Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2429
Ahrweiler (zu Bad Neuenahr-Ahrweiler, Landkreis Ahrweiler)

Der Wappenbrunnen in Ahrweiler

Vor dem Blankartshof steht der Wappenbrunnen von Ahrweiler in der Ahrhutstraße. Der 2007 erbaute Brunnen mit zentraler Säule, vier Röhren und achteckigem Becken wurde erst 2016 zum Wappenbrunnen umgestaltet. Weil der bisherige Brunnen zu nüchtern und schmucklos erschien, ließ der sozial und kulturell engagierte Heimatverein "Alt-Ahrweiler" e.V. das Becken für 27000 € als Ostergeschenk an die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler verschönern. Ausgeführt wurden die Arbeiten von Steinmetzen der Netzer Mühle in Brohl-Lützing unter der Leitung von Meister Ralf Bell-Schäfgen. Die insgesamt acht Darstellungen aus farbig gefaßtem Naturstein sind eine Mischung aus kommunalen und geistlichen Wappen und Familienwappen. Daß dabei die Vollwappen noch einmal in einen Wappenschild gesetzt wurden, ist natürlich heraldisch völliger Unfug, andererseits ist der Wunsch nach einheitlichem Layout jeder Seitenfläche nachzuvollziehen, und das ging eben nur mit irgendeiner Form von Rahmen, wobei ein einfaches Rechteck oder ein Vierpaß ohne heraldische Bedeutung besser gewesen wäre als dieser sinnlose und mißverständliche "Außenschild". Die Auswahl der Familien wurde nach ihrer Bedeutung für Ahrweilers Geschichte getroffen, die betreffenden Familien waren bedeutsam und für die Geschichte der Stadt prägend, auch wenn das Leben mit ihnen bisweilen nicht einfach war - die Blankart (Blanckart) z. B. lebten im ständigen Streit mit der Stadt und weigerten sich, Steuern zu entrichten. Einmal war der Streit so angefacht, daß ein Blankart den Bürgermeister der Stadt kurzerhand erstach.

Abb. unten links: Das Wappen der (von) Herrestorff (Herresdorf) ist zweimal in den Farben Gold, Silber und Rot geteilt, im obersten Platz drei rote Beeren balkenweise, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken eine rote Beere zwischen einem goldenen Flug. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Pr Seite: 166 Tafel: 215. Die Familie stammte ursprünglich aus Unkel. Dort stellte sie schon kurkölnische Räte und Schultheißen. Adam Herrestorff wurde 1568 in den Adelsstand erhoben. Im 17. und 18. Jh. stellte die Familie mehrere Schöffen, Bürgermeister und Stadtschreiber in Ahrweiler.

Abb. unten rechts: Das Wappen der von Gruben ist geviert, Feld 1: in Blau ein schräglinker goldener Wellenbalken, oben von einem goldenen Stern begleitet, Feld 2 und 3: in Silber ein schwarzer Löwe, der in der rechten Pranke eine rote, eigentlich grüngestielte Rose hält, Feld 4: in Blau ein goldener Dreifelsen, schräglinks ansteigend, oben rechts von einem goldenen Stern begleitet. Auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken ein goldener, sechszackiger Stern zwischen zwei blauen Büffelhörnern. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Pr Seite: 45 Tafel: 55.

 

Von diesem Wappen gibt es eine noch weiter vermehrte Variante, die im Aschaffenburger Wappenbuch beschrieben wird: Hauptschild geteilt und zweimal gespalten, Feld 1: in Gold ein blauer Handspiegel, Feld 2: in Blau ein goldener schräglinker Wellenbalken, oben rechts ein goldener, achtzackiger Stern, Feld 3 und 5: in Gold eine rote, golden bebutzte Rose, Feld 4: in Blau drei (2:1) goldene Rosen, Feld 6: in Blau über einem schräglinks ansteigendem goldenen Gebirge aus drei Felsen oben rechts ein goldener, achtstrahliger Stern, Herzschild: innerhalb eines schwarzen Bordes in Silber ein schwarzer Löwe, der eine rote Rose hält. Drei gekrönte Helme: Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender schwarzer Löwe, der eine rote, golden bebutzte Rose hält, Helm 2 (rechts): auf dem Helm mit rot-goldenen Decken eine rote, golden bebutzte vierblättrige Rose zwischen einem goldenen Paar Büffelhörner, Helm 3 (links): auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein blauer, beiderseits mit einem goldenen, achtzackigen Stern belegter Flug.

