Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2197
Innsbruck (Österreich, Bundesland Tirol)

Das Innsbrucker Zeughaus

Das Innsbrucker Zeughaus befindet sich im Stadtteil Dreiheiligen in der Zeughausgasse 1 im Osten der Altstadt zwischen der Bahnlinie und der Sill. Der langrechteckige Komplex besteht aus zwei zweistöckigen, parallelen Lagerhäusern, deren breite Arkaden sich zum Hof hin öffnen. An den beiden Schmalseiten des Rechtecks werden die ca. 80 m langen und 10 m breiten Lagerhäuser durch schmale Bauten mit seitlichen Stiegeneinbauten miteinander verbunden. In der Mitte dieser Querverbindungen befindet sich jeweils ein Rundbogentor zur Anlage, eines im Südwesten und eines im Nordosten. Aufgrund des schmaleren Daches wirken die Querbauten niedriger als die Lagerhäuser, deren Obergeschoß ursprünglich auch in Fachwerk ausgeführt war, so wie es bei den Querverbindungen innen noch sichtbar ist. Die Regelmäßigkeit der Anlage wird nur an der Nordecke durch den Anbau eines Bastionsturmes unterbrochen.

Das Zeughaus stammt aus der Zeit Kaiser Maximilians I. (1459-1519), und es handelt sich um den größten erhaltenen Zweckbau aus seiner Regierungszeit, den er ca. 1500-1505 unter dem frischen Eindruck der kriegerischen Ereignisse des Jahres 1499 mit der Schweiz vor den Toren der damaligen Stadt Innsbruck errichten ließ, weil das alte Zeughaus an der Innbrücke viel zu klein geworden war und neue Kampftechniken mit Feuergeschützen ganz andere Unterbringungsmöglichkeiten für Material brauchten. Aber es waren nicht nur die Geschütze, die Platz brauchten und im Erdgeschoß unter den Arkaden fanden (1503 standen hier ca. 150 Geschütze), auch die Rekrutierungs- und Ausrüstungspraktiken hatten sich am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit verändert. Früher rückten im Verteidigungsfall Ritter an mit ihren Gefolgsleuten, und die Ritterheere setzten sich aus lauter kleinen Einzelkontingenten zusammen, die jeder Burgherr selbst zusammenstellte und ausrüstete. Jetzt war das Vergangenheit, und Söldnerheere bestimmten das Bild. Söldner bekamen die Dienstausrüstung von demjenigen gestellt, der sie bezahlte, und so mußte der Landesherr die ganze Ausrüstung für die Söldner (Landsknechte) selbst bereithalten, und die ganzen Lanzen, Schwerter, Harnische, Helme, Handfeuerwaffen etc. wurden im Obergeschoß eingelagert. Hier draußen vor der Stadt konnte der Neubau zu einem zentralen Lagerplatz von Material zur Verteidigung der ganzen habsburgischen Erblande ausgebaut werden, und das erklärt seine gewaltigen Dimensionen. Andere habsburgische Zeug-Lagerplätze bestanden auf Burg Hochosterwitz in Kärnten, in Görz, in Laibach, im steiermärkischen Graz und in der Kapitale Wien. Alle diese Zeughäuser unterstanden jedoch dem Obristen Hauszeugmeister, und der hatte seit 1503 hier in Innsbruck seinen Dienstsitz.

Über dem Rundbogentor befindet sich das erzherzoglich-österreichische Wappen in denkbar bescheidener Form, nur der schräggestellte rote Schild mit dem silbernen Balken, ohne Oberwappen. Das historische Innsbrucker Zeughaus diente bis 1918 als kaiserliches Artillerie-Zeughaus, danach noch bis 1955 als Kaserne und militärisches Zeughaus (Kabellager). Nach einer 1964-1969 erfolgten Restaurierung wurde hier 1973 das Tiroler Landeskundliche Museum als Zweigstelle des Ferdinandeums mit Ausstellungen zur Kulturgeschichte Tirols eröffnet. Der Innenhof wird im Sommer als Freilichtbühne, Freiluftkino und Konzertplatz genutzt.

Reichere Heraldik findet man an dem nordöstlichen Verbindungsbau, innen an die Wände der symmetrischen Treppenaufgänge gemalt, drei auf jeder Seite. Es handelt sich um die Wappen der Männer, in deren Händen die Verantwortung für die Verteidigung der habsburgischen Erblande lag, und so verwundert es nicht, hier die Namen bedeutender Familien Tirols zu finden.

