Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2238
Sierndorf (Niederösterreich, Bezirk Korneuburg)
Das Schloß Sierndorf
Das Schloß Sierndorf liegt am Nordrand des gleichnamigen Ortes (ca. 7 km nördlich von Stockerau) in einem weitläufigen Schloßpark, der als englischer Landschaftspark gestaltet ist. Im Südwesten des Schlosses ist eine Eckbastion zu sehen, und entlang der Südseite verläuft ein Graben. Das ist der letzte Rest einer einstmals ausgedehnten Befestigung mit zwei Gräben, davon der innere wassergefüllt und von einer Zugbrücke überspannt, und einem Wall mit runden Eckbastionen. Als man den Landschaftspark um 1840 anlegte, standen die alten Befestigungen den neuen Planungen im Weg und wurden eingeebnet, und den einstigen Wasserschloßcharakter erkennt man heute erst bei sehr genauem Hinsehen.
Es handelt sich um eine einen trapezförmigen Hof umschließende Vierflügelanlage von unregelmäßigem Grundriß. Der dreistöckige Ostflügel ist der breiteste Flügel, und hier an der langen Schaufront befindet sich auch das Zugangstor. Im südlichen Teil des Ostflügels ist anhand der hohen, schlanken Spitzbogenfenster die 1511-1516 als Saalbau errichtete Schloßkirche zu identifizieren, mit einem separaten Eingang. Heute dient sie als Pfarrkirche des Ortes. Der nördliche Teil des Ostflügels war der herrschaftliche Wohntrakt. Im Osten des Nordtraktes liegt der zweigeschossige Festsaal. Der dünnste Bautrakt ist der Südflügel; innen sind hier im Erdgeschoß Arkaden, nur durch einen in den Hof vorspringenden Treppenturm unterbrochen. Insgesamt gibt es im Innenhof drei Treppenanlagen: zwei Spindeln aus der Renaissance und eine neugotische Stiegenanlage auf der Südseite. Im Nordosten und im Südwesten springt an der Ecke außen jeweils ein Eckrisalit gleicher Traufhöhe wie das Haupthaus vor. Einst stand an der Südostecke ein hoher Turm und dominierte die ganze Anlage. Oben wurde er von einer Marienstatue gekrönt. Er wurde 1878 abgetragen. Im Norden der Anlage liegt abgesetzt der zugehörige landwirtschaftliche Betrieb.
Mehrere Familien besaßen nacheinander die Burg bzw. das Schloß Sierndorf. Zuerst war das landesfürstliche Lehen Besitz der seit dem 13. Jh. erwähnten Herren von Sierndorf, von denen ein Familienmitglied namens Stephan Propst von Klosterneuburg wurde. Nach dem Aussterben dieser Familie im Jahr 1379 kam die Herrschaft Sierndorf samt Burg durch Verkauf seitens der Erben, der Herren von Sunnberg und der Herren von Kaja, an die Wiener Bürgerfamilie der Tirna. Nach deren Aussterben wechselte der Besitz erneut mehrfach (Malzkasten, 1493 Ludwig und Hans Thürnbacher), bis Hans von Zelking 1496 Sierndorf erwarb. Unter des Erwerbers Bruder, Wilhelm von Zelking, Obersthofmeister bei Königin Maria von Ungarn, entstand ab 1516 aus der mittelalterlichen Burg ein Renaissanceschloß. In der Schloßkirche befinden sich in den Nischen des Oratoriums lebensgroße Halbfiguren von Wilhelm von Zelking und seiner Frau Margarete von Sandizell. Die beiden hatten 16 Kinder. Die Herren von Zelking gerieten jedoch in wirtschaftliche Nöte und mußten 1604 Herrschaft und Schloß an die von Herberstein verkaufen. Über Maria Susanna von Herberstein kam der Besitz 1696 an ihren Mann Albert Ernst Graf Gurland. Johann Anton Ernst Graf Gurland, kaiserlicher Rat und Oberkommissär der Provinzialstände, barockisierte das Schloß 1709-1728 und legte die Raumflucht der Repräsentationsräume an.
