Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2130
Brodenbach (Landkreis Mayen-Koblenz)

Das "Schwarzer-Ritter-Kreuz" in Brodenbach

Der "Schwarze Ritter" ist ein 1949 erbautes Haus im Nordosten des alten Ortskerns, in der Rhein-Mosel-Straße unweit der Einmündung in die Bundesstraße, in Höhe des Hotels Anker, näher zur Mündung des Brodenbachs als zu der des Ehrbachs. Unter einem Erker des ersten Obergeschosses befindet sich an geschützter Stelle ein spätmittelalterliches Votivkreuz aus Sandstein in ungewöhnlicher Gestaltung mit heraldischem Schmuck. Da dieses Kreuz, das eine Ritterdarstellung unterhalb des Gekreuzigten ziert, einst in diesem Bereich schwarz gestrichen war (Hochwasserregion), wird es das "Schwarzer-Ritter-Kreuz" genannt, und nach ihm hatte auch das einst in dem Gebäude befindliche Hotel seinen Namen.

 

Der untere Teil des Kreuzes ist ein schlanker Sockel von größerer Breite als das Kreuz selbst, und auf ihm sehen wir, wenn auch vom Zahn der Zeit stark angegriffen, die nach heraldisch links gewandte Darstellung einer knienden Ritterfigur mit zum Gebet zusammengelegten Händen. In Kniehöhe befindet sich sein Wappenschild, dieser ist geviert. Es handelt sich um Cuno von Pyrmont und von Ehrenberg (ca. 1375/1380-1447), der mit Margaretha von Schönburg auf Wesel (-1439) verheiratet war. Cuno von Pyrmont und von Ehrenberg war der Sohn von Heinrich IV. von Pyrmont und dessen Frau Katharina von Gronsfeld. Seine Großeltern väterlicherseits waren Cuno von Pyrmont (erw. 1330-1351) und Lisa von Lösnich (-7.9.1399), und seine Großeltern mütterlicherseits waren Heinrich von Gronsfeld und dessen Frau Mechthild von dem Bongart zur Heyden. Über der Ritterfigur befinden sich zwei Wappenschilde, und darüber ist die Bildhauerarbeit in gotischen Minuskeln datiert: "anno d(o)m(ini) mccccxlvi" - im Jahre des Herrn 1446. Es ist also 1 Jahr vor dem Ableben des Dargestellten angefertigt worden. Damit endet der Sockel, und darüber erhebt sich das Kreuz mit drei kleeblattförmigen Balkenenden, wobei auf den beiden seitlichen Kleeblattenden zwei weitere Wappenschilde zu sehen sind, die mit den beiden unteren eine 4er-Ahnenprobe des dargestellten Ritters bilden.

 

In Kniehöhe befindet sich sein Wappenschild, dieser ist geviert, und die Inhalte lassen sich zwar nur noch schwach, aber doch nachvollziehbar erkennen: Feld 1 und 4: in Gold ein roter, rechtsschräger Zickzackbalken (Pyrmont a. d. H. Schönberg, ausführlicher Kommentar bei den Grabdenkmälern in Karden), Feld 2 und 3: in Blau ein goldener Schrägbalken, begleitet von mehreren silbernen oder goldenen Lilien (Ehrenburg, farbiges Beispiel vgl. Kapelle in Treis). Das kombinierte Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: NaA Seite: 9 Tafel: 12, aber in falschen Farben. Zu dieser Kombination, die sein Vater noch nicht führte, kam es durch Erbheirat: Seine Frau war Margaretha von Schönburg auf Wesel, und diese war mütterlicherseits die Enkelin und Erbin des letzten Herren von Ehrenberg, und durch sie bekam Cuno von Pyrmont die Ehrenburg bei Brodenbach und nannte sich nun auch noch nach dieser "Herr von Pyrmont und von Ehrenberg". Genauer gesagt, bekam er sie nicht gleich zur Gänze, denn mit dem Aussterben der Ehrenburger hatte die Pfalz das Territorium als erledigtes Lehen zunächst eingezogen, dann aber 1413 in drei Teile geteilt und zwischen Pfalzgraf Stefan, Johann von Schönburg und Cuno von Pyrmont aufgeteilt, dazu wurde bzgl. der Ehrenburg ein Burgfriede zwischen den drei Anteilseignern geschlossen, und 1426 bekam Cuno von Pyrmont durch Johanns Tod und Erlöschen des betreffenden Mannesstammes den Schönburger Anteil auf dem Erbwege über dessen Tochter, und 1426 bekam er diesen Anteil vom Pfalzgrafen als Unterlehensherr und Pfandbesitzer offiziell zu Lehen. Die ebenfalls wappengeschmückten Grabplatten von Cuno und Margaretha befinden sich in Karden an der Mosel im Stiftsbezirk. Cuno von Pyrmont besaß damit zwei Reichsherrschaften, und aufgrund der komplizierten Rechtsverhältnisse hatte er verschiedene Lehnsherren, den Fürstbischof von Trier, den Pfalzgrafen von Simmern und die Grafen von Sponheim. Auch Cunos drei Söhne führten die doppelten Titel fort. Heinrich von Pyrmont wurde 1495 von Kaiser Maximilian I. in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Aber auch die Pyrmonter starben aus, nämlich 1521 mit des zuvor Erwähnten Söhnen Eberhard und Johann, und nun gingen beide Titel zusammen im Jahre 1545 an die Grafen von Eltz, denn Philipp Graf von Eltz (-19.1.1539), Sohn von Ulrich Graf von Eltz und Margarethe von Reiffenberg, hatte Elisabeth von Pyrmont (-1552) geheiratet, die Erbtochter des letzten Herrn von Pyrmont und Ehrenburg und seiner Frau Metze Waldbott von Bassenheim und die Schwester von Eberhard und Johann von Pyrmont. Erst wurde aber die Herrschaft Ehrenberg vom Pfalzgrafen Johann als allein übriggebliebenem Anteilseigner von einst dreien als erledigtes Lehen eingezogen, wodurch Unstimmigkeiten zwischen beiden Familien entstanden, doch 1545 wurde die Herrschaft an die Söhne Philipps und Elisabeths, Heinrich und Friedrich, gegeben. Und nun nannten diese sich Grafen von Eltz, Herren von Pyrmont und Ehrenburg. Nach Friedrichs Tod ging die Herrschaft Ehrenburg 1561 an die Quadt von Landskron, 1668 an die Freiherren Clodt von Ehrenberg und 1789 an den Freiherrn vom Stein. Die Herrschaft Pyrmont ging andere Wege.

