Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2477
Bimbach (zu Prichsenstadt, Landkreis Kitzingen, Unterfranken)
Schloß Bimbach
Das zwischen Main und Steigerwald gelegene, idyllische Dorf Bimbach ist seit 1972 ein Ortsteil von Prichsenstadt. Das 1703 erbaute Schloß liegt im Westen des Ortes am Rand eines von der Schwarzach gespeisten Sees. Zwei rechtwinklig zueinander angeordnete Flügel bilden einen nach Norden hin offenen Winkel. Der Bau ist zweigeschossig auf hohem Sockelgeschoß. Seeseitig besitzt der kurze Flügel sieben Achsen mit einem kleinen Dreiecksgiebel über den mittleren, risalitartig hervorgehobenen drei Achsen, die aber nicht wesentlich vor die Gebäudefront vortreten. Der längere Flügel besitzt zum See bzw. Vorplatz hin 14 Fensterachsen. Zusammen bildet die Hakenwinkelanlage die Proportionen des Goldenen Schnitts ab. Die Proportionen sind exzellent, der Goldene Schnitt wird nicht nur im Außenbau, sondern auch im Grundriß und in den einzelnen Räumen konsequent angewandt. Deshalb kann dieser Bau es sich leisten, bis auf Putzlisenen und Kassettenfelder weitgehend auf sonstigen architektonischen Aufwand zu verzichten, weil der Baukörper in sich exzellente Dimensionen hat. Vier große Rundbogenportale führen in die Sockelgeschoßräume, zwei davon symmetrisch auf der Seeseite des kurzen Flügels beiderseits des Mittelrisalits. Enorm große Kelleranlagen sind wichtig für ein ländliches Schloß, das zugleich Hauptbau eines Rittergutes mit Landwirtschaft und Weinanbau ist. Die Anlage des Sees, in dem sich die Hauptfront spiegelt, ist Teil des übergreifenden architektonischen Gestaltungskonzepts. Nördlich des Schlosses befinden sich die Wirtschaftsgebäude. Dieser Ort war einer der Stammsitze der in viele Linien verzweigten Fuchs, und er war namengebend für die wichtigste Linie, die nicht nur einen reichsfreiherrlichen und einen gräflichen Zweig hervorbrachte, sondern als einzige Linie alle anderen überlebte und bis heute besteht.
Ursprung des heutigen Schlosses bestand eine mittelalterliche Wasserburg. Der Ort war Eigentum des Hochstifts Würzburg und wurde als Lehen vergeben, zuerst an die Niederadelsfamilie Lamprecht oder Lemplein von Gerolzhofen. 1404 verkauften Heinrich und Götz Lemplein das Burglehen (ein Viertel Verkauf, eine Hälfte als Pfandschaft) an die Fuchs, die sich fortan nach ihrem neuen Besitz nannten. Im Laufe eines Jahrhunderts erwarben die Fuchs das ganze Dorf. Die Burg wurde 1487 (Datierung am Torhaus) erneuert und zum Stammsitz dieser Linie. Von dieser spätgotischen Burg hat sich nur ein rechterhand neben dem Schloß zu findender, unverputzter Torbau mit Spitzbogen-Durchfahrten erhalten, der auf seiner Außenseite direkt über dem Zugbrückenfalz ein bauzeitliches Fuchs-Stammwappen in rechteckiger Schrift-Umrahmung trägt (ohne Abb.). Diese Burg wurde 1525 im Bauernkrieg zerstört, während Wolf Fuchs von Bimbach die Festung Marienberg in Würzburg verteidigen half. Der nächste Herrensitz wurde 1585-1586 für Rudolf Fuchs von Bimbach im Stil der Renaissance erbaut; der Baumeister war Gilg Velding. Verfall und Dreißigjähriger Krieg hinterließen ihre Spuren, so daß das Schloß im Barock ab 1700 noch einmal für Ludwig Reinhold Fuchs von Bimbach renoviert wurde.
