Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2200
Reith in Tirol (Österreich, Bundesland Tirol)
Das Gut Matzen in Reith in Tirol
Das etwas außerhalb von Reith im Alpbachtal gelegene Matzen war eine Gründung der Herren von Freundsberg, die ihre Turmburg jedoch 1468, als sie all ihre Tiroler Besitzungen verkauften und nach Mindelheim in Schwaben auswanderten, an Matthias Thürndl verkauften, den Kammermeister Herzog Sigmunds. 1492-1521 saßen die von Frauenberg bzw. Tänzl auf der Burg, die danach 1521-1551 an den durch den Schwazer Silberbergbau reich gewordenen Sigmund Fieger, dann an Georg Ilsung und danach 1589-1657 an die Fugger kam. Unter Sigmund Fieger wurde die Burg zum wohnlichen Renaissanceschloß mit einem arkadengesäumten, vierstöckigen Innenhof ausgebaut, und die Fugger kümmerten sich um eine reiche Innenausstattung. Es folgten als Besitzer Anton Freiherr von Girardi, von 1658 bis 1684 Matthias Pock von Arnholz und dann 1684-1734 Johann Ferdinand von Yrsch. Das Gut unterhalb von Schloß Matzen wurde in der ersten Hälfte des 16. Jh. unter den Fieger errichtet. Burg und Schloß bildeten früher eine Besitzeinheit. Zuletzt befanden sich seit 1734 beide Objekte in gemeinsamen Besitz der von Pfeiffersberg, aber unter dieser Familie verfiel die bereits 1703 durch Brandschatzung bayerischer Truppen beschädigte Burg völlig, und ihr letztes Inventar wurde 1799 versteigert. Im Jahre 1873 erfolgte nach 140 Jahren Verwahrlosung die Trennung, als Schloß Matzen von Josef von Pfeiffersberg an Fanny Schnorr von Carolsfeld verkauft wurde, die die Burg wiederherrichten ließ und wieder bewohnbar machte. Sie war eine gebürtige Irin mit dem Geburtsnamen Fanny Read of Mount Heaton und eine Cousine des Herzogs von Wellington. Das Schloß wurde mit Antiquitäten neu eingerichtet. Als Besitzer folgten ihr Sohn William Adolf Baillie Grohman und Kapitän Tom Michael Baillie Grohman. 1957 kam die Burg an den austro-amerikanischen Architekten Ernest Kump, wurde aber von ihm in eine Liechtensteiner Stiftung namens "Jerni Foundation" eingebracht. Im Jahre 2008 wurde das Schloß an die gegenwärtigen Eigentümer verkauft und aufwendig renoviert. Das Schloß wird heute als Hotel geführt und ist nicht öffentlich zugänglich. Das Gut Matzen hingegen kam erst an die Familie Lipperheide und gehört heute Familie Messner, die hier ein Restaurant betreibt, von dessen Gastgarten direkt am See aus man eigentlich den schönsten Blick auf die Burg mit ihrem in Tirol seltenen, runden Bergfried aus der Zeit der Romanik hat (Abb. unten).
An dem Gut Matzen zu Füßen der Burg bzw. des Schlosses befindet sich eine dort eingemauerte, stark beschädigte heraldische Spolie, die keinerlei Bezug zu Burg und Gut besitzt, sondern aus dem fränkischen Raum stammt. Die Inschrift nennt "VEIT VLRICH MARSCHALCK VON EBNET VND VRSVLA GEBORNE VON ROTTENHAN SEIN HAVSFRAV HABEN DIS ADELICHE GVT FRENSDORF ALSO ERBAVT VND GEBESSERT ANNO 1598".
Veit Ulrich Marschall von Ebnet zu Frensdorf (-1626) war der Sohn von Wolf Christoph Marschall von Ebnet zu Ebnet und Wildenberg, hochfürstlich-würzburgischer Amtmann zu Raudenegg und Bramberg, und dessen Frau, Barbara von Lichtenstein zu Hohenstein. Veit Ulrich wurde als nachgeborener Sohn 1565 Domherr zu Bamberg. Auch in Würzburg hatte er eine Domherrenstelle. So richtig war er aber nicht für ein gottgefälliges Leben geeignet. So wird berichtet, er sei im Jahre 1589 zusammen mit Joachim von Rotenhan in eine handgreifliche Auseinandersetzung mit einem höheren Repräsentanten des Bamberger Fürstbischofs verwickelt gewesen, infolge dessen der Fürstbischof und das Domkapitel aus aktuellem Anlaß das Einsperren von sich daneben benehmenden Kanonikern erörterten. Er resignierte 1590 und heiratete am 16.8.1590 Ursula von Rotenhan, die Tochter von Hans von Rotenhan zu Rotenhan, Rentweinsdorf, Eyrichshof und Edelsbach, Erbkämmerer des Hochstifts Bamberg, und dessen dritter Frau Katharina von Wenkheim (Biedermann gibt Margarethe von Seckendorff-Gutend an, sie war jedoch die erste Ehefrau, danach folgte Anna Truchseß von Pommersfelden als zweite Gemahlin). Ursula von Rotenhan hatte in erster Ehe Hieronymus von Würtzburg zu Mitwitz und Rothenkirchen geheiratet und war verwitwet. Das Paar hatte zwei Kinder, Johann Ulrich Marschall von Ebnet und Anna Maria Marschall von Ebnet, die beide in früher Kindheit verstarben. Die Hauptlinie der Familie wurde von Veit Ulrichs Bruder fortgeführt, Siegmund Marschall von Ebnet.