Das optisch linke untere Wappen der Ahnenprobe steht für die Großmutter väterlicherseits, Lisa von Lösnich (-7.9.1399), die in erster Ehe Cuno von Pyrmont (erw. 1330-1351) geheiratet hatte. Sie war die Tochter von Conrad von Lösnich sen. (1315-1347) und Adelheid von Bruch (-1341) und sie war die letzte ihrer Familie, weil ihr einziger Bruder, Conrad von Lösnich jun. (1342-1372), vermählt mit Idberga von Bornheim, ohne männliche Nachkommen als letztes männliches Familienmitglied verschied. Das hier gewendete Wappen zeigt in rotem, mit goldenen Steckkreuzchen bestreutem Feld einen aus dem Schildrand hervorkommenden silbernen Frauenarm mit Hängeärmel, einen goldenen Fingerring mit blauem Stein haltend. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken ein niedriger roter Hut, dessen breite Krempe beiderseits mit einem Pfauenstoß besteckt ist. Das Wappen wird beschrieben bei Hauptmann, im Gruber S. 80-81 und im Zobel Tafel 209. Lisas erste, 1330 geschlossene Ehe währte aufgrund des frühen Todes von Cuno nur kurz, und daraufhin heiratete sie nach 1351 in zweiter Ehe Heinrich Beyer von Boppard (-1376), mit dem sie zwei Söhne hatte, Conrad und Heinrich. Aufgrund des Aussterbens der von Lösnich mit Lisa kamen die Beyer von Boppard an Besitz und Wappen und quadrierten ab Lisas Sohn Conrad Beyer von Boppard ihr Löwenwappen mit dem Frauenarm der von Lösnich. Die Herrschaft der Ritter von Lösnich mit der Stammburg und der kleinen, aber reichsunmittelbaren Herrschaft Lösnich an der Mosel im heutigen Landkreis Bernkastel-Wittlich ging eigentlich jeweils anteilig an beide Familien, an die Beyer von Boppard und an die Ritter von Pyrmont, aber nur erstere nahmen das Motiv in ihr Wappen auf, denn die Pyrmonter Anteile an Lösnich gingen am 12.9.1400 als Wittum an die Schwiegertochter von Heinrich von Pyrmont, an eben jene oben erwähnte Margaretha von Schönberg, und nach dessen Tod verkaufte sein Sohn, der hier relevante Cuno von Pyrmont, am 14.9.1409 den Anteil an seinen Verwandten Conrad Beyer von Boppard und dessen Söhne Dietrich und Heinrich, so daß die Beyer jetzt beide Teile des Lösnicher Erbes an Herrschaft und Burg besaßen, und sie blieben alleinige Ortsherren bis 1598. Lisa von Lösnich und Heinrich Beyer wurden im Kloster Marienberg in Boppard beerdigt, und ihre Grabplatte von herausragender künstlerischer Qualität befindet sich im Bode-Museum in Berlin, während das Kloster selbst mittlerweile ein verwahrlostes und verkommenes Elend ist.

Gleich neben diesem Wappen befindet sich der Schild für die Großmutter mütterlicherseits, Mechthild von dem Bongart zur Heyden, Tochter von Arnold von dem Bongart Herr zur Heyden, Kastellan und Drost zu Herzogenrath. Der Schild zeigt in Silber einen schwarzen Balken zwischen drei (2:1) mit den Stollen nach oben gelegten, roten Hufeisen. In der Literatur wird dieses Motiv als Kesselbügel gesehen und dargestellt, hier erinnern jedoch die unten verdickte Form und die Löcher im Material viel eher an Hufeisen mit den Aussparungen für die Hufnägel. Die hier nicht abgebildete Helmzier wäre zu schwarz-silbernen Decken ein wachsender, silberner Brackenrumpf, der mit dem Schildbild belegt ist. Das Wappen wird beschrieben im Zobel Tafel 41 sowie im Rietstap (d'argent à la fasce de sable, accompagné de trois cornières de gueules, cimier: un chien issant aux armes de l'écu ou un demi-vol de sable, semé de feuilles de nénuphar d'or) und im Rolland, dort mit den Öffnungen nach unten gezeichnet.

