Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2314
Brühl (Rhein-Erft-Kreis)
Schloß Augustusburg in Brühl
Baubeschreibung
und Baugeschichte
Viele
Fürstbischöfe
residierten nicht in ihrer Domstadt, sondern weit außerhalb
an
Plätzen, wo es sich auf Hochstiftsterritorium angenehmer leben
ließ als in der selbstbewußten Bürgerstadt
oder gar
Reichsstadt, wo zwar die Hauptkirche ihres geistlichen Amtes
stand, aber die Bürger nicht so unbedingt erpicht auf die
fürstbischöfliche Präsenz waren: Der
Fürstbischof von
Konstanz fühlte sich in Meersburg wohler, der Amtskollege von
Worms in Bruchsal, und der Kölner Fürstbischof in
Brühl.
Brühl war sogar zeitweise der sichere Rückzugsort des
Fürstbischofs, seit Erzbischof Siegfried von Westerburg
(1274-1297) 1284-1290 eine gegen den Kölner
Unabhängigkeitsdrang gerichtete Wasserburg zur Wahrung seiner
landesherrlichen Rechte errichten ließ und Brühl
schrittweise
zu einer der stärksten Landesfestungen von Kurköln
ausgebaut
wurde. Kurfürst Ruprecht von der Pfalz machte 1469
Brühl sogar
zur offiziellen Landeshauptstadt des Kurstaates. Doch Brühl
brannte 1530 fast vollständig ab. Ab 1567 wählten die
Kölner
Kurfürsten Bonn zur Residenzstadt; Brühl blieb jedoch
Neben-
und Sommerresidenz. Die mittelalterliche Burg fand ihr Ende im
dritten Eroberungskrieg des Sonnenkönigs Ludwig XIV., als die
Franzosen alle festen Plätze im Kurstaat besetzten und die
meisten Festungen sprengten: Am 21.4.1689 wurde die Brühler
Burg
im Pfälzer Erbfolgekrieg zerstört.
Kurfürst Joseph Clemens von Bayern (1688-1723), der in seinem ersten Amtsjahr das Ende seiner Festungen und die Verwüstung seines Kurstaates erleben mußte, kümmerte sich zuerst um den Wiederaufbau der Bonner Residenz. Dann kam der Spanische Erbfolgekrieg dazwischen, und erst danach konnte er sich um die Ruinen in Brühl kümmern. Natürlich hätte er die Ruine wiederherstellen können, das wäre die sparsamste Lösung gewesen. Aber er hatte, als er wegen der Teilnahme am Spanischen Erbfolgekrieg auf der Seite Frankreichs verbannt war, dort die zeitgenössische französische Schloßarchitektur kennengelernt, und genau so etwas wollte er jetzt auch haben. Es sollte ein einfaches Landschloß werden. Was sich Kurfürsten so unter "simple maison de campagne" vorstellen, zeigen die ersten Ideen ganz gut: Es sollte eine Dreiflügelanlage um einen Hof werden mit einem Garten als Verbindung zum Tiergarten. Wer "simple" sagt, will selbstverständlich genauso großkotzig bauen wie alle barocken Landesherren, aber nur nicht sagen, wie teuer es wird. Daß man in Wahrheit groß, sehr groß plante, zeigen verschiedene, alle nicht verwirklichte Ideen: Eine Allee sollte von der Mitte des Corps de Logis bis nach Bonn führen. Und es wäre doch so schön, von Bonn aus auch mit dem Schiff bis vors Schloß fahren zu können, also sollte ein Kanal bis zum Rhein gegraben werden. "Simple" war jedoch auch ein Eingeständnis der Begrenztheit der zur Verfügung stehenden Finanzen: Alles blieb Idee.
