Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2436
Friedewald (Landkreis Altenkirchen)

Schloß Friedewald im Hohen Westerwald

Schloß Friedewald (57520 Friedewald, Schloßstraße 2) im Landkreis Altenkirchen hat seine Wurzeln im Jahr 1324. Ludwig der Bayer erlaubte zu Hachenburg anläßlich seines Besuches dort dem Besitzer, Graf Gottfried II. von Sayn, Sohn des Grafen Johann zu Sayn, den bislang ungeschützten nordöstlichen Teil seiner Grafschaft mit einer weiteren Burg abzusichern. Dabei spielte auch eine Rolle, daß Albert von Seelbach in der Nähe seinen Sitz hatte und von da aus als Raubritter die Straßen unsicher machte. Der Graf von Sayn zerstörte zusammen mit den Truppen des Erzbischofs von Trier im Jahre 1350 das Raubnest. In den nächsten Jahrhunderten geriet die abgelegene Burg in Vergessenheit und verfiel. Erst um 1580 kümmerte sich Graf Heinrich IV. von Sayn-Sayn (1539-17.1.1606), Sohn von Graf Johann Graf von Sayn (1518-30.3.1560) und Elisabeth von Holstein-Schauenburg (-15.1.1545), wieder um die Burg im Westerwald. Er war Kleriker, Domdechant in Köln und stand dem Domkapitel vor. 1573 erbte er das nördliche Sieggebiet, das seit 1561 protestantisch war. Heinrich beendete seine Kleriker-Laufbahn durch Resignation und wurde auch protestantisch. Er heiratete 1574 die ehemalige Neusser Nonne Jutta von Mallingkrodt (-28.2.1608); die Ehe blieb aber kinderlos. Heinrich baute sich Burg Friedewald zum Schloß aus.

Schloß Friedewald besteht im wesentlichen aus zwei großen Trakten: Im Westen befindet sich das Hohe Haus (Herrenhaus), ein Renaissance-Gebäude mit zwei Zwerchgiebeln auf jeder Längsseite und reich strukturierter Fassade zum Schloßhof hin und zwei runden Wehrtürmen an der Rückseite, die noch von der mittelalterlichen Burganlage stammen, der nordwestliche zweigeschossig, der südwestliche dreigeschossig und etwas abgesetzt. Sie haben einen Durchmesser von 5,40 m und tragen jeweils ein Kegeldach. Das 1580-1582 von Graf Heinrich IV. zu Sayn erbaute Herrenhaus ist mit seiner architektonisch streng und klar gegliederten Fassade und seinem Reichtum an Zierformen ein schönes Beispiel für die Architektur des Manierismus. Die 1601-1607 errichtete Fassade des Friedrich-Baus des Heidelberger Schlosses wird in der Literatur als Vergleich bemüht, sicherlich stilistisch richtig, doch liegen in der tatsächlichen Ausführung Klassen zwischen beiden, zumal die Heidelberger Fassade aus leuchtend rotem und warmtonigen Sandstein besteht, die Friedewalder Fassade jedoch aus schwarzgrauer Basaltlava aus der Eifel. Wenn man die Eigenschaften der unterschiedlichen Baumaterialien vergleicht, ist es ein Wunder, was in Friedewald an feinen Dekordetails geschaffen wurde. Dennoch war Graf Heinrich IV. zu Sayn mit Kurfürst Friedrich von der Pfalz befreundet, was eine mögliche Verbindung untermauert. Ursprünglich gab es einen Wassergraben, der an drei Seiten das Herrenhaus schützte (Rückseite am Steilhang ausgenommen). Dieser Graben wurde von einer Quelle auf dem Roten Berg gespeist; sie entsprang etwa an der Stelle des heutigen Friedhofes. Bis ins 19. Jh. war noch die Zugbrücke erhalten. Auch heute kann man noch Teile des jetzt trockenen Grabens nachvollziehen.

Im Osten bildet eine Gebäudegruppe mit einem viergeschossigen Rundturm von 6,60 m Durchmesser an der Südostecke, mit einer 1682 aufgesetzten Zwiebelhaube, und einem Viereckturm im nordwestlichen Binnenwinkel einen Abschluß zur Straße hin (Abb. oben). Auch diese beiden Türme stammen noch von der mittelalterlichen Burg, ebenso wie die annähernd rechteckige Ringmauer. In diesem Trakt sind Verwaltung und Hotel untergebracht. Im Nordosten schließt sich daran noch ein trapezförmiger Vorhof an mit Wirtschaftsgebäuden. Es gibt zwei Zugänge zum Schloßhof, den Hauptzugang durch das Torgebäude in östlichen Baugruppe und den Nebenzugang über eine Brücke, die von Süden auf die den Schloßhof begrenzende Mauer mit schlichtem Torbogen zuführt und dabei einen Graben überquert, in dem heute der Weg zum Park verläuft.

Graf Heinrich IV., der Erbauer des Renaissance-Schlosses, hinterließ den Besitz Sayn und Freusburg seiner Nichte, Anna-Elisabeth Gräfin von Sayn (1.2.1572-11.3.1608), Tochter seines Bruders Hermann, vermählt mit Graf Wilhelm von Sayn und Wittgenstein-Hachenburg (14.3.1569-1623), dem er die Grafschaft am 12.9.1605 übergab. Danach kam Schloß Friedewald an Louise Juliane geb. von Erbach (18.6.1603-28.9.1670), Witwe des Grafen Ernst von Sayn-Wittgenstein, Wilhelms Sohn und Erbe. Bereits 1629 befand sich das Schloß in desolatem Zustand. Als Louise Juliane hier 1637 einzog, mußte das Schloß erst einmal repariert werden. Seit 1671 gehörte Friedewald zur Reichsgrafschaft Sayn-Altenkirchen; die Herzöge von Sachsen-Eisenach hingegen bevorzugten 1661 bis 1741 Schloß Altenkirchen, und 1741 wird Schloß Friedewald als unbewohnt und unvollkommen bezeichnet; die Beamten nutzten nur die Nebengebäude.

