Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2110
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Domkreuzgang zu Würzburg, Johann Christoph Augustin von Riedheim

Diese Platte im Würzburger Domkreuzgang ist für den am 25.7.1661 geborenen und am 16.6.1714 verstorbenen Kleriker Johann Christoph Augustin von Riedheim. Er war seit dem 19.1.1675 Inhaber der Dompräbende, die zuvor Franz Georg von Schönborn innegehabt hatte, und am 20.1.1687 wurde er Kapitularherr am Domstift. Am 5.6.1694 wurde er Priester, und am 1.9.1704 wurde er Domsänger. Im Hochstift Würzburg war er Geistlicher Rat und Präsident des Oberen Rates.

 

Die arg abgenutzte Inschrift in der unteren Hälfte der Platte lautet sinngemäß ergänzt nach der Überlieferung von Salver: "Anno Domini 1714 16. Junii pie in Christo obdormivit et sub hoc lapide sepulchrali quiescere cepit plurimum Reverendus Perillustris ac perquam Gratiosus Dominus, D(ominus) Joannes Christophorus Augustinus L(iber) B(aro) a Riedheim, Ecclesiae huius Cathedralis Canonicus Capitul(aris) et Cantor R(everen)d(issi)mi et Cels(issi)mi Principis Herbipolensis in Spiritualibus Consiliarius, Supremi Senatus Praeses, aetatis suae annor(um) 52 mens(orum) 11 die(rum) 9 omnibus Sacramentis praemature munitus, cui vivere Christus erat, et mori lucrum, eidem vitam animae donet sempiternam. O hoMo ....I..... a ChrIsto, DIsCe ab eo bene VIVere. R(equiescat) I(n) P(ace)" Die vorletzte Zeile enthält ein Chronostichon, welches M + I + C + I + D + I + C + V + I + V = 1000 + 1 + 100 + 1 + 500 + 1 + 100 + 5 + 1 + 5 = 1714 ergibt. Das zentrale Vollwappen ist das der von Riedheim auf Harthausen, in Silber ein schwarzer oder naturfarbener, hier linkshin aufspringender Esel, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender, schwarzer oder naturfarbener Esel.

     

Die Ahnenprobe umfaßt insgesamt acht Schilde, je vier auf jeder Seite. Der erste Schild wiederholt das bereits zuvor beschriebene Riedheim-Wappen und steht für den Vater, Georg Ferdinand von Riedheim, den Großvater väterlicherseits, Albrecht von Riedheim, sowie für dessen Vater, Ferdinand von Riedheim. Der zweite Schild auf der heraldisch rechten Seite steht für die Großmutter väterlicherseits, Anna Elisabeth von Closen, Tochter von Georg Christoph von Closen. Der Schild ist geviert, Feld 1 und 4: in Gold 9 (eigentlich 3:3:2:1, hier 3:3:3) schwarze Kugeln (von Mülberg), Feld 2 und 3: in Gold eine schwarze, rotbewehrte Uttenschwalbe (Stammwappen von Closen). Der dritte Schild steht für die erste Urgroßmutter väterlicherseits, Anna Schenk von Stauffenberg und zeigt in Silber einen roten Balken, oben und unten begleitet von einem blauen Löwen, diese sind aus hier nicht systematisch beachteter Courtoisie gewendet. Der letzte Schild der väterlichen Ahnenreihe steht für die zweite Urgroßmutter, Euphrosina von Gumppenberg. Das Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein silberner Schrägbalken, belegt mit drei kleeblattförmig ausgeschlagenen grünen Seeblättern (Stammwappen Gumppenberg), Feld 2 und 3: in Rot ein silberner Schrägbalken, belegt mit drei grünen Lindenblättern.