Laut Inschrift gehört das Wappen zu Francisco Girardi Freiherr von Castell, oberösterreichischer Kammerrat, Obrister der Landmiliz, Oberst-Feldzeugmeister und Kriegsrat, datiert 1643. Das Wappen der Girardi von Castell wird beschrieben im Siebmacher Band: Bad Seite: 8 Tafel: 7 und im Band Els Seite: 9 Tafel: 11. Das Wappen ist schwarz mit einer roten, eingebogenen Spitze, die (ggf. auf goldenem Grund) ein silbernes Kastell mit hier einem Zinnenturm (lt. Siebmacher drei silbernen Türmen, von denen der mittlere der höchste ist, mit Mitteltür und einem Fenster an jedem Turm) belegt ist und von zwei goldenen, einwärts gerichteten Löwen begleitet wird. Nicht dargestellt wird hier das Kleinod, das ist auf rot-silbern bewulstetem Helm mit rechts schwarz-goldenen und links rot-silbernen Decken ein wachsender goldener Löwe.

Die aus Mori bei Roveredo stammende Familie Girardi von Castell soll angeblich bereits 1511 in den Adelsstand erhoben worden sein, aber erst am 1.12.1580 gab es einen vom Erzherzog von Österreich zu Tirol in Innsbruck ausgestellten Wappenbrief für die Brüder Anton Peter und Ludwig Girardi von Castel, der ja noch nicht per se den Adelsstand mit sich brachte. Am 20.5.1633 wurden Peter Girardi von Castell, Obristlieutenant und Landmilizhauptmann in Tirol, sowie Johann Franz Girardi von Castell, Oberstjägermeister zu Freiburg im Breisgau, von Kaiser Leopold I. in den reichs- und erbländischen österreichischen Freiherrenstand erhoben, nun mit dem vollen Namen Girardi von Castell zu Weyerburg und Limpurg. Das waren zwei ihnen gehörende Schlösser im Breisgau.

Es wird im Siebmacher auch ein vermehrtes Wappen gelistet, das ist geteilt mit Herzschild, oben gespalten, rechts in rot-silbern geteiltem Feld ein einwärts gekehrter Löwe in verwechselten Farben, links geteilt, oben in Gold ein grüner Baum, unten in Gold ein blaues, verflochtenes Schräggitter, unten das Stammwappen wie zuvor beschrieben, Herzschild: in Blau ein rot gefütterter und mit Hermelin aufgeschlagener Herzogshut, zuweilen auch ledig und blau mit dem Fürstenhut auf dem Herzschildrand oder die Buchstaben "AE" enthaltend. Dazu werden drei Helme geführt, Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit blau-goldenen Decken auf einem roten, mit Hermelin aufgeschlagenen Fürstenhut ein schwarzer gekrönter Adler, Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein wachsender, golden gekrönter, goldener Löwe, Helm 3 (links): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken fünf Straußenfedern blau-golden-silbern-rot-blau.

Dieses Wappen ordnet die Inschrift Eitelhans von Stachelburg zu Hauzenheim zu, Rat und Oberst-Feldzeugmeister in Tirol, datiert 1647. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Tir Seite: 16 Tafel: 19 und im Band: Erg Seite: 26 und zeigt hier in schwarzem Feld einen mit einem ebensolchen Armbrustbogen mit Sehne nach der Figur belegten, goldenen Schräglinksbalken. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu schwarz-goldenen Decken ein mit dem Schildbild belegter Flug oder Flügel. In der Siebmacher-Darstellung ist der Balken durchgehend schrägrechts gelegt.

Die Familie wurde im Jahr 1540 geadelt, 1678 in den Freiherrenstand und 1698 in den Grafenstand erhoben. Das freiherrliche Wappen zeigt den unveränderten Schild, aber zwei Helme, Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein hoher Hut von Hermelin, auf dem goldenen Stulp ein schwarzer Armbrustbogen mit Sehne, der Hut oben mit drei Federn besteckt, einer schwarzen zwischen zwei goldenen.

