiten beim Brand des Hauses Kornmarkt 3, des übernächsten Hauses zur Linken, eingedrungen war.
Auch das Nachbargrundstück rechterhand (Kornmarkt 6) mit einem Fachwerkhaus und einem Kornspeicher wurde von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz angekauft und bis 2008 als "Haus des Gastes" saniert. Dort entstand im hinteren Bereich ein moderner Saalbau für 380 Personen, entworfen und gebaut von Horst von Bassewitz und dem Quedlinburger Architekten Martin Sturmat. Das Palais Salfeldt ist heute ein Veranstaltungszentrum für Seminare, Tagungen, Ausstellungen, Workshops, Empfänge, private und geschäftliche Festlichkeiten, Unterhaltung, Bälle, Begegnungen, Filmvorführungen, Konzerte und andere kulturelle Ereignisse, mit dem Restaurant Theophano. Das Musikzimmer wird als Trauzimmer genutzt. Auch Ferienwohnungen gibt es in dem Anwesen.
Über der Tordurchfahrt in der Mittelachse ist ein Allianzwappen angebracht. Das Wappen Salfeldt (Salfeld) heraldisch rechts ist geteilt mit drei (1:2) schräggestellten, gestielten und beblätterten Blumen mit einer vierzähligen Blüte, auf dem Helm eine solche Blume wachsend (Siebmacher Band: PrE Seite: 157 Tafel: 135; Salfeld). Nach einem Stich von unbekannter Hand mit einer Darstellung des Bürgermeisters Eckhard Salfeld samt Wappen (Grafik aus dem Klebeband Nr. 3 der Fürstlich Waldeckschen Hofbibliothek Arolsen) ist der Blason gemäß Schraffur wie folgt zu präzisieren: rot-silbern geteilt mit drei (1:2) schräggestellten, gestielten und beblätterten Rosen in verwechselten Farben, auf dem bewulsteten Helm eine rote, gestielte und beblätterte Rose wachsend.
Röttger Salfeldt (27.4.1675-14.11.1742) war ein Sohn des Quedlinburger Bürgermeisters Eckhard Salfeld (20.12.1647-18.6.1700), kurfürstlich-brandenburgischer Accise-Inspektor, und dessen Frau, Anna Elisabeth Maschau. Aufgrund der Lebensdaten ist eindeutig Röttger Salfeldt der Bauherr. Er heiratete die in Magdeburg geborene Katharina Haeseler (1.1.1686-9.11.1742), die Tochter von Valentin Haeseler und Marie Köpcke. Ihre gemeinsame Tochter Christiane Salfeldt (23.3.1712-3.11.1759) heiratete am 30.6.1730 Hermann Stilcke (3.1.1690-18.4.1752) aus Magdeburg, Dechant und Thesaurius am Kollegiatstift St. Nicolai in der Altstadt von Magdeburg und Assessor des engeren Ausschusses der Landstände des Herzogtums Magdeburg. Eine zweite Tochter hieß Henriette Catharina Salfeldt (17.9.1714-3.6.1742) und heiratete Leopold Friedrich Ludwig von Wietersheim.
Das zweite Wappen für die Ehefrau des Bauherrn zeigt auf einem Boden oder einem Hügel ein Lamm, das eine mit einem schwebenden Kreuz belegte Fahne an einer schräglinks gerichteten Stange mit dem rechten Vorderfuß hält, auf dem Helm ein wachsender rechter Unterarm zwischen zwei Büffelhörnern (ohne Literaturbeleg, Tinkturen unbekannt). Die Wappen wiederholen sich noch einmal im Innern des Hauses; das Wappen mit dem Lamm und der Fahne ist als Vollwappen im Stuck des Musikzimmers unter dem oben erwähnten Trommler dargestellt.
Literatur,
Links und Quellen:
Position in Google
Maps: https://www.google.de/maps/@51.7906904,11.1427745,19z - https://www.google.de/maps/@51.7908073,11.1428024,66m/data=!3m1!1e3
Palais Salfeldt: www.palaissalfeldt.de
Palais Salfeldt bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Salfeldsches_Palais
Genealogie Salfeldt und Stilcke: Ergänzung zu dem Kapitel
"aus der Genealogie der v. Borcke", in: Der Deutsche
Herold, Adolph M. Hildebrandt (Hrsg.), Bd. 37, Berlin 1906, S.
125, https://books.google.de/books?id=BOOMpMFpRowC
Genealogie Salfeldt: https://gedbas.genealogy.net/person/show/1181646293 - https://gedbas.genealogy.net/person/show/1181525386 und abhängige Seiten
Cordula Natusch: Allerschönster Stuck: Palais Salfeldt in
Quedlinburg - https://www.abseits-der-pfade.de/stuck-palais-salfeldt-quedlinburg/
Tagungszentrum Palais Salfeldt: https://www.quedlinburg-info.de/buchen/tagungen-und-events/tagungen-details/tagungszentrum-palais-salfeldt.html
Christiane Rossner, Christiane Schillig: Das Palais Salfeldt in
Quedlinburg: Barock und Moderne in der Fachwerkstadt, Monumente,
Magazin für Denkmalkultur in Deutschland, magazin der Deutschen
Stiftung Denkmalschutz, Ausgabe 12/2010 - https://www.monumente-online.de/de/ausgaben/2010/6/barock-und-moderne-in-der-fachwerkstadt.php
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