Erst sein Nachfolger und Neffe, Clemens August Herzog von Bayern, sollte Schloß Augustusburg erbauen, und das Schloß sollte seine Lieblingsresidenz werden. Er erkannte sowohl die natürliche Schönheit des Bauplatzes als auch die günstigen Eigenschaften der Landschaft für seinen Lieblingssport, die Falkenjagd. Erst war der Kurfürst unschlüssig, welchen Baumeister er beauftragen sollte: 1724 ließ er Guillaume Hauberat, den Vertreter Robert de Cottes am Bonner Hof, Entwürfe anfertigen, die zeitgenössisch-französisch, also klassizistisch-trocken wurden. Gleichzeitig ließ er sich Entwürfe vom westfälischen Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun anfertigen, die ihm wesentlich mehr zusagten - Schlaun bekam den Zuschlag, 1725 wurde der Grundstein für die neue Sommerresidenz gelegt, und drei Jahre später stand schon der Rohbau. Wer heute das Schloß betrachtet, kann kaum glauben, daß einige Mauern der mittelalterlichen Burg wiederverwendet wurden, im Nordflügel des Schlosses sind sie sogar bis ins zweite Obergeschoß erhalten. Aus Sparsamkeit sollten sogar noch mehr Züge der alten Burg erhalten bleiben wie z. B. der Wasserburgcharakter oder die Wiederherstellung der alten Vorburg im Westen und die unsäglichen Türme an den Westecken im damaligen Konzept.
Es wurde ein dreigeschossiges und dreiflügeliges Schloß mit Mansarddach. Schlaun verwendete viele Elemente des römischen Spätbarocks: Die Fensterrahmungen sind hoch und schmal und besitzen Gebälk und Verdachung. An den Risaliten verbinden Kolossalpilaster die beiden oberen Stockwerke. Die Attiken an den Stirnseiten der Seitenflügel zitieren Elemente der Kolonnaden des Petersplatzes in Rom. Die Wandflächen werden durch hochrechteckige Füllungen gegliedert. Die Ecken der Flügel sind abgerundet.
Als jedoch der bauerfahrene Bruder des Kölner Kurfürsten, Kurfürst Karl Albrecht von Bayern, sah, was und wie das Neubauprojekt werden sollte, gab er seinem Bruder den guten Rat, mehr barocke Großartigkeit zu versuchen, mehr Mut zu einer modernen Residenz zu wagen und vor allem das Wasserschloß-Konzept zu beerdigen: Lieber mehr Geld ausgeben und etwas wirklich Großes schaffen als knausern und "barocke Wasserburg" werden! Vor allem konnte er seinem Bruder einen richtig guten Baumeister weiterempfehlen, den er selber in seinen Diensten hatte: Schlaun wurde in die zweite Reihe verbannt und durfte nur noch in Westfalen für den Landesherrn bauen. In Brühl hingegen wurde der bayerische Hofarchitekt Francois de Cuvilliés "Erster Baumeister", und den Gartenarchitekten Dominique Girard bekam der Kölner Kurfürst auch von München ausgeliehen. Michael Leveilly übernahm die Bauleitung vor Ort.
Nun war der Weg frei für ein modernes integriertes Gesamtkonzept: Nicht benötigte Wassergräben wurden verfüllt. Die gestalterisch unmöglichen Westtürme wurden 1735 abgebrochen, wodurch die Südfassade leider um eine Fensterachse asymmetrisch wurde. Das Schloß wurde mit einem ihm zu Füßen liegenden großartigen Garten verbunden, wobei eine 1730 neugeschaffene Terrasse zwischen dem Sommerappartement im Südflügel und dem Gartenparterre vermittelt. Die Disposition der Innenräume wurde überarbeitet, vor allem in Hinblick auf die Positionierung der Repräsentationsräume in Bezug auf die Gartenanlagen: Im Südflügel, also auf der Schokoladenseite des Schlosses, wo Schlaun seltsamerweise die Küchen, Diener- und Gästequartiere vorgesehen hatte, wurden jetzt völlig angemessen die Prunkräume geplant. Westlich des Schlosses entstand hingegen ein neuer Wirtschaftstrakt. Im Corps de Logis entstand nördlich der Durchfahrt (Vestibül) unter Mitwirkung von Balthasar Neumann ein großartiges Treppenhaus. Im Südflügel liegt im Erdgeschoß das Sommerappartement, das Fenstertüren zur Gartenterrasse besitzt; im Nordflügel liegen die Ritterstube und das Blaue Winterappartement. Im ersten Obergeschoß liegen im Corps de Logis und im Südflügel das Große Neue Appartement und im Nordflügel das Gelbe Appartement. Schloß Brühl wurde erst unter Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels, welcher sich an die Planungsvorgaben seines Amtsvorgängers hielt, nach 40 Jahren Bauzeit vollendet.