 

Auf den Kreuzarmen befinden sich die beiden wichtigsten Wappen der Ahnenprobe, heraldisch rechts das der Herren von Pyrmont a. d. H. Schönberg, das für den Vater des Probanden, Heinrich IV. von Pyrmont, und den Großvater, Cuno V. von Pyrmont (1330-1351), steht. Der Schild zeigt in Gold einen roten, rechtsschrägen Zickzackbalken. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-goldenen Decken entweder ein wachsender schwarzer Hunderumpf zwischen zwei silbernen Federbüschen (für Cuno V. beschrieben, Großvater des hier relevanten Cunos) oder ein roter, hermelingestulpter Turnierhut, in dessen Stulp zwei grüne (natürliche) Pfauenstöße (Pfauenfederbüsche) stecken (für Cuno VI. beschrieben, also den hier relevanten). Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: NaA Seite: 9 Tafel: 12 und im Gruber sowie bei Zobel auf Tafel 263. Gegenüber ist das Wappen für die Mutter des Probanden zu sehen, Katharina von Gronsfeld (van Gronsveld), und für deren Vater, Heinrich von Gronsfeld, Ritter und Burggraf, und der Schild zeigt in Gold drei (2:1) rote Kugeln. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-goldenen Decken ein goldener, beiderseits mit drei (2:1) roten Kugeln belegter Flug. Das Wappen wird beschrieben bei Zobel auf Tafel 121, sowie im Siebmacher Grafen und im Rietstap. Katharina von Gronsfeld (geb. ca. 1322) stammte aus Maastricht und war dreimal verheiratet, zuerst mit Johann d'Argenteau (ca. 1319-1362), dann im Jahre 1363 mit Dietrich von Welckenenhausen, und dann in dritter Ehe ca. 1374 mit dem hier relevanten Heinrich IV. von Pyrmont.

Das "Schwarzer-Ritter-Kreuz" ist ein Andachtsbild, das in seiner Form einzigartig in der Region ist und in seiner Mischung aus Frömmigkeit und Selbstdarstellung des Adels fasziniert. An dieser Stelle sei noch einmal auf die mittelrheinischen und moselländischen Wappengruppen verwiesen, von denen wir hier zwei Vertreter sehen, mit den von Lösnich haben wir einen Vertreter der Wappengruppe mit dem Frauenarm, und mit den von Pyrmont einen Vertreter der Wappengruppe mit dem Zickzackbalken.

Literatur, Links und Quellen:
Ortschronik: Brodenbach an der Mosel, Ereignisse und Jahresdaten aus zwei Jahrtausenden, gesammelt von Klaus Hammes und Dieter Rogge, Brodenbach 2008, S. 38-40, online: www.brodenbach-mosel.de/fileadmin/pdf/seiten/tourist-info/brodenbach-chronik.pdf
Dieter Rogge: Der "Schwarze Ritter" von Brodenbach, in: Moselkiesel Bd. 3, ISBN 3-9806059-1-4, Kobern-Gondorf 2002
Siebmachers Wappenwerk
Stammtafel der von Lösnich:
http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Stammtafel_Ritter_von_Loesnich_13_14_Jh.pdf
Cuno von Pyrmont:
http://de.wikipedia.org/wiki/Cuno_von_Pyrmont_und_von_Ehrenberg
von Lösnich:
http://de.wikipedia.org/wiki/Herrschaft_Lösnich - http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Ritter_von_Lösnich - http://de.wikipedia.org/wiki/Lisa_von_Lösnich
von Gronsfeld:
http://nl.wikipedia.org/wiki/Heren_van_Gronsveld
von Ehrenberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Herren_von_Ehrenberg_(Untermosel)
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der 'landeskundlichen Vierteljahresblätter'
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Felix Hauptmann (1856-1934), Zehn mittelrheinische Wappengruppen, Jahrbuch der Heraldischen Gesellschaft "Adler" in Wien 1900, 10, S. 1–43, http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2008/10203/ und http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2008/10203/pdf/E001616955.pdf
Elmar Rettinger (Bearb.), Historisches Ortslexikon Rheinland-Pfalz, Band 1, ehemaliger Landkreis Cochem, Geschichtliche Landeskunde Band 27, hrsg. von Alois Gerlich, Steiner Verlag Wiesbaden GmbH, 1985, ISBN 3-515-04173-7, S. 162-262
Karl von Damitz, die Mosel mit ihren Ufern und Umgebungen von Koblenz aufwärts bis Trier, Köln, 1838, S. 110 ff., online:
http://books.google.de/books?id=nVsAAAAAcAAJ

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