1698 bekamen sie das Wappen der mit ihrem letzten Vertreter Gaudenz erloschenen Tiroler Adelsfamilie von Botsch zu dem ihrigen hinzu, weil Sebastian von Stachelburg deren erledigte Lehen Auer bei Tirol, Zwingenburg auf Tisens etc. erworben hatte und so zu einem der reichsten Grundeigentümer an der Etsch wurde. Das gräfliche Wappen besitzt einen gevierten Schild, Feld 1 und 4 ledig und schwarz, Feld 2 und 3: in Silber drei schwarze Balken (Botsch), über allem der goldene Schrägbalken mit dem schwarzen Armbrustbogen, dazu drei Helme, Helm 1 (Mitte): Stammhelm, Helm 2 (rechts) der Hermelinhut, Helm 3 (links): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein hoher silberner Hut mit Hermelinstulp, der Schaft mit drei schwarzen Balken belegt, oben mit drei Federn an der Spitze besteckt, einer silbernen zwischen zwei schwarzen.

Der Stammsitz Stachelburg lag bei Partschins. Ein zweiter Sitz der Familie war seit 1603 der Ansitz Hauzenheim in Volders bei Hall in Tirol, der seitdem auch Stachelburg genannt wurde. Über Anna Katharina, Tochter von Johann Philipp Graf von Stachelburg und Freiherrn von Hauzenheim, kam der Ansitz 1738 an ihren Ehemann, den k. k. Kämmerer und oberösterreichischer Hofkammerrat Simon Felix Freiherr von Crosina. Beiden Ansitzen entsprechen zwei Linien, in die sich die Familie gabelte. Der Zweig zu Hauzenheim erlosch als erstes. Der Zweig zu Partschins siedelte später nach Meran um, nachdem 1706 der Ansitz Kallmünz in Familienbesitz kam. Die Familie ist 1809 mit Johann von Stachelburg im Mannesstamm erloschen. Der letzte Sproß des Hauses war mit einer Gräfin von Mohr verheiratet, und die einzige überlebende Tochter vermählte sich mit Alois von Schneeburg auf dem Ansitz Kallmünz.

Wie die darunter befindliche Inschrift verrät, gehört das Wappen zu Johann Gaudenz von Coreth, Haus- und Zeugmeister in Tirol, datiert 1627. Das Wappen der zum Tiroler Uradel gehörenden Familie zeigt in Blau drei goldene Balken. Es wird im Siebmacher Band: Tir Seite: 4 Tafel: 4, im Band: Kä Seite: 25 Tafel: 3 und im Band: Mä Seite: 287 Tafel: 204 beschrieben. Die hier nicht wiedergegebene Helmzier wäre zu blau-goldenen Decken ein Flug mit dem Schildbild.

Es gab mehrere Standeserhebungen: Die am 13.8.1170 mit Oluradinus und Bertholdus de Coredo erstmals erwähnte Familie, deren Mitglieder Lehensträger der Fürstbischöfe von Trient waren und die sich in eine Linie vom Schloß Coredo mit einem anderen Wappen und eine Linie vom Dorf Coredo teilte, erhielt am 5.9.1555 und am 25.5.1564 jeweils rittermäßige Reichsadelstandsbestätigungen und Wappenbesserungen. Letztere wurde aber erst am 12.12.1567 vollzogen. Die Brüder Maximilian und Johann Baptist sowie ihre Verwandten, Johann Franz, Ludwig, Gaudenz, Friedrich, Johann Gaudenz und Johann Caspar von Coreth, bekamen am 17.9.1675 zu Wien eine erbländisch-österreichische Ritterstandsbestätigung mit dem Prädikat "Ritter und Edler Herr von Coreth" nebst Wappenbesserung.

Das Geschlecht wurde von Kaiser Leopold I. am 15.3.1698 zu Wien mit Johann Franz Edler Herr von Coreth in den erbländisch-österreichischen Freiherrenstand erhoben. Vom 11.9.1715 datiert ein Diplom für den Tiroler Regierungskanzler Johann Engelhard Edler Herr von Coreth, das ihm den erbländisch-österreichischen Freiherrenstand mit dem Prädikat "Freiherr von Coret zu Kolbenthurm und Waldtgrieß" verleiht. Weitere Freiherrenstandsbestätigungen für verschiedene Familienmitglieder datieren vom 3.10.1729 für Maximilian Ernst Freiherrn von Coreth und vom 24.4.1698 für Johann Joseph von Coreth.

