Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2281
Pfarrkirchen bei Bad Hall (Bezirk Steyr-Land, Oberösterreich)

Schloß Feyregg

Schloß Feyregg liegt in der Gemeinde Pfarrkirchen ca. 2 km westlich von Bad Hall auf einer Anhöhe am sogenannten Haselgraben (Feyregger Straße 2). Der Besucher sieht es zunächst von seiner Schmalseite (Abb. unten), rechterhand steht ein mächtiger Torturm auf quadratischem Grundriß mit vier Obergeschossen und einem zweifach gebrochenen Pyramidendach, das in einen Knauf endet. Linkerhand blickt man auf die Stirnseite eines langgezogenen, sich von Südwest nach Nordost erstreckenden, zweigeschossigen Gebäudetraktes mit Schopfwalmdach, an dessen anderem Ende ein zweiter, ganz ähnlich, aber zierlicher gebauter, viergeschossiger Treppenturm den Übergang zu einer dreigeschossigen Vierflügelanlage bildet, die einen kleinen Hof einschließt. In diese Vierflügelanlage ist ein dritter quadratischer Turm eingebaut, der aber niedriger als die beiden vorerwähnten ist und das Walmdach nicht überragt. Im Winkel zwischen den beiden ungleichen Flügeln des Schlosses liegt im Süden ein trapezförmig geschnittener Garten, dessen beide unverbaute Außenseiten von einer hohen Mauer geschützt werden. Der Weg zum vorderen Torturm wird von Hecken gesäumt, hinter denen sich auf der Südseite ein langgezogener formaler Garten befindet.

Feyregg (= Feuereck) entstand aus einem Hof namens Feuerhube, aus dem eine mittelalterliche Wehranlage entstand, die im Barock erweitert wurde. Am einstigen Palasgebäude stammen das alte Tor, die gewölbte Halle, ein Erker und die spitzbogigen Türgewände noch aus der Gotik. Zu den frühen Besitzern gehörten 1170 Otto Sunn, sein Sohn Heinrich Sunn, der sich 1234 nach dem Besitz "Ignis" nannte, Walter der Feuer (Walter dictus fevr), 1378 Helmhart Anhanger, Peter Anhanger, dann 1404/08 Eberhard von Sinzendorf (-1416), der Barbara Anhanger geheiratet hatte, dann Christoph von Sinzendorf, schließlich Leonhard von Sinzendorf. 150 Jahre lang hielten die von Sinzendorf den Besitz und bauten ihn zum Ansitz aus. Dann folgten 1560 die Brüder Balthasar und Wilhelm Wiellinger von Au. Wilhelm hatte Leonhards Tochter Dorothea von Sinzendorf geheiratet, Balthasar hatte ebenfalls eine Sinzendorferin zur Frau. Feyregg kam 1566 durch Verkauf an den Steyrer Bürger Achaz Fenzl. Die Fenzl kauften später auch das nahe gelegene Mühlgrub und besaßen außerdem noch die Seisenburg und Pöttenbach in der Nähe. Über Dorothea Fenzl vom Paumgarten, Tochter von Hans Fenzl, kam Feyregg an deren 1600 geehelichten Mann Georg Schütter von und zu Klingenberg, der Schloß und Herrschaft aber wegen von durch den Bauernkrieg mitverursachter wirtschaftlicher Engpässe im Jahr 1629 an das Stift Spital am Pyhrn verkaufte, deren Pröpste den alten Ansitz in der Folgezeit zu ihrer Sommerresidenz ausbauten. Neben der Herrschaft Feyregg besaß das Stift Spital am Pyhrn (existierte 1190-1798) auch noch die Herrschaft Klaus.

Beim Umbau im 17. Jh. wurde der Bereich zwischen Palas, altem Turm und Treppenturm mit einem Barockbau geschlossen, zunächst zweigeschossig. Im ersten Stock dieses Barockflügels liegen die Repräsentationsräume mit 1652 entstandenen Stuckdecken von Johann Peter Spatz; weiterhin gibt es dort eine geschnitzte Riemendecke aus der Renaissance. Zwischen 1717 und 1733 wurde dieser Bau vom Linzer Baumeister Johann Michael Prunner um ein Geschoß aufgestockt und bekam eine neue Hoffassade wie auch der andere Flügel.