Schmuckstück der Ostfassade ist das Rundbogenportal, hinter dem eine dreijochige Einfahrt mit Kreuzgratgewölbe und Bandelwerk-Stuck liegt. Es stammt aus der Renaissance und wurde im 18. Jh. barockisiert. Dabei kamen über dem Triglyphenfries die Statuen hinzu. Die beiden barocken Steinfiguren stellen David und Saul dar. Im Barock wurde eine Raumfolge im Schloß geschaffen, die von der Einfahrt über das spätbarocke Prunktreppenhaus bis zum großen Festsaal und den anschließenden Räumen (Vorzimmer, Turmzimmer) reicht und dem zeitgemäßen Repräsentationsbedürfnis entsprach. Verantwortlich für diese Umgestaltung war Baumeister Christian Alexander Oedtl.
Der nächste Besitzer war Leopold Graf Schallenberg, der das Schloß 1749 von seiner Tante geerbt hatte. Er behielt es nicht lange, sondern verkaufte es 1755 für 152000 fl. an Rudolph Wenzel Philipp Leonhard Joseph I. Fürst Colloredo (6.7.1706-1.11.1788). Nun kam der von zwei Putten gehaltene Wappenstein mit dem Allianzwappen des Fürsten Colloredo über dem Fenster des ersten Obergeschosses hinzu. Im 19. Jh. entstand eine neugotische Stiegenanlage an der Südseite des Innenhofes. Nach einem Intermezzo der Enteignung durch das Deutsche Reich 1940-1945, einer Zeit, in der das Gebäude sehr stark beschädigt und in der das Inventar vernichtet wurde, ging der Besitz nach der Restitution 1948 im Jahre 1950 zurück an die Familie Colloredo-Mansfeld. Das Schloß ist nach wie vor in Privatbesitz von Rudolf Graf Colloredo-Mansfeld und nicht zu besichtigen. Der Park und damit die Schauseite im Osten sind öffentlich zugänglich, ebenso die Schloßkirche.
Rudolph Wenzel Philipp Leonhard Joseph I. Fürst Colloredo (6.7.1706-1.11.1788) war der Sohn von Johann Hieronymus IV. von Colloredo Graf di Santa Sophia e Recanati (17.6.1674-2.2.1727) und Johanna Caroline Kinsky (27.7.1675-23.2.1755). Er, der am 17.8.1737 in das schwäbische Reichsgrafenkollegium aufgenommen wurde, kaufte 1755 nicht nur die Herrschaft Sierndorf, sondern auch die Herrschaft Vesten Grafendorf. Am 24.12.1763 wurde er böhmischer Fürst und am 29.12.1763 Reichsfürst. Er war k.u.k. Kämmerer, Geheimrat, Reichsvizekanzler und kaiserlicher Reichsconferenzminister. Wie der Wappenstein zeigt, war er auch Ritter des Goldenen Vlieses. Im Jahre 1765 erhielt er das ungarische Indigenat.
Das heraldisch rechts zu sehende Wappen von Rudolph Wenzel Philipp Leonhard Joseph I. Fürst Colloredo ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Schwarz ein silberner Balken (altes Stammwappen Colloredo), Feld 2 und 3: in Silber ein schwarzer schrägrechter Zickzackbalken (Heiligenberg), Herzschild: in Schwarz ein silberner Balken, darin ein golden gekrönter und bewehrter schwarzer Doppeladler (Familienwappen Colloredo, hier wurde vereinfacht, so daß der Adler die gesamte obere Hälfte des Herzschildes einnimmt, wohl in gestalterischer Analogie zum Herzschild der Ehefrau, wo es aber berechtigt ist).
Die Entwicklung des Colloredo-Wappens ist aufgrund der vielen Linien und Diplome, die sich nur durch geringfügige Details unterscheiden, komplex und unübersichtlich und wird beschrieben im Siebmacher Band: Un Seite: 101 Tafel: 79, Band: FstM Seite: 11-12 Tafel: 19-20, Band: FstA Seite: 43 Tafel: 46-49, Band: Bö Seite: 189 Tafel: 80, Band: Mä Seite: 201 Tafel: 138, Band: Gö Seite: 26, Band: NÖ1 Seite: 55-56 Tafel: 28-29 sowie Band: OÖ Seite: 25-27 Tafel: 11-12 und Band: OÖ Seite: 715. Es gibt drei Hauptlinien: die Asquinsche Hauptlinie, die Bernhardsche Hauptlinie und die Weickhardsche Hauptlinie. Es gibt freiherrliche, gräfliche und fürstliche Wappen. Da der Fürstenstand in der Primogenitur verliehen wurde, gibt es fürstliche und gräfliche Wappen parallel nicht nur in verschiedenen Linien, sondern auch innerhalb einer Linie. Im wesentlichen gibt es ein Stammwappen, ein durch einen Adler aufgepepptes Stammwappen und ein geviertes Wappen mit Herzschild, und dann als Steigerung Wappen, bei denen der Rückschild wieder weggelassen wurde. Hinsichtlich des Oberwappens gibt es Wappen mit dem Stammhelm, mit drei und mit fünf Helmen. Und dann gibt es noch die Kombinationen, z. B. die Vereinigung von Namen und Wappen mit Mansfeld-Querfurt. Im einzelnen:
Das Stammwappen zeigt in Schwarz einen silbernen Balken (Colloredo), auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein schwarzer, mit einem silbernen Balken belegter Flügel oder Flug (Colloredo).
