Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2392
Frischborn (zu Lauterbach, Vogelsbergkreis)

evangelische Pfarrkirche Frischborn

Die evangelische Pfarrkirche befindet sich im Ortszentrum von Frischborn (zu Lauterbach eingemeindet) in der Mittelgasse 3. Anstelle einer älteren, zerstörten Kirche wurde das barocke Gotteshaus in den Jahren 1702-1705 von Baumeister Matthäus Matthei aus Buttlar bei Geisa als lichter Saalbau mit hoch angesetzten, oben rundbogig abgeschlossenen Fenstern errichtet. Das Bauwerk besitzt im Osten einen dreiseitigen Chorabschluß und im Westen einen Turm auf quadratischem Grundriß mit achteckigem, unverputztem Aufbau und geschweifter und verschieferter Haube mit offener Laterne. Dieser Turm wurde 1732-33 durch Baumeister Hans Caspar Schüßler aus Hainzell errichtet, nachdem die Erstlösung, ein Dachreiter, nicht befriedigte. Eine einfache, unregelmäßige und farblich abgesetzte Eckquaderung betont die vertikalen Kanten des ansonsten aus verputztem Bruchstein aufgeführten Gebäudes.

 

Das Schmuckstück des Außenbereichs ist das barocke Portal an der Südseite. Zwei Pilaster mit ionisierenden Kapitellen tragen einen schlichten, gesprengten Dreiecksgiebel, zwischen dessen Abschnitten ein rechteckiger, oben beiderseits trapezoid angeschrägter Wappenstein eingelassen ist. Die lateinische Inschrift unter dem Wappen datiert das Portal auf das Jahr 1703. Das Wappen der Freiherren Riedesel von Eisenbach ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Gold ein schwarzer Eselskopf mit einem dreiblättrigen Riedgras im Maule (Stammwappen Riedesel), Feld 2 und 3: in Rot zwei schräggekreuzte goldene Turnierlanzen (wegen Eisenbach), Herzschild: in Schwarz drei (1:2) silberne Zinnentürme (Alt-Eisenbach). Eine Besonderheit ist, daß hier die drei Türme nicht durch einen begrenzenden Herzschild heraldisch und logisch korrekt von den anderen Inhalten abgesetzt werden, sondern als zusammenhängende Gruppe (aneinanderstoßende Türme) unmittelbar der Vierung aufgelegt werden, was nicht den heraldischen Regeln entspricht. Die Anordnung der Türme ist hier 1:2, so wie auch in Lauterbach an der Stadtkirche. In Angersbach an der Pfarrkirche ist es hingegen eine 2:1-Anordnung, wie auch in Wernges an der dortigen Kirche. Die Tinkturen des Herzschildes werden nach einer Zeichnung von Rudolf Karasek als schwarz-silbern angegeben, ebenso im Rietstap und im Siebmacher Band: He Seite: 22 Tafel: 24 sowie Band. Pr Seite: 60 Tafel: 77. Es gibt aber auch alternative Angaben, im Siebmacher Band: Sa Seite: 15 Tafel: 14 ist die Feldfarbe fälschlicherweise grün, ebenso in einem Tyroff-Druck, eine Zeichnung von Alexander von Dachenhausen hat eine blaue Feldfarbe; auch das ist nicht korrekt.

Dazu werden zwei Helme geführt, Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein schwarzer Flug, beiderseits mit einem goldenen Schildchen (hier nicht aufgelöst) mit dem schwarzen Eselskopf und den grünen Riedgrasblättern belegt (Stammhelm Riedesel), Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken zwei schräggekreuzte goldene Turnierlanzen (wegen Eisenbach). Hier begegnet uns die gleiche Nachlässigkeit wie schon im Schild beobachtet: Der Eselskopf des rechten Kleinods ist nicht von einem umrahmenden Schildchen abgesetzt, der aber heraldisch dringend nötig ist, um das schwarze Eselskopfmotiv hinreichend von dem schwarzen Flug abzusetzen.

Weiter im Westen befindet sich auf der Südseite noch ein zweites Portal, welches in den Turm führt. Im Gegensatz zum Kirchenschiff-Portal ist dort der Dreiecksgiebel nicht gesprengt, sondern geschlossen. Im Chorbereich wurden ältere Mauerteile verwendet; dort ist auf einem südöstlichen Eckquader ein altes Riedeselwappen mit dem Eselskopf zu sehen (ohne Abb.).

Literatur, Links und Quellen:
Frischborn: https://de.wikipedia.org/wiki/Frischborn
Kirche Frischborn:
http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/66472
Historisches Ortslexikon:
http://lagis-hessen.de/de/subjects/gsrec/current/1/sn/ol?q=frischborn
Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Hessen. Deutscher Kunstverlag, München 1966
Riedesel:
https://de.wikipedia.org/wiki/Riedesel - http://www.riedesel.org/
Rudolf Buttlar-Elberberg: Stammtafeln Riedesel I-V, in: Stammbuch der Althessischen Ritterschaft. 1888, S. 129-137 -
http://gdz.sub.uni-goettingen.de/dms/load/img/?PID=PPN513401067
Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon, Band 7, Friedrich Voigt's Buchhandlung, Leipzig 1867, Seite 500-502 -
https://books.google.de/books?id=hNMEAAAAIAAJ&pg=PA500#v=onepage&q&f=false
Max von Spießen (Hrsg.): Wappenbuch des Westfälischen Adels, mit Zeichnungen von Professor Ad. M. Hildebrandt, 1. Band, Görlitz 1901-1903.
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983, Tafel 45 Seite 63, 124
Otto Hupp, Münchener Kalender 1917
vermehrtes Wappen Riedesel:
http://wiki-de.genealogy.net/Datei:Wappen_Riedesel_II_Althessische_Ritterschaft.png - http://www.riedesel.org/wp-content/uploads/wappenfze.jpg
Genealogie der von Riedesel:
http://www.riedesel.org/search/ - http://www.riedesel.org/wp-content/uploads/stammbaum.gif

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