Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2228
Ober-Mörlen (Wetteraukreis)
Schloß Ober-Mörlen
Das Schloß Ober-Mörlen liegt im Norden des Ortskernes der gleichnamigen Gemeinde im Winkel zwischen Frankfurter Straße und Mühlgasse (Frankfurter Straße 31-35). Das innerhalb eines ummauerten Geländes freistehende Wohngebäude ist ein genau in West-Ost-Richtung stehender, langgestreckter, zweigeschossiger Massivbau, dem auf der Südseite linkerhand asymmetrisch ein zweiachsiger, dreistöckiger Treppenhausvorbau mit einem in der Renaissancetradition stehenden Schweifgiebel vorgesetzt ist. Vor dem unweit des Westendes angesetzten Treppenhaus liegt eine Terrasse mit barocker Balustrade. Eine kleine Freitreppe führt in deren Mitte zur Terrasse hoch. Der Bau besitzt auf der Südseite 10 Fensterachsen, im Obergeschoß mit einzelnen und im Erdgeschoß mit weitgehend gekoppelten Fenstern. Ein umlaufendes Gesims trennt die beiden Geschosse. Hohe Mauern umschließen das Gelände zu den genannten Begrenzungsstraßen hin. Die Nordfront des Gebäudes grenzt direkt an den einstigen, 1932 verfüllten Mühlgraben, der früher den Wirtschaftsbereich abtrennte, dessen Gebäude nördlich des Schlosses den Raum bis zum Usa-Bach in Gestalt eines unregelmäßigen Vierecks rings um den Hof ausfüllen. Die zugehörige Mühle gehörte einst ebenfalls zum Besitz und befand sich ein wenig weiter westlich. Zwei Tore führen in die Anlage, eines von Süden zum Wohnschloß, eines von Westen in den Wirtschaftshof. Weiterhin sind Reste der Einfriedung eines Lustgartens vorhanden. Das Schloß dient heute als Rathaus der Gemeinde Ober-Mörlen; in den Wirtschaftsgebäuden ist ein Café/Bistro eingerichtet.
Das Schloß wurde ab 1589 von Hans (Johann) Georg von der Hees zu der Hees erbaut. Sicherlich gab es einen Vorgängerbau (Freihof) an der gleichen Stelle, der vom örtlichen Adel errichtet worden war, den Rittern von Mörlen oder von Morle, genannt Böhm. Diese Familie, deren Mitglieder als Burgmänner auf der Burg Friedberg eine Rolle spielten, wanderte aber Ende des 13. Jh. in die Gegend von Hanau ab und erlosch 1638. Danach kam der Besitz durch Verkauf von den Grafen von Eppstein 1424 an Johann von Düdelsheim, und Hans Caspar von Düdelsheim verkaufte ihn 1578 an Burkhart Engelbert von Hattstein, der ihn wiederum 1583 an den aus einer siegerländischen Familie stammenden Hans (Johann) Georg von der Hees verkaufte. Dieser war nassauischer Amtmann in Siegen, genau wie sein Vater, dessen Amt er nach dessen Tod übernommen hatte. Am 22.9.1576 hatte Hans Georg von der Hees Lutgart von Neuhoff gen. von der Ley geheiratet. Der Baubeginn ist durch die Jahreszahl im Türsturz dokumentiert. Der Bau zog sich etliche Jahre hin, vermutlich war der Bauherr weniger liquide als gedacht, und die Schulden führten dazu, daß er nicht lange Freude am Schloß hatte.
Genealogie der Herren von der Hees unter Hervorhebung der Schloßbesitzer:
Bereits 1624 war Philipp Christoph von Franckenstein Besitzer von Schloß Ober-Mörlen. Im Jahre 1608 hatte sich Hans Georg von der Hees 1000 fl. von ihm geliehen. Da das Bauherr weder Zinsen zahlte noch tilgte, erwirkte der Gläubiger mehrfach Zahlungsbefehle über den Landesherrn in Mainz. Das Resultat war schließlich ein Übergang des Schloßbesitzes an den Gläubiger.