Heraldisch rechts ist das Wappen der Marschall von Ebnet, siebenmal silbern-blau geteilt, darüber ein roter, schrägrechter Wellenbalken (Wellenschrägbalken), auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender, roter, golden bewehrter Einhornrumpf (Siebmacher Band: BayA1 Seite: 162 Tafel: 167). Das Wappen der von Rotenhan ist heraldisch links; es zeigt in Silber einen roten Wellenschrägbalken, im linken Obereck einen roten, hier fünfstrahligen Stern, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken einen roten Hahn.
Das erwähnte Frensdorf ist eine Gemeinde im Landkreis Bamberg in Oberfranken. Einst befand sich dort ein Wasserschloß, von dem aber nur noch ruinöse Reste übrig sind. Zunächst war Frensdorf ein Verwaltungsmittelpunkt für die Grafen von Abenberg, dann folgten die Grafen von Andechs-Meranien als Vögte des Hochstifts Bamberg, dem Frensdorf eigentlich gehörte. Die Marschall von Ebnet waren mit Frensdorf und Weingartsgreuth ab dem späten 16. Jh. im Ritterkanton Steigerwald immatrikuliert.
Dreimal wurde das Frensdorfer Schloß neugebaut, zuletzt unter den Brüdern Marschall von Ebnet, wobei Veit Ulrich, der auch ausgedehnten Besitz in Vorra erwarb, aus der einstigen Burg ein weitläufiges Wohnschloß der Renaissance mit ausgedehnten Wirtschaftsgebäuden machte. Mit dem Aussterben der Familie im Jahre 1728 wechselten die Besitzer des Rittergutes häufig, und nach 1803 wurde der Besitz zerschlagen und parzelliert, was den Anfang vom Ende des Schlosses bedeutete, von dem diese Spolie stammt, die aber auch überhaupt nichts mit der Besitzgeschichte von Schloß und Gut Matzen zu tun hat.
Literatur,
Quellen und Links:
Biedermann,
Geschlechtsregister der Reichsfrei unmittelbaren Ritterschaft
Landes zu Franken Löblichen Orts Gebürg http://books.google.de/books?id=49JDAAAAcAAJ, Tafel 331
Frensdorf: http://www.hv-bamberg.de/index.php?cat=Veranstaltungen&page=2012-04-28%20Steigerwald und http://de.wikipedia.org/wiki/Frensdorf
Richard J. Ninness: Between Opposition ans Collaboration -
nobles, bishops and the German reformations in the
prince-bishopric of Bamberg 1555-1619, S. 28 https://books.google.de/books?id=KWgmWI56HDYC
Genealogie: http://geneall.net/de/name/1832639/hans-von-rotenhan/
Bruno Neundorfer: Das Wasserschloß zu Frensdorf, in: Bericht
des
Historischen Vereins für die Pflege der Geschichte des
ehemaligen Fürstbistums Bamberg Bd. 100 (1964) S. 439-450
Wilfried Bahnmüller, Burgen und Schlösser in Tirol,
Südtirol
und Vorarlberg, Niederösterreichisches Pressehaus, St.
Pölten,
Wien, Linz 2004, ISBN 3-85326-333-X, S. 20-22.
Gut Matzen: http://www.gutmatzen.at/
Hotel Schloß Matzen: http://www.schlosshotel-matzen.com/
Schloß Matzen http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Matzen_(Reith_im_Alpbachtal)
Schloß Matzen: http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=152
Schloß Matzen: http://www.tirol.tl/de/highlights/burgen-schloesser/schloss-matzen/
Schloß Matzen: http://www.dickemauern.de/matzen/index.htm - http://www.dickemauern.de/matzen/ge.htm
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