Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2449
Friesenhagen (Landkreis Altenkirchen)
Pfarrkirche St. Sebastianus: Epitaph für Katharina von Selbach-Crottorf (-1582)
In der sogenannten Grafenkammer der Friesenhagener Pfarrkirche St. Sebastianus befindet sich rechterhand ein exquisites Renaissance-Epitaph für Katharina von Selbach-Crottorf (-1582). Insgesamt stehen in diesem Raum am Ende des nördlichen Seitenschiffs vier "Einheiten", von denen die "Einheit" ganz rechts ein Epitaph für sich darstellt, die anderen drei aber zusammengehören. Das Epitaph rechts ist für die Mutter Katharina von Selbach-Crottorf, während das dreiteilige Epitaph für ihren Sohn, Sebastian von Hatzfeld-Wildenburg, und dessen Ehefrau ist. Besagter Sohn ließ im Jahre 1602 das Epitaph für seine Mutter aufstellen. Aufgrund dieser nahen Verwandtschaft tauchen acht Wappen jeweils auf beiden Epitaphien auf.
Die zentrale Inschrift innerhalb der außenherum angeordneten Wappenzone lautet: "D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) S(ACRVM) S(ANCTVM) / VERA PIETATE ERGA DEVM, ANTIQVA NOBILITATE, CASTITATE, ANIMI CONSTANTIA, / ET MAGNANIMITATE, ILLVSTRI FOEMINAE DOMINAE CATHARINAE DE SELBACH, DOMINAE IN / WILLENBERCH ET CRVTTORFF, UXORI WILHELMI AB HATZFELDT, DOMINI IN WILLEN/BERG, GALLIARV(M) REGIS ALAE EQVITVM VNIVS PRAEFECTI &C, CVI FILIOS DVOS IOHANNE(S) / LVDOVICV(S), QVI VNDECI(M) HEBDOMADAS SALTEM SVPERVIXIT, ET SEBASTIANVM FOELICI/TER PEPERIT: POST CVIVS FATA AD SECVNDA VOTA TRANSIIT, FRIDERICOQ(VE) A REIFFEN/BERG, EIVSDEM REGIS PEDESTRIVM COPIARVM DVCI, VIRO CELEBERRIMO ET BELLICARV(M) / ARTIVM EXPERTISSIMO NVPSIT, QVO CVM POSTQVAM CONIVNCTISSIME ET HONESTISSIME, SINE / PROLE TAMEN, ANNOS DVODECIM VIXISSET, MVLTAQ(VE) PIETATIS OPERA IN PAVPERES / EDIDISSET, SVBDITISQ(VE) SVMMA CVM AEQVITATE, IVSTITIA, ET ANIMI MODERATIONE / PRAEFVISSET, MVLTAQ(VE) IN VTROSQ(VE) BENEFICIA CONTVLISSET, REMQ(VE) FAMILIAREM / OMNESQ(VE) ACTIONES SVAS SVMMA CVM LAVDE ET GRAVITATE ADMINISTRASSET, / AEDIFICIAQ(VE) SPLENDIDA ET MAGNIFICA EXSTRVXISSET, FILIVMQ(VE) SVPERSTI/TEM OPTIMIS ARTIBVS IMBVI CVRASSET, EIQ(VE) HAVD MODICAS OPES / EX BENEDICTIONE DIVINA ET SINGVLARI INDVSTRIA ACQVISIVISSET. / EHEV! IMMATVRA MORTE SVRREPTA ANNO M D LXXXII QVARTA / MENSIS IVLII DIE, HORA TERTIA POMERIDIANA IN ARCE SVA WIL/LENBERG PLACIDE IN VERA FIDE ET FIDVCIA ERGA DEVM PECCA/TIS PIE EXPIATIS, SANCTISSIMOQ(VE) CORPORIS ET SANGVINIS D(OMINI) NOSTRI / IESV CHRISTI VIATICO DEVOTISSIME ASSVMPTO, EXSPIRAVIT: POSTQVA(M) / ANNIS FERE TRIBVS GRAVISSIMIS MORBIS ET SVMMIS DOLORIBVS / MISERRIME CONFLICTATA FVISSET, EOS TAMEN SVMMA ET QVIDEM / ADMIRANDA CVM PATIENTIA, SPE MELIORIS ET SEMPITERNAE VITAE, / TOLERASSET, VIXISSET. A(B) ANNOS TRIGINTA SEX, MENSES QVINQ(VE) / MVLIER VIRTVTIS, HONESTATIS, PIETATIS, PVDICITIAE, ET PRVDEN/TIAE INCOMPARABILIS, NVLLAEQ(VE) MATRONARVM PRAECIPVARVM EIVS / SECVLI SECVNDA: IN CVIVS MEMORIAM, HONOREM, LVCTVS SVI / ACERBISSIMI TESTIMONIVM, AMORIS ET GRATITVDINIS ARGVMEN/TVM, FILIVS SEBASTIANVS AB HATZFELDT POSVIT, ANNO AB / INCARNATIONE DOMINI NOSTRI IESV CHRISTI 1602 / SIIMBOL:(VM) / Gott Mein Trost Vndt Hulff Alleinn".
In der obersten Zone halten zwei Löwen, der optisch linke geradeaus blickend, der optisch rechte den Betrachter anblickend, eine kreisrunde Kartusche mit je zwei Voluten in der beiderseitigen Schmuckeinfassung. In der Mitte gipfelt das Ganze in einem kleinen Obelisken auf einem Sockel, der über der den Rahmen überschreitenden Helmzier zu sehen ist.
Es handelt sich um das eigentliche Familienwappen der Katharina von Selbach, das hier noch einmal außerhalb der Ahnenprobe als ihr eigenes präsentiert wird. Das Wappen der von Selbach zu Crottorf ist geviert, Feld 1 und 4: in Gold drei schwarze, schrägrechts und schrägbalkenweise aneinandergelegte Rauten (Selbach), Feld 2 und 3: in Silber eine rote Rose mit goldenem Butzen (Herrschaft Crottorf), auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen oder rechts schwarz-goldenen, links rot-silbernen Decken ein insgesamt wie der Schild bezeichneter Flug.
Die zweitoberste Zone des Epitaphs zeigt außen zwei Alabaster-Reliefs mit biblischen Szenen, links die Verklärung Jesu, rechts die Auferstehung. Das optisch linke Relief ist beschriftet mit "LVC IX HIC EST FILIVS MEVS DILECTVS IPSVM AVDITE" - vollständig lautet Lukas 9, 35: "Et vox facta est de nube, dicens: Hic est filus meus dilectus, ipsum audite" - und eine Stimme erscholl aus der Wolke, die sprach: Dieser ist mein auserwählter Sohn, so höret ihn an! Das optisch rechte Relief ist beschriftet mit "PSAL LXVII ASCENDENS IN ALTVM CAPTIVAM DVXIT CAPTIVITATEM" - Psalm 68, Vers 19: auffahrend zur Höhe führte er die Gefangenschaft gefangen.
In der Mitte zwischen diesen beiden Szenen ist die Verstorbene als Brustbild dargestellt, ein Relief von außerordentlicher Plastizität. Vor einer Muschelnische legt Katharina von Selbach die Hände zum Gebet zusammen. Der Detailreichtum ist am Gewand, am Schmuck, am Kopfputz sehr groß. Rechts und links sind die oberen Zwickel mit Putten gefüllt, die jeweils einen Palmzweig halten. Im Vordergrund stehen seitlich zwei Allegorien von Tugenden, links mit Kreuz und Buch Fides (Glaube), rechts Spes (Hoffnung), deren Anker aber nur zum Teil erhalten ist.