Der nächste Besitzübergang stand wiederum erneut in Zusammenhang mit den Zahlungsschwierigkeiten von Hans Georg von der Hees. Agnes von der Hees zu der Hees vermählte sich 1562 mit Eustachius (Stachius) von Schlitz gen. Görtz. Es wurde im Ehevertrag eine Mitgift von 2000 Talern vereinbart, ansonsten wurden aber etwaige Erbansprüche ausgeschlossen. Aber auch die Zahlung dieser Mitgift fand nicht statt, weil der Bruder so klamm war. Folglich prozessierte die geprellte Familie ebenfalls gegen Hans Georg von der Hees, und als die von Franckenstein das Schloß erhielten, machten sie ihnen den Besitz streitig. Das war aufgrund der älteren Ansprüche auf die Vermögensmasse des Hans Georg von der Hees erfolgreich, und 1632 kamen die von Schlitz, gen. Görtz in den Besitz des Schlosses Ober-Mörlen. Bis 1683 blieb es in Besitz von Stachius von Schlitz. Ein zwischenzeitlicher Versuch der Landgräfin Christine Sophie von Hessen-Butzbach, geborene Gräfin von Ostfriesland (26.9.1600-30.3.1658), Ehefrau von Philipp Landgraf von Hessen-Butzbach (26.12.1581-28.4.1643), im Jahre 1637 das Schloß zu erwerben, schlug fehl.
Dann kam es am 16.10.1683 zum entscheidenden Verkauf an die Familie, deren Wappen wir nun überall am Schloß sehen: Die von Schlitz gen. Görtz verkauften Ober-Mörlen an Johann von Wetzel (-28.1.1702), kaiserlicher Rat, Oberpostmeister in Frankfurt am Main, vermählt mit Johanna von Imola. Johann von Wetzel baute nun den frisch erworbenen Besitz weiter aus. Sein erster baulicher Beitrag war eine vier Meter hohe Mauer mit Toreinfahrt, die das feste Haus halbkreisförmig umgab und nach Süden schützte. Diese Mauer ist auf 1684 datiert. Der Wappenschmuck wurde auf die Maueraufsätze gehauen: Drei kurze quadratische Sockel auf der Mauerkrone tragen einen Kegelstumpf und darauf eine Steinkugel, und die beiden äußeren Frontflächen tragen die Wappen, optisch links das nachfolgend beschriebene der von Wetzel (s. u.) und gegenüber ein Baum (ohne Abb.). Der mittlere Aufsatz datiert das Tor über ein Chronogramm: IESVS MARIE IOSEPHVS TVEANTVR FOVEANT ALANT CVSTODIANT - Jesus, Maria und Joseph mögen (dieses Haus, diese Familie) erhalten, begünstigen, nähren, bewachen = I + V + M + I + I + V + V + V + V + L + C + V + D + I = 1 + 5 + 1000 + 1 + 1 + 5 + 5 + 5 + 5 + 50 + 100 + 5 + 500 + 1 = 1684. Nach Norden hin boten der Mühlgraben und der Usa-Bach ein natürliches Hindernis.
Die größten baulichen Veränderungen erfuhr Schloß Ober-Mörlen aber erst unter Johanns Sohn, Eugen Alexander Freiherr von Wetzel (1653-21.9.1722). Er war 1709 Gesandter in Wien und 1712-1722 kaiserlicher Gesandter in Frankfurt am Main; er war 1715 Abgesandter der Thurn und Taxis in Mainz und 1702-1722 wie zuvor sein Vater Oberpostmeister in Frankfurt am Main. Nach dem Tod des Vaters übernahm er das Schloßgut und baute es weiter aus. Unter ihm entstand 1691 der Treppenhausvorbau mit Schweifgiebel an der Südfassade des Haupthauses, wo das Wappen von ihm und seiner ersten Frau zu finden ist (Abb. unten), denn er vermählte sich in erster Ehe am 8.7.1686 mit Ida Maria von und zu der Hees, der Tochter von Georg Ludwig von und zu der Hees, kurfürstlich-mainzischer Oberst-Lieutenant und Kommandant der Festung Königstein, und dessen Frau, Itta Catharina von der Hees zu Hoddinghausen. Diesem Anbau wurde im Süden und Osten noch eine L-förmige Terrasse mit Balustrade vorgebaut. Rückwärtig zum Mühlgraben hin bekam der Hauptbau noch drei Stützpfeiler.
