Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2128
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Domkreuzgang zu Würzburg, Schlußsteine im Nord-, West- und Südflügel (2)

In diesen drei Flügeln des Domkreuzgangs sind viele weitere Schlußsteine, darunter insgesamt 20 mit Bauinschriften, angebracht. Alle stammen aus der Zeit 1423-1431, sind also älter als die Schlußsteine des Ostflügels. Die Inschrift dieses Schlußsteines (Südflügel, sechster Schlußstein von Westen) für Theodor von Eisenbach lautet: "canonicus theod(o)ric(us) de eisenbach". Eisenbach, das einstige Stammschloß dieser ausgestorbenen Familie, ist auf dem Heiratswege (die Erbin Margarethe von Eisenbach hatte Johann Riedesel geheiratet) an die Riedesel von Brackenburg gegangen, die sich fortan Riedesel von Eisenbach nannten. Theodor von Eisenbach wird 1396 als Würzburger Domherr erwähnt. Er war außerdem Archidiakon und Pfarrer in Fulda. 1406 wird er als "iudex et conservator iurium" der Abtei Fulda genannt. Er starb am 28.8.1429. Der Schild ist als Ahnenprobe in vier Felder aufgeteilt:

Nach Salver entstammen die vier Großeltern den Familien von Eisenbach, von Schlitz, von Bebenburg und von Wilhermsdorf. Wir sehen folgende Inhalte: optisch oben rechts in Blau ein goldener Schild mit einem roten Balken (in dieser Konstellation von Eisenbach, nicht gem. Lit. verifiziert, Hinweise willkommen), und optisch unten rechts in Silber zwei schwarze, oben gezinnte Schrägbalken (von Schlitz). Weiterhin sehen wir oben links in Rot eine silberne, zweitürmige Burg (die von Bebenburg führten das Motiv in invertierten Farben), und zuletzt optisch unten links das Wappenbild der von Wilhermsdorf, unter einem goldenen, mit drei roten Rauten belegten Schildhaupt ledig und blau.

Auf diesem Schlußstein (Südflügel, vierter Schlußstein von Westen) mit der Umschrift: "Johannes dei gratia Episcopus herbipolensis (et cetera)" begegnet uns ein fürstbischöfliches Wappen, welches in Feld 4 falsch angestrichen ist. Es ist für Fürstbischof Johann II. von Brunn (reg. 1411-1440) und geviert: Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: in Silber ein roter, mit der Biegung nach oben gelegter Angelhaken (Stammwappen), Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Hier wurde vom Anstreicher anstelle von Blau die Farbe Schwarz gewählt und die Farbe Gold anstelle von Silber - dadurch wurde aus dem Rennfähnlein fälschlicherweise das Stadtwappen von Würzburg erzeugt.

Mit diesem inschriftslosen Schlußstein kommen wir zu den Grafen von Wertheim. Diese führten einen geteilten Schild, oben in Gold ein schwarzer, aus der Teilung hervorkommender Adler, unten in Blau 3 (2:1) silberne Rosen mit goldenem Butzen. Die Familie stellte mehrere Kleriker am Würzburger Domstift.

Ein weiterer Schlußstein trägt ein geviertes Wappen, Feld 1 und 4: silbern-schwarz geviert (Grafen von Hohenzollern), Feld 2 und 3 geteilt, oben in Gold ein schwarzer, aus der Teilung hervorkommender Adler, unten in Blau 3 (2:1) silberne Rosen mit goldenem Butzen (Grafen von Wertheim). Eine solche Verbindung zwischen beiden Grafenhäusern gab es mit Eberhard I. Graf von Wertheim (-24.8.1373) und seiner Frau Katharina von Zollern-Nürnberg. Ihrer beider Sohn war Albrecht von Wertheim (-19.5.1421), der 1374 Domherr zu Bamberg wurde, 1381-1389 Propst zur Alten Kapelle in Regensburg war, 1385-1398 Domherr zu Trier war, 1398 Domherr zu Würzburg wurde, und schließlich 1399 Bischof von Bamberg. Ein weiterer Sohn aus dieser Verbindung war Eberhard von Wertheim (-12.7.1426), der 1381 Domherr zu Köln wurde, 1383-1426 Domherr zu Würzburg war, 1397 Domcustos zu Eichstätt wurde, dazu Canonicus zu Herrieden war, 1398 Propst zu Neumünster in Würzburg wurde und außerdem noch Domherr zu Bamberg und 1412-1423 Propst zu St. Stephan in Bamberg war. Und ein dritter Sohn aus dieser Ehe war Friedrich von Wertheim (-4.6.1417), der 1383-1415 Domherr zu Würzburg war, 1401-1415 Domscholasticus zu Würzburg, 1401 Propst zu Mosbach, 1412-1415 Propst zu St. Jakob in Bamberg, 1412 Domherr zu Straßburg und 1415-1416 Domherr zu Bamberg. Und noch einige andere Söhne wurden ebenfalls geistlich, so daß wir hier eine Fülle von Domherren mit diesen beiden Elternwappen haben und die namentliche Zuordnung erschwert ist.

Dieser Schlußstein besitzt die gleichen, zuvor beschriebenen Inhalte, aber hier setzen die Gewölberippen im Gegensatz zum vorherigen lotrecht am Schlußstein an. Wie wir oben gesehen haben, gab es am Würzburger Domstift mehrere Kleriker mit diesen Elternwappen.