Der gestalterische Schwerpunkt des Epitaphs ist die um die zentrale Inschrift herum angeordnete Wappenzone. Insgesamt sind 16 Ahnenwappen in Form eines Rahmens um die Mitte herum gruppiert, jeweils sechs in der oberen und in der unteren Reihe und je zwei dazwischen, wobei hier eine Streckung in der Länge durch geflügelte Engelsköpfe oben und Fruchtgebinde unten erfolgt. Die Lesung der Wappen beginnt oben in der Mitte und schreitet dann nach außen und unten fort. Die optisch linke, heraldisch rechte Hälfte der Wappen (ungerade Zahlen) ist für die väterlichen Ahnen reserviert, während in der optisch rechten, heraldisch linken Hälfte der Wappen (gerade Zahlen) für die mütterlichen Ahnen stehen. Je höher die Zahl des Wappens, desto später stößt die Familie in der Ahnentafel hinzu, wobei die Zahlen 1 und 2 die Eltern-Generation darstellen, die Zahlen 1-4 die Großeltern-Generation, die Zahlen 1-8 die Urgroßeltern-Generation und die Zahlen 1-16 die Ururgroßeltern-Generation. Unten läuft die Reihe wieder auf die Mitte zu, so daß die von der Probandin am weitesten entfernten und die meisten Namens-Wechsel aufweisenden Ururgroßmütter wieder nebeneinander stehen.
Für diese Graphik wurden die Wappen der Tafel als Ahnentafel arrangiert: Väter sind immer optisch links, Mütter immer optisch rechts. Je näher ein neu hinzukommender Name an einer väterlichen Stammlinie ist, desto niedriger ist seine Zahl. Je mehr Mütter und damit Namenswechsel zu einem neu hinzugekommenen Wappen führen, desto höher ist die vergebene Nummer. Deshalb kommt es zu einer saltatorischen Vergabe der Nummern in den drei oberen Reihen. Diese Numerierung wird für die im folgenden im Detail beschriebenen Wappen durchgehend beibehalten. Die nachfolgende Untersuchung wird zeigen, daß das Prinzip zwar prinzipiell zutrifft, es allerdings zu einigen Unregelmäßigkeiten kommt.
Abb. links: Wappen Nr. 1 ("Selbach"): Die Herren von Selbach zu Crottorf führten einen gevierten Schild, Feld 1 und 4: in Gold die drei schwarzen, schrägrechts und schrägbalkenweise aneinandergelegten Rauten, das gemeinsame Kennzeichen der Selbacher Familien, Feld 2 und 3: in Silber eine rote Rose mit goldenem Butzen (Herrschaft Crottorf), auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen oder rechts schwarz-goldenen, links rot-silbernen Decken ein insgesamt wie der Schild bezeichneter Flug. Das Wappen wird im Rietstap falsch beschrieben ("Écartelé, aux 1 et 4 d'or à une rose de gueules, aux 2 et 3 d'argent à trois losanges de sable", also mit vertauschten Feldfarben und Inhalten) und im Rolland falsch abgebildet (dort stehen die Rauten aufrecht und 2:1). Weitere Belege: Zobel Tafel 311, 184, Fahne 398, Westfälisches Wappenbuch, Siebmacher Band: NaA Seite: 38 Tafel: 63. Abb. rechts: Wappen Nr. 2 ("Schmülling"): Das Wappen der in Geldern beheimateten Familie Schmülling oder van Smullinck zeigt in Silber eine schräggestellte, rote, fünfsprossige Leiter, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender Mohrenrumpf mit roter Kopfbinde mit abflatternden Enden. Rietstap schreibt: "D'argent à une échelle de cinq échelons de gueules posée en bande. Casque couronné. Cimier un More issant colleté d'argent tortillé de gueules." Diese beiden Wappen treten in der Elterngeneration auf und sind daher oben in der Mitte zu finden. Die Eltern von Katharina von Selbach-Crottorf (-1582) waren Johann von Selbach (1483-11.1.1563), Herr von Crottorf und Zeppenfeld, und Anna von Schmülling (van Smullinck, Smullingh).