Nach der Freiherrenstandsbestätigung durch Kaiser Rudolph II. zu Prag vom 19.3.1588 für die aus der Asquinschen Hauptlinie stammenden Brüder Ludwig von Colloredo, kaiserlicher Kämmerer, und Lälius (Lelius) von Colloredo, Malteserordenskomtur und Kämmerer des Erzherzogs Ernst, und für die übrige Deszendenz des Wilhelm von Mels zeigt das Wappen der Linie Colloredo in Schwarz einen silbernen Balken. Dazu werden drei Helme geführt: Helm 1 (Mitte): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein schwarzer, mit einem silbernen Balken belegter Flug (Colloredo), Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender schwarzer Eber, silbern bewehrt, Helm 3 (links): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender Jüngling in silbernem Gewand und mit roter Leibbinde und rot-silbern geflochtener Stirnbinde mit abfliegenden Enden) mit goldenem Pfeilbündel und ebensolchem Bogen in den Händen. Diese letzte Helmzier ist je nach Darstellung erheblichen Variationen unterworfen, mal ist es ein Jüngling, mal ist es ein Mohr, mal eine Jungfrau. Am 31.7.1591 gab es für oben erwähnten Ludwig von Colloredo den Reichsfreiherrenstand mit der Ergänzung "von Wallsee".
Dabei handelt es sich um eine postulierte Stammesverwandtschaft der aus dem Friaul stammenden von Colloredo mit dem erloschenen schwäbischen Dynastengeschlecht der von Wallsee, das den gleichen Schild, aber ein anderes Kleinod geführt hatte. Tatsächlich leiten sich die von Colloredo von den von Mels ab, und zwar so früh, daß die Theorie, ein Zweig der von Wallsee hätte sich nach Friaul gewandt, wohl kaum bewiesen werden konnte und auch nicht belegt werden kann. Deshalb ist die Stammesverwandtschaft umstritten. Außerdem hätten es Abkömmlinge der echten schwäbischen Dynasten wohl kaum nötig gehabt, sich den Freiherrenstand Ende des 16. Jh. bestätigen zu lassen. Es erscheint vielmehr so, daß Ludwig von Colloredo in der Ähnlichkeit der Wappenbilder ein geeignetes Vehikel gefunden hatte, um die erstrebte Aufnahme in den deutschen Reichsadel zu bewerkstelligen. Weiterhin wären die von Colloredo ohnehin nicht die Erben der von Wallsee gewesen, denn die Letzte dieser Familie, die 1505 oder 1506 verstorbene Barbara von Wallsee, hatte den kaiserlichen Feldhauptmann Sigmund Graf von Schaunberg (-2.10.1498) geheiratet, und jener erhielt die Erbschaft (Scharnstein, Pernstein, Oberwallsee, Wildenstein, Windeck, Ruttenstein und Ort am Traunsee und die Pfandschaft Frankenburg) nach dem Tod des Schwiegervaters Reinprecht (-1483) und wurde dazu mit dem Erblandmundschenkenamt in Österreich oberhalb und unterhalb der Enns belehnt, das die von Wallsee bis dahin innegehabt hatten. Aber als sich Ludwig von Colloredo nach Österreich und Böhmen wandte und die Familie dorthin verpflanzte, war ihm dieses Mittel der postulierten Stammesverwandtschaft geeignet und passend, um sich im Reichsadel zu verwurzeln, und das System folgte ihm darin.
