Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2118
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Domkreuzgang zu Würzburg, Johann Philipp Carl Anton von Fechenbach

Diese Platte im Würzburger Domkreuzgang ist für den am 5.6.1708 geborenen und am 26.12.1779 in Regensburg verstorbenen Kleriker Johann Philipp Carl Anton Freiherr von Fechenbach, Herr zu Laudenbach, Sommerau und Roßhof. Er wurde am 22.5.1720 als Nachfolger des verstorbenen Philipp von Rosenbach Inhaber einer Kanonikerstelle am Würzburger Domstift, im Alter von zwölf Jahren. Bald wurde er im Jahr 1738 Kapitelmitglied (Domkapitular), dann 1748 Cellarius in Würzburg, Kustos und schließlich Jubiläus. Seine Priesterweihe erhielt er am 6.5.1731. 1738 wurde er Kanoniker am Ritterstift Wimpfen. 1746 wurde er Propst des Kollegiatstiftes Landshut (sein Wappen als solcher ist an der Pfarrkirche St. Stephanus in Laudenbach zu sehen, siehe dort). Er war Geheimer Rat des Kurfürsten von Köln, des Fürstbischofs von Würzburg, des Fürstbischofs von Bamberg sowie des Kaisers. Außerdem war er noch Domherr in Regensburg.

Interessant ist hier die Wappendarstellung mit Krummstab und Inful, aber ohne Hinweise auf ein Bistum innerhalb des Schildes: Johann Philipp Carl Anton Freiherr von Fechenbach war seit dem 31.7.1767 Titularbischof von Taenarum (Tenara) als Nachfolger des 1766 verstorbenen Vorgängers Franz Ignaz Albert von Werdenstein, und er empfing die Bischofsweihe am 1.11.1767, und er war seit 1746 Bischof, Ordenspropst und Großkomtur des bayerischen St. Georgs-Ritterordens (Großkreuz mit Ordensband unter dem Schild zu sehen), und er war seit 1766 infulierter Propst zu Altötting. Weiterhin war Johann Philipp Carl Anton Freiherr von Fechenbach Konsistorial-Präsident und zweiter Präsident des fürstbischöflichen Hofrates und damit verantwortlich für die Leitung zentraler Verwaltungsaufgaben im Würzburger Fürstbistum. Seit 1751 war er bevollmächtigter würzburgischer Gesandter bei der Reichsversammlung zu Regensburg, wo er seit 1753 auch noch weitere Territorien wie Bamberg, Fulda und Salzburg vertrat.

 

Zurück zum St. Georgs-Orden: Hierbei handelt es sich um den im 12. Jh. gegründeten und mehrfach, so 1494 und 1729, erneuerten bayerischen St. Georgs-Orden, einen Ritterorden und Hausorden der Wittelsbacher. Das Ordenskreuz selbst ist ein achtspitziges Kreuz mit einer Georgs-Darstellung im runden Zentrum und bayerischen Wecken in den Kreuzwinkeln. Bei den Kettengliedern wechseln sich zwei Sorten ab, zum einen zwei quergelegte bayerische Wecken, eigentlich jeder durch ein Schrägkreuz in vier Wecken unterteilt, zwei weiß, zwei blau, aber hier nicht aufgelöst, zum anderen auf goldener Basis eine silberne Säule mit goldenem Kapitell, darauf ein goldener Reichsapfel (hier sozusagen vom Schild verdeckt), und die Säule wird flankiert von zwei goldenen, aufgerichteten, zur Säule hingewandten, doppelschwänzigen Löwen.

Die Inschrift im unteren Teil der Platte lautet: "ANNO MDCCLXXVIIII DIE XXVI DECEMBRIS PIE OBIIT IN DOMINO REVERENDISSIMUS ET EXCELLENTISSIMUS DOMINUS, D(OMINUS) BHILIPPUS CAROLUS L(IBER) B(ARO) D(E) FECHENBACH DOMINUS IN LAUDENBACH SOM(M)ERAU ET ROS(S)HOF EPISCOPUS TENARIENSIS ET EQUESTRIS ORDINIS ST GEORGII MAGNUS COMMENDATOR ECCL(ESI)AE CATHEDR(ALIS) WIRCEBURG(ENSIS) CAP(ITULARIS) IUB(ILAEUS) ET CELLAR(IUS) CUIUS ANIMA IN PACE QUIESCAT." Eine nur teilweise erhaltene, äußere Inschrift auf dem Rand erinnert an Johann Konrad von Stein(...).

Das zentrale Vollwappen ist das der Freiherren von Fechenbach, in Silber ein schwarzes Steinbockshorn, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein silbern-schwarz übereck geteiltes Paar Büffelhörner (Siebmachers Wappenwerk, Band: Bad Seite: 49 Tafel: 30, Bay Seite: 34 Tafel: 31, Erg Seite: 13, Wolfert Tafel 47 Seite 29, 48, 124, 137, 186, 138, 186, Zobel Tafel 101).