Abb. links: Wappen Nr. 3 ("Huen"): Die 1689 erloschenen von der Lipp (Lippe) gen. Huen (Hoen) führen in Gold drei (2:1) grüne Laubkronen mit je fünf (1:2:2) roten Rosen darauf (Rosen-Kränze), auf dem Helm mit rot-goldenen Decken aus einer grünen Laubkrone mit drei sichtbaren roten Rosen hervorkommend ein grüner oder naturfarbener Pfauenfederbusch. Im Rietstap liest sich der Blason wie folgt: "D'or à trois couronnes de feuillage de sinople ornées chacune de cinq roses de gueules 1 2 et 2. Cimier trois plumes d'autruche d'or ou une queue de paon d'or environnée sur la moitié de la hauteur d'une couronne de l'écu dont trois roses de gueules sont visibles." Hier liegt der Rosen-Kranz der Helmzier jedoch unmittelbar der Helmdecke auf. Die Familie hatte ihre Burgen in der Gegend von Windeck im Osten des Rhein-Sieg-Kreises, die Spitzenburg in Dattenfeld vorm Berg, die Wasserburg Broich in Talwindeck und die Burg Huen zu Stein (Margaretenburg) im Grängelsberg bei Dreisel. Weitere Belege: Zobel Tafel 205, Fahne 160-161, Siebmacher Band: NaA Seite: 30 Tafel: 47. Abb. rechts: Wappen Nr. 4 (Klöck"): Dahinter verbirgt sich die niederländische Patrizier-Familie Cloeck aus Amsterdam, Utrecht und Geldern. Ihr Wappen zeigt in Gold eine aufspringende schwarze Bracke mit einem silbernen Halsband, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken Kopf und Hals eines goldenen Hahnes zwischen einem schwarzen Flug. Es gibt auch noch andere Varianten, die bei Rietstap zu finden sidn: "D'or à un lévrier rampant de sable colleté et bouclé d'argent. Cimier une tête et col de coq d'or entre un vol à l'antique de sable. Ou: De sinople à un lévrier rampant d'argent colleté d'or. Cimier une aigle issante de sable becquée d'or tenant en son bec une rose de gueules feuillée et tigée de sinople ou une aigle issante de sable becquée d'or surmontée du lévrier de l'écu courant les pieds soutenus du sommet de l'aile senestre." Zwischen den Cloeck und den van Meeckeren gibt es belegte Heiratsverbindungen, z. B. zwischen dem ca. 1430 geborenen Cracht Cloeck und Belia van Meeckeren. Ob das die gesuchten Personen im Stammbaum sind, ist jedoch völlig offen. Diese beiden Wappen treten in der Großeltern-Generation hinzu. Die Großeltern von Katharina von Selbach-Crottorf (-1582) waren väterlicherseits Johann von Selbach und Margarethe von der Lipp gen. Hoen (Huen) zu Wilbrinkhoven sowie mütterlicherseits Johann von Schmülling (van Smullinck) und Maria van Cloeck (Klöck).