Das Wappen der ursprünglich aus Böhmen stammenden Familie von Wetzel wird beschrieben im Siebmacher Band: Na Seite: 10 Tafel: 11. Das Stammwappen der von Wetzel zeigt in Blau einen linksgewendeten, roten, golden bewehrten Löwen, darüber ein silberner Schrägbalken, der mit drei schwarzen Vögeln (Amseln) hintereinander belegt ist. Auf dem gekrönten Helm mit rechts rot-silbernen und links blau-silbernen Decken der rote Löwe. Es gibt für diese Familie eine Reichsadelsbetätigung von Kaiser Leopold I. mit Diplom vom 6.11.1662 für Johann von Wetzel (-28.1.1702), kaiserlicher Rat und Postmeister in Frankfurt am Main. Kaiser Leopold I. erhob ihn, der mittlerweile Oberpostmeister geworden war, am 25.7.1689 in den Reichsfreiherrenstand.
Das später von seinen Nachfahren geführte, vermehrte Wappen der von Wetzel gen. von Carben kam durch Aufnahme mehrerer Familienwappen erloschener Geschlechter zustande. Lothar Franz von Wetzel (1688-10.8.1751) hatte Anna Maria Elisabetha Freiin von Carben (1696-17.10.1749) geheiratet, die Tochter von Emmerich Adolf von Carben zu Staden (1653-16.1.1702). Sie war die Schwester des Letzten der Familie, Franz Emmerich Lothar Burkhard Adolf von Carben (-1729), dessen Grabplatte mit gestürztem Wappen in Ilbenstadt zu sehen ist. Der Neffe des letzten von Carben und Erbe der Güter, Frobenius Ferdinand Josef Freiherr von Wetzel (-2.6.1791), erhielt 1775 die kaiserliche Genehmigung, die beiden Namen und Wappen zu vereinen, seitdem hieß er von Wetzel, genannt von Carben. Da seinerzeit die von Carben vorher die von Buches (Büches) beerbt hatten, die um 1600 mit Werner Philipp und Johann Caspar von Buches (Büches) aus der Stadener Linie erloschen waren, erscheint nun auch das Wappen dieser Familie im vermehrten Wappen.
Dieses vermehrte, ab 1775 geführte Wappen ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: geteilt, oben in Gold ein wachsender roter Löwe, unten in Blau eine silberne Lilie (von Carben, Aschaffenburger Wappenbuch Tafel 37 Seite 88, 52, Siebmacher Band: NaA Seite: 19 Tafel: 26; Zobel Tafel 62), Feld 2 und 3: in Silber ein schwarzes Ankerkreuz (von Buches, von Büches, variantenreiches Wappen, Aschaffenburger Wappenbuch Tafel 23 Seite 152, 219, 220, 147; Münchener Kalender 1934; siehe auch Siebmacher NaA Seite: 17 Tafel: 24), Herzschild: in Blau ein linksgewendeter, roter, golden bewehrter Löwe, darüber ein silberner Schrägbalken, der mit drei schwarzen Vögeln (Amseln) hintereinander belegt ist (von Wetzel).
