Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2482
Aschbach (zu Schlüsselfeld, Landkreis Bamberg, Oberfranken)
Schloß der Freiherren von Pölnitz in Aschbach
Das Freiherrlich von Pölnitzsche Schloß steht am nördlichen Ortsausgang am Hang über dem Ort (Kaulberg 4). Das Schloß bildet eine zweistöckige Mehrflügelanlage mit dreieckigem Vorhof, kleinem Innenhof und rückwärtigem Hof zu den Wirtschaftsgebäuden hin, welche das Schloß im Osten halbkreisförmig umgeben: Stallgebäude, Hofhaus, Baustadel mit Satteldach, großer Stadel mit Walmdach - alle diese Gebäude stammen aus dem 18.-19. Jh. Die drei Hauptflügel dieses typischen fränkischen Landsitzes bilden einen Z-förmigen Grundriß. Das Schloß wurde 1672-1697 erbaut; der große Flügel, der von der Straße sichtbar ist, ist inschriftlich auf 1679 datiert. Fundamente einer im Dreißigjährigen Krieg durch Brand zerstörten Vorgängeranlage wurden beim Bau einbezogen; Reste dieses ersten Schloßbaus stecken noch im Verbindungstrakt mit der Durchfahrt zum inneren Hof. Der Innenhof besitzt einen Laubengang. Im vorderen Hof steht ein Brunnen. Der Sandsteinquaderbau besitzt Freitreppen und rückwärtig einen älteren Treppenrundturm.
Unter Marquard Karl Christoph Freiherr von Pölnitz, der Ritterhauptmann des Kantons Steigerwald war, barockisierte man das Innere. Dort sind Stuckdecken im Bandelwerkstil des frühen 18. Jh. zu finden. Damit wurden die Räume des ersten Obergeschosses, Salon, Speisesaal, Bibliothek und Saal "modernisiert". Die Öfen stammen noch aus dem 17. Jh. Ende des 19. Jh. fanden weitere Bauarbeiten statt. Eine Restaurierung des Schlosses wurde 1976 durchgeführt.
Im Jahre 1827 entstand das Försterhaus (Kaulberg 7), ein eingeschossiger, verputzer Mansardhalbwalmdachbau. Um 1860 entstand die benachbarte Forstkanzlei (Kaulberg 2), ein massiver, verputzter zweigeschossiger Satteldachbau. Zum Ensemble gehört noch das ehemalige Klostergebäude (Kaulberg 6), ein aus dem 17.-18. Jh. stammender, zweigeschossiger Halbwalmdachbau mit aus dem 19. Jh. stammender, angebauter Hauskapelle mit Dachreiter.
Jenseits der Straße Kaulberg befindet sich ein etwas verwilderter, terrassierter Garten mit einigen übriggebliebenen Bildhauerarbeiten, d. h. Vasen, Figuren und Büsten auf Sockeln, mit Treppen und Mauern. Zur Straße hin liegt das aus dem 18. Jh. stammende Tor mit zwei Pfeilern und Fruchtkörben. Aus der Mitte des 18. Jh. stammt der Gartenpavillon mit Mansardwalmdach und Grottenbrunnen. Nordwestlich davon liegt eine Parkanlage im Stil des 19. Jh.; südlich liegt der Dorfsee mit künstlicher Insel. Die ganze Anlage ist in Privatbesitz der Familie und nicht zu besichtigen.
Es gab früher einen gleichnamigen Ortsadel, der aber mit Heinrich von Aschbach im 15. Jh. erloschen ist, Sohn von Cuntz von Aschbach und Catharina von Aisch. Heinrich besaß noch eine Schwester, Elisabetha von Aschbach, die 1436 als Klosterfrau in Schlüsselau erwähnt wird.