Abb. links: Wappen Nr. 5 ("Hatzfelt"): Das Wappen der von Hatzfeld-Wildenburg ist geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein schwarzer Maueranker (Stammwappen Hatzfeld), Feld 2 und 3: in Silber 3 (2:1) rote Mispelblüten mit goldenem Butzen und grünen Kelchblättern (Wildenberg/Wildenburg). Dazu gehört zu rechts schwarz-goldenen, links rot-silbernen Decken als kombinierte Helmzier zwischen einem goldenen und jeweils mit einem schwarzen Maueranker belegten Flug (Stammkleinod) ein wachsender, schwarz gewandeter und graubärtiger Männerrumpf ohne Arme, mit goldenem Kragen und mit einem schwarzen niederen Hut mit silbernem Aufschlag, darauf die drei roten Rosen. Eintrag im Rietstap: "Écartelé, aux 1 et 4: d'or à une anille de sable (Hatzfeldt), aux 2 et 3: d'argent à trois roses de gueules barbées de sinople (Wildenburg)." Weitere Belege: Zobel Tafel 132-133 kombiniert mit Tafel 370, Fahne S. 141, Westfälisches Wappenbuch, Siebmacher Band: Na Seite: 2 Tafel: 2. Abb. rechts: Wappen Nr. 6 ("Appeltern"): Dies ist das Wappen der van Appeltern, in Gold ein in zwei Reihen rot-silbern geschachter Schragen (Andreaskreuz). Es handelt sich um eine niederländische Familie, daher der niederländische Blason: Een schild van goud beladen met een Sint Andrieskruis, geschakeerd van keel en zilver. Das Wappen einer solchen Familie wird im Rietstap erwähnt: "Appeltern (van) P. d'Overyssel, P. d'Utrecht, Brabant - D'or au sautoir échiqueté d'argent et de gueules. Casque couronné. Cimier deux trompes d'or virolées de gueules posées en chevron renversé". Letzteres kann hier mangels Helmzier nicht überprüft werden, ebensowenig wie am Epitaph des Sohnes der Probandin nebenan. Im Loutsch wird die Familie "d'Appelter" mit ähnlichem Blason ebenfalls erwähnt (S. 190), allerdings als Helmzier "deux trompes d'argent, les pavillons en haut". Die in der Provinz Gelderland gelegene Gemeinde Appeltern führt diesen Schild mit einer Laubkrone gekrönt als Kommunalwappen, willkürlich angenommen, als der Bürgermeister in einem Kirchenfenster in Gouda 1864/66 ein Wappen "van Appeltern" entdeckte. Ein Zusammenhang mit der Gemeinde ist nirgends belegt. Diese beiden Wappen kommen in der Urgroßeltern-Generation neu hinzu. Die namentlich bekannten Urgroßeltern von Katharina von Selbach-Crottorf (-1582) sind väterlicherseits Christian von Selbach (-1467) zu Crottorf und Zeppenfeld und Katharina von Hatzfeld zu Wildenburg. Diese vor 1422 geschlossene Ehe markiert den Aufstieg der Hatzfelder der Wildenburger Linie, denen es bereits in der zweiten Generation gelang, Heiratsverbindungen zu bedeutenden rheinischen und westfälischen Adelsfamilien zu schaffen und daneben ihre Einnahmen durch Übernahme verschiedener kurkölnischer Ämter in Südwestfalen zu vermehren. Das Auftauchen des Wappens der van Appeltern ist vermutlich nicht richtig, weil hier eigentlich Maria von Cleve gen. Blankenstein stehen müßte, die Dietrich Schmülling geheiratet hatte. Marias Mutter hingegen war Margarete von Appeltern.
Abb. links: Wappen Nr. 7 ("Gerdendorf"): Das hier als Gerdendorf bezeichnete Wappen hat neun (1:1:5:1:1) kreuzweise gelegte Kugeln, auf dem gekrönten Helm ein wachsender Löwe. Es handelt sich um das Wappen einer Frau von Dietzenkausen, Tochter eines Herrn von Dietzenkausen und einer Frau von Leyen. Die Identifizierung ergibt sich aus dem Vergleich mit einer anderen Grabplatte, nämlich der gußeisernen Platte für Johann von Selbach zu Crottorf im Kloster Marienstatt im Westerwald. Abb. rechts: Wappen Nr. 8 ("Mekeren"): Die in Geldern und in Cleve vorkommenden van Meeckeren (Meckeren von Sevenar) führen in Silber einen schwarzen Schragen, der von vier ebensolchen mit den Spitzen nach unten gerichteten Tuchscheren oder Schafschurscheren bewinkelt ist, auf dem mit einer roten Mauerkrone gekrönten Helm ein wachsender schwarzer Mannesrumpf, das Gewand wie der Schild bezeichnet, um den Kopf eine Krone oder Binde (hier beschädigt). Rietstap gibt andere Details und Varianten der Helmzier an: "D'argent au sautoir de sable cantonné de quatre forces du même les bouts en bas. Casque timbré d'une couronne murale de gueules. Cimier un buste de More de sable tortillé d'argent et de gueules et sommé de deux cornes d'or ou un lévrier arrêté de sable colleté et bouclé d'or. Das Wappen ist ähnlich dem der Geneppe, evtl. sind die beiden Familien eines Stammes. Weitere Belege: Fahne 271 mit anders gestalteter Helmzier. Diese beiden Wappen kommen in der Urgroßeltern-Generation neu hinzu. Belia von Meeckeren, Tochter von Gijsbrecht van Meeckeren und Margriet von der Hell, hatte Cracht Cloeck zu Spaensweerd geheiratet, den Sohn von Rijckwijn Cloeck zu Spaensweerd und Berenclau und Menta Wees.
