Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2426
Königsfeld (Eifel, Landkreis Ahrweiler)
Alte Schule Königsfeld
An der alten Königsfelder Schule ist an der Straßenseite links neben dem ersten Fenster des Erdgeschosses ein älterer Wappenstein eingemauert, der von der alten Burg der Stadt (Stadtrechtsverleihung 1336) stammt. Besagte Wasserburg der Ortsherren stand gleich nebenan etwas südlicher, wurde aber 1830 als ruinös abgerissen; die Steine und sonstigen verwertbaren Gebäudeteile wurden noch im selben Jahr zum Bau des bis 1961 als Schule genutzten Gebäudes zweitverwendet. Die Grundmauern und Keller der alten Schule gehörten einst ebenfalls zur Burganlage. Eine Zeichnung von Renier Roidtkin aus dem Jahre 1725 zeigt das Aussehen der renaissancezeitlichen Wasserburg: Sie war dreigeschossig mit einem Vorbau auf der Südseite mit Schmuckgiebel und hatte einen kleinen runden Treppenturm an der Südostecke und einen viereckigen Turm mit welscher Haube an der Südwestecke.
Die Wurzeln der Burg sind älter; bereits 1335 wurde eine Wasserburg zu Königsfeld ("Cunisfelt") im Testament des damaligen Grundherren Gerhard von Landskron erwähnt. Es wird vermutet, daß diese erste Burg aus einem königlichen Forsthof aus karolingischer Zeit entstanden ist, der zum Reichsgut Sinzig gehörte. Königsfeld wurde bereits im Jahre 992 als "Cuningesveld" erstmalig urkundlich erwähnt. 1226 bekam Gerichin von Sinzig (= Gerhard von Landskron zu Sinzig) vom König das Patronatsrecht verliehen. 1276 nennt eine Urkunde den Ort "Conixfelt". Im Jahre 1397 wurde die Burg zu Königsfeld als "das Haus zu Königsfeld, genannt Waldecke" und 1414 als Schloß zu Königsfeld erwähnt. Zur seit 1276 bestehenden, reichsunmittelbaren Herrschaft Königsfeld gehörten auch noch die Orte Dedenbach, Schalkenbach und Vinxt, die letzten beiden aber nur zeitweise.
1371 trat bei den Herren von Landskron der Erbfall ein; Nachfolger als Herren von Königsfeld wurden Friedrich von Tomburg und Dietrich von Schönberg, wobei letzterer seinen Anteil an ersteren 1375 verkaufte. Nach mehreren weiteren Besitzübergängen (Besitzer oder Teilbesitzer z. B. die Burggrafen von Hammerstein, von Reichenstein, von Saffenburg-Neuenahr, Grafen von Virneburg, von Eich, von Drachenfels, von Sombreffe, Quad von Landskron, von Eynenburg, von Plettenberg, von Harff, Herzog von Jülich) wurde die Burg im 16. Jh. ständiger Wohnsitz einer Linie der Waldbott von Bassenheim (über die Heirat der Erbtochter Apollonia von Drachenfels), die Anfang des 17. Jh. nach einer Zeit des Streites mit den Quad von Landskron (es wurde sogar 1575 ein Palisadenzaun zur Trennung der Herrschaftsbereiche durch die Stadt gezogen) alleinige Inhaber der Herrschaft geworden waren und die alte Burg 1622 zum Schloß umbauten und erweiterten. Die Waldbott von Bassenheim hatten sich in drei Linien geteilt, wobei eine Linie zu Bassenheim saß, eine zu Gudenau und eine zu Olbrück, Bornheim und Königsfeld, wobei sich diese dritte Linie erneut in drei Linien mit den drei genannten Sitzen teilte. 1767 starb die Königsfelder Linie aus, und bei der anschließenden Teilung des Erbes unter den verbleibenden Linien kam Königsfeld an die Bornheimer Linie. 1794 war Schluß mit der Herrschaft, als französische Revolutionstruppen den Ort besetzten und die adeligen Besitzer vertrieben. Nach 1803 kam das Schloß mit dem zugehörigen Grundbesitz durch den Reichsdeputationshauptschluß ohne Entschädigung der ehemaligen Eigentümer an die Gemeinde Königsfeld.
