Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2501
Weiler (zu Obersulm, Landkreis Heilbronn)
Schloß Weiler
Schloß Weiler liegt im zu Obersulm gehörenden Ortsteil Weiler im Osten des zwischen 1975 und 1980 künstlich aufgestauten Breitenauer Sees. Der Zugang erfolgt von Osten über eine den im Relief weitgehend nachvollziehbaren, aber heute trockenen Schloßgraben überspannende Brücke. Einst war es eine bereits im 14. Jh. belegte Wasserburg; heute speist der Nonnenbach nur noch die beiden Seen im Schloßpark. Die Anlage ist rechteckig; das zweigeschossige, verputzte, teils massive und teils in Fachwerk ausgeführte Herrenhaus mit Krüppelwalmdach füllt das südöstliche Eckviertel aus. Nordöstlich schließt sich ein zweigeschossiges, ebenfalls verputztes Torhaus an. Die Ecken im Nordosten und im Südwesten werden jeweils durch einen Turm mit Zeltdach gesichert. Die beiden Eckflügel sind Ökonomiegebäude. Die nördliche Mauer trägt einen Überbau aus Fachwerk. Das 1588-1590 auf alten Fundamenten neu erbaute Schloß wurde im Dreißigjährigen Krieg 1640 von bayerischen Kampfgruppen verwüstet. Das wiederhergestellte Schloß, dessen obere Geschosse im ersten Drittel des 19. Jh. erneuert wurden, wurde nach dem Tod von Marie Luise von Weiler verkauft. Das von einer Computerfirma genutzte Schloß ist Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden; von der Herrengasse aus hat man aber einen guten Blick auf das Gebäude (für den Wappenstein ist ein sehr gutes Teleobjektiv erforderlich). In der ehemaligen Wallfahrtskirche auf dem Friedhof befindet sich die Grablege der Herren von Weiler mit mehreren verwitterten Epitaphien.
Von heraldischem Interesse ist eine rechterhand der Brücke neben dem Eingangsportal in die Wand eingelassene Platte. Ganz oben über den beiden Wappen steht: "Gott sey gelobt, der es also gfüget hat / Tietrich von Weiler ". Die am rechten Rand teilweise durch einen Fensterladen verdeckte Inschrift unter den beiden Wappen lautet: "ANNO 1588 HAT DER EDEL VND ERNVEST (DIET) / RICH VON WEILER DI(E)S(ES) ALT(E) SCHLOS(S) VND STAM(M)H(AVS) / BIS (A)VF DEN VNDERSTEN ABSATZS IM GRAB (EN) / AB(B)RECHEN LAS(S)EN VND VON NEVEM WI(E)DER ERB(AVT) / VND 1590 WI(E)DER ANGEFAN(G)EN ZV BEWAEN / GOT(T) WOL(LE E)S SAMPT DEM STAM(M)EN ZV SEIN(ER) / E(H)R(E)N VND I(H)RER SE(E)L(EN) HAIL GN(A)EDIG ERHALTEN VND / I(H)R HIE(R)SEITLICH VND DORT EWIG WALTEN AMEN."
Das heraldisch rechte Wappen ist das der Herren von Weiler und zeigt in Silber einen roten Schrägbalken (hier aus Courtoisie gewendet). Auf dem hier zerstörten Helm mit rot-silbernen Decken werden zwei gestürzte, silberne und rotgestulpte Hüte geführt, aus denen jeweils drei silberne Stäbe mit je drei goldenen Knöpfen hervorkommen. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Wü Seite: 13 Tafel: 17 und im Münchener Kalender 1918. Bezüglich der Helmzier gibt es auch andere Varianten, so führte Diether von Weiler nach dem Lehensbuch von Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz 1475 nur einen Pfauenfederbusch.
Das Wappen am Schloß Weiler steht für Dietrich von Weiler (1542-1602), Sohn von Wolfgang von Weiler (1508-1585, führte 1530 die Reformation ein) und Brigitte Wilch (Willich) von Alzey. Er hatte als der noch einzig überlebende Sohn sämtliche Besitzungen der Familie auf sich vereinigt. Er baute nicht nur Schloß Weiler neu, sondern auf ihn gehen auch einige Baumaßnahmen in Schloß Lichtenberg zurück.
Der Stammsitz der Familie, deren Mitglieder Ministerialen und Dienstmannen der Grafen von Löwenstein waren und 1442-58 die Reichsvogtei über Wimpfen und Heilbronn innehatten, war dieses nicht mehr in ihrem Eigentum befindliche Schloß in Weiler. Später traten die Herren von Weiler in die Dienste der Pfalzgrafen und der Württemberger. Denn 1441 wurde die Grafschaft Löwenstein an die Kurpfalz verkauft, und bei der 1453 erfolgten Hochzeit von Ulrich von Württemberg mit der Pfalzgrafenwitwe Margarethe gehörte Weiler zur Mitgift. Zwischenzeitlich gab es Streit, Weiler fiel wieder an die Pfalz, kam aber wieder 1504 im Landshuter Erbfolgekrieg an Württemberg zurück.