 

Der Wappenstein über der Tür ist teilweise zerstört. So ist ein Großteil des Inschriftenfeldes abgeplatzt. Die noch lesbaren Fragmente lauten, wo möglich, sinngemäß ergänzt: "(DER) RO(E)M(ISCH) KHAY(SERLICHEN) MAI(ESTAE)T (FERDINAND) DES II. LANDTRATH IN (OESTERREICH OB) DER EN(N)S AVCH FVERST(LICH BAMBERGISCHER) RATH SS(ANCTISSIMAE) THEOLOGIAE (DOCTOR, PROTONOTARIVS APOSTO)LIC(VS), HERR, HERR AN(DREAS PRVDENTIVS PR)OBST DES WIIERDIGEN VN(D) ... GOTTESHAVS(ES) VND COLLE(GIATSTIFTES) SPITTAL VNDER DEM (PYHRN HAT DIE A)DELICHE VESST(E)N FEVREGG ... VND ZVEGEHO(E)RIG(E) RECHT(E) ... HAITEN ERKHAVFFT PAR... EINEM ANVERTRAVTEN ...TAL AVF EWIG FINDIRT ANNO 1629".

Spital am Pyhrn war zuerst ein 1190 gegründetes Hospiz, dann seit dem 4.10.1418 ein weltliches Kollegiatstift mit einem Dechant und Chorherren und wurde schließlich zur Propstei erhoben. Bei dem Stift Spital handelt es sich um eine Gründung des Hochstifts Bamberg. Am Fuße des Pyhrnpasses, der vor allem von Pilgern und Kreuzfahrern benutzt wurde, war es 1190 von Bischof Otto II. als Hospital errichtet worden. Die Spitalmeister wurden von den Bamberger Bischöfen ernannt, und der jeweilige Bischof besaß auch die Gerichtsvogtei. Der Herzog von Österreich hingegen hatte die weltliche Vogtei inne, erst die Babenberger, dann die Habsburger, nachdem 1279 Rudolf von Habsburg die Privilegien des Hospitals bestätigt und die Vogtei formell übernommen hatte. Nachdem auf Bitten des Bamberger Bischofs Albrecht von Wertheim Papst Martin V. Spital in ein Kollegiatstift umgewandelt hatte, verblieb das Patronatsrecht beim Bamberger Bischof. Einerseits lockerte sich die Abhängigkeit des Stifts vom Bischof von Bamberg zunehmend, andererseits wuchs die Anbindung an den Landesfürsten, unter dessen Schutz das Stift gestellt wurde. Bis 1679 mußten sich die neugewählten Prälaten von Spital noch persönlich nach Bamberg begeben, um ihre Treue zu geloben. Erst 1679 stellte man auf Bestätigung der Wahlen durch Reverse um. Bis 1802 und der Säkularisierung des Hochstifts Bamberg besaß dieses aber noch die Lehensherrschaft über Spital.

Der erste Propst war der 1546 in Altmontfort bei Feldkirch geborene Johann Jakob Gienger von Grienpichel (Grünbühel), der am 1.9.1605 von Papst Paul V. die Würde und Insignien eines Propstes für sich und seine Nachfolger verliehen bekam. Er begann seine kirchliche Karriere als Domherr und Domschaffner in Wien. Er hatte seit 1570 das Kollegiatstift geleitet. Der Bamberger Bischof Veit von Würtzburg hatte ihm dem Bischof Urban von Passau als Dechant für Spital am Pyhrn präsentiert. Eine starke Leitung war nötig: Der vorvorherige Dechant, Wolfgang Pruckner, wurde nämlich 1568 protestantisch, heiratete und setzte die Gottesdienste aus. Maximilian II. setzte ihn ab und ersetzte ihn durch Eustachius Taffner (1568-1569). In diesem Zustand hatte Gienger das Stift übernommen. Er reaktivierte das Kapitel und setzte die Gegenreformation durch. 1601 wurde Johann Jakob Gienger fürstbischöflich-bambergischer Rat. Nach 1605 konnte Johann Jakob Gienger seine Arbeit mit der neuen Würde fortsetzen. Am 10.8.1607 bestätigte Erzherzog Ferdinand Johann Jakob Gienger allgemein seine Rechte und Freiheiten. Im Jahr 1608 erfolgte die Pontifikation für ihn und seine Nachfolger. Er starb am 4.9.1609 in Spital. Der zweite Propst war Christoph Milleder von Tiefental, geb. 1559 in Budweis, dann Domherr, Domprediger, Domscholaster und Erzdiakon in Prag. Er leitete die Propstei Spital von 1609 bis zu seinem Tod am 22.3.1622.