Abb. links: Wappen Nr. 9 ("selbach zeppenfelt"): Die Familie von Selbach-Zeppenfeld, eine der vielen durch Beizeichen differenzierten Selbacher Familien, führt in Gold die drei schwarzen, schrägrechts und schrägbalkenweise aneinandergelegten Rauten, das gemeinsame Kennzeichen der Selbacher Familien, begleitet oben von vier und unten von drei schwarzen Hermelinschwänzchen als Differenzierungsmerkmal, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein goldener Adlerflug, beiderseits mit drei schwarzen, schrägrechts und schrägbalkenweise aneinandergelegten Rauten. Weitere Belege: Zobel Tafel 310, Siebmacher Band: NaA Seite: 38 Tafel: 63. Abb. rechts: Wappen Nr. 10 "Mum von Schuartzenstein"): Die Mumm von Schwarzenstein (auch: Momm, Moum), ein ursprünglich holländisches Geschlecht, das später in der Grafschaft Mark begütert war und am 31.3.1873 die preußische Anerkennung des alten Adels bekam, führen in Rot einen in drei Reihen blau-silbern geschachten Balken, auf dem gekrönten Helm mit rechts rot-silbernen und links blau-silbernen Decken ein wachsender, silbern gewandeter Mohrenrumpf mit rot-silberner Kopfbinde, früher noch mit Eselsohren. Eintrag im Rietstap: "De gueules à la fasce échiquetée d'azur et d'argent de trois tires Cimier un buste de More aux bras tronqués tortillé de gueules et d'argent Lambrequin à dextre d'argent et de gueules à senestre d'argent et d'azur." Weitere Belege: Westfälisches Wappenbuch, Siebmacher Band OstN, S. 129, T. 87, Band Pr, S. 274, T. 325. Diese beiden Wappen kommen in der Ururgroßeltern-Generation neu hinzu. Die namentlich bekannten Ururgroßeltern von Katharina von Selbach-Crottorf (-1582) sind Dietrich von Selbach zu Crottorf und Zeppenfeld und seine Frau Else von Selbach zu Zeppenfeld. Bei den Mumm von Schwarzenstein fehlt die Logik, denn die Ehefrau von Gosse Smullingh war Henrica von Werthausen.
Abb. links: Wappen Nr. 11 ("MILEN"): Die 1490 erloschene Familie Miehlen (Mielen) führt in Silber ein rotes Fünfblatt, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender silberner Mannesrumpf mit Kapuze, auf der Brust belegt mit dem roten Fünfblatt. Das Wappen wird im Siebmacher Band: NaA Seite: 31 Tafel: 51 beschrieben. Weitere Belege und andere Helmzier-Varianten: Zobel Tafel 226-227. Die Familie hatte die Burg Miehlen bei Nastätten als nassauisches Lehen inne. Weitere Besitzungen waren Holzhausen auf der Heide, Rettert, Hunzel, Ehr, die Vogtei zu Welterod und Schönau. Weitere Lehen hatte die Familie in Laurenburg, Dörnberg, Kalkhofen etc., Mitglieder der Familie tauchen als Burgmänner zu Balduinstein, Montabaur, Sternberg, Hartenfels und Idstein auf. Ein Dieblicher Zweig erlosch erst 1535. Im Siebmacher ist eine Variante mit einem Kopf in einer roten Gugel abgebildet; weitere Varianten werden erwähnt. Abb. rechts: Wappen Nr. 12 ("WEES"): Die Familie Wees führt einen mit drei Hermelinschwänzen belegten Balken, auf dem Helm ein Adlerflug, beiderseits mit einem Balken mit drei Hermelinschwänzen belegt. Bisher ohne Literaturbeleg (es handelt sich nicht um die im Rietstap angegebene Familie van Wees oder Wese aus Geldern, die hat einen grünen Balken in Silber und auf einem Hut eine Bracke als Helmzier), Hinweise willkommen. Diese beiden Wappen kommen in der Ururgroßeltern-Generation neu hinzu. Eine Frau Miehlen gen. von Dieblich hat einen Herrn Lipp gen. Hoen geheiratet, und Menta Wees hat Rijckwijn Cloeck zu Spaensweerd und Berenclau geheiratet.