Die Colloredo-Wallsee führten 1624 folgendes gräfliches Wappen, das die böhmische und die Krainer Linie ebenso führte: in Schwarz ein silberner Balken. Dazu werden drei Helme geführt: Helm 1 (Mitte): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein schwarzer, mit einem silbernen Balken belegter Flug (Colloredo), Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender schwarzer Eber, silbern bewehrt, Helm 3 (links): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken eine wachsende Jungfrau in rotem Gewand mit goldenem Pfeilbündel und ebensolchem Bogen in den Händen. Die Variation liegt hier nur im dritten Kleinod.
Ein Diplom vom 11.12.1624 definiert das gräfliche Wappen der Grafen Colloredo-Wallsee und Mels: geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Schwarz ein silberner Balken (altes Stammwappen Colloredo-Wallsee), Feld 2 und 3: in Silber ein schwarzer schrägrechter Zickzackbalken (Heiligenberg, vermutlich wegen der Verwandtschaft der schwäbischen Grafen von Heiligenberg mit den erloschenen von Wallsee angenommen), Herzschild: in Schwarz ein silberner Balken, darin ein golden gekrönter und bewehrter schwarzer Doppeladler (neues Familienwappen Colloredo). Dazu werden fünf Helme geführt: Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein schwarzer, gekrönter Adler mit erhobenen Flügeln, mit einem silbernen Balken belegt (Wallsee), Helm 2 (innen rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein schwarzer, mit einem silbernen Balken belegter Flug oder Flügel (Colloredo), Helm 3 (innen links): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender Mohr in silbernem Gewand mit roter Leibbinde und rot-silbern geflochtener Stirnbinde mit abfliegenden Enden und mit goldenem Pfeilbündel und ebensolchem Bogen in den Händen, Helm 4 (außen rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender schwarzer Eber, silbern bewehrt, Helm 5 (außen links): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender, silberner Brackenrumpf, auf dem Ohr ein schwarzer, schrägrechter Zickzackbalken (Heiligenberg). Dieses Wappen wird auch im Siebmacher Suppl. II, 1, 2 und bei Hefner Tafel 20 dargestellt.
Das gleiche Wappen wird im Siebmacher noch einmal mit der Jahresangabe 1763 für die Fürsten und Grafen resp. nachgeborenen Prinzen von Colloredo wiedergegeben, aber diesmal mit Kronen auf allen fünf, als golden angegebenen Helmen.
Ein Diplom vom 14.2.1629 und eines vom 10.5.1629 definieren das gräfliche Wappen, das auch in Siebmacher V, 2, Nr. 3 abgebildet wird. In schwarzem Feld wird auf silbernem Balken ein schwarzer, golden bewehrter Doppeladler mit einer Kaiserkrone oben zwischen den beiden Köpfen geführt, als Oberwappen auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein schwarzer, mit einem silbernen Balken belegter Flug. Das Diplom vom 10.5.1629 zu Wien für die Brüder Rudolph und Hieronymus von Colloredo verleiht den erbländisch-österreichischen Grafenstand als "von Colorado, Grafen zu Waldsee, Herren auf Dobra und Fleyena" mit Wappenbesserung wie vorgenannt.
Die Asquinsche Linie gründete in Böhmen einen Fideikommiß und erlosch im Mannesstamm mit Ludwig von Colloredo im Jahre 1693. Der Allodialbesitz fiel an die Bernhardsche Hauptlinie, die in Italien (Mantua) geblieben war. Ein Ast dieser Linie blieb in Mantua und erlosch 1813. Ein anderer Ast, beginnend mit Camillo von Colloredo, übernahm den niederösterreichischen und böhmischen Allodialbesitz, und jener Camillo wurde zum Stammvater des böhmisch-niederösterreichischen Astes. Ein dritter Ast der Linie, die Thomassche Unterlinie, blieb im Friaul (Padua, Udine, Muscelletto). Die Weickhardsche Hauptlinie blieb bis 1693 in Colloredo, bis sie den Fideikommiß erbte. Dann teilte sich die Linie: Hieronymus von Colloredo ging nach Österreich und Böhmen, und sein Bruder Rudolph blieb im Friaul. Für den Weickhardschen Ast der Linie Colloredo gab es den Reichsgrafenstand mit Wappenbesserung zu Wien am 11.12.1724 für den vorerwähnten Hieronymus von Colloredo, kaiserlicher Rat und Kämmerer, Oberst-Erblandtruchseß in Böhmen und Gouverneur von Mailand, und für dessen Bruder Rudolph von Colloredo.