In einem weiteren Diplom vom 26.4.1772 wurden die Brüder Franz Anton Freiherr von Coreth Edler Herr zu Starkenberg (Starkenburg), oberösterreichischer Hofkammerrat, und Johann Baptist Urban Freiherr von Coreth Edler Herr zu Starkenberg (Starkenburg), kaiserlicher wirklicher Kämmerer und oberösterreichischer Regimentsrat, zu erbländisch-österreichischen Grafen mit "Hoch- und Wohlgeboren". Joseph Graf von Coreth erlangte am 29.8.1780 das böhmische Inkolat im Grafenstand. Nach dem Aussterben der Linie vom Schloß Coredo mit Nicolaus von Coreth vereinigten sich Besitz und Wappen wieder.

1703 gab es eine kaiserliche Bewilligung für Johann Franz Freiherr von Coreth, sich des kaiserlichen Adlers als Schildhalter zu bedienen, also de facto dem kaiserlichen Doppeladler den Stammschild auf die Brust zu legen. Eine Variante bringt Siebmacher VI. Supplement 9 mit einem roten Mittelschild mit dem goldenen Initialbuchstaben L I (Leopold I.).

Es gibt ferner ein vermehrtes gräfliches Wappen der Grafen von Coreth und Coredo, Frei- und Edle Herren zu Starkenberg gemäß Diplom des Jahres 1772, welches das Wappen der Linie vom Dorf Coredo mit dem der Linie vom Schloß Coredo und mit dem der erloschenen von Starkenberg vereinigt. Dieses Wappen ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Blau drei goldene Balken (Stammwappen, Coredo-Bragher), Feld 2: schräglinksgeteilt, oben in Rot ein goldener Löwe, unten rot-silbern schrägrechtsgeteilt mit zwei Sternen in verwechselten Farben (Coreth vom Schloß Coredo, Coredo-Valer, um den Löwen ergänzt), Feld 3: wie Feld 2, aber Inhalte oben und unten vertauscht, Herzschild: rot-silbern dreimal gespalten (Starkenberg). Das Wappen ist insgesamt dem kaiserlichen Doppeladler aufgelegt. Daneben wird noch eine weitere Variante des Wappens beschrieben, geviert, Feld 1 und 4: rot-silbern schräggeteilt mit zwei Sternen in verwechselten Farben, Feld 2 und 3: rot-silbern dreimal gespalten, alles dem kaiserlichen Doppeladler auf die Brust gelegt.

Hier ist gemäß Inschrift das Wappen von Prosper Graf von Arco dargestellt, ehem. wirklicher Kämmerer des Kaisers, Obrister, Haus- und Generalfeldzeugmeister, Kommandant, datiert 1676. Das Wappen der Grafen von Arco zeigt in Gold drei Bögen. Normalerweise sind diese drei Bögen blau und werden mit der Sehne nach unten gelegt. Dieses Stammwappen ist gekrönt und einem kaiserlichen Doppeladler auf die Brust gelegt. Die Familie war in mehreren Linien in Bayern, Schlesien, Italien und Österreich angesessen. Eine Linie zu Mantua erlosch 1917. Eine zweite Linie war in Schlesien und Preußen ansässig und vollzog einen Konfessionswechsel. Die bayerische Linie spaltete sich in einen gräflichen Zweig von Arco auf Valley (in Oberbayern) und einen ebensolchen von Arco-Zinneberg; der erstere ist erloschen, der zweite besteht noch heute. Sie hatte ausgedehnten Besitz in Südtirol, den sie 1919 gegen eine Entschädigung an Italien geben mußte. Das Wappen wird in mehreren Varianten beschrieben im Siebmacher Band: Kä Seite: 22 Tafel: 3 und in Band: OÖ Seite: 7 Tafel: 3.