Heraldisch rechts ist das Vollwappen der Waldbott von Bassenheim zu sehen; zwölffach rot-silbern geständert, auf dem Helm zu rot-silbernen Decken ein wachsender silberner Schwan, dessen erhobene Flügel mit je einem 12fach rot-silbern geständerten Schildchen belegt sind. Heraldisch links ist das Wappen der Raitz von Frentz der Linie Kendenich zu sehen, geviert, Feld 1 und 4: in Schwarz ein goldenes durchgehendes Kreuz (ursprüngliches Wappen Raitz von Frentz), Feld 2 und 3: in Silber zwei rote Sparren (Kendenich), auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken wachsend ein schwarzer Ochsenrumpf (Kleinod Raitz von Frentz, hier etwas beschädigt). Für beide Kleinode wurde hier die Frontaldarstellung gewählt.
Diese Kombination paßt zu Heinrich Freiherr Waldbott von Bassenheim (-1670), Freiherr zu Königsfeld, Kessenich und Herresbach, Erbvogt zu Messenich, pfalzneuburgischer Geheimrat, Oberstkämmerer, Amtmann zu Nideggen und Euskirchen, Jülicher Marschall, der mit Heiratsbrief vom 19.11.1615 Maria Raitz von Frentz geheiratet hatte. Der auf das Jahr 1622 datierte Wappenstein besitzt noch zwei kleine Schildchen auf dem Rahmen unterhalb der Fratzen mit Ringen im Maul und über je einer Hälfte der Jahreszahl. Optisch links ist das der Wappenschild der von Binsfeld, in Schwarz ein silberner, rotgezungter Löwe, weil der Ehemann der Sohn von Johann Reichard Waldbott von Bassenheim und Elisabeth von Binsfeld war. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu schwarz-silbernen Decken ein wachsender silberner, rotgezungter Löwe zwischen einem schwarzen Flug (Wolfert: Tafel 37, Seite 47). Optisch rechts ist der kleine Wappenschild der Truchseß von Baldersheim zu sehen, in Gold ein sitzender roter Fuchs (hier abweichend mit Halsband wie ein Hund dargestellt), weil die Ehefrau die Tochter von Adolf II. Raitz von Frentz zu Kendenich und Christina Truchseß von Baldersheim war, welche 1590 geheiratet hatten. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-goldenen Decken ein wachsender Jungfrauenrumpf, rot gekleidet und golden gekrönt, zwischen zwei goldenen, mit zwei rot-silbern geschachten Balken belegten Büffelhörnern (Wolfert: Tafel 93, Seite 211, Alberti S. 35, Schöler, Hist. Fam. Wappen in Franken, S. 107, Tafel 89, Linie zu Waltmannshofen mit silbernem Feld, vgl. Scheiblersches Wappenbuch Folio 314 und Berliner Wappenbuch). Mit der Interpretation als Hund steht diese Tafel nicht alleine, denn auch im Grünenberger Wappenbuch und im St. Galler Wappenbuch ist es ein aufspringender roter Windhund. Im Scheiblerschen Wappenbuch, im Berliner Wappenbuch und im Codex Ingeram ist es hingegen ein sitzender roter Fuchs.