Am 2.4.1701 hatte dessen Bruder, Christoph Ernst Fuchs von Bimbach und Dornheim, das Schloß durch Tausch von ersterem erhalten. Christoph Ernst war Oberkämmerer des Würzburger Fürstbischofs Johann Philipp von Greiffenclau. Er war außerdem der Schwager des Fürstbischofs, weil er 1688 dessen Halbschwester Maria Rosina von Greiffenclau (20.3.1669-5.8.1708) geheiratet hatte, aus der zweiten Ehe des Vaters (der Fürstbischof stammte aus erster Ehe). Er wurde wenig später in den Freiherren- und in den Grafenstand erhoben. Er war bereits unter dem Vorgänger-Fürstbischof mehrfach in diplomatischer Mission unterwegs, und das setzte sich unter Greiffenclau fort; so war er während des Schloßbaus mehrfach für seinen Landesherrn, Dienstherrn und Schwager am kaiserlichen Hof in Wien. Er war ein typischer Parteigänger der Greiffenclau-Fraktion und dieser Familie auf mehreren Ebenen engstens verbunden.
Christoph Ernst war trotz der Renovierungsmaßnahmen seines Bruders nicht mit dem Zustand des Schlosses zufrieden. Er holte im August 1701 Gutachten über den Zustand ein. Noch im September ließ er Öfen ausbessern. Doch kurz danach muß die Entscheidung für einen Neubau gefallen sein, denn im Dezember 1701 begannen die Abbrucharbeiten am Vorgängerschloß. Das Handwerkerteam war das gleiche wie am zeitgleich erbauten Rennwegschloß in Würzburg. 1703 war der Neubau abgeschlossen, zu dem der Barockbaumeister und Würzburger Hofbaumeister Joseph Greissing Entwürfe beigesteuert hatte. Daß er die Zimmermannsarbeiten ausgeführt hat, ist gesichert. Da sich die Gestaltung des Schlosses mit der strengen Gestaltung durch Lisenen und Putzfelder an böhmisch-mährischer Schloßarchitektur, insbesondere derjenigen des Kollegen Domenico Martellini, orientiert, ist die Zuschreibung des Entwurfs an Greissing begründet. Eine Beteiligung Antonio Petrinis kann anhand der Archivalien eindeutig verneint werden, denn er war ein rundes halbes Jahr vor Baubeginn verstorben, als es noch gar keine Entscheidung für einen Neubau gab. Christian Herrmann war außerdem als Maurer am Bau beteiligt. Zum Bau wurden mit Genehmigung des Würzburger Fürstbischofs Steine der Ruine Stollburg verwendet. Mit diesem Fertigstellungsjahr ist es eines der frühesten barocken Schlösser in Franken; die Würzburger Residenz wurde erst ca. 1780 vollendet.
Eine nordseitig vor dem kürzeren Flügel angebrachte Freitreppe führt zum erhöht gelegenen Hauptportal, über dem sich der Wappenstein des Schlosses befindet. Das Wappenfeld wird von zwei Pilastern mit ionischen Kapitellen flankiert. Außen leiten zwei Voluten mit "eckigen" Schnecken zum Hauptgesims über. Oben wird das Ganze über dem doppelten Gebälk von einem flachen Segmentbogengiebel abgeschlossen. Das vermehrte Wappen der Freiherren Fuchs von Bimbach und Dornheim ist geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein aufspringender roter Fuchs (von Fuchs), Feld 2 und 3: rot-silbern geteilt und 5x gespalten (von Rosenberg). Dazu werden zwei Helme geführt: Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein gestulpter roter Turnierhut, auf dem ein roter Fuchs sitzt (Fuchs), Helm 2 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein roter und ein silberner Schwanenhals, voneinander abgewendet, dazwischen eine rote Rose (Rosenberg, manchmal auch mit goldener Rose dargestellt). Als Schildhalter dienen zwei widersehende goldene Greifen.
Diese Kombination als Wappenverbesserung ist nur bei der Linie der Fuchs von Bimbach zu finden (Siebmacher Band: Bay Seite: 35 Tafel: 32, Band: NÖ1 Seite: 104 Tafel: 51), nicht bei den anderen Linien der Fuchs. Dieses vermehrte Wappen Fuchs ist außerdem noch an Schloß Burgpreppach zu sehen, dort am Torpfosten ohne, am Hauptgebäude mit Oberwappen, weiterhin als Teil eines Allianzwappens für Edmund von Linden und seine zweite Frau, Wilhelmine Fuchs von Bimbach, an Schloß Burgberg bei Giengen.