Nach Franken kam die Familie mit Hans Bruno von Pölnitz (8.6.1535-11.11.1592). Die Familie der von Pölnitz hatte einen evangelischen und einen katholischen Zweig. Der Erbauer des Schlosses war Hieronymus Christoph von Pölnitz (ca. 1619-18.2.1697), kurmainzischer und bambergischer geheimer Rat, kaiserlich-kurmainzischer und bambergischer Generalmajor, Kommandant von Stadt und Festung Forchheim, dann Oberamtmann zu Burgebrach und Schönbrunn. Er war der Sohn von Hans Georg von Pölnitz (1577-25.12.1622, während des Reichstags zu Regensburg von seinem Bediensteten nachts mit dem Messer ermordet), Herr auf Oberpöllnitz, Göhrenstein, Schwarzbach und Lichtenberg, kursächsischer Staatsminister und Gesandter, und dessen Frau, Johanna Petronella von Holl (Höll). Seine Großeltern väterlicherseits waren der eingangs erwähnte Hans Bruno von Pölnitz (8.6.1535-11.11.1592), Herr auf Schwarzbach, Wetzdorf und Neusorga, kursächsischer Rat und Hofmeister, Amtshauptmann zu Scherffenberg, dann fürstbischöflich-bambergischer Oberamtmann zu Kupferberg, und Anna Barbara Elisabeth Münch von Münchenbernsdorf (1548-12.2.1628).
Hinsichtlich des bisher gemeinschaftlich genutzten Schlosses Aschbach kaufte Hieronymus Christoph zusammen mit seinen beiden Brüdern am 10.3.1652 von einem anderen Familienzweig deren Anteile ab: Der Kaufvertrag wurde geschlossen zwischen den Brüdern Hans Balthasar, Ehrenfried Christian, Georg Julius und Hans Bruno von Pölnitz auf Dreitzsch als Veräußerern sowie Hieronymus Christoph von Pölnitz, kurpfälzischer Oberforstmeister zu Heidelberg, und Gerhard Bernhard, Rittmeister unter des Prinzen von Oranien Leibregiment, Hans (Johann) Ernst, Ritter des Johanniter-Ordens und Obrist in königlich-spanischen Diensten, als Käufern.
Der Bauherr des Schlosses, Hieronymus Christoph von Pölnitz, wurde von Kaiser Leopold I. am 9.2.1670 zu Wien in den Reichsfreiherrenstand erhoben, zusammen mit seinem Bruder Gerhard Bernhard von Pölnitz (-1689), Ritter des Johanniter-Ordens und kurbrandenburgischer Staatsminister, Oberstallmeister, Kammerherr, Generalmajor und Kommandant der Residenzstadt Berlin. Das Diplom erfuhr am 14.2.1676 für sie und rückwirkend auch für den Vater eine kurbrandenburgische Bestätigung. Sein Bruder Johann Ernst von Pölnitz (19.4.1618-15.4.1684), Ritter des Johanniterordens, kurbrandenburgischer General-Wachtmeister, Kammerherr, Gouverneur von Lippstadt und Minden, hatte lediglich eine Tochter und setzte den Stamm nicht fort.
Hieronymus Christoph, der Stammherr der Linie zu Aschbach, heiratete Maria Anna Catharina Freiin von Kerpen (1628-21.11.1690), die Tochter von Heinrich Ernst von Kerpen und Rosina Elisabetha von Rußwurm. Ihrer beider Sohn war Ferdinand Johann Freiherr von Pölnitz (13.8.1664-12.11.1692), welcher am 3.12.1684 in Ostheim Helena Charlotte Freiin von Thüngen (1670-1736) heiratete, und deren Sohn wiederum war Wilhelm Georg Ernst Ludwig Freiherr von Pölnitz (5.1.1689-22.7.1740), bambergischer Amtmann zu Kupferberg, der den Stamm fortsetzte und am 23.5.1711 in Bamberg Christiana Sabina von Schaumberg (10.9.1692-24.9.1750) heiratete. Ein zweiter Sohn von Ferdinand Johann war Marquard Karl Christoph Anton Freiherr von Pölnitz (-7.9.1742), der aber unvermählt blieb.
von außen gesehen linker Torpfosten
Von der Straße aus erkennt man drei Wappensteine. Zwei nahezu identische Wappendarstellungen bekrönen die beiden Torpfosten; ihr Stil ist barock, weshalb sie vermutlich unter Marquard Karl Christoph Freiherr von Pölnitz anläßlich der von ihm durchgeführten Umbauarbeiten angebracht wurden. Das Stammwappen der eigentlich ursprünglich zum sächsischen Uradel gerechneten von Pölnitz zeigt in Silber einen blauen Sparren, auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken ein silbern-blau übereck geteiltes Paar Büffelhörner (abweichend im Münchener Kalender 1920: ein Paar Büffelhörner, das rechte blau mit silberner Spange, das linke umgekehrt).
