Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2129
Koblenz-Rübenach
Das Burghaus in Rübenach
Die Familie der Herren und Grafen zu Eltz spaltete sich bereits im 13. Jh. in zwei Linien, die Linie Eltz-Kempenich und Eltz-Rübenach, und beide Linien unterschieden sich nicht nur im Namenszusatz, sondern auch in den Tinkturen. Die Linie Eltz-Kempenich führte und führt den Löwen golden und heißt daher auch Eltz vom goldenen Löwen. Die Linie Eltz-Rübenach führte den Löwen silbern, auch in der Helmzier, und sie wird auch Eltz vom silbernen Löwen genannt. Beide Linien entwickelten sich unterschiedlich: Die Linie Eltz-Kempenich erlangte am 4.11.1733 den Reichsgrafenstand, und am 19.12.1738 wurde ihr erlaubt, Namen und Wappen der Faust von Stromberg mit dem ihrigen zu vereinigen. Von der Linie zu Rübenach blieb nur ein freiherrlicher Zweig auf dem verpachteten Schloß Wahn bei Köln, das seit 1820 im Familienbesitz ist, und auf Burg Kühlseggen, die seit 1836 im Familienbesitz ist. Verglichen mit diesen beiden erst spät hinzugekommenen Herrensitzen ist das hier vorgestellte Burghaus im Koblenzer Stadtteil Rübenach, der dieser Linie den Namen gab, uralter Stammbesitz, denn es ist seit 1316 im Besitz der von Eltz-Rübenach, auch wenn der ursprüngliche Bau noch nicht von ihnen errichtet wurde. Um 1277 hatten die von Eltz die Vogtei über den Ort Rübenach erhalten, die erst ein kaiserliches, dann ein kurtrierisches Lehen war, und die zuvor bei den Grafen von Luxemburg gelegen hatte. 1312 wurden von einem Peter von Eltz im Ort Lehensgüter der Herren von Virneburg gekauft, und sowohl Käufe als auch passende Heiraten rundeten den Rübenacher Besitz ab. Das Burghaus steht am nördlichen Ortsrand unweit der Kirche, in einem Winkel der hier abknickenden Maximinstraße, am Rande einer größeren Freifläche, die von Osten her als Bauland entwickelt wird, im Süden und Osten von einem kleinen Park mit altem Baumbestand umgeben. Das 1977 umfassend sanierte und renovierte Burghaus (Maximinstraße 2) ist bewohnter Privatbesitz und nicht zu besichtigen.
Im Kern ist dieses Gebäude ein alter, einst viergeschossiger Wohnturm aus der Zeit um 1250 mit einem Kellergeschoß und drei Wohngeschossen. Sein Grundriß ist quadratisch, die Seitenlänge beträgt knapp 10 m, sein Mauerwerk ist wehrhaft-stark mit einer Dicke von bis zu 1.15 m, und eine Unterteilung der Geschosse in Teilräume ist nicht vorhanden. Nur im Keller trägt eine Mittelsäule die Decke. Ein solcher spätromanischer Wohnturm war übrigens auch die Keimzelle der nachher umfangreich erweiterten Eltzer Stammburg (Platteltz), und zeitnah wurde ein ähnlicher Turm nun auch dort gebaut, wo man die Vogtei innehatte. Dieser Turm, der auch noch eine in der Mauerstärke liegende Treppe besitzt, steckt rückwärtig noch in dem durch Anbauten veränderten und erweiterten Ensemble drin, ist aber straßenseitig nicht mehr zu erkennen, weil nach Norden und nach Westen jüngere Anbauten mit deutlich geringerer Mauerstärke aus dem 17. und 18. Jh. vorgebaut sind. Der Türsturz datiert den westlichen Anbau auf 1678, und an der Westseite nennen die Maueranker die Jahreszahl (1)767 und datieren so einen letzten Umbau. Ein Krüppelwalmdach mit drei Giebeln im Westen, im Süden und im Norden schafft eine einheitliche Dachlandschaft. Alle Fenster und die schlichten Stuckdecken im Inneren stammen aus den barocken Umbauphasen. Der einzige Wappenschmuck ist auf dem erwähnten Türsturz aus dunklem Vulkangestein über dem erhöht angelegten und über eine Freitreppe zu erreichenden Westeingang, und er kündet von den Baumaßnahmen unter Philipp Christoph Graf von Eltz, 1660 Herr zu Wernerseck, Erbvogt zu Rübenach, kurtrierischer Hauptmann und Oberjägermeister, und seiner Frau Regina Angelica Freiin von Hohenfeld. Ein Jahr vor der Anbringung dieses Türsturzes hatten die beiden geheiratet.