Dieser Schlußstein (Nordflügel, siebter Schlußstein von Westen) für Theodor (Dietrich) von Eberstein (-8.9.1428) trägt die Umschrift "Canonicus Theodricus de Eberstein." Dies ist der gleiche, dessen Grabplatte an der Seitenwand aufgestellt ist. Er verstarb 1428. Das Wappen der Familie von Eberstein zeigt in Blau eine silberne Lilientriangel bzw. eine dreieckige, an den Enden mit Lilien besteckte Spange. Das hier nicht dargestellte Oberwappen wäre auf dem Helm mit blau-silbernen Decken der Rumpf einer/eines blau gewandeten, golden gekrönten Mohrin/Mohren mit abstehendem Zopf und zwei abfliegenden silbernen Bändern. Theodor (Dietrich) von Eberstein war der Bruder des Domherrn und Landrichters Engelhard von Eberstein (-21.9.1420). Beide haben Ambrosius von Eberstein und eine Frau von Malkos als Eltern.

Dieser Schlußstein besitzt keine Inschrift und ist in Zusammenhang mit dem darauffolgenden zu sehen. Das Wappen ist das der von Miltz. Die von Milz oder von Miltz führten in Rot drei silberne, golden bebutzte Rosen schrägbalkenweise. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein hoher roter Hut, oben mit drei Straußenfedern besteckt, einer roten zwischen zwei silbernen, der Schaft beiderseits mit einer halben silbernen Rose besteckt (lt. Aschaffenburger Wappenbuch). Es gab am Würzburger Domstift einen Otto von Miltz, der im Jahre 1409 Dekan war und 1424 verstarb, weiterhin gab es einen Hans von Miltz und einen zweiten Otto von Miltz, die in Würzburg Domherren waren, letzterer verstarb am 29.8.1513. Und es gab noch einen Conrad von Miltz, Domkapitular, am 6.4.1521 verstorben.

Die Inschrift dieses Schlußsteines (Nordflügel, neunter Schlußstein von Westen) für Otto von Miltz lautet: "Otto de milcz pr(a)epositus hui(us) Eccl(es)i(a)e." Das Wappen ist für die Ahnenprobe geviert. Heraldisch rechts oben ist das oben beschriebene Rosenwappen der von Miltz. Von den obengenannten drei Domherren aus der Familie scheiden die beiden letztgenannten, darunter ein Otto, aus, da ihre Ahnenwappen von Miltz, von Scherenberg, von Giech und von Seckendorff sein müßten. Für den erstgenannten Otto, auf den der Stein hier insbesondere aufgrund der Amtsnennung zutreffen könnte, fehlen bei Biedermann die Vorfahren zum Abgleich (Hinweise willkommen). Bei Feld 2 handelt es sich vermutlich um ein fehlfarbiges Wappen der von Bibra, Feld 3 und 4 sind nicht zugeordnet. Dieser Otto von Miltz war 1380 Würzburger Domherr, Domkapitularherr, 1409 Domdekan, 1412 Dompropst. Dazu kamen noch zahlreiche andere Pfründen. Er starb am 22.11.1424.

Hier am Schlußstein (Nordflügel, vierzehnter Stein von Westen) für Erhard Schott von Schottenstein lautet die teilzerstörte Inschrift: "Erhardus schott canonicus (huiu)s ecclesi(a)e." Der Wappenstein ist silbern-rot geviert. Erhard Schott taucht ab 1431 als Domherr in den Unterlagen auf. Er war damals aber wohl bereits schon länger Mitglied des Kapitels. Er wurde Generalvikar. Er starb vermutlich am 24.8.1447.

Diese Inschrift am Schlußstein (Nordflügel, fünfzehnter Schlußstein von Westen) für Werner von Hayn (Hayne, Hagen, Han, Haina) lautet: "Werenherus de han Canonicus hui(us) ecclesi(a)e." Der Schild ist gespalten, rechts in Schwarz zwei goldene Balken, links in Blau eine aufrechte, silberne Schafschere. Die Mitglieder dieser Familie waren Vasallen von Fulda, und ihr Stammsitz ging durch Heirat an die Herren von Riedesel. Werner von Hayn war 1400 kanoniker am Würzburger Dom, 1407 Domkapitular, 1411 Domkantor, 1415 Offizial und 1434 Generalvikar. Außerdem war er noch seit 1416 Domherr in Bamberg. 1426 wurde er auch noch Propst von St. Gumprecht in Ansbach. Er lebte bis zum 29.11.1437.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenwerk
Bistum Würzburg:
http://www.bistum-wuerzburg.de/
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Beschreibung in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler
http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 252, 257, 258, 261, 265, 266, 289, 315, 330.
Die Deutschen Inschriften, hrsg. von den Akademien der Wissenschaften in Düsseldorf, Göttingen, Heidelberg, Mainz, München und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien, 27. Band, Münchener Reihe 7. Band, Die Würzburger Inschriften bis 1525, auf der Grundlage des Nachlasses von Theodor Kramer, unter Mitarbeit von Franz Xaver Herrmann, bearbeitet von Karl Borchardt, Dr. Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden 1988, S. 98-102, Nr. 220

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