Dazu werden drei Helme geführt, Helm 1 (Mitte): auf dem gekrönten Helm mit rechts rot-silbernen und links blau-silbernen Decken der rote Löwe, Helm 2 (rechts): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken auf einem schwarzen, silbern aufgeschlagenen Turnierhut auf einer silbernen Kugel ein schwarzer Hahnenfederbusch (von Carben, Farben wie im Ingeram-Codex abgebildet, ebenso im Aschaffenburger Wappenbuch, kommt auch mit andersfarbigen Decken bzw. Hut vor, rot-silbern nach Siebmacher Band: NaA Seite: 19 Tafel: 26), Helm 3 (links): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein schwarzer, silbern aufgeschlagener Turnierhut, in dessen mit dem schwarzen Kreuz belegten Stulp zwei silbern-schwarz übereck geteilte Federbüsche stecken (von Buches, Büches). Die Beschreibung findet sich neben Siebmacher Band: Na Seite: 10 Tafel: 11 auch in Siebmacher Band: He Seite: 30 Tafel: 34. Ein solches vermehrtes Wappen mit drei Helmen ist am Grabstein der Familie von Wetzel auf dem Friedhof in Ober-Mörlen zu finden.
Doch zurück zu den baulichen Erweiterungen von Schloß Ober-Mörlen um die Wende vom 17. zum 18. Jh.: Als nächstes ließ Eugen Alexander Freiherr von Wetzel (1653-21.9.1722) zwischen Mühlgraben und Dorfbach im Norden des Herrenhauses den Wirtschaftshof erbauen. Das zwischen zwei Wirtschaftsgebäude eingepaßte, an der oberen Kante mit drei Kugelaufsätzen verzierte Tor in der westlichen Mauer (Abb. oben rechts) trägt die Jahreszahl 1704 und das Allianzwappen des Bauherrn und seiner ersten Frau über der Durchfahrt (Abb. unten). Bemerkenswerterweise findet hier nun wieder das Wappen der eigentlichen Erbauerfamilie von der Hees Eingang in die Bauplastik, wenn auch auf dem Umweg einer viel späteren Einheirat in die gegenwärtige Besitzerfamilie. In der nördlichen Außenmauer des Wirtschaftshofes befindet sich noch ein einzelner Wetzel-Schild (Abb. oben links) auf einem Scheitelstein über einer Maueröffnung. Der Löwe ist in allen Fällen am Schloß, in der Kirche und auf dem Friedhof linksgewendet. Auf den ersten Blick sieht das wie Courtoisie aus, zumal in den meisten Fällen Allianzwappen abgebildet werden. Hier taucht das Wetzel-Wappen jedoch alleine auf dem Scheitelstein auf, und hier sieht man, daß die Wendung systematisch ist, auch wenn in den Ehewappen die anzutreffende Linkswendung des Kleinods zur Wahrnehmung eines anscheinend komplett gewendeten Wappens verführt, welches aber nicht vorliegt. Andererseits ist mir auch kein Fall bekannt, in dem ein bereits linksgewendetes Wappen aus Coutoisie so gewendet wird, daß die Wappenfigur wieder vom Partnerschild wegschaut.
Das Wappen der von der Hees zeigt in Rot einen silbernen Balken, oben von zwei silbernen Mühleisen begleitet, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken der Schild angestemmt zwischen zwei roten Büffelhörnern (so im Westfälischen Wappenbuch). In der Literatur werden Varianten beschrieben, so ist das Kleinod nach dem Aschaffenburger Wappenbuch, zu rot-silbernen Decken der Schild zwischen zwei roten, je mit einem silbernen Balken belegten Paar Büffelhörner. Im Rietstap finden sich folgende Angaben: De gueules à la fasce d'argent, accompagné en chef de deux anilles du même. Casque couronné, un écusson des armes, entre deux proboscides de gueules, chargées chacune d'une fasce d'argent, also in Bezug auf den Balken auf den Büffelhörnern mit den Angaben bei Wolfert übereinstimmend, ebenso mit der Darstellung im Siebmacher Band: NaA Seite: 25 Tafel: 38. Hier ist eine weitere Variante zu finden: Der Balken ist auf den Büffelhörnern gut zu erkennen, aber er steht schräg, rechts schrägrechts und links schräglinks. Das Stammhaus Hees ist heute unter dem Namen Junkernhees im Kreis Siegen bekannt.
Ein weiteres Mal begegnet uns deren Wappen an der Eckquaderung des Wirtschaftshofes außen an der am weitesten nach Norden reichenden Gebäudeecke (Abb. oben und unten). Der Eckstein trägt auf seinen beiden 90° zueinander stehenden Außenflächen jeweils einen Wappenschild (einzelne Quader-Seiten siehe Abb. unten).
