Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2591
Nickenich (Landkreis Mayen-Koblenz)

Das Burgtor in Nickenich

Das aus schwarzen Basaltlavasteinen gefügte Burgtor in Nickenich ist alles, was von einem einstigen Rittersitz der von der Leyen übrig geblieben ist. Die Burgstraße, die hier in die Hauptstraße einmündet, wird bereits 1528 erwähnt. Es handelt sich um einen barocken Torbogen mit Fugenschnitt und einem Aufsatz über dem Hauptgesims, der die Jahreszahl 1677 und eine gespaltene Wappenkartusche trägt. Seitlich läuft das Giebeldreieck in zwei Voluten aus. Die Durchfahrt führte zum einstigen Wirtschaftshof des Herrensitzes. Als Erbauer des Burgtores wird Heinrich Ferdinand Freiherr von der Leyen zu Nickenich (1639-8.3.1714) angegeben. Dieser trat nach seiner Ausbildung in Köln und Trier in den geistlichen Stand ein. Seit 1653 war er Domizellar in Trier. Er hatte seit 1679 den Rang eines Chorbischofs in Trier inne, weil er  Archidiakon in Karden an der Mosel war. Für den Trierer Kurfürsten war er mehrfach in diplomatischem Dienst unterwegs, so 1677 als Bevollmächtigter in Wien und 1689 als Begleiter seines Landesherrn in Augsburg anläßlich der anstehenden Kaiserwahl. Außerdem war er Domherr in Mainz und stieg dort bis zum Dompropst auf. Als drittes war er auch noch Domherr in Eichstätt, wurde dort sogar zum Bischof als Nachfolger von Johann Martin von Eyb gewählt, aber er schlug das Amt 1705 aus Altersgründen (er war damals 66 Jahre alt) aus, um in Mainz zu bleiben. Statt seiner wurde Johann Anton I. Knebel von Katzenelnbogen neuer Fürstbischof in Eichstätt.

Die rechte Spalthälfte des Wappens zeigt das Wappen der von der Leyen, in Blau ein silberner Pfahl. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu blau-silbernen Decken ein wachsender silberner Rüdenrumpf zwischen einem blauen, mit silbernen Lindenblättern bestreuten Flug (Gruber, Zobel, Wolfert Tafel 9 Seite 48, 124, Siebmacher Band: FstC Seite: 146 Tafel: 219). Die heraldisch linke Spalthälfte zeigt das Wappen der Brömser von Rüdesheim, unter silbernem Schildhaupt in Schwarz sechs (3:2:1) silberne Lilien. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu schwarz-silbernen Decken ein schwarzer, silbern oder mit Hermelin aufgeschlagener Hut, in dessen Stulp zwei je nach Quelle silberne, silbern-schwarz geteilte oder schwarz-silbern übereck geteilte Federstöße stecken (Gruber, Zobel, Wolfert Tafel 60 Seite 124, 140, Siebmacher Band: NaA Seite: 36 Tafel: 58).

Die Hauptlinie der von der Leyen hatte Saffig seit 1476 in Besitz, das sie kurz darauf 1481 als Folge einer 1456 geschaffenen Heiratsverbindung zwischen Georg I. von der Leyen (1434-30.4.1509) und Eva von Mauchenheim zu Zweibrücken (-27.2.1512) erbten. Saffig war ein Lehen von Kurköln. Belehnt wurde ihr Sohn, Bartholomäus von der Leyen. Von dieser Linie (1703 mit Freiherr Karl Kaspar von der Leyen erloschen) spalteten sich Ende des 16. Jh. die Linie zu Adendorf (zu Wachtberg) und die hier relevante Linie zu Nickenich ab. Seit 1444 hatte die Familie bereits kleinen Besitz in Nickenich. Jakob von Sierck, Fürstbischof von Trier, hatte den Ritter Johann von der Leyen mit Hofanteilen belehnt, die dieser über seine Mutter, Lisa von Kobern, erhalten hatte. 1479 wuchs der Besitz durch Erwerb des Dadenberger Hofes durch Georg I. von der Leyen. 1507 kaufte die Familie die sog. Nickenicher Mühle in Kretz. 1603 kaufte Georg IV. von der Leyen (-1615) den Burganteil der von Enschringen. Die Nickenicher Burg kam gänzlich 1610 an die von der Leyen, weil Georg von der Leyen, kurkölnischer Rat, Groß- und Landhofmeister und Oberamtmann zu Andernach, in zweiter Ehe Katharina Schilling von Lahnstein geheiratet hatte, die Tochter von Werner Schilling von Lahnstein und der Amalie von Staffel. In der Familie Schilling befanden sich die anderen Anteile der Nickenicher Burg seit 1518, und nun wurde Georg IV. wegen seiner Frau 1610 vom Kölner Erzbischof mit der Burg belehnt. Karl Kaspar von der Leyen aus der Adendorfer Linie, Fürsterzbischof in Kurtrier, verpfändete 1653 den Ort Nickenich an Lothar Ferdinand von der Leyen, seinen Großcousin, für 2000 Taler. Das Pfand wurde erst 1728 durch Kurtrier wieder eingelöst. Lothar Ferdinand von der Leyen (-11.1.1662) war Georgs Sohn aus zweiter Ehe; ein Sohn aus dessen erster Ehe, Hans Georg von der Leyen, erhielt Saffig, ein weiterer Gondorf.

