Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2503
Affaltrach (zu Obersulm, Landkreis Heilbronn)

Schloß Affaltrach

Affaltrach ist heute ein Teil von Obersulm, Landkreis Heilbronn. Schloß Affaltrach (Am Ordensschloß 21, Obersulm) ist Teil der ehemaligen Johanniterkommende. Der Sitz der Kommende war eigentlich in Schwäbisch Hall, die 1278 erstmals Güter in Affaltrach von Gottfried von Löwenstein und bis 1322 weitere Teile erwarb und hier eine abhängige Niederlassung gründete. Zuwendungen von einigen Adelsfamilien, darunter die Herren von Krautheim, von Hohenlohe, Schenk von Limpurg und von Heimberg, vergrößerten den Besitz und die Einkünfte der Haller Kommende. 1289 und 1293 erlangten die Johanniter das Patronatsrecht an der Pfarrkirche und Anteile am Zehnten in Affaltrach, wodurch die Weichen für die spätere Entwicklung gestellt wurden, denn dadurch konnte der Orden im Ort Fuß fassen, dort, wohin sich später der Schwerpunkt der Besitzungen und auch der Verwaltung hin verlagerten. Die weltliche Ortsherrschaft, also Gericht und Vogtei, lag zunächst bei den Herren von Weiler, die sie wiederum als Lehen der Herren von Weinsberg besaßen. Im Jahre 1406 konnten die Johanniter auch die Ortsherrschaft von ersteren erwerben.

Das Verhältnis zu Württemberg war spannungsgeladen. Die Württemberger brachten im Landshuter Erbfolgekrieg Affaltrach unter ihre Landeshoheit, die sie damit begründeten, daß sie in Rechtsnachfolge der Herren von Weinsberg standen, daß sie also über den Umweg der Kurpfalz 1504 an die Landeshoheit und die Lehensherrschaft über den Ort gekommen waren. Die Johanniter hingegen sahen sich selbst als Inhaber hoheitlicher Rechte an. Schließlich kam es 1662 zu einem Kompromiß: Die Johanniter sollten die Ortsherrschaft haben, Württemberg aber bestimmte Hoheitsrechte besitzen. Erst 1805/1806 gewann Kurfürst Friedrich von Württemberg alles.

Ein erstes Gebäude wurde schon im 13. Jh. gebaut, im 14. und 15. Jh. umgebaut und 1480-1507 erneuert. Das heute noch bestehende Komtureigebäude wurde 1694 neu gebaut und 1756 unter Komtur Johann Ignaz von Bodman barock umgebaut und erweitert. Eine nächste Renovierung und Neugestaltung des zweistöckigen Gebäudes mit zwei runden Ecktürmen erfolgte 1788 durch den Komtur, königlichen Subprior und Groß-Bailli Franz Konrad Josef Freiherr Truchseß von Rheinfelden (2.6.1737-25.5.1826). Das Ende kam mit der Säkularisierung. Die Johanniterkommende fiel am 19.12.1805 an Württemberg und wurde am 4.8.1806 in Besitz genommen. Alle Immobilien fielen an den Staat. Freiherr Franz Konrad Joseph Truchseß zu Rheinfelden, der letzte Komtur, wurde 1809 in Rente geschickt. Er durfte 1812 als Abfindung das Komturgebäude, also das Schloß, behalten. Er schenkte es 1813 an seine Hausdame, Madame Feil, und deren Tochter Anna Maria, so kam das Schloß in Privatbesitz. Im Laufe des 19. und frühen 20. Jh. wechselte das Schloß mehrfach durch Verkauf den Besitzer, zuletzt 1928. Das Schloß ist heute Firmensitz und kann nicht besichtigt werden. Da es sich um eine Wein- und Sektkellerei handelt, ist das Gelände für die Außenbesichtigung zu Geschäftszeiten zugänglich.

Ein Wappenstein aus der Zeit des barocken Umbaus ist an der Fassade angebracht. Die Umschrift lautet: "IOH(ANN) IGNATIVS FREIHERR VON BOODMANN HERR ZV MECHINGEN GVETTINGEN LÜGERINGEN FREÜDENTHAL 1756 VND WIEX P. SANCT IOHANITER COMMENDEVR ZV SCHWP. BIN HALL V(ND) AFELTRACH". Die genannten Orte lassen sich wie folgt identifizieren: Möggingen, Güttingen und Liggeringen sind alle heute Ortsteile der Stadt Radolfzell am Bodensee, Wiechs oder Wiex gehört heute zur Gemeinde Steißlingen, und Freudenthal gehört zu Allensbach.