Laut Inschrift gehört das Wappen zu Hans Jakob Graf von Wolkenstein und Trostburg, Feld- und Haus-Zeugmeister, Miliz-Obrister, datiert 1677. Sein Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: silbern-rot im Doppelwolkenschnitt schräggeteilt (modifiziert Maulrapp, für die Herrschaft Wolkenstein in Gröden, späteres wolkensteinsches Wappen), Feld 2 und 3: über rotem Schildfuß in Blau drei silberne Spitzen (von Pradell auf Villanders, Stammwappen). Die hier nicht dargestellten Kleinode des gräflichen Wappens der Trostburger Linie wären zwei an der Zahl: Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken zwischen zwei mit silbernen Kämmen und Pfauenspiegeln besteckten roten Büffelhörnern ein goldener Schanzkorb, dieser mit drei Federn besteckt, einer roten zwischen zwei silbernen (Maulrapp, späteres wolkensteinsches Kleinod), Helm 2 (links): auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein silbern gestulpter, oben mit schwarzen Federn besteckter, blauer Hut zwischen zwei silbernen Hirschstangen (von Pradell auf Villanders, Stammkleinod).

Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Tir Seite: 19 Tafel: 23, Band: GfA Seite: 68 Tafel: 70, Band: OÖ Seite: 662 Tafel: 133 und im Band: Bö Seite: 271 Tafel: 127, ferner im Münchener Kalender 1909. Das Objekt zwischen den Büffelhörnern wird in der Literatur ganz verschieden angesprochen, darunter als goldener Schanzkorb, als Schanzgeflecht oder als viereckiger goldener Zaun (lt. Diplom). Im Scheiblerschen Wappenbuch ist das Stammwappen auf Folio 137 abgebildet; dort sind es drei silberne Straußenfedern zwischen Pfauenspiegeln.

Bei der Familie der von Wolkenstein handelt es sich um eine Seitenlinie der Herren von Villanders, deswegen führen sie das Stammwappen der von Pradell auf Villanders bzw. der von Pradell aus dem Geschlechte derer von Villanders. Im Jahre 1292/93 erwarb Randolf von Pradell die Burg und das Gericht Wolkenstein von Wilhelm Maulrapp, und von dieser Burg im Hintergrund des Grödnertales wurde der spätere Familienname abgeleitet. Konrad von Pradell, Sohn des zuvor erwähnten Randolf von Pradell, nennt sich ab 1320 Konrad von Wolkenstein.

Friedrich von Wolkenstein hatte 1371 die Erbtochter Katharina von Villanders zu Trostburg geheiratet, seine Cousine, und dadurch kamen Burg und Gericht Trostburg an der Mündung des Grödnertales an die von Wolkenstein. Das Wappen der von Maulrapp wurde nachträglich angenommen, aber modifiziert. Es mag sich zwar vordergründig der Eindruck aufdrängen, daß es sich hier bei dem Wolkenschnitt per se um ein redendes Wappen der von Wolkenstein handelt, doch das trifft nicht ganz zu. Vielmehr führten die Maulrapp einen Zinnenschnitt, und der Wolkenschnitt entstand aus der mißverständlichen Annahme eines redenden Wappens aus dem Zinnenschnitt, wenn nicht sogar in der Absicht, ein redendes Wappen aus der Vorlage zu machen und so dem Zeitgeschmack zu entsprechen. 1405 teilte sich die Familie in die Stämme Wolkenstein-Trostburg und Wolkenstein-Rodenegg, so nach ihren jeweiligen Hauptsitzen in Südtirol benannt. Die Herren von Wolkenstein wurden bereits unter Friedrich III. (Linie zu Trostburg) bzw. 1564 (Linie zu Rodenegg) in den Freiherrenstand und 1628 (Linie zu Rodenegg) bzw. 1630 (Linie zu Trostburg, in ihrem schwäbischen Zweig sogar schon 1628) in den Reichsgrafenstand erhoben. Es sei angemerkt, insbesondere im Zusammenhang mit dem nachfolgenden Wappen, daß die Villanders zu Pradell, von denen die Wolkenstein abstammen, ein anderes Wappen führten als jene von Villanders, deren Wappen auf die von Welsperg überging.