Nach den fürstlichen Diplomen für den Weickhardschen Ast der Linie Colloredo vom 24.12.1763 (böhmischer Fürstenstand in der Primogenitur) und vom 29.12.1763 bzw. Ausfertigung am 5.4.1764 (Reichsfürstenstand in der Primogenitur mit "Hochgeboren") für Rudolph Graf von Colloredo, kaiserlicher Wirklicher Geheimer Rat und Kämmerer, Konferenzminister und Reichsvizehofkanzler, Sohn des vorerwähnten Hieronymus, ist das Wappen ein schwarzer Schild mit einem silbernen, mit einem schwarzen, golden bewehrten Doppeladler und einer Kaiserkrone oben zwischen den beiden Köpfen belegten Balken, dazu Wappenmantel und Fürstenhut. Ein weiteres entsprechendes Diplom datiert vom 24.12.1764 und verleiht den erbländischen Fürstenstand nach dem Recht der Erstgeburt. Rudolph Joseph Reichsfürst von Colloredo erhielt 1765, Franz und Joseph Grafen von Colloredo-Wallsee bekamen 1792 das ungarische Indigenat.
Das Wappen eben dieses Rudolphs sehen wir am Schloß, zeitlich nach der Aufnahme in den Orden vom Goldenen Vlies (1744) und vor der Erhebung in den Fürstenstand (1763), aber natürlich nicht vor dem Kauf der Herrschaft Sierndorf (1755); also ist der Stein auf 1755-1763 zu datieren.
Am 26.2.1789 erfolgte durch den Kaiser zu Wien die Namen- und Wappenvereinigung mit denen der Fürsten von Mansfeld-Querfurt als "Fürsten von Colloredo-Mansfeld" (in der Primogenitur) bzw. als "Grafen von Mansfeld" für den ältesten Sohn des Fürsten zu Lebzeiten des Vaters und als "Graf bzw. Gräfin von Colloredo-Mansfeld" (für die Nachgeborenen). Der Begünstigte war Franz Gundaccar Fürst von Colloredo aus dem Weickhardschen Ast der Linie Colloredo, Sohn des in den Fürstenstand erhobenen Rudolph und vermählt mit Maria Isabella Gräfin von Mansfeld, Schwester des letzten Fürsten von Mansfeld und Fondi.
Die Fürsten Colloredo-Mansfeld (auch: Colloredo-Mannsfeld) führen folgendes Wappen: geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4 erneut geviert: Feld a und d: 5 mal von Silber und Rot geteilt (Querfurt), Feld b und c: von Silber und Rot gerautet, die roten Rauten in zwei Reihen zu je 3 gestellt (Mansfeld), Feld 2: in Schwarz ein silberner Adler (Arnstein), Feld 3: in Blau ein gekrönter goldener Löwe, überdeckt mit einem von Rot und Silber in zwei Reihen geschachten Schrägrechtsbalken (Heldrungen), Herzschild: in Schwarz auf silbernem Balken ein schwarzer, golden bewehrter Doppeladler mit einer Kaiserkrone oben zwischen den beiden Köpfen (Colloredo). Dazu werden vier Helme geführt: Helm 1 (innen rechts): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein schwarzer, gekrönter Adler mit erhobenen Flügeln, mit einem silbernen Balken belegt (Wallsee), Helm 2 (innen links): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken acht (vier nach rechts, vier nach links wehend) fünfmal von Silber und Rot geteilte Fähnchen an goldenen Stangen (Querfurt), Helm 3 (außen rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein schwarzer, mit einem silbernen Balken belegter Flug (Colloredo), Helm 4 (außen links): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein silberner, mit drei roten Balken belegter Flug (Mansfeld-Querfurt).
Die Fürsten Mansfeld und Fondi führen das Wappen wie oben beschrieben, aber mit anderem Oberwappen: Helm 1 (rechts): Mansfeld-Querfurt, Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender, goldener, gekrönter Löwe, die Krone mit drei Straußenfedern in den Farben silbern-rot-golden besteckt (Heldrungen), zwischen einem rechts schwarzen und links silbernen Flug (Arnstein).