Abb. links: Wappen Nr. 13 ("AFERTZHAVSEN"): Die von Erfurtshausen haben in Gold drei rote Rosen schrägrechtsbalkenweise, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein goldener Hut mit Feder, unten mit drei roten Rosen belegt. Abb. rechts: Wappen Nr. 14 ("ARNHEIMB"): Die van Arnhem sind eine am 12.12.1716 erlosche Familie in Geldern. Sie führt in Silber einen roten Adler mit goldener Bewehrung, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein roter Adler im Halbprofil mit erhobenen Schwingen. Eintrag im Rietstap: "D'argent à l'aigle de gueules membrée d'or. Casque couronné. Cimier l'aigle ou l'aigle issante ou une aigle de profil de gueules essorante. Devise UT AQUILA SIC ALTA PETAS." Diese beiden Wappen kommen in der Ururgroßeltern-Generation neu hinzu. Die namentlich bekannten Ururgroßeltern von Katharina von Selbach-Crottorf (-1582) sind Gottfried von Hatzfeld (-1420) gen. der Rauhe, hessischer Amtmann in Frankenberg, Sohn von Johann von Hatzfeld (-1407) und Jutta von Wildenburg, und seine Frau, Luckel (Lucardis) von Erfurtshausen, die Tochter von Wigand von Erfurtshausen (erw. 1354-1384, tot 1400) und Lise von Fronhausen (Vögte von Fronhausen, 1371-1423). Als ihre Tochter Katharina von Hatzfeld vor 1422 Christian von Selbach-Crottorf heiratete, erlaubte die verwitwete Lucardis von Erfurtshausen ihrem Schwiegersohn die Nutzung von einem Viertel ihres Anteils an der Herrschaft Wildenburg, ausgenommen Burg und Tal. Ihr Schwiegersohn erklärte im Gegenzug für den Erhalt dieser Nutzungsrechte, seiner Ehefrau seinen Anteil an Schloß Zeppenfeld und seine Besitzungen im Kirchspiel Gebhardshain und 350 fl. als Wittum zu überlassen. Das Auftreten des Wappens der van Arnhem ist nicht logisch, weil hier eigentlich Margarete von Appeltern auftauchen müßte, die Johann Bastard von Cleve gen. Blankenstein geheiratet hatte.
Abb. links: Wappen Nr. 15 ("....."): Hier wird uns die Familie mangels Inschrift nicht kundgetan. Der Schild trägt einen Sparren; die beschädigte und flächig reparierte Helmzier könnte einmal ein Pfauenstoß, ein Straußenfederbusch oder ein Schirmbrett o. ä. gewesen sein. Bei der Familie handelt es sich aufgrund genealogischer Daten um die rheinischen von Leyen, die in Schwarz einen silbernen Sparren führten, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein Federbusch auf einer Kugel. Abb. rechts: Wappen Nr. 16 ("BAERL"): Das Wappen der Familie Baerl oder van Barel wird wie folgt beschrieben: In Rot ein wachsender silberner und golden gehörnter Bock (hier ein Bocksrumpf, also ohne Vorderbeine), auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken der Bocksrumpf wachsend (hier ohne Hörner dargestellt). Originaleintrag im Rietstap: "De gueules au bouc naissant d'argent accorné d'or. Cimier le bouc issant." Diese beiden Wappen kommen in der Ururgroßeltern-Generation neu hinzu. Die Richtigkeit des Wappens Baerl ist in Frage gestellt, weil Belia von Meeckeren die Tochter von Gijsbrecht van Meeckeren und Margriet von der Hell war.