Das Wappen entspricht in seiner Kombination dem der Eltern des Klerikers, Lothar Ferdinand von der Leyen (der vorerwähnte Pfandnehmer in Nickenich) und Maria Sophia Brömser von Rüdesheim (-17.11.1649). Die beiden hatten 1627 geheiratet. Die Ehefrau war die Tochter von Johann Reichard Brömser von Rüdesheim, kurmainzischer Rat, und von Maria Waldbott von Bassenheim. Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau, die in der Nickenicher Pfarrkirche begraben wurde, heiratete Lothar Ferdinand von der Leyen, Herr zu Nickenich, kaiserlicher Oberst und kurtrierischer Amtmann in Hammerstein, in zweiter Ehe Elisabeth von Metzenhausen, die Tochter von Peter Ernst von Metzenhausen und Margret von der Horst. Ein Sohn aus dieser zweiten Ehe starb nach wenigen Tagen.

Dem Dompropst Heinrich Ferdinand Freiherr von der Leyen, der noch sechs Geschwister hatte, wurde im Mainzer Dom ein 8,33 m hohes Epitaph gesetzt; auch dort sind neben seinem eigenen Wappen mit zwei Helmen (der rechte trägt eine Inful, der linke das Familien-Kleinod) oben die beiden elterlichen Schilde unten auf den Pilasterbasen dargestellt. Erbe seiner Besitzungen in Nickenich wurde sein Neffe, Ferdinand Damian von Breitbach-Bürresheim. Seit dem Ende des 18. Jh. war die Burg nicht mehr bewohnt und verfiel. Schon 1827 wird sie in Katasteraufzeichnungen als Ruine bezeichnet. Der Graf von Renesse-Breitbach, letzter Besitzer, versteigerte sie 1836 an Nickenicher Bürger auf Abbruch zum Bau neuer Häuser entlang der neu parzellierten Burgstraße. Die Burg befand sich also 1518-1610 im Besitz der Schilling von Lahnstein, 1610-1708/1714 im Besitz der von der Leyen und 1708/1714-1836 im Besitz der von Breitbach-Bürresheim bzw. Renesse-Breitbach.

Überblick über die Genealogie der von der Leyen und Querverbindungen zu anderen Wappenfundstellen:
(fett alle für die Abfolge der Linien relevanten Personen, fett und dunkelrot die hier mit Wappen vertretenen Personen oder Bauherren, hellrot Wappenfundstellen, fett und hellrot hier beschriebene Wappenfundstelle),

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@50.412644,7.3260843,18.97z - https://www.google.de/maps/@50.412644,7.3260843,154m/data=!3m1!1e3
Hinweistafel am Baudenkmal
von der Leyen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Leyen_(Adelsgeschlecht)
Heinrich Ferdinand von der Leyen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Ferdinand_von_der_Leyen_zu_Nickenich
Humbrachts Stammtafeln
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der 'landeskundlichen Vierteljahresblätter'
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Brömserburg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Brömserburg
die von der Leyen in Nickenich:
http://www.st-arnulf.de/Material/Nickenich-Buch-1925/Nickenicher_Buch_S46.shtml
Carl Wilkes: Nickenich in der Pellenz, 1925, S. 46-50. Übersicht:
http://www.st-arnulf.de/Material/Nickenich-Buch-1925/index.shtml
Burgtor auf den Seiten des Geschichtsvereins Nickenich:
http://gv-nickenich.de/GVN/page/projekte/themen/burg-burgtor.php, Artikel von Winfrid Röder
Nickenicher Burgtor:
https://www.eifel.info/a-burgtor und https://www.vulkanregion-laacher-see.de/ausflugsziel/auf-einen-blick/a-burgtor
Grabdenkmal im Mainzer Dom:
https://www.1000-jahre-mainzer-dom.de/rundgang/denkmaeler/domprobste-heinrich-ferdinand-von-der-leyen.html
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9

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