Nach einem Diplom für die Fürsten Colloredo-Mansfeld vom 26.3.1789 gibt es noch eine Variante. In allen Details folgt das Wappen der Beschreibung im vorletzten Abschnitt bis auf Helm 4 (links außen): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender, goldener, gekrönter Löwe, die Krone mit drei Straußenfedern in den Farben silbern-rot-golden besteckt (Heldrungen), zwischen einem rechts schwarzen und links silbernen Flug (Arnstein), dazu zwei goldene, gekrönte Löwen als Schildhalter, Fürstenhut und Wappenmantel, Devise: HAEC PEPERIT VIRTUS.
Für den gräflichen Zweig des Weickardschen Astes der Linie Colloredo (friaulsche Unterlinie) erfolgte eine österreichische Grafenstandsbestätigung durch Allerhöchste Entschließung zu Schönbrunn am 21.6.1830 und mit einem Diplom zu Wien vom 25.6.1830 für die Brüder Fabio, Rodolfo, Filippo und Ferdinando Grafen Colloredo. Das Diplom wurde in Italien am 8.5.1915 anerkannt.
Ein k. k. österreichisches Grafenstandbestätigungsdiplom vom 6.6.1857 (basierend auf der Allerhöchsten Entschließung zu Mailand am 19.2.1857) für die Grafen Colloredo-Wallsee (Linie Colloredo, Bernhardscher Ast, Thomassche Unterlinie, Ast zu Padua) zeigt in Schwarz einen silbernen Balken, darin ein auf beiden Häuptern golden gekrönter und ebenso bewehrter schwarzer Doppeladler. Dazu werden drei Helme geführt: Helm 1 (Mitte): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein schwarzer, mit einem silbernen Balken belegter Flug oder Flügel (Colloredo), Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender Mohr in silbernem Gewand mit goldenem Pfeilbündel und ebensolchem Bogen in den Händen, Helm 3 (links): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender schwarzer Eber, silbern bewehrt. Das besagte Diplom wurde zu Wien für Peter Graf Colloredo aus Udine ausgestellt.
Ein spezielles gräfliches Wappen wird von der erloschenen Linie Colloredo-Mels geführt, geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Schwarz ein silberner Balken (altes Stammwappen Colloredo bzw. Wallsee), Feld 2 und 3: in Silber ein rotes oberes linkes und ein ebensolches unteres linkes Eck, Herzschild: in Schwarz ein silberner Balken, darin ein golden gekrönter und bewehrter schwarzer Doppeladler (neues Familienwappen Colloredo). Dazu werden drei gekrönte Helme geführt, Helm 1 (Mitte) auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken ein schwarzer Flügel mit einem silbernen Balken (Colloredo), Helm 2 (rechts): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsendes, silbernes Pferd, Helm 3 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken eine wachsende, rot gekleidete Jungfrau, in der Rechten einen Bogen und in der Linken ein Bündel Pfeile haltend. Alternativ sind die Decken insgesamt rechts schwarz-silbern, links rot-silbern.
Ein weiteres, spezielles Wappen der Linie Mels-Colloredo, die 1501 in den Adel der Grafschaft Görz und Gradisca und am 15.5.1821 als "Grafen von Mels-Colloredo" in die Landmannschaft der Steiermark aufgenommen wurde, ist geviert mit Herzschild, Feld 1: in Rot ein silberner, mit 5 (2:1:2) strahlenden goldenen Sonnen belegter Schragen, Feld 2 und 3: in Gold ein vorwärtsgekehrtes, gekröntes, bärtiges Manneshaupt, Feld 4: in Silber eine goldene Korngarbe, Herzschild: gespalten, rechts in Schwarz ein mit schwarzen Doppeladler belegter silberner Balken (Colloredo), links in Gold drei blaue Pfähle.
Es gibt noch weitere, hier nicht verfolgte Varianten der unterschiedlichen Linien.