Das vermehrte Wappen der von Pölnitz auf Aschbach, wie wir es hier auf den Torpfosten sehen, ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in rotem, mit goldenen Schindeln bestreuten Feld ein goldener Löwe einwärts, Feld 2 und 3: in Rot ein silbernes Ankerkreuz, gekrönter Herzschild: in Silber ein blauer Sparren (Stammwappen). Hier wird das Wappen ohne die drei dazugehörenden Helme wiedergegeben, das wären Helm 1 (Mitte): ein silbern-blau übereck geteiltes Paar Büffelhörner (Stammhelm, so auch in Farbe in der Kirche zu sehen, je nach Quelle aber auch rechts blau mit silberner Binde, links silbern mit blauer Binde), Helm 2 (rechts): ein wachsender schwarzer Doppeladler, Helm 3 (links): ein golden brennender Korb (Feuerkorb), Decken rechts rot-golden, links rot-silbern. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: ThüA Seite: 104 Tafel: 82, Band: Pr Seite: 58 Tafel: 74, Band: Bay Seite: 51 Tafel: 52 und Band: Sa Seite: 42, Tafel: 48.
Der Schild trägt oben lediglich eine Krone. Er wird auf beiden Seiten jeweils von Kriegsgerät umgeben, der militärischen Karriere des Besitzers entsprechend: Hellebardenspitzen, Kanonenrohre, Trommeln, Kesselpauken, Degen, Gewehre, Posaunen, Kanonenkugeln und Werkzeug zum Füllen von Kanonen lassen sich identifizieren. Unter dem Wappen hängt an einem Stoffband ein Ordenszeichen (dazu mehr beim Pfarrhaus).
von außen gesehen rechter Torpfosten
Für die andere Linie der Pölnitz auf Frankenberg wird im Siebmacher als vermehrtes Wappen jedoch ein in Details abweichender Hauptschild angegeben, geviert, Feld 1 und 4: in rotem Feld (ohne Schindeln!) ein goldener Löwe, Feld 2 und 3: in Rot ein goldenes Krückenkreuz (anderes Kreuz und andere Farbe!), gekrönter Herzschild: in Silber ein blauer Sparren. Drei Helme: Helm 1 (Mitte): ein blau-silbern übereck geteiltes Paar Büffelhörner (var. Stammhelm), Helm 2 (rechts): ein ganzer schwarzer Doppeladler, Helm 3 (links): ein golden brennender Korb (Feuerkorb), Decken rechts rot-golden, links blau-silbern, Schildhalter zwei goldene, widersehende Löwen.
Die aus dem Ort Pöllnitz im ehemaligen Sachsen-Weimar stammenden von Pölnitz sind übrigens Stammes- und Wappengenossen der ab 1703 gräflichen von Metsch, und von diesen gingen Namen und Wappen über Karoline Maria Auguste von Metsch (26.1.1709-17.4.1784) an Johann Joseph Fürst von Khevenhüller-Metsch (3.7.1706-18.4.1776), wo der blaue Sparren fortan im vermehrten Wappen der Familie auftaucht.
Ein dritter, älterer Wappenstein ist an der von Wildem Wein bewachsenen Fassade zu sehen, auch wenn er mittlerweile halb zugewuchert ist. Unter diesem befindet sich auch eine mehrzeilige Bauinschrift des Wortlautes: "DIESES SCHLOS(S) IST VON GRVND AVS NEW ERBA(VT) / WORDEN: ANNO CHRISTI 1679 / DVRCH DEN HOCHWOHLGEBOR(E)NEN HER(R)N HIERONYMVM CH/RISTOPH DES HEILIGEN RÖMISCHEN REICHSFREIHERR VON PÖLNITZ / HERR ZV ASCHBACH HEYDA VND HVNDSHAVPTEN HOCHFÜRSTLICHER BAM(BERGISCHER) / VND WVRTZB(VRGISCHER) GEHEIMER VND KRIEGSRATH OBERMARSCHALT OBRISTER COMEN/DANT DER STATT VESTVNG VND AMBT VORCHEIMB (= Stadt, Festung und Amt Forchheim) WIE AVCH OBERAMBTMAN(N) / BEEDER AMBTER BVRCKEBRACH (= Burgebrach) VND SCHÖNBRVNN".