Ein weiteres Mal kann diese Wappenkombination auf dem Epitaph der Ida Maria von Wetzel, geb. von und zu der Hees, gefunden werden (ohne Abb.), aufgestellt im linken Seitenschiff der Kirche St. Remigius in Ober-Mörlen. Sie verstarb am 17.12., vermutlich des Jahres 1708 (die Inschrift ist an der entscheidenden Stelle ausgebrochen). Neben den bereits beschriebenen Vollwappen der von Wetzel und der von der Hees verzeichnet die Platte 16 Ahnenwappenschilde in zwei Spalten, heraldisch rechts für die Ururgroßeltern väterlicherseits, von der Hees, von Edelkirchen, von Radenhausen, von Münchhausen, von Limbach zu Coberstein, von Schleyern gen. Schlägern, von Plettenberg und von Torck, auf der Gegenseite von der Hees, von Selbach gen. Lohe zur Lohe, von Edelkirchen zur Heyden, von und zu Neuhoff, von Rump, von Plettenberg, von Schellenberg und von Syburg.
Eugen Alexander Freiherr von Wetzel (1653-21.9.1722) hat nach dem Tod seiner ersten Frau ein zweites Mal geheiratet, nämlich am 2.3.1710 Anna Juliane von Thüngen aus unterfränkischem Adel, die Tochter von Sigismund von Thüngen (1662-) und Anna Sophie von Thüngen (31.1.1656-20.4.1733) aus einer anderen Linie des Geschlechts. Seine Nachfahren und die späteren Schloßerben stammen jedoch alle aus der ersten Ehe. Das zu dieser zweiten Ehe passende Allianzwappen taucht zweimal im Schloßbereich auf. Im Ehevertrag wurde auch die finanzielle Absicherung der Ehefrau geregelt. Sie brachte ihr väterliches Erbe und den Anspruch auf ihr mütterliches Erbe in die Ehe ein und ließ sich dies durch Besitz absichern, der wiederum nicht zum zukünftigen Erbe ihrer Stiefkinder gehörte. Deshalb wurde ihr vertraglich das ehemalige Rosenbachsche Gut in Ober-Mörlen als Wittum zugesichert. Neben dieser Immobilie zur Absicherung erhielt sie bei der Eheschließung als festgelegte Versorgungsleistung Unterhalt in Geld und Naturalien.
Dieses Rosenbachsche Gut existiert nicht mehr. Es befand sich einst im Südosten von Ober-Mörlen und war ein von Wall und Graben umgebenes, burgartiges sog. festes Haus mit Brücke über den Graben, etwa im Eck zwischen der heutigen Nauheimerstraße, der heutigen Elisabethenstraße und der heutigen Ankergasse gelegen. Rechtlich war das Haus früher ein mainzisches Lehen, das die von Rosenbach als Entgelt für Burgmannendienste auf der Reichsburg Friedberg bekommen hatten. Der letzte Inhaber aus der Familie von Rosenbach war Johann Dietrich von Rosenbach zu Stammheim, Regimentsburgmann zu Friedberg. Um 1845 gab es das Burghaus noch, wenn auch akut baufällig. Interessant ist bei dieser zeitgenössischen Beschreibung aber der Umstand, daß über der Tür ein Wappenstein von 1704 mit dem Allianzwappen von Wetzel/von der Hees beschrieben wird, was auf einen um diese Zeit erfolgten Erwerb und/oder Umbau durch Eugen Alexander Freiherr von Wetzel hinweist.
Im Süden des Haupthauses befindet sich ein auf dem Galgen auf das Jahr 1710 datierter Ziehbrunnen mit runder Fassung, der im Jahr der zweiten Vermählung des Eugen Alexander Freiherr von Wetzel (1653-21.9.1722) errichtet wurde und das neue, zur zweiten Ehe passende Allianzwappen im Schmuckaufsatz trägt. Der Brunnen ist heute nur noch ein dekoratives Element im südlichen Hofbereich.