Die Familie gehörte zur Reichsritterschaft des Ritterkantons Odenwald. Freiherr Wolf von Weiler bekam 1900 vom württembergischen König die Erlaubnis, sich Freiherr von und zu Weiler zu nennen. In Württemberg war die Familie in der Freiherrenklasse eingetragen. Das derzeitige Oberhaupt der Familie ist Burkhard Dietrich Freiherr von und zu Weiler (21.7.1931-). Die Familie lebt heute auf Burg Lichtenberg (Landkreis Ludwigsburg).
Das Wappen auf der anderen Seite ist das der Familie von Adelsheim, in Silber ein schwarzes gebogenes Widderhorn oder Steinbockshorn, auf dem hier gut erhaltenen und fein gearbeiteten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein schwarz oder silbern-schwarz geteilt gewandeter Frauenrumpf mit goldenem abstehenden Haarzopf und goldener Krone zwischen zwei silbern-schwarz geteilten wie im Schild bez. Hörnern (Siebmacher Band: AnhA Seite: 73 Tafel: 41, Band: PrE Seite: 4 Tafel: 2, Band: Bad Seite: 4 Tafel: 4, Band: Bay Seite: 25 Tafel: 21, Band: Erg Seite: 34, Band: Wü Seite: 5 Tafel: 5, Scheiblersches Wappenbuch Folio 399, Aschaffenburger Wappenbuch Tafel 47 Seite 29, 101, 112, 118, 122, Münchener Kalender 1922). Die Familie ist eines Wappens mit den von Fechenbach, den Düren und den Kottwitz von Aulenbach. Das Horn ist wohl das Wappen der Ganerbenburg Widdern, daher haben sie es alle. Ursprünglich hatten sie nur die Büffelhörner, Hersolt von Adelsheim brachte am 8.9.1422 für sich und sein ganzes Geschlecht eine Wappenbesserung bei Kaiser Sigismund durch, dabei kam der Jungfrauenrumpf hinzu. Das Horn im Schild ist korrekterweise gänzlich schwarz, die fehlerhafte Zeichnung als silbern-schwarzes Horn kam erst durch den ersten Teil des Fürstschen Wappenbuches in die Literatur und wohl auch in Gebrauch, so daß sich die Realität an der fehlerhaften Zeichnung orientierte und die Teilung so etablierte.
Hier steht das Wappen für Dietrichs Ehefrau, Veronika von Adelsheim, Tochter von Albert von Adelsheim und Katharina von Liebenstein. Die beiden hatten insgesamt 15 Kinder, darunter Wolf Albrecht von Weiler (1570-) und Brigitta von Weiler (1.3.1569-13.4.1643), für die es einen gemeinsamen Wappengrabstein mit den Wappenschilden Weiler und Adelsheim in der ehem. Stiftskirche St. Johannes d. T. in Oberstenfeld (Landkreis Ludwigsburg) gibt. Die Söhne Ludwig, Konrad und Burkhard (1574-1643) von Weiler setzten den Stamm fort und gründeten die Linien Lichtenberg, Weiler und Maienfels. Alle drei Linien vereinigten sich bzw. ihren Besitz wieder in der Person des kaiserlichen Rats und Ritterrats Friedrich von Weiler.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf google maps:
https://www.google.de/maps/@49.1188201,9.3947934,17z - https://www.google.de/maps/@49.1192745,9.395831,175m/data=!3m1!1e3
Schloß Weiler: https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Weiler
Familie von Weiler: https://de.wikipedia.org/wiki/Weiler_(Adelsgeschlecht)
Familie von Adelsheim: https://de.wikipedia.org/wiki/Adelsheim_(Adelsgeschlecht)
Otto Hupp, Münchener Kalender 1918 und 1922
Platte für Sohn Wolf Albrecht von Weiler: Deutsche Inschriften
25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 354 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans
Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net - urn:nbn:de:0238-di025h009k0035406.
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod.icon.
312 c), Folio 399
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung
des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V.,
Aschaffenburg 1983, Tafel 47 Seite 29, 101, 112, 118, 122
Beschreibung des Oberamts Weinsberg: https://de.wikisource.org/wiki/Beschreibung_des_Oberamts_Weinsberg/Kapitel_B_31
Wolfgang Willig, Landadel-Schlösser in Baden-Württemberg, eine
kulturhistorische Spurensuche, 1. Auflage 2010, ISBN
978-3-9813887-0-1, S. 381
Zwischen Fürsten und Bauern - Reichsritterschaft im Kraichgau,
hrsg. von Clemens Rehm und Konrad Krimm, Heimatverein Kraichgau,
Sinsheim 1992, 2. Auflage 1993, ISBN 3-921214-04-1
Markus Numberger, Büro für Bauforschung und Denkmalschutz:
Obersulm - Weiler, Landkreis Heilbronn, historische Ortsanalyse,
2007 im Auftrag des Regierungspräsidiums Stuttgart erstellt
Peter Wanner: Weiler und Talheim - über die Anfänge einer
württembergischen Adelsfamilie, Sonderdruck aus: Christian
Schrenk, Peter Wanner (Hrsg.): Heilbronnica 3, Beiträge zur
Stadt- und Regionalgeschichte, Jahrbuch für
schwäbisch-fränkische Geschichte 35, Stadtarchiv Heilbronn,
Heilbronn 2006, S. 31-47
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