     

Nun zu den Ahnen mütterlicherseits: Der oberste Schild der Reihe steht für die Mutter, Katharina Franziska von Bubenhofen (-1682), den Großvater mütterlicherseits, Maximilian von Bubenhofen (-1651), sowie für dessen Vater, Benjamin von Bubenhofen. Letzterer wird 1586-1630 als Besitzer von Burg Ramsberg genannt. Der Schild zeigt in Rot zwei silberne Zickzackbalken (auch mit umgekehrten Farben oder als 3-5x im Zackenschnitt silbern-rot geteilt beschrieben, die Angaben in der Literatur variieren hinsichtlich der Anzahl der Teilungen und der Farbabfolge, Diskussion bei der ebenfalls im Domkreuzgang zu findenden Platte für Franz Joseph Wilhelm von Bubenhofen). Der nächste Schild steht für die Großmutter mütterlicherseits, Franziska Barbara von Lichtenstein, Tochter von Oswald von Lichtenstein. Dabei handelt es sich nicht um die in Würzburg näherliegenden fränkischen von Lichtenstein, sondern um das gleichnamige schwäbische Geschlecht, welches der Burg Lichtenstein auf der Schwäbischen Alb bei Reutlingen zuzuordnen ist (Alt- und Neu-Lichtenstein, auf dessen Ruinen das romantische Schloß Lichtenstein später errichtet wurde) und in Blau einen silbernen Flügel führte und denselben auch auf dem Helm mit blau-silbernen Decken hatte. Die Familie erlosch im Jahre 1687. Die Gemeinde Lichtenstein führt heute das Flügelwappen in den angegebenen Tinkturen. Der dritte Schild steht für die dritte Urgroßmutter des Klerikers, Anna Maria Nothafft von Hohenberg. Die schwäbischen Nothafft von Hohenberg, nicht mit den bayerischen Nothafft zu verwechseln, führten in Rot einen silbernen Flug. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken ein roter Hut, der wiederum mit zwei silbernen Adlerschwingen besteckt ist. Anna Maria Nothafft von Hohenberg war die erste Frau von Benjamin von Bubenhofen, nach ihr nahm er sich Maria von Grafeneck als zweite Frau. Der vierte und letzte Schild der mütterlichen Seite steht für die vierte und letzte Urgroßmutter, Katharina Effinger von Wildegg (Wildeck). Sie führte in Silber einen roten Sechsberg. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu rot-silbernen Decken ein silberner Flügel, mit einem roten Sechsberg belegt. Das hier namensergänzende Burgschloß Wildegg war seit 1483/84 im Besitz der aus Brugg stammenden Patrizierfamilie Effinger, die auch Zweige in Bern und Zürich hatte, und liegt im Schweizer Kanton Aargau. Die Familie ist 1912 erloschen.

Eltern:
  • Georg Ferdinand von Riedheim
  • Katharina Franziska von Bubenhofen (-1682)

Großeltern:

  • Albrecht von Riedheim
  • Anna Elisabeth von Closen
  • Maximilian von Bubenhofen (-1651)
  • Franziska Barbara von Lichtenstein
  Urgroßeltern:
  • Ferdinand von Riedheim
  • Anna Schenk von Stauffenberg
  • Georg Christoph von Closen
  • Euphrosina von Gumppenberg
  • Benjamin von Bubenhofen
  • Anna Maria Nothafft von Hohenberg
  • Oswald von Lichtenstein
  • Katharina Effinger von Wildegg

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenwerk
Beschreibung in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler
http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 620, 629-630.
Bistum Würzburg:
http://www.bistum-wuerzburg.de/
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Effinger:
http://de.wikipedia.org/wiki/Effinger_(Patrizierfamilie)
Nothafft:
http://de.wikipedia.org/wiki/Notthafft_(Adelsgeschlecht)
von Riedheim:
http://de.wikipedia.org/wiki/Riedheim_(Adelsgeschlecht)
von Closen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Closen_(Adelsgeschlecht)
von Bubenhofen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Herren_von_Bubenhofen
Ramsburg:
http://www.burgenwelt.de/ramsburg/gelie.htm

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