Das Wappen der ursprünglich unterfränkischen Familie von Thüngen zeigt in Silber einen goldenen, mit drei hier nach links ausgebogenen, roten Pfählen belegten Balken, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender, rot mit silbernem Kragen gekleideter Mannesrumpf, auf dem Kopf eine rote, silbern gestulpte Mütze, oben mit mehreren schwarzen Hahnenfederbüschen besteckt (hier nicht aufgelöst). Die Richtung und Form der ausgebogenen Pfähle kann variieren, den Schild gibt es auch mit nach rechts ausgebogenen Pfählen resp. mit drei Wellenpfählen; sogar die Anzahl der vertikalen Teilungen kann von 5-6 variieren. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bay Seite: 60 Tafel: 64, Band: AnhA Seite: 87 Tafel: 52, Band: PrA Seite: 96 Tafel: 70, Band: Sa Seite: 17 Tafel: 16, Band: Erg Seite: 20, Band: Na Seite: 10 Tafel: 11, im Aschaffenburger Wappenbuch Tafel 2, Seite 76, 118, 124 und im Münchener Kalender 1922 von Otto Hupp; eine weitere Darstellung des im Detail variantenreichen Wappens findet sich im Scheiblerschen Wappenbuch auf Folio 284.
Dieses Wappen taucht ein weiteres Mal auf an einem Gebäude des Wirtschaftshofes (des hinteren Schloßhofes) mit trapezförmigem Grundriß und mit hohem Walmdach. Es zeigt das gleiche Allianzwappen von Eugen Alexander Freiherr von Wetzel und Anna Juliane von Thüngen. Der atypische Ort der Anbringung rechts neben der Tür läßt auf eine Spolie schließen, die hier sekundär eingemauert wurde. Der ursprüngliche Ort ist nicht bekannt (die in einigen Publikationen zu findende Gleichsetzung mit der vorerwähnten Wappentafel am Rosenbachschen Gut ist unzutreffend, da jene nur zur ersten Ehe paßt, nicht aber zur zweiten).
An dem Treppenhausvorbau findet sich über dem auf 1691 datierten Allianzwappen ein kaiserlicher Adler mit Zepter und Schwert in den Klauen, Kaiserkrone zwischen den Häuptern und mit dem österreichischen Bindenschild auf der Brust und zwei Jahreszahlen, 1589 und 1717. Beide Zahlen haben nichts mit den Anbau zu tun, auf dem sie stehen. Die erste Zahl ist das Jahr der Erbauung des Hauptgebäudes unter Hans Georg von der Hees. 1717 bezeichnet das Jahr der Wiederherstellung nach einem Brand des Ortes am 27.7.1716. Eugen Alexander Freiherr von Wetzel ließ danach das Dach in Form eines Mansarddaches wiederherrichten und neue Stuckdecken im Schloß einziehen. Kurz zuvor, am 13.5.1714, hatte er das Schloßgut in einen Fideikommiß verwandelt, um die ungeteilte und unveräußerbare Weitergabe in der Familie zu gewährleisten. Der Kaiser bestätigte diesen Fideikommiß am 3.12.1715.
