Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2194
Innsbruck (Österreich, Bundesland Tirol)
Das Palais Trapp (Maria-Theresien-Straße 38)
Das Palais Trapp steht außerhalb der mittelalterlichen Altstadt Innsbrucks auf der Westseite der Maria-Theresien-Straße 38 in der Inneren Stadt. Es handelt sich um ein breitgelagertes, viergeschossiges Vorderhaus mit Satteldach von vierzehn Fensterachsen Breite mit den Wohnräumen. An der Rückseite sind zwei dreigeschossige Seitenflügel mit abgewalmten Dächern als Wirtschafts- und Verwaltungsbauten angebaut, in denen auch die Remisen und Stallungen untergebracht waren. Die zentrale Tordurchfahrt führt in ein Gartenareal, das hinten noch mit einem barocken Gartenhaus abgeschlossen wird. In der Tordurchfahrt gelangt man rechts in ein zweischiffiges Vestibül, und von dort gelangt man in das geräumige Stiegenhaus mit einer breiten, zweiarmigen Treppe. Das zuletzt 1985 renovierte Gebäude, das Wohnungen, Büros und Geschäftslokale enthält, ist auch heute noch in Besitz der namengebenden Adelsfamilie und wird von ihr bewohnt, als einziges der zahlreichen Innsbrucker Adelspaläste. Das gebänderte Erdgeschoß ist durch den Einbau von Schaufenstern und Geschäftseingängen zu seinem Nachteil verändert worden. Ein durchlaufendes Gesims trennt das Erdgeschoß von den beiden Obergeschossen mit stuckgerahmten Fenstern und dem darauf noch folgenden Attikageschoß, in dem einst die Dienerschaft wohnte, ab.
Wappen finden wir an dem Gebäude in der Mittelachse oberhalb des von schlichten Pilastern gerahmten Korbbogenportals, unterhalb eines barocken Madonnenreliefs aus gelblichem Marmor. Das Ehewappen, dessen beide Kartuschen durch eine vollplastische Krone miteinander verbunden werden, paßt zu Leopold Trapp Graf von Matsch (1764-20.11.1797) und seiner Frau, Maria Crescentia von Spaur-Burgstall (7.8.1769-). Die Stuckrahmung ist plastisch, die heraldischen Inhalte sind aufgemalt. Die Grafen Trapp kamen erst spät (in der Literatur wird 1804 angegeben, wozu aber das allgemein angegebenen Todesjahr 1793 der Gräfin Crescentia nicht paßt) durch Kauf an das Gebäude, für das zuvor drei Grundstücke und Häuser, darunter die sog. "Wolkenburg" (Ansitz Wolkenstein), besitzmäßig vereint und architektonisch zusammengeführt werden mußten, bis ein Palais dieser Größenordnung und vor allem dieser Breite baulich möglich war. Die bauliche Vereinheitlichung der Fassade fand um 1700 durch den Barockbaumeister Johann Martin Gumpp d. Ä. statt, das Wappen ist späteren Datums und ist in die Zeit der Gräfin Crescentia einzuordnen, die das Anwesen erworben hatte. Vor dem Verkauf an die Grafen Trapp gehörte das Gebäude den Grafen Künigl, und zwischen beiden Familien gibt es Heiratsverbindungen.
Heraldisch rechts ist die ovale Schildkartusche für Leopold Trapp Graf von Matsch (1764-20.11.1797), Sohn von Johann Nepomuk Trapp Graf von Matsch (11.6.1745-5.4.1790), und dessen Frau, Maria Theresia Gräfin von Firmian. Das Wappen ist geviert mit Herzschild: Feld 1 und 4: in Gold einwärts eine auffliegende, natürliche (schwarze) Trappe (redend Trapp), Feld 2 und 3: in Silber ein roter Doppelsturzsparren (ein W-förmig eckig gezogener Balken, Stammwappen Trapp), Herzschild: in Silber drei (2:1) hängende blaue Flügel (Herren von Matsch).
Nicht dargestellt wird das Oberwappen, das wären drei Helme: Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein Paar silberner Büffelhörner mit verschlungenen blauen oder roten Bändern (Herren von Matsch), Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken eine auffliegende natürliche Trappe (redend Trapp), Helm 3 (links): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken auf einem niedrigen roten, hermelingestulpten Hut ein schwarzer Flug (Trappenflug, Stammhelm Trapp).