Der gegenwärtige Besitzer von Schloß Aschbach ist Baron Nicolaus von Pölnitz, ein international und besonders in den Vereinigten Arabischen Emiraten bekannter Falkenzüchter, der bei Aschbach ca. 200 Vögel hält und dazu weitere Zuchtstationen unterhält und u. a. wegen der Kreuzung von Gerfalken mit Sakerfalken bekannt geworden ist. Der katholischen Linie der Familie von Pölnitz gehört seit 1661 auch das ehemals den von Wiesenthau gehörende Schloß Hundshaupten in der Nähe von Egloffstein (Landkreis Forchheim), in der Fränkischen Schweiz: Hieronymus Christoph Freiherr von Pölnitz, der Erbauer von Schloß Aschbach, hatte es vom Bamberger Kloster Michelsberg gekauft.
Das alte, bis 1978 geführte Wappen von Aschbach hatte übrigens das Stammwappen der von Pölnitz als Komponente aufgenommen, denn es war geteilt, oben rechts in Silber ein blauer Sparren, links ein grüner Hut eines Landvogts, unten in Blau hinter einem silbernen Zaun drei silberne Bäume. Seit der Eingemeindung in die Stadt Schlüsselfeld wird das Wappen nicht mehr verwendet.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf google maps:
https://www.google.de/maps/@49.7742004,10.5638141,18.99z - https://www.google.de/maps/@49.7742004,10.5638141,173m/data=!3m1!1e3
Aschbach: https://de.wikipedia.org/wiki/Aschbach_(Schlüsselfeld) - http://franken-wiki.de/index.php/Aschbach
Aschbach: http://www.aschbach-oberfranken.de/site01.htm
Schloß: https://www.drei-franken-info.de/kultur/historische-bauten/schluesselfeld/aschbach-freiherrlich-v-poelnitzsches-schloss.html
Wappen: Otto Hupp, Münchener Kalender 1920
von Pölnitz: https://de.wikipedia.org/wiki/Pölnitz
Johann Gottfried Biedermann: Geschlechts Register der löblichen
Ritterschafft im Voigtlande http://books.google.de/books?id=FCZRAAAAcAAJ ab Tafel CLXII, insbesondere CLXXVI und CLXXVII
Genealogie: https://gw.geneanet.org/cvpolier?lang=en&n=von+polnitz&oc=0&p=hans+bruno - https://gw.geneanet.org/cvpolier?lang=en&iz=0&p=hans+georg&n=von+polnitz - https://gw.geneanet.org/cvpolier?lang=en&iz=0&p=hieronymus+christoph&n=von+polnitz
Die Ansiedlung der von Pölnitz in Franken: http://www.oberpoellnitz.de/adel-von-poelnitz---ansiedlung-in-franken/index.html
Hans Georg von Pölnitz: http://www.oberpoellnitz.de/persoenlichkeiten-derer-von-poellnitz/hans-georg-von-poelnitz/index.html
Schlösser und Burgen in Oberfranken, von Ruth Bach-Damaskinos,
Peter Borowitz. Hofmann Verlag Nürnberg, ISBN 3-87191-212-3, S.
118
Kunstdenkmäler: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Schlüsselfeld#Aschbach
Johann Georg Knup: Historische und genealogische Beschreibung des
uhraltadeloichen und freyherrlichen Geschlechts derer von
Pöllnitz, aus richtigen Urkunden und glaubwürdigen Nachrichten
zusammengetragen, Leipzig 1745, https://books.google.de/books?id=VR9JAAAAcAAJ, Kaufvertrag Aschbach S. 118 ff., Wappen S. 23 ff.,
hier relevante Genealogie S. 106 ff.
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und
Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag -
Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher
Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4, S.
174-176
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