Als letztes folgt das inschriftlich Georg Bonaventura Freiherr von Welsperg zugeordnete Wappen. Er war kaiserlicher Kämmerer, Erblandstabelmeister ("Erbstäblmaister in Tyrol, von lat. stabulum = Stall), Land-Obrister, Obrister Feld- und Hauszeugmeister der Ober- und Unterösterreichischen Landen und bestellter Obrister über ein Regiment zu Fuß. Die Malerei ist datiert auf 1689. Von der Zeit her muß es sich um Georg Bonaventura Freiherr Welsperg von Primör und Raitenau handeln, den Sohn von Marcus Siegmund Freiherr Welsperg von Primör und Raitenau (-1664) und Johanna Helene von Wolkenstein-Rodenegg, der selbst mit Katharina Euphemia Arz verheiratet war. Die schlecht erhaltene Wappenmalerei ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Schwarz einwärts ein goldener Löwe (von Montani), Feld 2 und 3: in Rot ein silberner, W-förmig dreimal eckig gezogener Balken (von Villanders), Herzschild: silbern-schwarz geviert (Stammwappen Welsperg). Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bad Seite: 39 Tafel: 24, Band: Bay Seite: 24b Tafel: 19, Band: Erg Seite: 27 Tafel: 12, Band: OÖ Seite: 628 Tafel: 128, Band: Tir Seite: 19 Tafel: 22, ferner im Scheiblerschen Wappenbuch auf Folio 172.

Zu diesem freiherrlichen Wappen würden drei gekrönte Helme gehören, Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein Paar silbern-schwarz übereck geteilter Büffelhörner (Stammhelm Welsperg), Helm 2 (rechts): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken eine schwarzer, beiderseits mit einem goldenen Löwen belegter Flug (von Montani), Helm 3 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein hermelingestulpter, roter, hoher Hut, der Schaft mit dem eckig gezogenen silbernen Balken belegt, an der Spitze mit roten und silbernen Straußenfedern besteckt (von Villanders).

Die Familie, deren Stammsitz die in der ersten Hälfte des 12. Jh. erbaute und 1167 erstmals erwähnte Südtiroler Burg Welsperg (Castello di Monguelfo) ist, deren Besitzungen neben Welsperg die Burgen und Ansitze Heinfels, Meisenreut, Zellheim und ausgedehnte Ländereien diesseits und jenseits des Brenners umfaßten und deren Mitglieder als Lehensleute und Untervögte der Grafen von Görz und Tirol ihren gesellschaftlichen Aufstieg begannen, erlangte 1539 mit Siegmund von Welsperg den erbländisch-österreichischen Freiherrenstand; dabei wurde das Familienwappen durch das Wappen der ausgestorbenen Herren von Villanders vermehrt. Eine entsprechende Verbindung gab es zwischen Kaspar von Welsperg (-1434) und Ursula von Villanders. Die Familie erlangte 1567 den Reichsfreiherrenstand und 1693 den erbländisch-österreichischen Grafenstand. Der Schwerpunkt der Welsperger lag im Pustertal, wo sie zu einer der führenden Familien avancierten.

Zahlreiche Zweige entstanden, so Welsperg-Ligöde, Welsperg-Taisten, Welsperg-Thurn, Welsperg-Meisenreut, Welsperg-Gsiess, Welsperg-Zell und Welsperg-St. Michelsburg mit den Burgen St. Michelsburg und Taufers. Die durch zahlreichen Gütererwerb und Aufspaltung des Besitzes unter mehreren Söhnen entstandenen verschiedenen Herrschaften der Familie wurden gegen Ende des 14. Jh. unter Georg und Christoph von Welsperg durch Erbschaften, Schenkungen und Abtretungen wieder zu einem beachtlichen Gesamtbesitz vereint. Diese beiden genannten Vertreter teilten ein letztes Mal, und das endgültig: Georg II. gründete die je nach Zweig 1840 mit Johann Nepomuk (16.2.1762-29.2.1840) bzw. 1907 mit Heinrich Karl Graf Welsperg von Primör und Raitenau (1850-1907) erloschene Linie Welsperg-Primör mit dem Gericht Primiero und den Gerichten in der Valsugana (Telvana, Ivano und Pergine), und Christoph I. gründete die 1669 mit dem Tod von Paris Ferdinand von Welsperg erloschene Linie Neurasen-Zellburg mit den Burgen Alt- und Neu-Rasen, Zellburg und Zellheim.