Der dritte Propst des Stifts Spital ist nun für Feyregg wichtig, es handelt sich um Andreas Prudentius, der 1585 im schlesischen Schönbrunn geboren wurde. Zunächst war er Domherr in Wien. Im Jahr 1610 wurde er Pfarrer in Wels. Er wurde 1622 auf Empfehlung des Abtes Anton von Kremsmünster Propst und leitete Spital am Pyhrn 15 Jahre lang, wobei er die Grundlagen des Kapitels erneuerte. Andreas Prudentius war es, der die Herrschaft Feyregg 1629 gekauft hatte. Der angebrachte Wappenstein erwähnt genau diesen Kauf in der Inschrift (s. o.). Andreas Prudentius war Doktor der Theologie und apostolischer Protonotar. Am 30.9.1633 bestätigte Kaiser Ferdinand II. dem Propst Andreas und dem Kapitel seine Rechte und Freiheiten und inkorporierte dem Stift auch das erkaufte Gut Feyregg. Andreas Prudentius verstarb am 13.4.1638 in Spital.

Das in hervorragender Qualität ausgeführte, aber nicht vollständig erhaltene Wappen war einmal in mehrere Trümmerstücke zerbrochen und ist wieder zusammengesetzt worden. Es besteht aus zwei zusammengestellten Einzelwappen. Über beiden gemeinsam schwebt ein Galero mit zwei jeweils zu einem Achtknoten verschlungenen Schnüren und je sechs Fiocchi zu beiden Seiten. Von dem Wappen der Propstei Spital am Pyhrn fehlt der ganze Schildinhalt. Das wäre ein auf einer gestürzten Mondsichel stehendes Tatzenkreuz. Hervorragend erhalten ist jedoch die auf den Schild gesetzte, reichverzierte Inful mit heraushängenden Bändern. Vom schräglinks dahinter stehenden Krummstab ist nur das unterste Ende zu sehen, ferner das abhängende Sudarium; die Krümme ist verlorengegangen.

Das persönliche Wappen des Andreas Prudentius heraldisch links wird im Rietstap/Rolland beschrieben und abgebildet: Coupé, au 1 d'or à un griffon passant de sable, au 2 de sable au chevron d'or accompagné en pointe d'une roue de moulin d'argent posée de profil. Casque couronné. Cimier: le griffon issant. Lambrequin à dextre d'or et de sable à senestre d'or et de gueules. Dem entspricht die Reliefdarstellung bis auf ein einziges Detail: Das Mühlrad ist eher ein Mühlstein und steht hier nicht im Profil, sondern ist wie heraldisch üblich in Aufsicht dargestellt. Eine Profildarstellung eines Mühlrades ist auch darstellerisch wenig vernünftig. Damit ergibt sich folgende Blasonierung: Geteilt, oben in Gold ein schreitender schwarzer Greif, unten in Schwarz ein goldener Sparren, darunter ein silberner Mühlstein, auf dem gekrönten Helm mit rechts schwarz-goldenen und links rot-goldenen Decken der schwarze Greif wachsend.

 

Nach Andreas Prudentius kam als vierter Propst der in Caldes im Sulzberg (Südtirol) geborene Aliprandus (Aliprand) Nikolaus de Thomasis, Doktor der Theologie, der Spital vom 11.5.1638 bis zu seinem Tod am 29.5.1642 leitete. Zuvor war er ab 1626 Pfarrer in Linz gewesen. Er war auch apostolischer Protonotar, Suffragan, Generalvikar und Offizial des Erzherzogs Leopold Wilhelm, Fürstbischof von Passau. Am 19.2.1639 bestätigte Kaiser Ferdinand III. zu Wien dem Propst und dem Kapitel seine Rechte und Freiheiten.