Genealogie der Freiherren von Wetzel bzw. von Wetzel gen. von Carben unter Hervorhebung der Schloßbesitzer:
Mit dem Aussterben der Freiherren von Wetzel gen. von Carben in der Wetterau kam Schloß Ober-Mörlen an die auf Schloß Dieburg lebenden von Nordeck zu Rabenau. Die Schwester des letzten der wetterauischen Linie, Charlotte Freiin von Wetzel gen. von Carben (11.10.1811-21.11.1888), hatte den 13 Jahre älteren Wilhelm von Nordeck zu Rabenau (5.8.1798-10.4.1862) geheiratet. Sein Sohn Viktor von Nordeck zu Rabenau (21.8.1839-13.1.1911), der auf Schloß Ober-Mörlen seinen Wohnsitz nahm, hatte ein großes Problem: Er war spielsüchtig. Sein Vermögen und sein Erbe schwand in Spielbanken: Schloß Stammheim bei Florstadt wurde 1891 verkauft. Nach dem Tod seiner Ehefrau, seiner Cousine Karoline Hermine Freiin von Nordeck zu Rabenau (2.10.1840-21.3.1893), war die letzte Zurückhaltung gebrochen. Schloß Ober-Mörlen sollte am 14.9.1895 mit allem Grundbesitz versteigert werden. Doch die Versteigerung wurde in letzter Minute abgesagt, weil die Versteigerung eines Fideikommisses juristisch kompliziert war und die angeheirateten von Fechenbach den Besitz durch Ablösung und Kauf übernahmen. Ebenso wurden Seltersberg bei Gießen und sein Anteil an der Mittelburg Rabenau verkauft, um seine Spielschulden zu kompensieren. Auch Schloß Dieburg ging an die von Fechenbach. Zuletzt war der einstige Herr und Erbe des Schlosses in Ober-Mörlen nur ein mehr nolens als volens geduldeter "Untermieter", und seine fünf Söhne gingen leer aus.
Genealogie der von Nordeck zu Rabenau unter Hervorhebung der Schloßbesitzer:
Die letzten adeligen Besitzer von Schloß Ober-Mörlen waren die von Fechenbach, die aber ihrerseits 1922 mit Karl Friedrich von Fechenbach-Laudenbach (23.1.1868-29.5.1922)im Mannesstamm erloschen. Insgesamt starb die Familie 1951 aus mit seiner Schwester, Caroline Gabriele von Fechenbach-Laudenbach (20.12.1866-16.1.1951), die sich nie vermählte. Am 20.5.1920 verkaufte sie Schloß Ober-Mörlen für 460 000 Mark an die Gemeinde, das Mobiliar für 150 000 Mark, mitunterzeichnet vom Erbberechtigten, Ferdinand Freiherr von Nordeck zu Rabenau. 1939 verkaufte sie auch das Familienschloß in Dieburg an die Stadt.
Die Gemeinde nutzte fortan die Räumlichkeiten (25 Zimmer) für eigene Verwaltungszwecke und vermietete die freien Zimmer als Wohnungen an Bürger. Am 16.4.1966 brannte das Dach ab. Bei der Wiederherstellung entschied man sich für ein Walmdach anstelle des 1717 entstandenen Mansarddachs. Beim anschließenden Umbau verringerte man die Anzahl der Mietwohnungen und vergrößerte die von der Gemeinde genutzte Fläche. Nur noch die Wohnungen des Hausmeisters und des Bibliotheksleiters blieben. Die ehemals geschlossene Einfriedungsmauer entlang der Frankfurter Straße wurde neben der südlichen Toreinfahrt mehrfach fensterartig aufgebrochen, eine denkmalpflegerisch nicht nachvollziehbare, in der Absicht wohl symbolische "Öffnung". Der ehemalige Lustgarten auf der Nordseite der Usa wurde parkartig gestaltet. Der Wirtschaftshof wurde umgestaltet: Aus den Stallungen wurde eine Wandelhalle. Eine Scheune wurde 1967 abgerissen und durch einen Spielplatz ersetzt. In einer anderen Scheune entstanden die sanitären Anlagen.
Das südliche Portal bekam ein neues Gitter, das mit dem hessischen Landeswappen (ohne Abb.) und dem Kommunalwappen von Ober-Mörlen (Abb. oben links) geschmückt wurde, wie es seit dem 17.7.1967 geführt wird: In Silber über drei roten Sparren je ein rechtsgewendeter Mohrenkopf, im Schildfuß ein rotes sechsspeichiges Wagenrad. Dazu wurden die Elemente der Herren von Eppstein (drei rote Sparren), des Hochstifts Mainz (Rad, farblich invertiert) und die Mohrenköpfe als fiktiv redendes Element vereinigt. Bis zu dem 1967 verliehenen Neuentwurf hatte die Gemeinde ein anderes Wappen geführt, das im Prinzip die gleichen Symbole in anderer Anordnung enthielt, aber insgesamt kompositorisch unbefriedigend war, auch wenn es nach einem Gerichtssiegel von 1716 gestaltet worden war. Es war geteilt, oben in Silber die drei roten Sparren, belegt mit einem roten, sechsspeichigen Wagenrad, unten in Silber ein schwarzer Mohrenkopf. Gestalterisch schlecht waren das Aneinanderstoßen zweiter silberner Flächen sowie die große Motivdichte und die Überlagerung im oberen Bereich. Eine Farbversion des Kommunalwappens in der gültigen Form ist übrigens im Café Schloßgeist an der Wand angebracht.