Bimbach kam Anfang des 15. Jh. an die Fuchs. Dietrich Fuchs, Sohn des Konrad Fuchs von Haßfurt und Stammvater der jüngeren Eltmann/Wallburger Linie, bambergischer Amtmann zu Ebersberg, kaufte zwischen 1404 und 1409 drei Viertel des Schlosses Bimbach und machte es zu einem weiteren Sitz der Familie. Die Bimbacher Linie bildete die Hauptlinie, die nach dem Erlöschen der Burgpreppacher Linie den dortigen Besitz übernahm. Die Linie der Fuchs von Bimbach wurde am 9.11.1699 in den Reichsfreiherrenstand erhoben, und seitdem wird auch der Zusatz "von Dornheim" von der Bimbacher Linie weitergeführt. Die Fuchs von Dornheim erloschen jedoch erst 1727 mit Johann Philipp Fuchs von Dornheim, Propst des Neumünsters in Würzburg. Die Linie der Fuchs von Bimbach blüht bis heute auf Schloß Burgpreppach, wenn auch in Form einer Namensvereinigung als Deuster-Fuchs von Bimbach.
Es gab auch noch eine wieder erloschene reichsgräfliche Linie der Fuchs von Bimbach mit einem weiter vermehrten Wappen (Diplom 1706): Geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: rot-silbern geteilt und 5x gespalten (von Rosenberg), Feld 2 und 3: in Blau ein silbernes Schloß mit rundem Turm auf einem grün bewachsenen Felsen, gekrönter Herzschild: in Gold ein aufspringender roter Fuchs (von Fuchs). Dazu werden drei Helme geführt, Helm 1 (Mitte): ein silbern gestulpter roter Turnierhut, auf dem ein roter Fuchs sitzt (Fuchs), Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm ein roter und ein silberner Schwanenhals, voneinander abgewendet, dazwischen eine rote Rose (Rosenberg), Helm 3 (links): auf dem gekrönten Helm zwischen einem schwarzen Flug ein hermelingestulpter Herzogshut, ringsum mit acht goldenen Lilienzeptern besetzt, Decken rechts rot-silbern, links silbern-blau. Schildhalter zwei goldene, widersehende, rotgezungte Greifen (Siebmacher Band: NÖ1 Seite: 104 Tafel: 51, leicht abweichend bei Conrad Tyroff in: Neues adeliches Wappenwerk, Tafel 189, Grafen).
Der Erbauer des Schlosses, Christoph Ernst Fuchs von Bimbach und Dornheim (1664-1719), der bereits 1699 den Reichsfreiherrenstand erhielt, wurde am 4.7.1706 mit seiner Deszendenz von Kaiser Joseph I. in den Reichsgrafenstand und am 16.2.1707 in den böhmischen und in den erbländischen Grafenstand erhoben. Er war würzburgischer geheimer Rat, Oberkämmerer und Oberamtmann in den Ämtern Rotenstein und Leiningen, dann 1702 kaiserlicher Reichshofrat bis 1713, dann kaiserlicher geheimer Rat, Minister und Gesandter beim Niedersächsischen Kreis. Nachdem er entsprechenden Grundbesitz erworben hatte, wurde er am 5.5.1705 in den niederösterreichischen Herrenstand aufgenommen; der Würzburger Fürstbischof Johann Philipp Greiffenclau zu Vollraths hatte die Herrschaft Scharfeneck und Mannersdorf 1701 von Kaiser Leopold gekauft und Christoph Ernst und dessen erster Frau überlassen. Diese gräfliche Linie der Fuchs von Bimbach währte nur kurz, weil alle seine vier Söhne unvermählt starben. Übrigens soll der Inhalt der Felder 2 und 3 des gräflichen Wappens die Festung Scharfeneck darstellen. Die acht Lilienzepter sind eine Erinnerung an das Wappen der von Greiffenclau zu Vollraths, die ein Glevenrad im Schild führen.
