Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2547
Ochsenburg (zu Zaberfeld, Landkreis Heilbronn)
Ochsenburger Schloßhof Nr. 6 und Nr. 7
Viel ist nicht mehr da von der einst hier bestehenden Schloßanlage der Herren von Sternenfels. Genau genommen sind es nur noch zwei Gebäude, die aufgrund ihrer Dimensionen und baulichen Qualität herrschaftlich wirken, aber es sind ehemalige Wirtschaftsbauten, die Schloßkellerei von 1569 (Schloßhof 6) und der Fruchtkasten von 1771 (Schloßhof 4). Die Schloßkellerei entstand im Zuge einer großen Erneuerung der mittelalterlichen Burg, die in der Renaissance repräsentativer und wohnlicher ausgebaut wurde. Der Bergfried der alten Burg fiel nach 1817 der Spitzhacke zum Opfer, der Rest des Schlosses wurde im 19. Jh. abgerissen.
Der Fruchtkasten besitzt einen markantem Staffelgiebel, bei dem jede Stufe außen wieder zinnenförmig nach oben gezogen ist und als Dekoration eine Kugel trägt (Abb. oben links). Er trägt kein Wappen. Der Giebel der Schloßkellerei hingegen (Abb. oben rechts) ist heute ein einfacher Dreiecksgiebel, bis auf den nachfolgend beschriebenen Wappenstein schmucklos.
Oben im Giebel der Schloßkellerei (Bandhaus = Küferei) ist ein auf das Jahr 1569 datiertes Allianzwappen angebracht mit folgender Inschrift im Bogenfeld über der Wappenzone: "ALS MAN ZA(EH)LT 1569 ...ER K....MIT SEIM GEBEV BA... (GE)ORG VON STERNENFELS VON GRVND AVF NEVE. VRSVLA MARGRETA VON STERNENFELS GEBORNE VON HELMSTAT(T) SEIN EHLICHE HAVSFRAW WAR".
Heraldisch rechts ist das Wappen Georg von Sternenfels (-27.7.1585), Rat des Grafen Eberhard V., Richter am württembergischen Lehenhofe, zu sehen: In Silber über einem blauen Stufengiebel ein siebenstrahliger roter Stern. Das Kleinod ist der blaue Stufengiebel, darüber der siebenstrahlige rote Stern, die Helmdecken sind blau-silbern (Beschreibung im Siebmacher Band: Bad Seite: 78 Tafel: 46, Wü Seite: 12 Tafel: 15). Heraldisch links ist das Wappen der Ursula Margaretha von Helmstatt (1542-12.5.1612) zu sehen, der Tochter von Johann von Helmstatt (-3.9.1573) und Helena "Elgen" (Elisabeth) Hoffwarth von Kirchheim (-7.3.1551), in Silber ein schwarzer auffliegender Rabe. Die zugehörige Helmzier zeigt ein schwarzes und ein silbernes Büffelhorn zu schwarz-silbernen Helmdecken. Eine gleiche Wappen-Kombination ist übrigens noch zweimal im Ort zu finden.