Kurfürst
Clemens August
Die
Stirnseite der
Seitenflügel sind mit dem Monogramm von Clemens August (2x
spiegelbildlich C und A) geschmückt, welches wappengleich mit
Kurhut, Krummstab und gestürztem Schwert als landesherrliches
Emblem ausgewiesen ist und von zwei Löwen als Schildhaltern
begleitet wird. Clemens August akkumulierte in beispielloser
Weise kirchliche Ämter: So schaffte er es zeitweise (ab 1728),
Bischof von fünf Bistümern zugleich zu sein und noch
Hochmeister dazu (ab 1732). Diese selbst für einen barocken
Kirchenfürsten außerordentliche Kumulierung
kirchlicher Würden
und Herrschaften über fünf geistliche Territorien war
Anlaß
für seinen Spitznamen "Herr von Fünfkirchen".
Clemens August war nicht nur wegen seiner Ämter-Akkumulierung ein bemerkenswerter Kirchenfürst. Er herrschte praktisch über das gesamte katholische Nordwestdeutschland. Territorial und machtpolitisch hat er wohl das Maximale erreicht, was ein Kirchenfürst erreichen kann. Und dennoch nutzte er diese Möglichkeiten politisch nur, um seine Bauvorhaben und Kunstinvestitionen zu fördern und zu finanzieren. Er war ein beispielloser Bauherr und luxusliebender Mäzen der Kunst und der Kunstschaffenden. In die Geschichte geht er als großer Mäzen, Sammler und Bauherr ein und damit auch als einer der größten Arbeitgeber in und um Bonn sowie an anderen Orten seiner Fürstentümer: Schloß Augustusburg in Brühl, Schloß Herzogsfreude, Schloß Falkenlust in Brühl, Heilige Stiege auf dem Kreuzberg, Schloß Clemenswerth, Jagdschloß Entenfang, Poppelsdorfer Schloß im Botanischen Garten Bonn, Ausbau der Bonner Residenz, Umbau von Schloß Arnsberg etc. In seiner Freude an gebauten Sinneseindrücken und an Luxus war er ein typischer Fürst seiner Zeit. Und noch etwas ist interessant: Clemens August war bis 1738 als Freimaurer aktiv, und unter seiner Regierung entstand die erste Freimaurerloge in Bonn. Dem bereitete jedoch 1738 eine päpstliche Bulle ein Ende.
Heraldik
an Schloß Augustusburg
Die
Auffahrtachse führt in
den Ehrenhof auf die östliche Hauptseite zu, so daß
diese als
wichtigste und repräsentativste Fassade in Hinblick auf
Repräsentation gegenüber dem Ankömmling
gelten darf.
Entsprechend sind hier die Wappen des Bauherrn zu finden, die
Rang und Herrschaftsanspruch des Kurfürsten illustrieren.
Dabei
werden die Komponenten bzw. Komponentengruppen einzeln
aufgeschlüsselt. Ganz oben ist in der Mitte ein Putto zu
sehen,
der ein gezücktes Schwert und eine Wappenkartusche
für das Hochmeistertum
des Deutschen Ordens hält. Diese zeigt in
Silber auf
einem durchgehenden schwarzen Kreuz ein goldenes Glevenkreuz
(Lilienkreuz), in der Mitte belegt mit einem Herzschild, der in
Gold den schwarzen Reichsadler trägt. Kurfürst
Clemens August
wurde 1731 Inhaber des kaiserlichen Infanterieregiments
"Deutschmeister", und vom 7.7.1732 bis zum 6.2.1761 war
er Deutsch- und Hochmeister des Deutschen Ordens. Auf den
Schrägkanten des Dreiecksgiebels des Corps de Logis kauern
zwei
weitere plastische Figuren, optisch links mit dreifach gekreuztem
Prozessionskreuz, Tiara und Buch ein Papst, vermutlich der hl.
Clemens, und gegenüber Mars. Der eine steht symbolisch
für die
geistliche Macht, der andere für die weltliche Macht des
Bauherrn.