Danach folgten als Pröpste in Spital am Pyhrn Damianus Inama, der am 2.9.1655 in Feyregg verstarb, Georg Konrad von Prucklach, der bis 1667 als Propst agierte, Matthäus Franciscus (Franz) Tizin von Lerchenfeld, der am 26.12.1680 verstarb, und Johannes Henricus (Johann Heinrich) Rennarz, gest. 17.6.1693, etc. Während der josephinischen Zeit wurde Stift Spital nicht aufgelöst, weil es sich um ein weltpriesterliches Kollegiatstift handelte, nicht um ein Ordensstift im eigentlichen Sinne, und weil es ausschließlich der Seelsorge diente, was ganz im Sinne des Josephinismus lag. Die Propstei bestand bis 1807 und wurde dann aufgelöst. Die Grundherrschaft wurde in Staatseigentum überführt (obderennsischer Religionsfond). 1812 wurde das Schloß Feyregg vom Linzer Großkaufmann Franz Planck erworben, der 1844 als Planck von Planckburg geadelt wurde. In dieser Familie blieb Schloß Feyregg bis 1905. Danach kam es an die Schwestern Karoline von Teuber und Helene Baronin von Ludwigsdorff, beide geborene Planck von Planckburg, dann 1912 an Josef und Karoline von Teuber. Josef von Teuber war Helenes Schwager. 1937 kam das mittlerweile im Verfall befindliche Schloß dann durch Verkauf an Otto Harmer und seine Frau Ruth Nebrich aus einer Wiener Industriellenfamilie. Ein Umbau erfolgte unter diesen neuen Eigentümern im Jahre 1969, als der alte Ansitz zu einer Schloßpension umgewandelt wurde, wofür acht Räume im Längsflügel ihrer neuen Bestimmung entsprechend mit Stilmöbeln und Gemälden ausgestattet wurden. Von ihren Eltern erhielt Ruth Maria Harmer den Besitz. Das Schloß ist nach wie vor in Privatbesitz und nur von außen zu besichtigen.

Literatur, Quellen und Links:
Georg Clam Martinic: Burgen und Schlösser in Österreich, Edition Zeitgeschichte, Landesverlag im Veritas Verlag, Linz 1991, Topsa-Verlag, Wien 1998, ISBN 3-85001-679-1, S. 226
Ilse Schöndorfer: Burgen und Schlösser in Oberösterreich, NP, St. Pölten 2001, ISBN 3-85326-189-2, S. 209-210.
Oskar Hille: Burgen und Schlösser von Oberösterreich, Ennsthaler Verlag, Steyr, 1992, ISBN 3-85068-323-0, S. 56
Schloß Feyregg: https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Feyregg
Schloß Feyregg auf Burgen-Austria:
http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=940
Schloß Feyregg:
http://www.wehrbauten.at/ooe/feyregg/feyregg.html
Stift Spital am Pyhrn:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stift_Spital_am_Pyhrn
Schloß Feyregg:
http://www.pfarrkirchen-badhall.at/system/web/zusatzseite.aspx?menuonr=218577717&detailonr=218034574
Germania Sacra, Neue Folge 38,1: Das exemte Bistum Bamberg 3, die Bischofsreihe von 1522 bis 1693, bearb. von Dieter J. Weiss, de Gruyter-Verlag, S. 195
Stammliste der Gienger:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stammliste_der_Gienger und http://members.kabsi.at/seeau/Encyclopaedia/LinienGrossmuetter/Familie-Gienger.htm
Gienger von Grienpichel:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gienger_von_Grienpichel
Urkunden von Spital:
http://monasterium.net/mom/AT-OOeLA/SpitalamPyhrnCan/fond?block=12
Hans Krawarik: Zur Frage der Pfarre Spital am Pyhrn, in: Oberösterreichische Heimatblätter, 44. Jahrgang, 1990, Heft 2, herausgegeben vom Landesinstitut für Volksbildung und Heimatpflege in Oberösterreich, S. 142-151 - online:
http://www.ooegeschichte.at/uploads/tx_iafbibliografiedb/hbl1990_2_142-151.pdf
Benedikt Pillwein: Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogtums Österreich ob der Enns und des Herzogtums Salzburg, Verlag der J. Ch. Quandt'schen Buchhandlung, Linz, 1843, Band 2, S. 428-430, online:
https://books.google.de/books?id=gKMuAAAAYAAJ und https://books.google.de/books?id=Ta8AAAAAcAAJ
Joseph F. Patrouch: A negotiated settlement, the counter-reformation in upper Austria under the Habsburgs, Serie "Studies in central European histories", Humanities Press, Boston, Köln, Leiden, 2000, ISBN 0-391-04099-5, S. 183-184, online:
https://books.google.de/books?id=Z9ywtJqBUCEC
Rietstap, Armorial général; Rolland
http://www.euraldic.com/lasu/bl/bl_p_ru.html
Stift Spital am Pyhrn:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stift_Spital_am_Pyhrn
Urkunden von Stift Spital:
http://monasterium.net/mom/AT-OOeLA/SpitalamPyhrnCan/fond
Peter Gradauer: Spital am Pyhrn in Oberösterreich - Hospital und Kollegiatstift, dessen innere Verfassung und dessen juridische Beziehungen zum Hochstift Bamberg, eine rechtsgeschichtliche Untersuchung, Linz, 1957.

Schloß Mühlgrub

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