Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2244
Stadt Wels (Oberösterreich)
Die Burg von Wels
Burg Wels liegt innerhalb des historischen Stadtzentrums von Wels im dessen Südostecke. Die im Kern gotische, im Laufe ihrer Geschichte aber stark umgebaute und veränderte Burg besteht heute aus drei Flügeln, die hufeisenförmig einen nach Norden offenen Hof einschließen. Von früheren vorhandenen Wehranlagen wie Zwinger und einem vom hier vorbeifließenden Mühlbach gespeisten Graben ist nichts mehr vorhanden; alle Wehreinrichtungen wurden schon vor langer Zeit abgerissen und verfüllt. Es ist zu erkennen, daß es sich einmal um eine Vierflügelanlage gehandelt haben muß; davon fehlt aber der Nordflügel ganz, und nur der Süd- und der Westflügel sind noch historisch zu nennen. Gotische Bausubstanz ist rar; einige Türstöcke und Fensterbänke aus dieser Zeit sind noch im Westflügel vorhanden. Am Südflügel ist hofseitig ein spätgotischer Erker zu sehen, und am Westflügel sind hofseitig heute verglaste Arkaden, die aus der Frührenaissance stammen. Der Ostflügel ist ein Produkt der Zeit um 1900. Ein kleiner Eckturm erhielt sein oberstes Geschoß etwa zeitgleich. Im Norden grenzt ein kleiner Park (Burggarten) an, der 1983 anläßlich der Landesgartenschau neu gestaltet wurde und diesen Bereich zu einer kleinen innerstädtischen Idylle macht.
Der vorhandenen Bausubstanz sieht man nicht an, wie alt die Burganlage wirklich ist. Tatsächlich wurde hier bereits 776 durch den Hochfreien Machelm, Grenzgraf im Traungau, eine Befestigung ("Castrum Uueles") zum Schutz gegen die Awaren errichtet, wahrscheinlich ein Erdwall mit Palisaden und Holzbauten. 821-853 gehört die Befestigung Wilhelm, Graf im Traungau. Unter den Karolingern ist Wels 885 eine curtis regia, eine königliche Hofburg. Nach den Traungauer Grafen von Wels und Lambach (um 930: Graf Meginhart, um 1000: Graf Arnold) ging die Burg, die eine Brücke über die Traun schützte, an die Grafen von Formbach, 1158 wurde sie von Ekbert von Formbach an Markgrafen Otakar III. von Steyr vermacht, und schließlich erbten 1186 die Babenberger den Besitz, wobei noch Teile der Herrschaft vom Hochstift Würzburg erworben wurden, dann nach deren Aussterben 1246 die Habsburger. 1251 kam sie an den böhmischen König Ottokar Przemysl, nach dessen Niederlage 1276 an Rudolf von Habsburg. Von da an blieb die Burg mit der zugehörigen Grundherrschaft bis 1654 landesherrliches Eigentum.
Die Burg bildete zwar eine Ecke in der Stadtbefestigung, deren Mauern im stumpfen Winkel an die Burg stießen und sie so in das Verteidigungssystem einbezogen, gehörte aber nicht der Stadt, sondern dem Landesherrn und wurde durch einen Burgvogt oder Pfleger verwaltet. Sie wurde auch von Kaisern genutzt: Kaiser Friedrich II. verlobte sich hier mit 1235 mit einer Tochter von Otto von Bayern, und Kaiser Maximilian I. weilte oft hier. Ein Denkmal für ihn steht im Burggarten. Er ließ sie 1504-1514 in spätgotischem Stil ausbauen, und am 12.1.1519 verstarb er hier. Doch auch Landesherren brauchten Geld und verpfändeten ihr Eigentum dafür, und so kam die Burg Wels mehrfach in Pfandbesitz anderer Familien, so 1362-1454 (andere Quellen: 1359-1435) an die von Wallsee, dann wurde sie wieder ausgelöst, kurz darauf wurde sie um 1463 verpfändet an Weikhart von Polheim-Wartenburg, und die von Polheim gaben die Pfandschaft ihrerseits 1550 weiter an Hans Hoffmann von Grünbühel. 1570-1596 wurde sie von Burgvögten aus der Familie der Jörger verwaltet. 1596 trat Kaiser Rudolph II. im Zuge von Verhandlungen die Burg an Matthias, seinen Bruder, ab. Von 1598 bis 1623 war das Pfand in den Händen der Familie Weiß von Schloß Würting. Christoph Ludwig Weiß starb 1623, und die Burg ging wieder an den Landesherrn, zunächst an Ferdinand II., der die Burg am 14.10.1634 an Erzherzog Leopold Wilhelm verlieh, und er gab die Burg 1640 an Ferdinand III. 1646 ging die Verwaltung an Egidius von Seeau, der die beiden Türme an der SW- und an der SO-Ecke erhöhen ließ.