In Ahrweiler war Johann Philipp Gruben Schöffe und einige Male Bürgermeister. Konstantin von Gruben, sein Sohn, wurde kurkölnischer Hof- und Geheimrat, Syndikus der Ritterschaft Kurkölns, Amtmann von Brauweiler und Staatssekretär. Ahrweiler hatte durch ihn eine starke Lobby in Kurköln, weil er die Interessen der Stadt schützte. Ihm gehörte Schloß Gelsdorf, das er 1762 erwarb (siehe dort). 1785 wurde er in den Reichsadelsstand erhoben. In Ahrweiler besaß er den Altenwegshof. Einer seiner Söhne, Franz Heinrich von Gruben, war erst Kreiskommissar des Kreises Adenau und dann 1816-1820 erster preußischer Landrat des Kreises Ahrweiler mit Dienstsitz im Blankartshof. Ein anderer Sohn war Peter Joseph von Gruben.

 

Abb. oben links: Das Wappen der Roesgen zeigt in Silber einen roten Schrägbalken, begleitet von zwei grün beblätterten roten Rosen, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken eine grün gestielte und beblätterte rote Rose. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bg4 Seite: 89 Tafel: 98. Es handelt sich um eine katholische Schöffenfamilie, die aus dem Hessischen kam und in der Mitte des 16. Jh. aus Glaubensgründen nach Ahrweiler zog. Aus der Familie gingen hier mehrere Bürgermeister und Stadtschreiber hervor. Die Familie beginnt mit Johann Theodor Roesgen. Albert Roesgen wurde Oberst eines spanischen Regimentes und Gouverneur von Geldern. Johann Apollinaris Roesgen wurde Amtmann zu Saffenburg und Oberschultheiß der Stadt und Vogtei Ahrweiler; er wird ferner als Gerichtsschöffe und Ratsverwandter genannt. Johann Nikolaus Roesgen wurde Amtmann zu Kerpen und Landrentmeister der Herrschaften Kerpen und Kasselburg. Johann Hermann von Roesgen wird als Amtmann und Landrentmeister der Herrschaften Dollendorf und Gerolstein genannt. Mit Johann Heinrich von Roesgen erlosch dieser Familienzweig 1762 im Mannesstamm; die wappengeschmückten Grabsteine von ihm und von seinem Vater Johann-Apollinaris von Roesgen befinden sich im Chor der Kirche von Wetteldorf bei Schönecken in der Eifel. In anderen Linien blüht die Familie fort.

Abb. oben rechts: Das Wappen der Kolb (Kolbe, Colfe, Colve, Colvo) von Ahrweiler zeigt in Silber drei (2:1) schrägrechts gelegte rote Hämmer, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender silberner Schwan mit ausgebreiteten Flügeln (Gruber, Zobel). Die Brüder Gottfried und Dietrich Kolvo erscheinen um 1240 als Ritter. Die alteingesessene Familie, die mit den Blankart verwandt ist, besaß in Ahrweiler den Kolventurm am Adenbachtor. Ferner gehörte ihr seit spätestens ca. 1500 die Herrschaft Vettelhoven. Im Bereich des heutigen Grafschaft im Landkreis Ahrweiler hatte die Familie großen Einfluß. Der städtische Besitz kam an die von Weiß. Vettelhofen ging später an die Krewel und die Werth von Vettelhoven.

 

Abb. oben links: Das Wappen der Gurtzgin oder Gürtzgen von Ahrweiler zeigt in Silber einen aufspringenden Hirschen, auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein blauer Flug (nach Gruber das Schildbild innerhalb eines gedornten blauen Bordes, Fahne S. 51 erwähnt einen gewellten Bord). Es handelt sich um eine im 14.-16. Jh. bedeutende Schöffenfamilie der Stadt Ahrweiler, die mehrere Bürgermeister stellte. Die Devise war "Sola Miseri Caret Invidia" = nur das Unglück kennt keine Neider.

