Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2568
Lauffen am Neckar (Landkreis Heilbronn)

Wappen im Stadtbild von Lauffen am Neckar

Das historische Lauffen ist eine stauferzeitliche Planstadt rechts des Neckars, die von Westen nach Osten auf einem schmalen Muschelkalksporn steil ansteigt, bis mit dem Neuen Heilbronner Tor ein ca. 20 m höheres Niveau erreicht ist. Die Stadt entstand an einer hier den Fluß querenden Fernhandelsstraße, die schon zur Römerzeit bestand. Im Neckar liegt auf einer Insel die im Mittelalter gegründete Untere Burg, und zwischen Neckar und Stadt entstand im flachen Bereich später im 15. Jh. die Vorstadt. 1474 ersetzte die Alte Neckarbrücke als Flußübergang Furt und Fähre. Nach dem Erlöschen der Grafen von Lauffen Anfang des 13. Jh. kam der Allodialbesitz an die Herren von Dürn, die Reichslehen fielen heim an die Krone. So kam die Stadt Lauffen an König Friedrich II. von Staufen, der es 1219 an Hermann V. von Baden verpfändete. Das Haus Baden verpfändete zunächst und verkaufte dann 1346 Burg und Stadt an die Hofwart von Kirchheim. Diese wiederum verkauften ihre Anteile an Burg, Stadt und Dorf 1361 und 1369 an Württemberg weiter. Deshalb sind alle hier in der Stadt zu findenden landesherrlichen Wappen diejenigen Württembergs. Kleinere Teile fehlten noch zum Komplettbesitz, so kaufte Württemberg 1434 das reichslehnbare letzte Viertel der Burg von den Nest von Obrigheim. Württemberg verpfändete seinen Lauffener Besitz mehrfach, löste das Pfand aber immer wieder ein. Bei der Landesteilung 1442 kamen Burg, Pfandschaft und Kloster an den Neuffener Teil. In Lauffen gab es nach 1416 nur zwei Adelsgeschlechter mit Besitz, die von Weiler und die von Liebenstein, beide mit anteiligen Rechten am Frucht- und Weinzehnt. Der Herzog von Württemberg hatte ein Anrecht auf 3/4 des Großzehnten an Frucht und Wein, die von Liebenstein ein Anrecht auf 1/4, doch im 16. Jh. konnte Württemberg durch Tausch seinen Anteil vergrößern. 1534 fand in der Nähe mit der Schlacht bei Lauffen eine wichtige militärische Auseinandersetzung statt, bei der sich Herzog Ulrich von Württemberg sein Land zurückholte.

 

Während im Westen der Fluß einen natürlichen Schutz bot, mußte die Ostseite der Stadt am meisten befestigt werden, wegen des ansteigenden Geländes noch mit einem zusätzlichen Wall. Diese mittelalterlichen und später im Barock umgeformten Befestigungen mit Mauern und Türmen sind teilweise noch gut erhalten. Das Neue Heilbronner Tor (Abb. oben links) kontrolliert den östlichen Zugang der Altstadt. In der Mitte zwischen den beiden weit auseinandergerückten Teilen eines Segmentgiebels mit S-förmig geschwungenen Profilen ist das herzoglich-württembergische Wappen angebracht, in der Form, wie es ab 1707 geführt wurde: Hauptschild geviert, Feld 1: Herzogtum Teck, schwarz-golden schräggeweckt (schräggerautet), Feld 2: Reichssturmfahne via Markgröningen, in Blau eine goldene Fahne mit Schwenkeln, belegt mit einem schwarzen Adler, Feld 3: Grafschaft Mömpelgard, in Rot zwei aufrechte, abgekehrte goldene Barben (Fische), Feld 4: Herrschaft Heidenheim, in Gold der Rumpf eines bärtigen Mannes (Heiden) mit roter, blau gestulpter Mütze und roter, blau ausgeschlagener Kleidung, Herzschild: Herzogtum Württemberg, in Gold drei schwarze Hirschstangen übereinander.

Darunter ist auf dem Schlußstein des Bogens das Stadtwappen von Lauffen angebracht, in Silber ein grüngekleideter schreitender Bote ("Läufer", redendes Wappen) mit roten Schuhen, in der erhobenen Rechten einen rotgesiegelten silbernen Brief, in der Linken einen rotgeschäfteten Spieß mit blauer Spitze tragend (Farbangaben nach dem aktuell geführten Stadtwappen). Im Laufe seiner Geschichte führte die Stadt viele unterschiedliche Wappen. Das älteste Stadtsiegel der Stadt Lauffen aus dem Jahre 1299 zeigt einen Adler, vermutlich den Reichsadler, in vermutlich unabsichtlich unten gestümmelter Form. Man nahm lange Zeit an, daß der Adler in der unten gestümmelten Form das Wappen der Grafen von Lauffen war, und 1955 folgte Archivar Hansmartin Decker-Hauff am Hauptstaatsarchiv Stuttgart noch dieser Ansicht, als man dem Landkreis Heilbronn sein Wappen gab (in Rot ein unterhalb gestümmelter silberner Adler). Welches Wappen die Grafen von Lauffen wirklich führten, kann mangels Darstellungen nicht mit Sicherheit gesagt werden; die heutige Ansicht tendiert zum Löwen über einem Balken. Das wird davon abgeleitet, daß die Herren von Dürn nach der Heirat mit der Erbtochter der Grafen von Lauffen ihr altes Wappen mit den drei Schildchen aufgaben und genau ein solches Wappen annahmen (Rekonstruktion von Drös 2013). Ab 1311 verwendet die Stadt Lauffen den badischen Schrägbalken im Siegel, weil die Stadt 1219/1220-1346 badisch war. Das redende Wappen mit dem Boten bzw. Läufer taucht in württembergischer Zeit erstmals 1464 auf einem Siegel auf. Die Farben variierten, 1575 gibt es eine Darstellung mit natürlichen Farben. Die Feldfarbe konnte statt silbern auch golden sein, heute ist sie als silbern festgelegt. Die Stadtfarben sind Grün-Weiß.