Die Trapp, die eigentlich zum steirischen Uradel gehören und seit der Mitte des 15. Jh. in Tirol ansässig waren, besaßen bereits seit 1469 bereits das Amt eines Erblandhofmeisters von Tirol, das zuvor den von Weispriach wegen Treuebruch entzogen worden war. Das Stammwappen, wie es auch im Scheiblerschen Wappenbuch auf Folio 142 abgebildet wird, zeigt in Silber einen zweimal eckig nach unten gezogenen, roten Balken (Doppelsturzsparren), auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken auf einem goldenen Hut ein schwarzer Flügel (halber Flug). Im Siebmacher Band: Tir Seite: 17 Tafel: 20 ist es ein roter, mit Hermelin aufgeschlagener Turnierhut, darauf ein schwarzer Flügel. Eine weitere Darstellung des Wappens findet sich in Siebmacher Band: Bay Seite: 23b Tafel: 18, mit korrekt angegebenem vermehrtem Wappen, aber mit einem fehlerhaften, weil farblich invertierten Stammwappen.
Als gevierte Wappen mehr und mehr üblich wurden, ergänzten die Trapp ihr Stammwappen um ein redendes Element in Schild und Oberwappen. Das erste vermehrte Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: in Gold einwärts eine auffliegende, natürliche (schwarze) Trappe, Feld 2 und 3: in Silber ein zweimal eckig nach unten gezogener, roter Balken (Doppelsturzsparren), dazu zwei Helme: Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken eine auffliegende natürliche Trappe (redend Trapp), Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken auf einem niederen roten, hermelingestulpten Hut ein schwarzer Flug (Trappenflug, Stammhelm Trapp).
Das zweite vermehrte Wappen mit Herzschild, wie wir es hier sehen, enthält noch das Wappen Matsch (auch: Maetsch, Mätsch, Metsch, ital. Mazzo) zusätzlich. Der Hintergrund ist der, daß Gaudenz von Matsch (-1504), der letzte seines Geschlechts, ehemaliger Landeshauptmann an der Etsch und Hofmeister des Tiroler Landesfürsten, Feldhauptmann im Venezianerkrieg, im Jahr 1487 bei Erzherzog Sigmund in Ungnade gefallen war und mit dem Einzug seiner Güter bestraft wurde. Was hatte er verbrochen? 1487 war die Schlacht von Calliano gegen die Venezianer, und Gaudenz von Matsch hatte sich vorzeitig und unerwartet zurückgezogen. Und er war im gleichen Jahr an der "Affäre der bösen Räte" beteiligt, denen die Verschleuderung habsburgischen Besitzes an Bayern vorgeworfen wurde. Da ersteres von Sigmund und letzteres von Kaiser Friedrich III. als Verrat empfunden wurde, fiel er in Acht. Er wurde zwar von Kaiser Maximilian begnadigt und durfte seine letzten Jahre verarmt auf der Churburg verbringen. Der Löwenanteil dieses Besitzes kam dann als Erbschaft an die Trapp, denn des tief Gefallenen Schwester war die Mutter von Jakob V., Karl und Georg Trapp, die nun mit der halben Churburg belehnt wurden. Der Wappenbrief, in dem König Ferdinand I. Oswald und Jakob Trapp zusätzlich das Wappen der erloschenen Herren von Matsch verleiht, datiert von 1555 und wird in der Churburg aufbewahrt. Und diese Konstruktion mit Herzschild ist die Form des Wappens, die wir hier am Palais Trapp sehen können. Hinsichtlich des Oberwappens gibt es farbliche Variationen; das ursprüngliche Wappen der Herren von Matsch zeigt rot-silberne Decken und Büffelhörner (vgl. Scheiblersches Wappenbuch und Zürcher Wappenrolle). In den vermehrten Trapp-Wappen sind die Hörner silbern oder blau-silbern.
Im Jahre 1605 erhielten die Trapp den Freiherrenstand zugesprochen. Die Freiherren von Trapp erhielten im Jahre 1655 am 3.3. den österreichischen Grafenstand mit dem Prädikat "von Matsch". Der Begünstigte war Jakob IX. Trapp Graf von Matsch (1582-1659), vermählt 1605 in Brixen mit Margarethe Helene von Wolkenstein (1589-), und von diesen stammt der hier am Palais Trapp mit seinem Wappen vertretene Leopold Trapp Graf von Matsch ab.