Heinrich
Freiherr Waldbott von
Bassenheim und Maria Raitz von Frentz
hatten folgende Kinder: Johann Reichard Waldbott von Bassenheim
(1616-1616)
Anton Adolf Waldbott von Bassenheim, der 1667 die Herrschaft
Herresbach und den adeligen Sitz Stambach erhielt, Ernst Emmerich
Waldbott von Bassenheim, der Domherr zu Trier war und die
Herrlichkeit und Pfandschaft Gelsdorf erhielt, Elisabeth Waldbott
von Bassenheim, die Otto Heinrich Freiherr von Velbrück
(-1652)
heiratete, Ferdinand Waldbott von Bassenheim, Johann Ulrich
Waldbott von Bassenheim, der als Oberst der Kavallerie in
spanischen Diensten ermordet wurde, Anna Gertrud Waldbott von
Bassenheim, die Johann Salentin Spies von Büllesheim
heiratete,
Johann Edmund Freiherr Waldbott von Bassenheim (-1680), der 1667
die Herrlichkeit Königsfeld, die Höfe Kempenich und
Francken
erhielt und der westfälischer Kreis-Oberst,
pfalz-neuburgischer
Kämmerer, Geheimrat, Amtmann zu Jülich und
Euskirchen,
Generalmajor, Generalwachtmeister und Gouverneur der Festung
Jülich war und der Anna Maria Freiin von Cortenbach (-1678)
geheiratet hatte, Anselm Kasimir Waldbott von Bassenheim, der
1649 beim Domkapitel gelistet war und 1667 als schwachsinnig
bezeichnet wurde, Maria Ernestine Waldbott von Bassenheim, welche
erst Arnold von Elverfeldt (-29.8.1664) und danach Christoph von
Rolshausen geheiratet hatte, Johann Reiner Melchior Waldbott von
Bassenheim, der bei der Erbteilung am 25.2.1667 Höfe zu
Schauffenberg, Büllesheim und Sinzig bekam, Johanna Waldbott
von
Bassenheim, und die Drillinge Kaspar, Melchior und Balthasar
Waldbott von Bassenheim.
Es gibt noch weitere Wappen der Waldbott von Bassenheim im Ort: Ein Gewölbestein der Pfarrkirche St. Nikolaus trägt den Schild, weiterhin ist das Wappen an einem barocken Altaraufbau aus dem 17. Jh. zu sehen, der einst in einer Kapelle der Burg Pyrmont stand, wo die Waldbott ebenfalls Burgherren waren. Ein weiteres Wappen befindet sich in der Krummen Gasse 8, Fachwerkhaus mit Grenzstein von 1701. Das heutige Königsfelder Ortswappen erinnert ebenfalls an die Familie; es ist geteilt, oben in Rot eine silberne, dreitürmige Stadtsilhouette, unten 12fach rot-silbern geständert.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers
Wappenbücher wie
angegeben
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch,
Veröffentlichung
des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V.,
Aschaffenburg 1983
Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod. icon.
312 c), Folio 314
Berliner Wappenbuch
Genealogie: https://www.geni.com/people/Heinrich-Freiherr-Waldbott-von-Bassenheim-zu-Königsfeld/6000000039822751194 sowie https://www.geni.com/people/Maria/6000000039822608574 und abhängige Seiten
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Genealogie Raitz von Frentz: http://www.raitz-von-frentz.de/tng/familygroup.php?familyID=F6&tree=rvf - http://www.raitz-von-frentz.de/tng/getperson.php?personID=I277&tree=rvf - http://www.raitz-von-frentz.de/tng/getperson.php?personID=I15&tree=rvf - http://www.raitz-von-frentz.de/tng/getperson.php?personID=I279&tree=rvf
Königsfeld: https://de.wikipedia.org/wiki/Königsfeld_(Eifel)
Herrschaft Königsfeld: https://de.wikipedia.org/wiki/Herrschaft_Königsfeld
Liste der Kulturdenkmäler: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kulturdenkmäler_in_Königsfeld_(Eifel)
Jakob Rausch: Stadt und Herrschaft Königsfeld im Mittelalter,
in: Heimat-Jahrbuch 1965 für den Landkreis Ahrweiler, hrsg.
vom
Landkreis Ahrweiler, Ahrweiler 1964, S. 45-49 http://www.kreis-ahrweiler.de/kvar/VT/hjb1965/hjb1965.15.htm
Karin Joachim: 50 Entdeckungen im Ahrtal, eine Reise durch eine
besondere Kulturlandschaft - von der Quelle bis zur Mündung,
176
S., Gaasterland Verlag 2015, ISBN-10: 394312309X, ISBN-13:
978-3943123098, S. 150-151
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