Das Wappen von Johann Pius Ignatius von Bodman (8.11.1718-11.3.1759), Sohn von Johann Ludwig Ignaz Freiherr von Bodman (24.7.1688-10.8.1739) und Maria Regina Henrica von Gemmingen (3.7.1690-20.3.1733), ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Gold ein schwarzer Bock (hier jeweils linksgewendet), Feld 2 und 3: in Silber drei (2:1) grüne Lindenblätter, mit dem Stiel nach oben weisend, Herzschild: ein Hirschgeweih, hier schwarz in Gold, normalerweise nach Siebmacher Band Baden silbern in Rot, nach anderen Quellen rot in Silber. Der Schild wird von einem achtspitzigen, silbernen Johanniterkreuz unterlegt. Dazu werden drei Helme geführt, wobei die Tingierung hier deutlich von den Erwartungen abweicht. Korrekt wäre: Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein silberner oder rechts roter, links silberner (nach anderen Quellen ganz silberner) Flug, Helm 2 (rechts): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein wachsender schwarzer Steinbock, Helm 3 (links): auf dem Helm mit grün-silbernen Decken ein hermelingestulpter hoher schwarzer Hut, in der Krone Pfauenfedern. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bad Seite: 5 Tafel: 5-6, Band: Bad Seite: 141, Band: Erg Seite: 34 Tafel: 16, Band: Bay Seite: 28 Tafel: 23, PrGfN Seite: 4 Tafel: 1 und im Münchener Kalender 1915. Das Stammwappen sind die Lindenblätter. Dem Edlen Hans von Bodman verlieh Kaiser Karl IV. 1360 das heimgefallene Wappen der Mayr von Windeck mit dem Steinbock. Das vermehrte Wappen mit drei Helmen und Herzschild ist der Linie zu Möggingen zuzurechnen; die Linie zu Bodman blieb beim gevierten Schild und einem Helm. Die Familie erlangte 1690 bzw. 1716 den Reichsfreiherrenstand.

 

Ein weiteres Wappen befindet sich auf dem metallenen Firmenschild der Schloßkellerei Affaltrach Dr. Reinhold Baumann KG, Weinkellerei, Sektkellerei und Weinimport, ein nächstes ist als Firmenzeichen am Gebäude angebracht. Beide sind stark vereinfacht. Die Schloßkellerei wurde 1928 von Willy Baumann (1884-27.10.1964) aus Gaildorf und seiner Ehefrau Elisabeth Muth gegründet und ist heute eine der bedeutendsten Wein- und Sektkellereien Württembergs. Seit 1936 produziert man hier auch Sekt. Derzeit wird der mittelständische Familienbetrieb in dritter Generation von Dipl.-Kfm. Thomas Baumann geleitet, der 1984 in die elterliche Firma eintrat. Das Wappen des Johanniterkomturs wird hier als Firmenlogo verwendet, obwohl der Firmenbesitzer nicht Mitglied der Familie ist, zur Erinnerung an die sichtbare Geschichte des Komtureigebäudes.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf google maps: https://www.google.de/maps/search/affaltrach/@49.1356899,9.3838671,18z - https://www.google.de/maps/search/affaltrach/@49.1354195,9.3837797,144m/data=!3m1!1e3
von Bodman:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bodman_(Adelsgeschlecht)
Otto Hupp, Münchener Kalender 1915
Schloß Affaltrach:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Affaltrach
Affaltrach:
https://www.obersulm.de/geschichte-impressionen-affaltrach.ga1.htm
Michael Bing: Johanniterkommende Affaltrach:
https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/DOKUMENT/labw_kloester/115/Das+ehemalige+Johanniterschloss+Affaltrach+heute+Schlosskellerei
Michael Bing: Johanniterkommende Affaltrach:
https://www.kloester-bw.de/kloster1.php?nr=115 - https://www.kloester-bw.de/klostertexte.php?kreis=&bistum=&alle=&ungeteilt=&art=&orden=&orte=&buchstabe=&nr=115&thema=Geschichte
Weinkellerei Schloß Affaltrach:
http://www.schlossaffaltrach.de/home.php
auf alle Burgen:
https://www.alleburgen.de/bd.php?id=11393
Hermann Bauer: Die Johanniter-Commende Affaltrach, in: Wirtembergisch Franken Bd. 9, 1 (1871) S. 12-27
Wolfgang Willig, Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg, eine kulturhistorische Spurensuche, 1. Auflage 2010, ISBN 978-3-9813887-0-1, S. 382

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