Ein weiteres Grafendiplom datiert vom Jahr 1691 für eine andere, bereits 1794 mit dem k.k. Kämmerer und Regierungsrat Kaspar Ignatz Joseph Evarist Trapp Graf von Matsch (26.10.1742-26.7.1794) wieder erloschene Linie. Der 1691 in den Grafenstand Erhobene war Georg Sigmund Trapp Graf von Matsch (10.9.1628-12.6.1697). Diese Linie hatte ein anderes Wappen: Es ist geviert, Feld 1: Matsch, Feld 2: Trapp redend, Feld 3: Trapp Stammwappen, Feld 4: blau-silbern geschacht (Schwanburg), Herzschild: in Rot eine gekrönte silberne Säule.
Das Wappen der Ehefrau, Maria Crescentia von Spaur-Burgstall (7.8.1769-), Tochter von Johann Nepomuk Joseph Franz Graf von. Spaur (5.6.1724-23.9.1793) und dessen Frau, Maria Anna von Wolkenstein-Trostburg, ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber einwärts ein roter Löwe, der in seinen Pranken einen goldenen Doppelbecher hält (Klein-Spaur/Erbschenk), Feld 2 und 3: blau-silbern bzw. silbern-blau geschacht mit einem roten Balken (erloschene von Lichtenberg).
Nicht dargestellt wird das Oberwappen, das wären zwei gekrönte Helme: Helm 1 (rechts): auf dem Helm mit rot-silbernen Decken der rote Löwe mit goldenem Doppelbecher wachsend, Helm 2 (links): auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein hermelingestulpter, roter, oben mit einem Kreuzchen besetzter Hut vor zwei schräggekreuzten silbernen Hellebarden, deren Schäfte je nach Quelle silbern, blau oder auch von Silber und Blau geschacht sein können (erloschene von Lichtenberg). In dieser Form ist es das Wappen des jüngeren Stammes und davon das der jüngeren Linie (Alt-Spaur). Der kaiserliche Rat Johann von Burgstall auf Alt-Spaur, Flavon, Ober-Valèr und Metz erhielt den Reichsfreiherrenstand am 31.1.1464 zu Wiener Neustadt, und bei der Gelegenheit wurde das gevierte Wappen eingeführt.
Literatur,
Links und Quellen:
Denkmalgeschützte
Objekte: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgeschützten_Objekte_in_Innsbruck-Innsbruck/L-Z
Hinweistafel am Objekt
Palais Trapp auf Burgen-Austria: http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=977
Siebmacher Wappenbücher wie angegeben
Genealogien:
Prof. Herbert Stoyan,
Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Scheiblersches Wappenbuch
(Bayerische
Staatsbibliothek Cod.icon. 312 c), Folio 142
Zacharias Bartsch, Steiermärkisches Wappenbuch (1567),
Facsimile-Ausgabe mit historischen und heraldischen Anmerkungen
von Dr. Josef v. Zahn und heraldische Besprechung von Alfred
Ritter Anthony v. Siegenfeld, Graz u. Leipzig, Ulrich Mosers
Buchhandlung (J. Meyerhoff) 1893, Seite 142 Tafel 63
Trapp: http://de.wikipedia.org/wiki/Trapp_(Adelsgeschlecht)
Matsch: http://de.wikipedia.org/wiki/Matsch_(Adelsgeschlecht)
Gaudenz von Matsch: http://de.wikipedia.org/wiki/Gaudenz_von_Matsch
Johanna Felmayer, Hannsjörg Ubl: Die profanen
Kunstdenkmäler
der Stadt Innsbruck außerhalb der Altstadt, Band 45 der
Österreichischen Kunsttopographie, hrsg. vom Institut
für
österreichische Kunstforschung, Verlag A. Schroll, 1981, ISBN
3-7031-0471-6
Georg Clam Martinic: Österreichisches Burgenlexikon, 1992
Palais Trapp: http://www.innsbruck.antonprock.at/website/sehenswuerdigkeiten/trapp-palais.html
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