Literatur,
Quellen und Links:
Ober-Mörlen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ober-Mörlen
Hans und Doris Maresch, Hessens Burgen und Schlösser, Husum
Verlag 2005, ISBN 3-89876-158-4, S. 198-199
Karl Rupp: Festschrift 400 Jahre Schloß Ober-Mörlen,
1589-1989,
herausgegeben von der Gemeindeverwaltung Ober-Mörlen, 1989
Adamy, Kunstdenkmäler Friedberg, 1895, S. 234-237 (zum Ort
Obermörlen)
Schloß Ober-Mörlen: http://schloesser.gnm.de/wiki/Ober-Mörlen,_Schloss
Rundgang in Ober-Mörlen http://www.ober-moerlen.info/rundgang.html
Schloß Ober-Mörlen: http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Ober-Mörlen
Folkhard Cremer (Bearb.): Georg Dehio, Handbuch der deutschen
Kunstdenkmäler, Hessen II: Regierungsbezirk Darmstadt,
München
2008, S. 634
Schloß Ober-Mörlen: http://www.alleburgen.de/bd.php?id=13682
Landesamt für Denkmalpflege Hessen http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?obj=7358&event=Query.Details
Kulturdenkmäler in Ober-Mörlen: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kulturdenkmäler_in_Ober-Mörlen
Schloß Ober-Mörlen: http://www.wetteraukreis.de/freizeit/kultur/burgen-schloesser/schloss-ober-moerlen/
Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, hrsg.
von Prof. Dr. Udo Arnold, Band 45: Ekhard Schöffler: Die
Deutschordenskommende Münnerstadt: Untersuchungen zur Besitz-,
Wirtschafts- und Personalgeschichte, Elwert Verlag Marburg, 1991,
ISBN 3-7708-0969-6
Genealogien: http://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=NLF&ID=I368094&nachname=FREIIN+VON+UND+ZU+DER+HESS&lang=nl,
http://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=NLF&ID=I368094&nachname=FREIIN+VON+UND+ZU+DER+HESS&lang=nl
http://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=NLF&ID=I367205&nachname=FREIHERR+VON+WETZEL&lang=nl
http://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=NLF&ID=I367206&nachname=FREIHERR+VON+WETZEL&lang=nl
http://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=NLF&ID=I368186&nachname=FREIIN+VON+WETZEL&lang=nl
basierend auf N 0302, Bereich 1, Schenkung Hans Bülow (Version
Febr. 2013), Köln, mit "Bülow-Buch",
"Mackensen-Buch", "Lerbacher Familien" und
Stolb
Wilhelm von Nordeck zu Rabenau und Nachkommen: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Nordeck_zur_Rabenau
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/searchresults?query=Eugen+Alexander+von+Wetzel
https://books.google.de/books?id=6WsAAAAAcAAJ.....ander%20von%20Wetzel&f=false
http://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=NLF&ID=I367205&nachname=FREIHERR+VON+WETZEL&lang=nl
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch,
Veröffentlichung
des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V.,
Aschaffenburg 1983
Otto
Gruber: Wappen des
mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl.
Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen
Jahrgängen der "landeskundlichen
Vierteljahresblätter".
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands
GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Max von Spießen
(Hrsg.): Wappenbuch
des Westfälischen Adels, mit Zeichnungen von Professor Ad. M.
Hildebrandt, 1. Band, Görlitz 1901-1903.
Schloß-Bistro http://www.schlossgeist.com/
Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
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