     

Die Ahnenprobe umfaßt insgesamt acht Schilde, je vier auf jeder Seite. Der erste Schild wiederholt das bereits zuvor beschriebene Fechenbach-Wappen und steht für den Vater, Johann Reinhard (Reichard) Freiherr von Fechenbach (4.10.1657-1.7.1716), den Großvater väterlicherseits, Johann (Hans) Georg Heinrich Freiherr von Fechenbach, sowie für dessen Vater, Adam Ludwig von Fechenbach. Der zweite Schild auf der heraldisch rechten Seite steht für die Großmutter väterlicherseits, Sybilla Gertrud von Breidenbach gen. Breidenstein, Tochter von Johann Konrad von Breidenbach gen. Breidenstein. Das Wappen dieser zum hessischen Uradel gehörenden Familie ist geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein doppeltes Wolfseisen (Stammwappen), Feld 2 und 3: in Gold eine blaue Wolfsangel (Z-förmiger Doppelhaken), jeweils mit drei dreiblättrigen Kleeblättern belegt (von Diedenshausen, hier nicht aufgelöst). Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu schwarz-goldenen Decken ein sitzender, schwarzer Wolf zwischen einem goldenen, beiderseits mit dem doppelten Wolfseisen oder insgesamt mit dem Schildbild belegten Flug (Zobel Tafel 49, Siebmacher, Band: Bay Seite: 71 Tafel: 78, Band: He Seite: 5 Tafel: 3-4, Band: Pr Seite: 98 Tafel: 127, Band: PrGfE Seite: 23 Tafel: 15, früher war das doppelte Wolfseisen rot, die Hauptlinie änderte es in Schwarz um). Der dritte Schild steht für die erste Urgroßmutter väterlicherseits, Eva Dorothea Judith von Dietz. Das Wappen der Niederadeligen von Dietz zeigt eigentlich innerhalb eines silbernen Bordes (hier unzureichend abgesetzt) in Rot einen silbernen Löwen. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken ein wachsender, rot mit silbernen Aufschlägen und ebensolchem Hut gekleideter Mannesrumpf (Siebmacher Band: NaA Seite: 20 Tafel: 29, Wolfert Tafel 39 Seite 124, 53 und Zobel Tafel 77-78). Der letzte Schild der väterlichen Ahnenreihe steht für die zweite Urgroßmutter, Amalia Katharina von Münster. Ihr Wappen zeigt in Blau einen rot-silbern übereck geteilten Adlerflug. Nicht dargestellt ist das Oberwappen, das wäre auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein rot-silbern übereck geteilter Adlerflug.

     

Nun zu den Ahnen mütterlicherseits: Der oberste Schild der Reihe steht für die Mutter, Josepha Maria Elisabetha von Eyb (19.3.1679-1.5.1747), den Großvater mütterlicherseits, Marquard Franz von Eyb (1641-31.8.1684), sowie für dessen Vater, Heinrich Konrad von Eyb (11.5.1592-12.11.1645). Sie führten in Silber drei (2:1) rote Jakobs- oder Pilgermuscheln. Der nächste Schild steht für die Großmutter mütterlicherseits, Katharina Sophia Schenk von Stauffenberg (1642-), Tochter von Johann Sigmund Schenk von Stauffenberg (1607-14.1.1679). Sie führten in Silber einen roten Balken, oben und unten begleitet von einem blauen, rotgezungten Löwen. Der dritte Schild steht für die dritte Urgroßmutter des Klerikers, Martha von Sandizell (1603-29.11.1682). Der goldene Schild trägt einen schwarzen Kalbskopf mit schwarzen oder silbernen Hörnern. Der vierte und letzte Schild der mütterlichen Seite steht für die vierte und letzte Urgroßmutter, Margaretha Ursula Schenk von Geyern (1618-). Der Schild ist schwarz-silbern geteilt.

Eltern:
  • Johann Reinhard (Reichard) Freiherr von Fechenbach zu Laudenbach (4.10.1657-1.7.1716)
  • Josepha Maria Elisabetha von Eyb (19.3.1679-1.5.1747)

Großeltern:

  • Johann (Hans) Georg Heinrich Freiherr von Fechenbach
  • Sybilla Gertraud von Breidenbach gen. Breidenstein
  • Marquard Franz von Eyb (1641-31.8.1684)
  • Katharina Sophia Schenk von Stauffenberg (1642-)
  Urgroßeltern:
  • Adam Ludwig von Fechenbach
  • Eva Dorothea Judith von Dietz
  • Johann Konrad von Breidenbach gen. Breidenstein
  • Amalia Katharina von Münster
  • Heinrich Konrad von Eyb (11.5.1592-12.11.1645)
  • Martha von Sandizell (1603-29.11.1682)
  • Johann Sigmund Schenk von Stauffenberg (1607-14.1.1679)
  • Margaretha Ursula Schenk von Geyern (1618-)

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenwerk
Beschreibung in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler
http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 696.
Bistum Würzburg:
http://www.bistum-wuerzburg.de/
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Johann Philipp Carl Anton Freiherr von Fechenbach
http://www.catholic-hierarchy.org/bishop/bfechz.html, http://de.wikipedia.org/wiki/Taenarum_(Titularbistum), http://www.apostolische-nachfolge.de/titulare_t.htm, http://bavarikon.de/en/bookviewer/kpbO-UBR-BOS-0000P211XTB00010, http://books.google.de/books?id=N99CAAAAcAAJ S. 20, http://books.google.de/books?id=-luQoqgJYJMC S. 494
L. K. Diel, die Freiherren von Fechenbach, 1951.
Genealogie:
http://wwperson.informatik.uni-erlangen.de/cgi-bin/l1/LANG=germ/INDEX=I549237 ff.
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.

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