Rudolph Wenzel Philipp Leonhard Joseph I. Fürst Colloredo war mit Maria Franziska Gabriela von Starhemberg (28.11.1707-1793) verheiratet, die Tochter von Gundackar Thomas Graf von Starhemberg (14.12.1663-1745) und Maria Josepha Irena Gräfin Jörger zu Tollet (1668-1745/1746). Die beiden hatten 19 Kinder, darunter Franz de Paula Gundaccar Joseph Adam Rudolf Johann Hieronymus Fürst Colloredo-Mannsfeld (28.5.1731-27.10.1807), der seinen Namen und sein Wappen mit Namen und Wappen der Grafen von Mansfeld vereinigte, und den späteren Fürsterzbischof von Salzburg, Hieronymus Joseph Fürst Colloredo (31.5.1732-20.5.1812). Maria Franziska Gabriela von Starhemberg überlebte ihren Mann und wurde Sternkreuz-Ordensdame.
Das heraldisch links zu sehende Wappen von Maria Franziska Gabriela von Starhemberg ist geviert mit Herzschild, Feld 1: silbern-rot gespalten (Grafen von Schaunberg und Julbach im bayerischen Landkreis Rottal-Inn, Motiv Neu-Schaunberg), Feld 2: in hier nur viermal, üblicherweise fünfmal silbern-rot geteiltem Feld ein blauer Sparren (Grafen von Schaunberg, altes Stammwappen, Motiv Alt-Schaunberg, auch Julbach zugeschrieben, übrigens Hauptbestandteil des heutigen Gemeindewappens von Julbach), Feld 3: in Rot ein gestürzter silberner Anker ohne Stock, durch dessen Ring meist ein goldenes oder silbernes Seil geschlungen ist (übernommen von den von Pettau, Feld für die Herrschaft Ankenstein bzw. Anchenstein bei Pettau, Seil fehlt hier), Feld 4: in Gold eine golden gekrönte, verschlungene, schwarze Schlange (Stammwappen der von Pettau, denen auch die Herrschaft Wurmberg gehörte), Herzschild: silbern-rot geteilt, oben ein wachsendes, blaues Pantier (Stammwappen Starhemberg).
Literatur,
Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher wie
angegeben
Burgen Austria: http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=211
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon, Linz, 1992,
S. 190
Grafen von Starhemberg im Austro-Aristo-Adelslexikon: http://www.austroaristo.com/adelslexikon/4440-starhemberg.html
Grafen von Starhemberg: http://de.wikipedia.org/wiki/Starhemberg
Genealogie Starhemberg: http://genealogy.euweb.cz/austria/starhemb1.html
Grafen von Starhemberg: Genealogisches Handbuch des Adels,
Fürstliche Häuser, Band 1 (1951)
Colloredo im Austro-Aristo-Adelslexikon: http://www.austroaristo.com/adelslexikon/3746-colloredo.html
GHdA-Adelslexikon Bd. 2 (58), S. 324-326.
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser,
1826, Artikel Colloredo und Artikel Mels-Colloredo), ferner 1862,
1874, 1875, 1896 bzw. 1940.
Genealogisches Handbuch des Adels Bd. 1, 1951, Artikel
Colloredo-Mannsfeld, ferner Bd. 18, 1958, Artikel Mels-Colloredo,
Bd. 19, 1959, Bd. 33, 1964, und Bd. 50, 1971.
Schloß Sierndorf: http://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Burgen_und_Schlösser/Niederösterreich/Sierndorf
Sierndorf und die Zelkinger: Ute Bixa: Die Porträtbüsten
des Wilhelm von Zelking und der Margaretha von Sandizell in der
Sierndorfer Schloßkapelle, Diplomarbeit, Wien 2008 http://www.zelking.com/geschichte/50-burgstaelle-und-wallanlagen/90-sierndorf-und-das-geschlecht-zelking.html
Schloß Sierndorf: http://www.wehrbauten.at/noe/niederoesterreich.html?/noe/sierndorf/sierndorf.html
Geschichte von Sierndorf: http://www.sierndorf.at/gemeinde-sierndorf/inhalt/geschichte
Geschichte der Colloredo-Mansfeld: http://www.colloredo-mannsfeld.com/familie-geschichte.html
von Wallsee: https://de.wikipedia.org/wiki/Herren_von_Walsee
Colloredo: https://de.wikipedia.org/wiki/Colloredo_(Adelsgeschlecht)
Grafen Schaunberg: https://de.wikipedia.org/wiki/Grafschaft_Schaunberg
Alberti, Württembergisches Wappenbuch S. 976-977
Mansfeld: https://de.wikipedia.org/wiki/Mansfeld_(Adelsgeschlecht)
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