Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2669
Halberstadt (Landkreis Harz, Sachsen-Anhalt)

Die Stadtmauer von Halberstadt an der Schützenstraße

Der Verlauf der ehemaligen Stadtmauer von Halberstadt ist zwar ringsum noch gut im Straßenbild nachvollziehbar, und es sind noch ein paar Teilstücke erhalten. Einer der besterhaltenen Türme ist der Wassertorturm. Nur im Osten hat sich ein nennenswertes und gut sichtbares Stück der historischen Stadtmauer bewahren können, ca. 250 m lang parallel zur Schützenstraße am Rande eines kleinen Parks; beginnend am Ende des Breiten Weges zieht sie sich nach Norden und besitzt sogar zwei Rondelltürme und einen eckigen Turm. Nach ca. 100 m ist ein stark verwitterter, querrechteckiger Wappenstein in ca. 3 m Höhe in die Außenseite (Feldseite) eingelassen. Früher war die Stadtmauer insgesamt ca. 4 km lang, umschloß 78 ha und hatte über 30 runde oder eckige Wehrtürme und 7 Tore. Die Ummauerung der Stadt begann um 1220, mit jeweils zeitentsprechenden Veränderungen. Hintergrund war die Zerstörung der alten Befestigungsanlagen davor und der Stadt durch die Truppen Heinrich des Löwen im Jahr 1179, und beim Wiederaufbau wurde eine solide Mauer aus Stein in Angriff genommen. Erst zu Anfang des 19. Jh. wurde die Stadtmauer zum größten Teil abgerissen. Reste haben sich neben dem hier beschriebenen Teilstück außerdem in der Tannenstraße, in der Plantage, hinter der Andreaskirche und am Westendorf erhalten.

Von der Inschrift auf dem Wasserschlag ist nur noch das Zentrum lesbar mit "....D... ANNO DO(MINI) 1600 ...O....".  Die Wappenzeile besteht von optisch links nach rechts aus den sechs Wappen der Familien Wissinck (Hausmarke, oben vom Buchstaben "S" begleitet), Findel (geteilt, oben ein aus der Teilung wachsender Greif, unten gestümmelter Eichenast mit Früchten und Blättern), Hartman (Hausmarke, oberer Teil zerstört), Reker (Hausmarke, der Kopf mit einer Rose oder Blume belegt), Gedeke (Hausmarke, begleitet unten rechts von einer abnehmenden gesichteten Mondsichel, links von einem achtzackigen Stern) und Wewer (Hausmarke, der unten gekreuzte Hauptschaft oben pfeilförmig, kombiniert mit einem Schrägkreuz, begleitet rechts von einem schräggestellten Schlüsselhaken oder Dietrich, links von einem aufrechten Lindenblatt). Vom Typus her sind alle bis auf das zweite von links  Hausmarkenwappen, allesamt Bürgerwappen.

Die dreizeilige Inschrift unter der Wappenreihe lautet, jeweils spaltenweise gelesen: "HERMAN WISSINGK WORTHALT(ER) / PETER FINDEL KEMMER / BORCHART HARTMAN BAVERM(EISTER) / LVDEWIG REKER B(AVER)M(EISTER) / (P)ETER GEDEKE B(AVER)M(EISTER / HEINRICH WEWER BAVERM(EISTER)".  Alle zusammen bilden das Gremium der Bürgerstadt, das für den Bau der Mauer verantwortlich war. Ein "Worthalter" ist der Sprecher des Gremiums, hinter "Kemmer" verbirgt sich der Stadtkämmerer, und die vier anderen Stadträte sind nicht Bau-, sondern Brauherren, also Brauberechtigte. Einige dieser Stadträte wurden auch am ehemaligen städtischen Marstall (Krebsschere 2), einem ehemaligen Innungshaus, genannt, wo sich an Balkenköpfen 14 kleine Wappen befanden.

die linken drei Wappen: Wissinck, Findel und Hartman

die rechten drei Wappen: Reker, Gedeke und Wewer

Literatur, Links und Quellen:
Position in Google Maps: https://www.google.de/maps/@51.8972883,11.0575086,18z - https://www.google.de/maps/@51.8972883,11.0575086,310m/data=!3m1!1e3
Deutsche Inschriften Bd. 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 205 (Hans Fuhrmann), in:
www.inschriften.net, urn: nbn:de:0238-di086l005k0020503 - http://www.inschriften.net/halberstadt-stadt/inschrift/nr/di086-0205.html#content
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 152† (Hans Fuhrmann), in:
www.inschriften.net, urn: nbn:de:0238-di086l005k0015207 - http://www.inschriften.net/halberstadt-stadt/inschrift/nr/di086-0152.html#content

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