Die Burg der Grafen von Lauffen (Unteres Schloß) liegt auf einer Felseninsel im Neckar. Hier saßen die Grafen bis zum Erlöschen der Familie im 13. Jh. Eine eigene Grafschaft Lauffen hat es nie gegeben, vielmehr handelt es sich um die Popponen, seit dem 11. Jh. Grafen im Lobdengau, und Poppo III. trug 1127 erstmals die Bezeichnung "Graf von Lauffen". Andere Burgen der Familie waren Hornberg, Eberbach und Dilsberg, womit sie das mittlere und untere Neckartal kontrollieren konnten. Die ältesten Teile der Burg Lauffen (der Mantelbau) sind salierzeitlich und stammen vom Anfang des 11. Jh. Der romanische viereckige Bergfried wurde in der Mitte des 12. Jh. errichtet. Das angrenzende Gebäude stammt vom Anfang des 12. Jh. Alle anderen Gebäude sind neueren Datums. Die Burg wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Danach wurde die sogenannte Untere Burg von 1648 an als Wohn-und Dienstsitz für die württembergischen Oberamtmänner neu errichtet. Ein Anbau stammt aus dem Jahr 1716. Die Gemeinde kaufte Burg und Garten im Jahre 1818 und nutzte die Gebäude als Rathaus. Andere Gebäude stammen aus dem 19. oder 20. Jh. und wurden nach Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg wiederhergestellt. Seit 1960 ist hier das Stadtbauamt untergebracht. Neben dem Unteren Schloß gab es an landesherrlichen Bauten noch das abgegangene Obere Schloß an der Südwestmauer der Altstadt und den als Schloß geplanten "Neuen Bau" aus dem Jahre 1568, einst Zeughaus, später Kelter und Speicher.

 

Im Hof der Burg Lauffen ist dieses württembergische Wappen aus der Barockzeit aufgestellt, das von einer männlichen Figur gehalten wird, einem Boten, was eine Anspielung auf das Stadtwappen ist (s. o.). Die Inhalte der Schildkartusche entsprechen der eingangs erläuterten Anordnung.

 

In einer Gebäudenische in westlichen Abschnitt der Heilbronner Straße nahe der Bushaltestelle Marktplatz ist dieses württembergische Wappen zu sehen, das von einem Löwen gehalten wird. Die Inhalte entsprechen der eingangs erläuterten Anordnung; die Ausführung ist deutlich schlechter als bei dem Wappen im Burghof.

Weitere Wappen findet man an Epitaphien von Bürgern und Amtsleuten in der Regiswindiskirche im Stadtteil links des Neckars, der aus einem alemannischen Dorf hervorgegangen ist. In diesem Teil der Stadt stand einst auch ein karolingischer Königshof. Die Kombination dreier so unterschiedlicher Teile, dem Dorf mit Königshof, der Grafenburg und der stauferzeitlichen Planstadt ist städtebaulich und historisch einmalig in Baden-Württemberg.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.076129,9.1598024,17.67z - https://www.google.de/maps/@49.076129,9.1598024,391m/data=!3m1!1e3
Lauffen auf Leo-BW:
https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/2021/Lauffen+am+Neckar - Ortslexikon: https://www.leo-bw.de/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/2024/Lauffen+am+Neckar+%5BAltgemeinde-Teilort%5D
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Wappen_in_Stadt_und_Landkreis_Heilbronn
http://de.wikipedia.org/wiki/Lauffen_am_Neckar
Heinz Bardua: Die Kreis- und Gemeindewappen im Regierungsbezirk Stuttgart. Theiss, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0801-8 (Kreis- und Gemeindewappen in Baden-Württemberg, 1). S. 91
Eberhard Gönner: Wappenbuch des Stadt- und des Landkreises Heilbronn mit einer Territorialgeschichte dieses Raumes. Archivdirektion Stuttgart, Stuttgart 1965 (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, 9). S. 107
Grafen von Lauffen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Grafen_von_Lauffen
Wolfgang Willig, Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg, eine kulturhistorische Spurensuche, 1. Auflage 2010, ISBN 978-3-9813887-0-1, S. 293-294

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