Die größte und zentrale Einheit der heraldischen Komposition im Giebelfeld ist das Stammwappen der Herzöge von Bayern, das aus den silbern-blauen, schrägen Wittelsbacher Rauten und dem goldenen, rot gekrönten Pfälzer Löwen in Schwarz geviert ist. Dies ist die einzige heraldische Einheit, die farblich gefaßt ist; alle anderen sind nur weiß getünchtes Relief. Die unten asymmetrisch ausgezogene Kartusche wird seitlich von zwei adlerflügelähnlichen Schmuckformen begleitet. Hinter der Kartusche sind Krummstab und gestürztes Schwert schräggekreuzt, die Symbole für die geistliche und die weltliche Macht in seinen geistlichen Fürstentümern. Oben auf der Kartusche ist ein hermelingestulpter, rot gefütterter Ranghut des Kurfürsten mit acht (fünf sichtbaren) goldenen Spangen zu sehen.
Um die Kartusche herum liegt die Ordenskette des bayerischen Ordens des Hl. Michael. Er wurde von Herzog Joseph Clemens von Bayern, Fürsterzbischof von Köln, im Jahre 1693 gestiftet. Üblicherweise ist ein Prinz einer Nebenlinie Ordens-Großmeister des Ordens. Die Mitgliedschaft im Orden war ausschließlich Adeligen vorbehalten. Die Zahl der Mitglieder ist auf 18 Kommandeure oder Großkreuze sowie 36 Ritter festgelegt. Eigentlich lautet der vollständige Titel des Ordens "Ritterorden der Beschützer der göttlichen Ehre unter dem Schutze des heiligen Erzengels Michaels". Das Ordenszeichen ist ein goldenes, blau emailliertes Kreuz, auf dessen vier gleichlangen Enden üblicherweise in goldener Schrift die Buchstaben: P. F. P. F. stehen, für die Tugenden Pietas, Fidelitas, Fortitudo und Perseverantia. Zwischen den Kreuzarmen sind strahlenartig goldene Donnerkeile und/oder Flammen angebracht. Auf der goldenen Medaillonfläche des Avers befindet sich üblicherweise eine bildnerische Darstellung des Hl. Michaels, den Drachen mit Füßen tretend, und in der linken Hand einen Schild mit der Inschrift: Quis ut Deus, haltend. Auf dem Revers steht mit goldenen Lettern: Dominus potens in proelio. Die Kette ist eine heraldische, die Glieder sind einerseits Waffentrophäen, ein Ensemble aus Helm, Harnisch und Fahnen, und andererseits ovale Medaillons mit den bayrischen silbern-blauen Schrägrauten, von denen zu beiden Seiten je drei Donnerkeile (Blitze) strahlen. Ordenssitz war in Bonn das 1751-1757 eigens von Kurfürst Clemens August hierfür errichtete Koblenzer Tor. Mit der Säkularisation des Kölner Fürsterzbistums ging der Orden im Rheinland unter. In Bayern wurde er 1837 von König Ludwig I. in einen Verdienstorden umgewandelt, der bis zum Untergang der Monarchie 1918 verliehen wurde.
In der optisch linken Hälfte des Dreiecksgiebels halten drei geflügelte Putten insgesamt drei ovale Kartuschen, jeweils eine für ein geistliches Fürstentum, das der Kurfürst regierte: Die Kartusche optisch rechts führt er als Fürsterzbischof von Köln, Feld 1: in Silber ein durchgehendes schwarzes Kreuz, Erzstift Köln, Feld 2: in Rot ein silbernes aufspringendes Pferd, Herzogtum Westfalen, Feld 3: in Rot drei goldene Herzen, Herzogtum Engern, Feld 4: in Blau ein silberner Adler, Grafschaft Arnsberg. Da dieses Hochstift das wichtigste für den Standort Brühl ist und das von seiner Stellung im Reich als Kurfürstentum höchstrangige, nimmt diese Kartusche in der Gesamtkomposition den "besten" Platz innen auf der heraldisch rechten Seite ein. Der Bauherr war 1723-1761 Kurfürst und Erzbischof von Köln. In der Mitte folgt die Kartusche des Fürstbistums Paderborn, sie ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein goldenes durchgehendes Kreuz (neue Tingierungsvariante, früher war das ein rotes Kreuz in Silber), Hochstift Paderborn, Feld 2 und 3: in Silber ein rotes Ankerkreuz, Grafschaft Pyrmont. Der Bauherr war 1719-1761 Fürstbischof von Paderborn. Optisch links außen folgt die Kartusche für das Fürstbistum Osnabrück, in Silber ein rotes achtspeichiges Wagenrad, Hochstift Osnabrück. Der Bauherr war 1728-1761 Fürstbischof von Osnabrück.