Erst im 17. Jh. gab es einen größeren Wechsel: Kaiser Ferdinand III. zahlte 1652 den letzten Inhaber des Pfandes aus, und über seinen Sohn und Nachfolger, den römisch-deutschen König Ferdinand IV., kam die Burg Wels 1653 samt Burgvogtei und Untertanen als Geschenk an Johann Weikhard Fürst von Auersperg, der sein Freund, Erzieher und Obersthofmeister war. Dazu wurde die Herrschaft (Burgvogtei) zu einer kleinen Grafschaft erhoben. Johann Weikhard Fürst von Auersperg und nun auch Graf zu Wels (11.3.1615-11.11.1677) war der Sohn von Dietrich II. Graf von Auersperg Freiherr auf Schönberg und Seisenberg (2.6.1578-25.8.1634) und dessen Frau Sidonia Galler von Grawenweg. Er war erst habsburgischer Gesandter an verschiedenen Höfen in Europa, wurde dann Obersthofmeister des Erzherzogs Ferdinand, Wirklicher Geheimrat, Erster Staats- und Konferenzminister, 1650 Ritter vom Orden des Goldenen Vlieses, kaiserlicher wirklicher geheimer Rat und Kämmerer. Im Jahre 1653 wurde er Reichsfürst (in der Primogenitur), und am 28.2.1654 wurde er in das Reichfürstenkollegium aufgenommen. Am 30.7.1654 wurde er Herzog von Münsterberg und Frankenstein in Schlesien, 1664 kaufte er sich die gefürstete Grafschaft Thengen, die er seit dem 24.10.1663 pfandweise innehatte, weswegen er am 14.3.1664 auch den "Graf von Thengen" unter seine vielen Titel aufnehmen konnte, und 1673 erbte er auch noch Gottschee und war nun auch noch Graf von Gottschee.
Undank ist der Fürsten Lohn: Johann Weikhard Fürst von Auersperg stolperte über den Vorwurf der Führung von Geheimverhandlungen mit dem französischen König Ludwig XIV., und das bewirkte seine fristlose Entlassung am 10.12.1669. Hintergrund dieser Intrige war zum einen der am 19.1.1668 mit Frankreich geschlossene Geheimvertrag über die Teilung der spanischen Monarchie, zum andern, und das war schlimmer, seine Idee einer katholischen Tripelallianz zwischen dem Heiligen Römischen Reich und den Königreichen Frankreich und Spanien, was insbesondere von Papst Clemens IX. als zu gefährliche Machtkonstellation empfunden wurde. Er wurde vom Hofe verbannt und sogar zum Tode verurteilt, was aber nicht vollstreckt wurde. Vielmehr konnte er sich auf seine Besitzungen in der Krain zurückziehen, die er von seinem Bruder geerbt hatte, und dort die letzten Lebensjahre verbringen. Aus seinen vielen Besitzungen errichtete er ein Fideikommiß. Er liegt in der Franziskanerkirche Laibach begraben. Mit seiner Frau, Maria Katharina von Losenstein, die er am 23.11.1654 in Regensburg geheiratet hatte, hatte er neun Kinder, von denen ihm erst der kaiserliche Kämmerer Johann Ferdinand Franz Fürst von Auersperg, Herzog von Münsterberg und Frankenstein, Graf zu Gottschee und Wels (29.9.1655-1707) als Fürst nachfolgte, dann dessen Bruder, der spätere Generalfeldzeugmeister Franz Carl Fürst von Auersperg, Herzog von Münsterberg und Frankenstein, Graf zu Gottschee und Wels (22.11.1660-6.11.1713), welcher die Familie im Mannesstamm fortsetzte. Die von Auersperg besaßen die Burg Wels bis 1865.
Auf der Westseite des Westflügels ist das Wappen der Fürsten von Auersperg nach dem österreichischen Diplom vom 17.9.1653 angebracht. Es ist wie folgt aufgebaut:
Dazu wird ein Fürstenhut geführt und ein roter, hermelingefütterter Wappenmantel. Ein weiteres fürstliches Wappen befindet sich übrigens über der Toreinfahrt des Schlosses Goldegg bei Sankt Pölten als Wandmalerei.
Zwei Ordensketten sind um den Schild gelegt. Die eine gehört zum Orden vom Goldenen Vlies; der andere gehört zum am 5.5.1764 als ziviles Gegenstück zum Militär-Maria-Theresienorden gegründeten königlich-ungarischen St. Stephansorden; typisch das Monogramm MT für die Stifterin Maria Theresia und das Monogramm SS für den hl. Stephan. Die Monogramme werden durch die ungarische Krone voneinander getrennt. Nur Großkreuzinhaber durften diese Kette tragen.
Bei den Fürsten von Auersperg waren folgende Mitglieder Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies:
Aufgrund des Verkaufes der Burg Wels im Jahr 1865 fallen die letzten fünf Personen weg, und weil der Stephansorden erst 1764 gegründet wurde, fällt auch der erste Fürst weg. Nun zu den Mitgliedern des königlich-ungarischen St. Stephansordens, wo sich folgende Personen (noch weitere?) feststellen lassen:
Eine passende Überschneidung ergibt sich für Carl Wilhelm Philipp, 8. Fürst von Auersperg, Herzog von Gottschee, Graf von Wels (1.5.1814-4.1.1890).