Abb. oben rechts: Das Wappen der Blankart (Blanckart) von Ahrweiler zeigt in Blau einen schrägrechts gelegten silbernen Hammer, auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein wachsender blauer, je nach Quelle, Bracken- oder Eselsrumpf, belegt mit einem schrägrechts gelegten silbernen Hammer (Gruber, Zobel). Die alteingesessene Familie, die von allen adeligen Geschlechtern in Ahrweiler die größte Bedeutung hatte, besaß erst den Gymnicher Hof, dann den Weißen Turm, bis sie durch Heirat das danach Blankartshof genannte Anwesen der von Fischenich bekam, den sie 1680 als zweigeschossigen Barockbau mit Walmdach neu errichten ließ. Mitglieder der Familie saßen im Ahrweiler Ritterrat, waren Schöffen, Bürgermeister und Vögte. Nach Erlangung der Burg und des Ortes Lantershofen (siehe dort) hatten sie auch außerhalb Ahrweilers herrschaftlichen Besitz. Eine dritte Linie saß zu Odenhausen auf der dortigen Wasserburg (siehe entsprechendes Kapitel). Eng versippt mit dem rheinischen Adel, baute die Familie ihren Machtbereich im Umland aus, so daß die von Blankart zeitweise auch Burgherren der Wensburg im Liersbachtal und der Burg Vischel im Vischelbachtal waren. Weiterhin sehen wir ihre Mitglieder als kurkölnische Amtsleute auf der Burg Are, auf der Nürburg und in Andernach sowie als kurtrierische Amtsleute in Daun und in Mayen. In Düsseldorf sehen wir Mitglieder als pfälzische Hofherren und in Kleve als preußische Kammerherren.

 

Abb. oben links: Die ehemalige Stadt Ahrweiler führte einen geteilten Schild, oben in Silber ein schwarzes Kreuz (Erzstift Köln), unten in Rot ein silberner Adler (Grafschaft Are). Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: St Seite: 183 Tafel: 210. Ahrweiler, ein Besitz der Grafen von Are, ging 1246 quasi geschenkt an Kurköln über, als Konrad von Arte-Hochstaden Erzbischof wurde. Er war es auch, der der Stadt Ahrweiler am 2.8.1248 Stadtrechte verlieh. Bis 1794 verblieb die Stadt im Besitz Kurkölns. Bereits 1365 ist das Wappenbild als Siegel belegt.

Abb. oben rechts: Die ehemalige Reichsabtei Prüm war prägend für die Geschichte von Ahrweiler und hatte hier umfangreichen Besitz. Gemäß einem Urbar von 893 besaß die Abtei bereits einen Herrenhof mit 24 Hofstellen, 50 Morgen Ackerland und 76 Morgen Weinberge. Bis 1246 war die Abtei Landesherr von Ahrweiler. Aber auch danach noch, bis 1794, besaß die Abtei umfangreiche Immobilien in und um Ahrweiler und genoß als größter Grundbesitzer in der Stadt etliche Privilegien. Ihr Wappen zeigt in Rot (oft, vor allem später auf grünem Boden dargestellt) ein silbernes, zurückschauendes, wahlweise golden nimbiertes Lamm, das ein silbernes Fähnchen trägt, dieses mit rotem Kreuz belegt. Auf dem Wappen ruht hier eine Krone, hinter dem Schild sieht man ein Vortragekreuz, und hinter dem Schild sind Schwert und Krummstab schräggekreuzt.

Literatur, Links und Quellen:
Wappenbrunnen: https://www.aw-wiki.de/index.php/Wappenbrunnen_Ahrweiler
Wappenbrunnen:
https://www.alt-ahrweiler.de/2-40-39.htm
Wappenbrunnen:
http://www.general-anzeiger-bonn.de/region/ahr-und-rhein/bad-neuenahr-ahrweiler/Historische-Wappen-article3217706.html
erklärende Tafel:
https://www.alt-ahrweiler.de/_borders/2-40-39-Wappenbrunnen.JPG
Wappenbrunnen:
http://www.blick-aktuell.de/Berichte/Familien-die-in-Ahrweilerzahlreiche-Spuren-hinterlassen-haben-193629.html
Familie Blankart von Ahrweiler:
http://www.alt-ahrweiler.de/7-101-0320.htm
Wappen Ahrweiler:
http://www.ngw.nl/heraldrywiki/index.php?title=Ahrweiler
Geschichte von Ahrweiler:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Neuenahr-Ahrweiler#Geschichte
Gruben:
https://www.aw-wiki.de/index.php/Franz_Heinrich_von_Gruben - https://www.aw-wiki.de/index.php/Constantin_von_Gruben
Hans-Georg Klein: Konstantin Gruben, in: Ahrweiler Lebensbilder, 160 S., 2014, ISBN 978-3-930376-91-9, S. 38-40
Ahrweiler Familien, Genealogien:
http://www.alt-ahrweiler.de/_Literatur/7-50-B010-050.pdf

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