In der optisch rechten Hälfte des Dreiecksgiebels halten drei weitere geflügelte Putten weitere zwei ovale Kartuschen, jeweils eine für ein geistliches Fürstentum, das der Kurfürst regierte: Die Kartusche optisch links führt er als Fürstbischof von Hildesheim: Sie ist golden-rot gespalten, Hochstift Hildesheim. Der Bauherr war 1724-1761 Fürstbischof von Hildesheim. Die Kartusche optisch rechts führt er als Fürstbischof von Münster; sie ist geviert: Feld 1: in Gold ein roter Balken (meist falsch tingiert blau-golden), Hochstift Münster, Feld 2: silbern-rot geteilt, oben hintereinander drei schwarze Krähen oder Raben, Burggrafschaft Stromberg, Feld 3: in Rot drei (2:1) goldene Kugeln, Herrschaft Borckelo, Feld 4: in Silber drei (2:1) schwarze Lilien, Maueranker oder Schloßblätter, Herrschaft Werth. Der Bauherr war 1719-1761 Fürstbischof von Münster.
Die ganzen heraldischen Komponenten werden auf den Pilasterkapitellen wiederholt. Die Kapitelle haben an den Ecken jeweils Schneckenornamente, die auf Löwenköpfen ruhen. Die Fläche besitzt oben jeweils eine Kartusche mit einem einzelnen heraldischen Inhalt. Oben sind vier davon herausgegriffen, das Herzogtum Westfalen (in Rot ein silbernes springendes Pferd, Abb. links oben), das Herzogtum Engern (in Rot drei goldene Herzen, Abb. rechts oben), das Erzstift Köln (in Silber ein durchgehendes schwarzes Kreuz, Abb. links unten) und die Burggrafschaft Stromberg (silbern-rot geteilt, oben hintereinander drei schwarze Krähen oder Raben, Abb. rechts unten). Im unteren Bereich spannt sich an allen Pilasterkapitellen zwischen den Löwenmäulern jeweils die oben beschrieben Ordenskette des bayerischen Ordens des Hl. Michael. Die anderen, nicht abgebildeten Pilasterkapitelle sind analog verziert.
Orangerie
und Schloßkirche
Im Bild
oben sieht man die
Gartenfront des Schlosses mit der im Süden um 1740 angebauten
Orangerie, die als Verbindungstrakt zur räumlich abgesetzten
Schloßkirche überleitet. Entsprechende Heraldik
finden wir auch
dort (ohne Abb.). Die Kirche, eine ehemalige
Franziskanerkloster-Kirche und heutige katholische Pfarrkirche
St. Maria von den Engeln, ist älter als die barocke
Ausstattung,
die erst in den 40er Jahren des 18. Jh. entstand. Die
spätgotische Kirche wurde 1493 geweiht. Im
Kreuzrippengewölbe
tragen die Schlußsteine Wappenschilde für
Kurköln und
Hessen-Ziegenhain-Nidda (wobei der hessische Löwe falsch
angepinselt ist). Das ist eine Form, die nur 1450-1479 in
Gebrauch war. Da Hermann IV. von Hessen jedoch erst ab 1480 in
Köln regierte, hätte er eigentlich schon
Katzenelnbogen und
Dietz führen können, hier liegt vermutlich noch die
altmodische
Form vor, obwohl sie nicht mehr aktuell war.