Die Grundherrschaft wurde 1848 aufgehoben, und 1865 verkauften die Fürsten von Auersperg die Burg und den zugehörigen Besitz. Käufer war ein bürgerlicher Industrieller, Ludwig Hinterschweiger, ein Schmalzaussieder und Margarinefabrikant aus Wels. Er baute das Schloß nach seinen Bedürfnissen um, wobei auch der Ostflügel entstand, der bei der Restaurierung 1980 der historischen Bausubstanz architektonisch so ähnlich wie möglich angeglichen wurde. Der Südwestturm wurde 1895 aufgestockt und mit einem Satteldach versehen. Der Südostturm wurde 1876 abgerissen, und im Erdgeschoß wurde die Fettfabrik eingerichtet. 1883 wurde der Arkadengang des Westflügels nach Norden verlängert, außerdem entstand ein neugotischer, zinnengesäumter Kanzleibau. All diese Zutaten wurden 1980 wieder entfernt, ebenso die damals entstandenen Einbauten im Obergeschoß. Auch der hofseitige spätgotische Erker wurde umgebaut. Zuvor hatte er einen geschweiften Giebel erhalten, worin ein weiteres Auersperg-Wappen war. Diese Konstruktion wurde nun durch ein Pultdach ersetzt, das in seiner Form ein wenig ans Goldene Dachl in Innsbruck erinnert. Dabei wurde auch dieses Wappen mit dem Fisch auf einem Balken und dem Stern angebracht. Auf historischen Photos sieht man 1890 noch den alten Zustand mit geschweiftem Giebel und mit Auersperg-Wappen, während die Umbauten und das neue Wappen 1913 zu erkennen sind. Um 1900 wurde die Burg bzw. Fabrik erneut verkauft, nun an die Familie Blaimschein. Im Jahre 1937 kaufte die Stadt Wels die Burg mit dem Ziel, ein Museum einzurichten, das 1954 öffnete, und die Räume für kulturelle Zwecke zu nutzen. Heute wird die ab 1980 vor der 1983 eröffneten Landesausstellung "1000 Jahre Oberösterreich" restaurierte Burg als Kulturzentrum genutzt und beherbergt das Österreichische Gebäckmuseum, das Museum der Heimatvertriebenen, die stadtgeschichtliche Sammlung und die landwirtschaftsgeschichtliche Sammlung. Auch das Kaiser-Maximilian-Sterbezimmer wird gezeigt. Arkadenhof und Burggarten werden für Konzerte und Theateraufführungen genutzt.
Literatur,
Quellen und Links:
Siebmachers
Wappenbücher wie angegeben
Burg Wels auf Burgen-austria: http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=280
Burg Wels: https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Wels
Burg Wels: http://www.wels.at/multimedia/wels/html/architekturfuehrer/entstehungsjahr/gotik/burg/burg.htm
Georg Clam Martinic: Burgen und Schlösser in
Österreich,
Edition Zeitgeschichte, Landesverlag im Veritas Verlag, Linz
1991, Topsa-Verlag, Wien 1998, ISBN 3-85001-679-1, S. 263.
Ilse Schöndorfer: Burgen und Schlösser in
Oberösterreich, NP,
St. Pölten 2001, ISBN 3-85326-189-2, S. 197-198.
Kurt Holter: Burg und Burgvogtei Wels, in: Kulturzeitschrift
Oberösterreich, Jg. 33, Heft 1/1983, Linz 1983
Oskar Hille: Burgen und Schlösser von Oberösterreich,
Ennsthaler Verlag, Steyr, 1992, ISBN 3-85068-323-0, S. 214-215.
Kurt Holter: Zur Geschichte der Burg Wels, in: Tausend Jahre
Oberösterreich, Linz 1983
Laurin Luchner: Residenzen und Landsitze in Oberösterreich,
Steiermark, Kärnten, Salzburg, Tirol und Vorarlberg. Beck,
München 1983, ISBN 3-406-04508-1 (Schlösser in
Österreich.
Band 2).
Genealogie: http://genealogy.euweb.cz/auersperg/auersperg4.html
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Johann Weikhard Fürst von Auersperg: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Weikhard_von_Auersperg
Adam Wolf: Johann Weikhard Graf von Auersperg, in:
Allgemeine Deutsche Biographie, Band 1, Duncker &
Humblot, Leipzig 1875, S. 640 https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Auersperg,_Johann_Weikhard_Fürst_von_und_zu
Gustav Adolf Metnitz: Johann Weikhard Fürst von
Auersperg,
in: Neue Deutsche Biographie, Band 1, Duncker &
Humblot,
Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 437 http://www.deutsche-biographie.de/pnd104270136.html
Stephansorden: http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Stephansorden
Stephansorden: http://de.esterhazy.net/index.php/Kategorie:Königlich-Ungarische_Sankt_Stephans-Orden
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