Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2617
Bad Wimpfen (Landkreis Heilbronn)

Bürgerhaus Marktrain 5

Dieses dreigeschossige Fachwerkhaus mit massivem Erdgeschoß steht auf der Westseite des Marktrains, einer kurzen Verbindungsstraße, die von der am Löwenbrunnen platzartig aufgeweiteten Hauptstraße zum Marktplatz führt. Die Bebauung des Marktrains stammt hauptsächlich aus dem 18. und 19. Jh., mit teils älteren Komponenten. Das Haus Marktrain 5 ist das Gasthaus zum Kräuterweible. Das Erdgeschoß des ursprünglich aus der Renaissance stammenden Hauses enthält ein Steinrelief mit der Datierung auf das Jahr 1771, was auf einen tiefgreifenden Umbau hinweist. Darüber befinden sich Fachwerkgeschosse mit drei profilierten Vorstößen. Im Dachgiebel ist eine rundbogige Aufzugsluke zu erkennen. Das Haus wurde Ende des 19. Jh. erneut umgebaut, wobei alle Renaissance-Elemente entfernt wurden und der Wappenstein des ursprünglichen Baus, der sich einst über einem Rundbogeneingang befand, in das Fachwerk des ersten Obergeschosses versetzt wurde, unten zwischen die beiden Fenster der schmalen Front. Die Fassade wurde jeweils 1971 und 1989 saniert.

 

Das quadratische Zentralfeld trägt in der Mitte ein Vollwappen, das kreisförmig von der Inschrift mit dem Wortlaut "DO. ADAM. HACKT. VND. EFA. SPAN. WER. WAR. DO. ZV. MOL. EI(N). EDEL. MA(NN). DER WO(H)L. GEZOGA. GE(H)T. VOR. HOVH. GEBOR(N)." umgeben ist. Übertragen: Als Adam hackte und Eva spannte, wer war dazumal ein Edelmann? Der Wohlgezogene geht dem Hochgeborenen voran". In den vier Ecken sind Fruchtgebinde im Stil des Manierismus zur Dekoration angebracht. In der Sockelzone erfolgt die Datierung mit folgender Inschrift: "ALLE. DIE. MICH. KEN(N)EN. WIDER. FAR / I(H)NEN. WAS. SIE. MIR. GIN(N)EN. 1596" - "Alle, die mich kennen, widerfahre ihnen, was sie mir gönnen!". Die Aufsatzzone trägt in der Mitte ein ovales Medaillon mit einer bärtigen Männerbüste in der Vertiefung, vielleicht den Erbauer darstellend, seitlich Beschlagwerk und Fruchtgebinde, außen mit zwei eingerollten Schnecken abschließend.

Das nicht namentlich zugeordnete und nicht identifizierte Wappen (Hinweise willkommen) eines unbekannten Vorbesitzers trägt eine Krone, die von oben nach unten mit drei überkreuzten Blankwaffen durchsteckt ist, einem Korbrapier mit S-förmig geschwungener Parierstange, einem Schwert mit gerader Parierstange und einem Säbel mit gekrümmter Klinge. Als Helmzier ist ein wachsender Mann dargestellt, der einen türkischen Krummsäbel schwingt und eine Fez-artige Kopfbedeckung trägt; die Linke ist eingestemmt. Die Inschrift verweist eindeutig auf einen stolzen bürgerlichen Besitzer, der sich auch zwei Generationen später noch mit den Parolen der Bauernkriegszeit politisch klar positioniert, die Häufung der Motive läßt über einen möglichen Bezug zum Waffenhandwerk (Berufswappen?) spekulieren.

Literatur, Links und Quellen:
Position in Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.229713,9.16264,19.75z - https://www.google.de/maps/@49.2296758,9.1625025,33m/data=!3m1!1e3
W. Thiem, Regierungspräsidium Stuttgart, Referat Denkmalpflege: Denkmalpflegerischer Werteplan Bad Wimpfen 2008 -
https://www.denkmalpflege-bw.de/fileadmin/media/denkmale/projekte/bau_kunstdenkmalpflege/02_praxisorient_vertiefung_denkmalwissen/
denkmalpflegerische_wertplaene/Denkmalpflegerischer_Werteplan_Gesamtanlage_Bad_Wimpfen_am_Berg.pdf
Liste der Kulturdenkmäler:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kulturdenkmale_in_Bad_Wimpfen
Gasthaus:
https://www.kraeuterweible-badwimpfen.de/
Ein herzliches Dankeschön an Herrn Bernd Wetzka für wertvolle Hinweise
Bernd Wetzka: An Wimpfener Straßenrändern, 7. Folge: Wimpfen und der Bauernkrieg, in: Organ der SPD

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