Besonders schön ist bei diesem Wappenstein, daß man den Hintergrund beider Wappen wie einen mit Ringen an einer Stange aufgehängten Vorhang gestaltet hat. Genealogie zum Wappenstein (fett hervorgehoben die hier relevanten Personen):
Mehrere Wappensteine sind in diversen Häusern im Ort verbaut, genauso wie die abgebrochenen Bauwerke des Schlosses woanders als Baumaterial Verwendung gefunden haben. Nicht weit von den Resten der Schloßanlage ist dieses als Spolie in ein Haus eingebaute, runde Wappenmedaillon zu finden. Es ist auf das Jahr 1553 datiert und zeigt einen wenig, vielleicht auch gar nicht bekleideten Mann im Zentrum, der zwei Wappenschilde hält. Der heraldisch rechte Schild ist der zuvor beschriebene der Herren von Sternenfels, der heraldisch linke trägt das Wappenbild der Gremp von Freudenstein, in Rot auf grünem Dreiberg sitzend ein schwarzbewehrter, flugbereiter, goldener Schwan, einen Fingerring im Schnabel haltend, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken wachsend ein schwarzbewehrter, flugbereiter, goldener Schwan, einen Fingerring im Schnabel haltend. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Els Seite: 10 Tafel: 12, Wü Seite: 7 Tafel: 8, He Seite: 11 Tafel: 10, SaA Seite: 55 Tafel: 35 und Band: ThüA Seite: 98 Tafel: 77. Eine historische Darstellung findet sich in Jost Amann's Stamm- und Wappenbuch. Hier steht die Wappenkombination für Walther von Sternenfels (-15.3.1559), Sohn von Peter von Sternenfels (-22.11.1534) und Anna von Sachsenheim (-11.8.1550), und seine Frau, Margarethe Gremp von Freudenstein (-5.4.1568). Genealogie zum Wappenstein (fett hervorgehoben die hier relevanten Personen):
Ein weiteres Wappenmedaillon (Abb. unten) ist an diesem Hof (Schloßhof 7, Abb. oben) über der großen Scheuneneinfahrt zu sehen. Zwei Schilde flankieren eine nackte Jungfrau als Schildhalterin, deren Arme teilzerstört sind. Die nachgearbeitete Datierung auf das Jahr 1840 ist nicht plausibel und kennzeichnet vermutlich das Datum der Zweitverwendung des erheblich älteren Steines. Der heraldisch rechte Schild ist der zuvor beschriebene der Herren von Sternenfels, der heraldisch linke trägt als Wappenbild zwei gestückte Bogenpfähle. Zwei Bogenpfähle sind ein seltenes Motiv, das z. B. bei den Familien von Praunheim, Schelm von Bergen und von Bommersheim (ein Zweig der Schelme, durch Kugeln differenziert) vorkommt. Die Identität der Wappenbesitzer ist nicht geklärt, Hinweise willkommen.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@49.0749227,8.8947531,18.95z - https://www.google.de/maps/@49.0749227,8.8947531,162m/data=!3m1!1e3
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Geschichte von Ochsenburg: https://www.kirche-ochsenburg.de/website/de/ochsenburg/geschichte_von_ochsenburg/geschichte_des_dorfseq2
Heidrun Lichner: Steinerne Zeugen in Zaberfeld, Leonbronn,
Michelbach und Ochsenburg, Kleindenkmale unserer Region, Verlag
Regionalkultur, Inhaltsverzeichnis: https://verlag-regionalkultur.de/media/pdf/5c/43/6a/bib-05-027.pdf
Ochsenburg: https://de.wikipedia.org/wiki/Ochsenburg_(Zaberfeld)
Burg Ochsenburg: https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Ochsenburg
Oberamtsbeschreibung: https://de.wikisource.org/wiki/Beschreibung_des_Oberamts_Brackenheim/Kapitel_B_23
Frank Buchali: Lexikon der Burgen und Schlösser im Kreis
Heilbronn. 5. erweiterte und überarbeitete Auflage. Eigenverlag,
Lehrensteinsfeld 2012, ISBN 3-00-007056-7, S. 199
von Sternenfels: https://de.wikipedia.org/wiki/Sternenfels_(Adelsgeschlecht)
von Helmstatt: https://de.wikipedia.org/wiki/Helmstatt
Deutsche Inschriften 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 668 (Anneliese
Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in:
www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0066803 - http://www.inschriften.net/landkreis-ludwigsburg/inschrift/nr/di025-0668.html#content
Deutsche Inschriften 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 593 (Anneliese
Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in:
www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0059309 - http://www.inschriften.net/landkreis-ludwigsburg/inschrift/nr/di025-0593.html#content
Deutsche Inschriften 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 334 (Anneliese
Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in:
www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0033402 - http://www.inschriften.net/landkreis-ludwigsburg/inschrift/nr/di025-0334.html#content
Deutsche Inschriften 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 594 (Anneliese
Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in:
www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0059408 - http://www.inschriften.net/landkreis-ludwigsburg/inschrift/nr/di025-0594.html#content
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