Zur Übersicht noch einmal die Zuordnung der Wappen zu den einzelnen Generationen und Ahnen, soweit bekannt:
Eltern
von Katharina von Selbach-Crottorf (-1582):
Großeltern von Katharina von Selbach-Crottorf (-1582):
Urgroßeltern von Katharina von Selbach-Crottorf (-1582):
|
Ururgroßeltern
von Katharina von Selbach-Crottorf (-1582):
Ergänzungen immer willkommen. |
Literatur,
Links und Quellen:
Veröffentlichung
der Photos
aus dem Innenraum der Pfarrkirche mit freundlicher Genehmigung
von Frau Gertrud Bender vom 7.2.2018, wofür ihr an dieser
Stelle
herzlich gedankt sei
Lokalisierung in google maps: https://www.google.de/maps/@50.9036498,7.8099195,17.94z - https://www.google.de/maps/@50.9034466,7.8101183,155m/data=!3m1!1e3
Sehenswürdigkeiten in Friesenhagen: http://www.friesenhagen.eu/tourismus-kultur-vereine/sehensw%C3%BCrdigkeiten/
Jens Friedhoff: Die Familie von Hatzfeld - adelige Wohnkultur und
Lebensführung zwischen Renaissance und Barock, Grupello Verlag
2004, ISBN 3-89978-025-6, erster Teil hier: www.grupello.de/dateien/C025.pdf
Hatzfeld: https://de.wikipedia.org/wiki/Hatzfeld_(Adelsgeschlecht)
St. Sebastianus: http://begegnung-im-netz.de/pages/st.-sebastianus-friesenhagen.php
St. Sebastianus: http://www.kirchen-sieg.de/show.php?page=BarockkircheFriesenhagen
Gemeinde Appeltern: http://www.ngw.nl/heraldrywiki/index.php?title=Appeltern
Gemeinde Appeltern: https://nl.wikipedia.org/wiki/Appeltern
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du pays de Luxembourg, 1974
Rietstap und Rolland
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands
GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Anton Fahne: Geschichte der kölnischen, jülichschen
und
bergischen Geschlechter in Stammtafeln, Wappen, Siegeln und
Urkunden. Heberle, Köln 1848
Cloeck: http://www.kloek-genealogie.nl/AmsterdamII.htm
Max von Spießen (Hrsg.): Wappenbuch des
Westfälischen Adels,
mit Zeichnungen von Professor Ad. M. Hildebrandt, 1. Band,
Görlitz 1901 - 1903. Online: http://wiki-commons.genealogy.net/images/0/0e/WappenWestfAdel.djvu?djvuopts&page=1 und http://wiki-commons.genealogy.net/images/e/e3/Wappen_Westf_Adel2.djvu?djvuopts&page=1
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Wilhelm A. Eckhardt: Die Familie von Erfurtshausen, in:
Zeitschrift für hessische Geschichte und Landeskunde, ZHG 116
(2011), online: http://www.vhghessen.de/inhalt/zhg/ZHG_116/Eckhardt_Erfurtshausen.pdf
Hatzfeld: https://www.regionalgeschichte.net/fileadmin/Superportal/Bibliothek/Regententabellen/Hatzfeld.pdf
ein herzliches Dankeschön an Herrn Klaas Padberg Evenboer
für
wertvolle Hinweise zu den niederländischen Ahnen und die
Identifizierung einiger Wappen und Vorfahren
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