Die stark abgekürzte Inschrift nennt den Namen des Ehemannes, Philipp Christoph Herr zu Eltz, Sohn von Rittmeister Hans Caspar zu Eltz-Rübenach (-19.3.1687) und dessen zweiter Frau, Maria Elisabeth zu Eltz (2.2.1632-19.3.1687), und den Namen von Philipp Christophs Ehefrau, Regina Angelica Frau zu Eltz geborene Freifrau von Hohenfeld. Die heraldisch rechte Spalthälfte des Allianzwappens ist das Wappen der von Eltz-Rübenach, rot-golden geteilt, oben wachsend ein silberner Löwe. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre der silberne Löwe wachsend zwischen einem mit silbernen (auch als golden beschrieben) Lindenblättern bestreuten, roten Flug, Helmdecken rot-silbern. In dieser Farbgebung unterscheidet sich die Linie zu Rübenach von der Hauptlinie Eltz-Kempenich.
Die heraldisch linke Spalthälfte steht für die zuvor bereits erwähnte Ehefrau, Regina Angelica von Hohenfeld, Tochter von Achaz von Hohenfeld (-1672) und dessen Frau Anna Ursula von Metternich (-1675). Das Wappen der aus Österreich stammenden und auch in Bayern und am Rhein vorkommenden, seit 1484 im Herrenstand befindlichen, seit 1652 freiherrlichen, seit 1669 bzw. 1714 gräflichen Familie ist geviert, Feld 1 und 4: in Blau ein silberner Balken, belegt mit einer roten Rose (Stammwappen von Hohenfeld), Feld 2 und 3: in Schwarz zwei mit dem Rücken zueinander und mit den Mundstücken nach oben gekehrte silberne, golden beschlagene Jagdhörner (Hifthörner, Trinkhörner) mit roten Bändern (Wappen der abgestorbenen von Symanning, welches schon im 16. Jh. im Hohenfelder Wappen ist). Hier wird der Schild so aufgeteilt, wie es von der Logik her korrekt ist, Stammwappen in den höherwertigen Feldern, zusätzlich erworbene Inhalte in den nachgeordneten Feldern, was insbesondere hervorzuheben ist bei einer Familie, die die Inhalte standardmäßig genau andersherum verteilt führt. Zu diesem Wappen gehören theoretisch zwei hier nicht dargestellte Helme: Helm 1: blauer Flug, belegt mit einem silbernen Balken, dieser belegt mit einer roten Rose (Stammkleinod von Hohenfeld), Helmdecken blau-silbern, Helm 2: zwei mit dem Rücken zueinander und mit den Mundstücken nach oben gekehrte silberne, golden beschlagene Jagdhörner (Hifthörner, Trinkhörner) mit roten Bändern, Helmdecken je nach Quelle schwarz-silbern (naheliegender) oder schwarz-golden (vermutlich richtiger), (Kleinod Symanning), die Reihenfolge derjenigen im Schild entsprechend, meist aber ebenso vertauscht geführt.
Genealogie zum Wappenstein mit Hinweisen zu weiteren Fundstellen:
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers
Wappenwerk
Michael Losse, die Mosel, Burgen, Schlösser, Adelssitze und
Befestigungen von Trier bis Koblenz, Band 3 in der Reihe Burgen -
Schlösser - Herrensitze, herausgegeben vom Arbeitskreis
für
europäische Burgenforschung e.V., Michael Imhof Verlag 2007,
ISBN 978-3-86568-240-6, S. 131
Udo
Liessem, der Wohnturm der
von Eltz: http://www.unser-ruebenach.de/inhalt/ueber_ruebenach/infos/i_chronik/wohnturm_von_eltz.htm
von Eltz: http://de.wikipedia.org/wiki/Eltz_(Adelsgeschlecht)
EBIDAT-Datenbank: http://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=277
Udo
Liessem, Beobachtungen
zur Baugeschichte des Burghauses v.
Eltz zu Koblenz-Rübenach, in: Denkmalpflege in
Rheinland-Pfalz,
Bd. 31/33 (1979), S. 65-71
Hartmut Georg Urban, Bemerkungen zu bewohnbaren Wehrtürmen und
Wohntürmen an der Mosel, in: Wagener, Burgen an der Mosel,
2007,
S. 39-41.
Denkmaltopographie
Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in
Rheinland-Pfalz,
Band 3.3 Stadt Koblenz, Stadtteile, bearb. von Ulrike Weber,
hrsg. im Auftrag des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft,
Weiterbildung und Kultur von der Generaldirektion Kulturelles
Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Landesdenkmalpflege, Wernersche
Verlagsgesellschaft Worms 2013, ISBN 978-3-88462-345-9, S.
310-311.
Franz Karl Wissgrill:
Schauplatz des
landsässigen niederösterreichischen Adels vom Herren-
und
Ritterstande, 1800, Band 4, S. 411 ff. https://books.google.de/books?id=XSgTAAAAYAAJ
Ludwig Corden:
Limburger
Geschichte, Band III (1406-1806), aus dem Lateinischen
übersetzt
von Joseph Wingenbach und bearbeitet von Franz-Karl Nieder, 2007,
S. 217
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