Über dem fast das gesamte Chorhaupt bis unter das Gewölbe ausfüllenden Hochaltar, einem herrlichen Meisterwerk von Balthasar Neumann Johann Wolfgang von der Auwera, und über dem linken Seitenaltar ist jeweils ein vollständiges kurfürstliches Wappen mit allen Komponenten dargestellt, am rechten Seitenaltar ein pfalzbayerisches Wappen mit dem Herzschild für das Erztruchsessenamt. Die beiden Kartuschen auf den Seitenaltären sind nur mit dem Kurhut geschmückt, das im Gebälk des Hochaltars mit vollem Programm (Prozessionskreuz, gestürztes Schwert und Krummstab). Sechs ovale Kartuschen sind in das Gitter des Chores integriert, von links nach rechts Fürstbistum Paderborn, Pfalz-Bayern, zweimal Hochmeistertum, Fürstbistum Köln und Fürstbistum Münster. An der Kanzel auf der rechten Seite des Kirchenschiffs sind am Schalldeckel drei Wappen angebracht, von links nach rechts Fürstbistum Paderborn, Hochmeistertum (auf falsch rotem Feld) und Fürstbistum Hildesheim (mit falsch silbernem statt goldenem Feld). Am Kanzelkorb sind unten die Wappen für das Fürstbistum Osnabrück und das Fürstbistum Münster angebracht. Über dem Schalldeckel befindet sich zuoberst, vor dem Aufbau mit Osterlamm, das Wappen von Kurköln mit dem Herzschild Pfalz-Bayern und den fürstbischöflichen Insignien.
Der
Schloßgarten
Der
Schloßgarten erstreckt
sich weit nach Osten und setzt sich aus formalen Gärten und
Parkabschnitten zusammen. Eine lange zentrale Achse führt von
der Ostfassade des Schlosses zwischen vier runden Becken mit je
einer zentralen Fontäne hindurch in
südostsüdlicher Richtung
über ein mittig angeordnetes großes Bassin
(Spiegelweiher) und
eine fünfte Fontäne in einem runden Becken zu einer
Allee, die
in das angrenzende Waldstück führt. Dieses letzte,
leicht
erhöhte Rundbecken ist mit dem Spiegelweiher über
eine
Wassertreppe verbunden. Angelegt wurde der Garten ab 1728 von
Dominique Girard, der in München tätig war. Sein
Konzept sah in
der Mittelachse die zentrale, von doppelten Alleen bzw.
Laubengängen gesäumte Einheit aus Brunnen und
Broderien aus
Buchsbaum und farbig bepflanzten Rabatten vor, die 1933/35 nach
dem erhaltenen Originalplan wiederhergestellt wurde. Im
schrägen
Winkel sind zu den Seiten zwei weitere Gartenteile mit formalen
Nebengärten angelegt, die von vom Palmersdorfer Bach
gespeisten
Wassergräben umzogen werden, die einst für
Gondelfahrten
genutzt wurden. Nur im westlichen Seitenteil wurde im
nördlichen
Abschnitt der formale Garten wiederhergestellt, im südlichen
Teil ist das Betriebsgelände der Gärtnerei
untergebracht. Der
östliche Seitenteil ist zwar nach wie vor von
Wassergräben
umgeben, aber naturbelassen und nicht restauriert. Die
dreieckigen Zwickel zwischen den beschriebenen drei Teilen sind
Boskette und haben dichteren, von Hecken gesäumten Bewuchs mit
regelmäßigen Wegen und einen zentralen, achteckigen
Brunnen mit
ebensolcher Heckenummantelung. Der weitläufige
südliche Teil
ist heute dicht bewaldet mit schneisenförmig verlaufenden
Wegen.
Dort knickt ein Weg in ostsüdöstlicher Richtung ab
und führt
bis zum Jagdschloß Falkenlust weiter. Diese Landschaftsachse
(Falkenluster Allee) ist heute durch eine Bahnlinie unterbrochen,
die durch eine Unterführung überwunden wird, ehe die
Landschaftsachse weitergeht und sich zu einem weiteren kleinen
Park erweitert. Die Hauptachse jedoch hatte einst die Schwadorfer
Burg (Wasserburg Schallenburg der Familie Schall von Bell) als
Point de vue an ihrem Ende. Eine Umgestaltung erfuhren die
Parkteile ab 1842 durch den preußischen Gartenarchitekten
Peter
Josef Linné, der daraus einen Landschaftsgarten machte.