Es gibt noch eine Weiterentwicklung dieses Wappens: Beim gräflichen Wappen ist zwischen die beiden unteren Felder noch eine silberne Spitze eingeschoben, auf der sich eine schwarze Kugel befindet (Raitenau). Entsprechend kommt links außen ein vierter Helm hinzu: Auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken auf einem schwarz-silbern geschachten Kissen eine schwarze Kugel, oben mit abwechselnd schwarzen und silbernen Straußenfedern besteckt (Raitenau). Das Wappen Raitenau kam durch eine Eheschließung an die Welsperger. Christoph Siegmund von Welsperg, geb. 1625, hatte 1648 Maria Anna Katharina Gräfin Raitenau geheiratet. Rudolph Hannibal von Raitenau, der Bruder von Maria Anna, starb im Jahre 1671 ohne Nachkommen, und er hatte zuvor seinen Schwager als Erben eingesetzt, welcher dann den Titel eines Grafen Raitenau fortführte und dem Familienwappen die Spitze einschob und dem Oberwappen den vierten Helm hinzufügte. Die Raitenauer Güter, die auch an ihn kamen, umfaßten die Herrschaft Langenstein und das gleichnamige Schloß in der Nähe des Bodensees, weswegen der Graf auch den Titel eines Herrn von Langenstein führte. Weitere Titel der Familie waren Erbküchenmeister der gefürsteten Grafschaft Tirol und Erbmarschall des Hochstiftes Brixen.

Literatur, Links und Quellen:
Zeughaus: http://www.burgen-adi.at/zeughaus_innsbruck/zeughaus_geschichte.htm
Zeughaus:
http://www.tiroler-landesmuseen.at/page.cfm?vpath=haeuser/zeughaus/haus - http://www.tiroler-landesmuseen.at/page.cfm?vpath=haeuser/zeughaus/haus/geschichte - http://www.tirol.tl/de/highlights/museen-ausstellungen/zeughaus-innsbruck/
Zeughaus:
http://de.wikipedia.org/wiki/Zeughaus_(Innsbruck)
Hartwig Neumann: Das Zeughaus, die Entwicklung eines Bautyps von der spätmittelalterlichen Rüstkammer zum Arsenal im deutschsprachigen Bereich vom XV. bis XIX. Jahrhundert, 2 Bände, Koblenz 1990/91.
Siebmacher Wappenbücher wie angegeben
Ansitz Hauzenheim
http://de.wikipedia.org/wiki/Ansitz_Hauzenheim
Grafen von Stachelburg: Beda Weber, Meran und seine Umgebungen,
https://books.google.de/books?id=-JwAILOi1OkC S. 86 ff.
Die erloschenen Edelgeschlechter Tirols:
http://www.landesmuseum.at/pdf_frei_remote/VeroeffFerd_1846_12_0146-0203.pdf - http://www.landesmuseum.at/pdf_frei_remote/VeroeffFerd_1845_11_0072-0133.pdf
Digitale Literatur des Landesmuseums:
http://www.landesmuseum.at/datenbanken/digilit/?serienr=7309 bzw. http://www.landesmuseum.at/pdf_frei_remote/
Grafen Arco:
http://de.wikipedia.org/wiki/Arco_(Adelsgeschlecht)
Welsperg: Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod.icon. 312 c), Folio 172
Wappen Wolkenstein:
http://members.yline.com/~viktoria.auer/familien/wolkenstein.htm
Wolkenstein:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wolkenstein-Trostburg_(Adelsgeschlecht) und http://de.wikipedia.org/wiki/Wolkenstein-Rodenegg_(Adelsgeschlecht)
Wolkenstein: Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod.icon. 312 c), Folio 137
Wolkenstein: Otto Hupp, Münchener Kalender 1909
Schloß Welsperg:
http://events.welsberg.com/index.php?id=180 - http://www.provinz.bz.it/denkmalpflege/themen/1071.asp?status=detail&id=17980 - http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Welsperg
Marco Toffol: Die Welsperger - Ein Tiroler Adelsgeschlecht in Primör, 2001, Auszug:
http://www.austroaristo.com/themen/genealogie/53-gen-chroniken/familienchroniken/1932-welsperg-primoer.html
Ludwig Hohenbühel genannt Heufler zu Rasen: Beiträge zur Geschichte des Tiroler Adels, Jahrbuch Adler 1891, S. 52-54, online:
http://www.austroaristo.com/themen/genealogie/62-gen-chroniken/hohenbuehel/3325-heuf-wolkenstein.html
von Coreth:
http://www.austroaristo.com/adelslexikon/2843-coreth.html

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