Mit der Mediatisierung verloren die Reichsfreiherren Fuchs von Bimbach und Dornheim die Dorfherrschaft. Die Ausstattung des Schlosses ging 1945 verloren, als amerikanische Soldaten für sieben Monate im Schloß einquartiert waren. Während dieser Zeit wich der Besitzer, Hans Reichfreiherr Fuchs von Bimbach und Dornheim (1886-21.5.1963), vermählt mit Eugenie von Hoeffern zu Saalfeld, nach Neudorf und auf das Schloß Hallburg aus. Andererseits ist der Innenausbau - Treppen, Fußböden, Stuck, Wandverkleidungen, Rupfentapeten, Fenster, Raumaufteilung - noch weitgehend im Originalzustand, was eine Seltenheit ist. 1970 verkaufte die Familie das Schloß. Der Besitzer des Schlosses ist Prof. Dr. Gottfried Schäfer, Biberach, Dozent an der Hochschule Nürtingen im Studiengang Agrarwirtschaft für das Fach Tierzucht. Das in Privatbesitz befindliche Schloß ist nicht regulär zu besichtigen, allerdings bietet der Besitzer immer wieder Führungen an. Der Weinanbau war schon immer ein wirtschaftlicher Eckpfeiler des Schlosses - die Gebäude von Schloß Bimbach werden seit 1973 vom Weingut Dieter Laufer genutzt, dessen Großeltern Johann und Dorothea Laufer bereits 1928 den Gutshof von den Freiherren Fuchs von Bimbach pachteten. Dem Weingut gehört übrigens seit 1976 Burg Lisberg.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf google maps:
https://www.google.de/maps/@49.8602321,10.3795998,17z - https://www.google.de/maps/@49.8605119,10.3781576,203m/data=!3m1!1e3
Schloß Bimbach: https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Bimbach
Bimbach: http://de.wikipedia.org/wiki/Bimbach_%28Prichsenstadt%29
von Fuchs: https://de.wikipedia.org/wiki/Fuchs_(Adelsgeschlecht)
von Fuchs: http://www.wuerzburgwiki.de/wiki/Fuchs_von_Bimbach_und_Dornheim
von Fuchs: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Fuchs,_Adelsfamilie
Biedermann, Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren
Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Baunach http://books.google.de/books?id=ayZRAAAAcAAJ
Alexander Tittmann: Die ritterschaftliche Familie der Fuchs, ihre
Genealogie und ihr Besitz im Altlandkreis Haßfurt, in: Jahrbuch
für fränkische Landesforschung, Nr. 58, 1998, S. 37-95: http://daten.digitale-sammlungen.de/0004/bsb00048848/images/index.html?fip=193.174.98.30&id=00048848&seite=49
Franz Karl Wißgrill: Schauplatz des landsässigen
niederösterreichischen Adels vom Herren- und Ritterstande, 3.
Bd., S. 118-123 https://books.google.de/books?id=BLlBAAAAcAAJ
Weingut Dieter Laufer: http://weingut-laufer.de/
Bimbach war ein lohnendes Ausflugsziel, Artikel in der Mainpost
vom 20.6.2012 https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Bimbach-war-ein-lohnendes-Ausflugsziel;art769,6848625
Schloß Bimbach: http://bimbach.npage.de/hingucker/das-schloss-in-bimbach-eines-der-aeltesten-barockschloesser-unterfrankens-stellt-sich-vor.html
Schlösser der Gegend: http://www.dorfschaetze.de/database/dbfiles/Schlösser%20komplett.pdf
Johannes Mack: Der Baumeister und Architekt Joseph Greissing,
mainfränkischer Barock vor Balthasar Neumann, hrsg. von der
Gesellschaft für fränkische Geschichte, VIII. Reihe: Quellen
und Darstellungen zur fränkischen Kunstgeschichte, c/o Verlag
Ph. C. W. Schmidt, 1. Auflage 2009, 797 S., ISBN-10: 3866528167,
ISBN-13: 978-3866528161, S. 476-478, S. 609
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