Ab ca. 1750 verfiel das Schloß immer mehr. Mehrere Besitzer kamen und gingen in schneller Folge. Friedewald kam 1803 an das Fürstentum Nassau-Usingen, 1806 an das Herzogtum Nassau und 1815 an das Königreich Preußen. Das Schloß wurde als Königliches Kreisgericht, Archiv und Gefängnis genutzt. Mit dem Auszug der Behörden holten sich die Bewohner von Friedewald, was sie an Baumaterial gebrauchen konnten. Im 19. Jh. war die Anlage ohne Dach (seit 1876), mittlerweile stark verfallen und als Steinbruch geplündert. 1886 kaufte Fürst Alexander zu Sayn-Wittgenstein-Sayn (14.7.1847-12.8.1940) zu Hachenburg das Schloß vom preußischen Staat für symbolische 5 Taler und restaurierte es bis 1895. Er legte auch den Schloßpark im englischen Stil an und pflanzte die heute über 120 Jahre alten Mammutbäume. Die beiden Zwerchgiebel im Stil der Neorenaissance wurden erst 1903 aufgesetzt. Der Wiedererbauer hatte sich jedoch finanziell mit diesem Projekt verhoben und mußte Friedewald verkaufen. 1912 erwarb Prinz Otto von Sayn-Wittgenstein-Berleburg das Anwesen für 450000 Mark und ließ das Oberförster-Haus und die Gebäude um den äußeren Schloßhof errichten.

Dieser Wappenstein befindet sich an der östlichen Baugruppe über dem Haupt-Eingangstor. Die gegen Ende des 19. Jh. erneuerte Tafel erinnert an den Bau des Schlosses unter Graf Heinrich IV. von Sayn-Sayn im Jahre 1580 und zeigt das Stammwappen der Familie, in Rot ein goldener, hersehender Löwe, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein nach hinten gebogenes goldenes Steinbockshorn (Ammonshorn), wobei hier Silber anstelle von Gold im Oberwappen verwendet wird. Es gibt zwar auch Darstellungen mit nichtgoldenem Steinbockshorn, wie z. B. im Berliner Wappenbuch, was aber vermutlich lediglich eine Nichtkolorierung darstellt.

Das gleiche Wappen befindet sich oberhalb des südlichen Tores. Das Stammwappen der Grafen von Sayn wird beschrieben im Gruber, im Aschaffenburger Wappenbuch auf Tafel 41 und Seite 227, im Münchener Kalender 1897 und im Siebmacher Band: NaA Seite: 10 Tafel: 12 und Band: FstM Seite: 73 Tafel: 165.

 

Am Tor zum Park sieht man als schmiedeeiserne Arbeit sowohl das Monogramm des Fürsten Alexander zu Sayn-Wittgenstein-Sayn (14.7.1847-12.8.1940) zu Hachenburg (Abb. rechts) als auch sein Wappen, geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Silber zwei schwarze Pfähle (Wittgenstein), Feld 2: in Rot eine zweitürmige silberne, schwarzgefugte Burg (Homburg), Feld 3: in Schwarz ein mit drei schwarzen, rechtsgewandten Eberköpfen belegter silberner Schräglinksbalken (Freusburg), Herzschild: in Rot ein goldener hersehender Löwe (Grafschaft Sayn). Auf ein Oberwappen wird verzichtet; sowohl der Wappenschild als auch das Monogramm werden von einer Rangkrone überhöht.

1954 wurde das Schloß von der Evangelischen Kirche angekauft. Das 72449 m2 große Anwesen wird von der 1949 gegründeten Evangelischen Sozialakademie genutzt. Im Süden der Brücke zum Südportal liegen moderne Einrichtungen der Sozialakademie, Hörsäle (1967 und 1972 erbaut), Schwimmbad und Speisesäle mit Küchentrakt (1982) sowie der Schloßpark. Eigentümer ist seit 2015 die Stiftung Sozialer Protestantismus. In dem gesamten Anwesen gibt es 72 Zimmer für Übernachtungen der Teilnehmer, 5 Hörsäle, 8 Gruppenräume und 2 Speisesäle, eine Bibliothek und mehrere Freizeiträume. Seit mehreren Jahren steht das Anwesen zum Verkauf.

Literatur, Links und Quellen:
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Lokalisierung auf google-maps:
https://www.google.de/maps/@50.7122008,7.9608979,156m/data=!3m1!1e3
Makler-Exposé Nr. 2312 der Vermittlung Historischer Immobilien OHG in 83052 Bruckmühl
Arikel "Schicksalstage für Schloß Friedewald" in der Rheinzeitung vom 4.11.2015:
https://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/altenkirchen-betzdorf_artikel,-schicksalstage-fuer-schloss-friedewald-_arid,1392732.html
Geschichte von Schloß Friedewald:
http://stiftung-sozialer-protestantismus.de/schloss-friedewald/geschichte
Artikel in der Siegener Zeitung:
http://www.siegener-zeitung.de/siegener-zeitung/Ausverkauf-im-Schlosshotel-1dbeab1b-79f5-4552-87aa-6239058f3c78-ds
Schloß Friedewald:
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedewald_(Westerwald)#Schloss_Friedewald
Heinrich IV. von Sayn:
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_IV._(Sayn)
Jens Friedhoff: Sauerland und Siegerland, Theiss-Burgenführer, 70 Burgen und Schlösser, Konrad Theiss-Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-8062-1706-8, S. 66-67

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