Zur
Übersicht: Die späten Fürstbischöfe
von Köln
Die
nachfolgende
Zusammenstellung der späten Kölner
Fürsterzbischöfe bis zur
Aufhebung der geistlichen Fürstentümer zeigt einige
bemerkenswerte Besonderheiten, so 1.) zwei Bischöfe, die
heirateten, der eine wegen des drohenden Erlöschens seiner
Familie, der andere wegen Übertritt zum Protestantismus, 2.)
fünf Fürstbischöfe aus derselben Familie,
die den
Erzbischofsstuhl quasi im "erblichen" Abonnement
hintereinander besetzten, 3.) eine beispiellose
Ämterhäufung
bei allen Fürstbischöfen ab 1583, die besagte
Vertreter zu
Musterbeispielen pfründengeiler Kirchenfürsten
machen, 4.) den
seltenen Fall, daß ein Koadjutor übergangen wurde
(1688), und
5.) den noch selteneren Fall, daß der letzte
gewählte
Fürstbischof, der spätere Deutschordenshochmeister
Anton Viktor
von Österreich, lustlos auf die Annahme der Wahl verzichtete
und
sein Amt nie antrat, weil das Territorium eh besetzt war
(7.10.1801). Der Bauherr der Brühler Schlösser ist in
der Liste
hervorgehoben.
Literatur,
Links und Quellen:
Schlösser
Augustusburg und
Falkenlust in Brühl http://www.unesco-welterbe.de/de/unesco-welterbestaetten/schloesser-augustusburg-und-falkenlust-in-bruehl
Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl http://www.schlossbruehl.de/Home - http://www.schlossbruehl.de/Schloss_Augustusburg - http://www.schlossbruehl.de/Schloss_Falkenlust - http://www.schlossbruehl.de/Schlosspark_Bruehl
Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl https://de.wikipedia.org/wiki/Schlösser_Augustusburg_und_Falkenlust
Clemens August von Bayern https://de.wikipedia.org/wiki/Clemens_August_von_Bayern
Max Braubach: Clemens August, Herzog von Bayern, in: Neue
Deutsche Biographie, Bd. 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957,
ISBN 3-428-00184-2, S. 282 http://www.deutsche-biographie.de/pnd118634224.html - http://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016319/images/index.html?seite=296
Leonhard Ennen: Clemens August, in: Allgemeine Deutsche
Biographie, Bd. 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S.
302-309 https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Clemens_August
Clemens August von Bayern http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/C/Seiten/ClemensAugustvonBayern.aspx
Sammlung Duncker: http://www.zlb.de/digitalesammlungen/SammlungDuncker/01/028%20Bruehl.pdf
Virtueller Stadtrundgang in Brühl: http://www.bruehl.de/tourismus/tourismus/panorama.php
360°-Panoramen: http://www.bruehl.de/tourismus/tourismus/panorama.php#a3 - http://www.nrw-tourismus.de/panoramen/bruehl_1_0/bruehl.html
Kölner Fürsterzbischöfe: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Erzbischöfe_und_Bischöfe_von_Köln - https://de.wikipedia.org/wiki/Salentin_von_Isenburg - https://de.wikipedia.org/wiki/Gebhard_I._von_Waldburg - https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_von_Bayern_(1554-1612) - https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_von_Bayern_(1577-1650) - https://de.wikipedia.org/wiki/Maximilian_Heinrich_von_Bayern - https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Clemens_von_Bayern - https://de.wikipedia.org/wiki/Maximilian_Friedrich_von_Königsegg-Rothenfels - https://de.wikipedia.org/wiki/Maximilian_Franz_von_Österreich - https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Viktor_von_Österreich
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Die Wappen
der Hochstifte,
Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen
Römischen Reich
1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard
Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag
2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Wilfried Hansmann: Schloß Augustusburg zu Brühl,
Rheinische
Kunststätten, Heft 23, 5. Auflage 1983, ISBN 3-88094-444-X,
hrsg. vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und
Landschaftsschutz.
Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück
zur Übersicht Heraldik
©
Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard
Peter 2016
Impressum