Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2105
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Domkreuzgang zu Würzburg, Konrad Anton Sigmund Hesso Freiherr von Reinach

Diese Platte im Würzburger Domkreuzgang ist für den am 2.6.1708 geborenen und am 24.7.1763 verstorbenen Domherrn Konrad Anton Erasmus Sigmund Hesso Freiherr von Reinach aus dem Hirzbacher Zweig der Familie, der am 3.8.1718 als Domherr in Würzburg aufgenommen wurde, nachdem sein Vorgänger auf dieser Präbende, sein Verwandter Johann Baptist von Reinach, resigniert hatte. Er hatte noch zwei weitere Domherrenstellen inne, eine am Erzstift Mainz und eine am Ritterstift St. Feruzius in Bleidenstadt (heute Taunusstein). Konrad Anton Sigmund von Reinach wurde am 21.5.1749 Landrichter des Herzogtums zu Franken.

 

Das zentrale Vollwappen ist das der Freiherren von Reinach, geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Gold einwärts ein roter Löwe, doppelschwänzig, mit einem blauen Kopf, Feld 2 und 3: in Gold je zwei rote Schrägbalken, gekrönter Herzschild: in Silber Schwert und Lanze schräggekreuzt, daran hängend Karpfen und Drossel. Zwei Helme: Helm 1 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender goldener Löwe, auf dem Rücken mit fünf Pfauenfedern besteckt, Helm 2 (links): auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsender natürlicher Wolf. Das Wappen wird beschrieben im Wappenbuch der Stadt Basel und im Siebmacher Band: Els Seite: 18 Tafel: 22, in Band: Bad Seite: 70 Tafel: 42 und in Band: Bay Seite: 53 Tafel: 55.

Die Inschrift lautet: "Anno Domini 1763 Die XXIV. julii Circa Horam primam pomeridianam omnibus praemunitus Sacramentis piissime in Domino obiit Plurimum Rev(eren)dus et Perillustris D(ominus) D(ominus) Conradus Antonius Hesso L(iber) B(aro) de Reinach Dominus in Hirzbach Ecclesiae Metropolitanae Mogunt(iae) Cathedralis Herbipolensis et Equestris Bleidenstat(ensis) ad S(anctum) Ferrutium Canonicus respe(ctiv)e Capitularis, Sacerdos et Judicii Provincialis Caesarei in Eoä Francia praeses Cuius Anima Deo vivat." Eine zweite Inschrift läuft außen um die rechteckige Platte entlang des Randes um, sie verweist zum einen auf einen im 15. Jh. verstorbenen Würzburger Kanoniker Joes de Weyers, andererseits auf einen 1628 verstorbenen Ernst Groß gen. Pfersfelder, der in Würzburg und in Bamberg Kanoniker war.

     

Die Ahnenprobe umfaßt insgesamt acht Schilde, je vier auf jeder Seite. Der erste Schild wiederholt das bereits zuvor beschriebene Reinach-Wappen und steht für den Vater, Joseph Franz Hartmann Frhr. von Reinach, Herr auf Hirzbach, Chevalier de St. Louis (-30.1.1729, auf dem Schriftband namentlich genannt), den Großvater väterlicherseits, Johann Theobald (Hans Diebold) von Reinach, bischöflicher Rat in Basel, Landhofmeister, Obervogt zu Pruntrut, Herr zu Kapellen, Brebotte und Michelbach, sowie für dessen Vater, Melchior von Reinach, 1597 mit Hirzbach mitbelehnt, fünf Jahre Edelknabe am erzherzoglichen Hof, militärische Karriere u. a. auf einer florentinischen Galeere im Einsatz gegen die Türken, kaiserlicher und kurbayerischer Obrist über ein Regiment, 1636 Herr auf Hirzbach, 1648 Herr auf Michelbach. Der Schild folgt dem zuvor Gesagten. Der zweite Schild auf der heraldisch rechten Seite steht für die Großmutter väterlicherseits, Anna Maria Eva Freiin von Reinach aus der Obersteinbrunner Linie (23.4.1629-16.2.1702, auf dem Schriftband namentlich genannt), Tochter von Wilhelm von Reinach zu Obersteinbrunn. Der dritte Schild steht für die erste Urgroßmutter väterlicherseits, Ursula von Reinach (auf dem Schriftband genannt), Tochter von Hans Diebold von Reinach und Maria Cleopha Degelin. Die Genannten führen das unvermehrte Stammwappen der von Reinach wie beschrieben. Der letzte Schild der väterlichen Ahnenreihe steht für die zweite Urgroßmutter, Sophia Truchseß von Wo(h)lh(a)usen (auf dem Schriftband als Sophia Truckhsasin v. Wohlhausen genannt), Tochter von Hans Caspar Truchseß von Wohlhausen und Jacobea Degelin von Wangen (-9.8.1629). Sie führt in Rot eine silberne, schräggestellte Karaffe ohne Henkel. Das Wappen wird beschrieben im Alberti S. 1086. Dort wird als Kleinod ein spitzer Hut mit Federbusch zwischen den beiden Hälften des quergelegten Gefäßes abgebildet. Ein Vergleichswappen findet sich z. B. in der Basler Rektoratsmatrikel, dort wird im Schild ein silberner Pokal und als Kleinod das Gefäß quergelegt und mit einem Federbusch besteckt geführt zu rot-silbernen Decken. Das Gemeindewappen von Bettingen geht auf das Wappen der Truchseß von Wolhusen zurück, wenn auch in umgekehrten Farben. Diese südbadisch-schweizerische, niederadelige Familie taucht im frühen 13. Jh. auf als Ministerialen der Freiherren von Wolhusen, und ihre Mitglieder stiegen dann selber in den Ritterstand auf. Sie besaßen seit 1360 ein Burglehen auf der Lenzburg, deshalb nannten sie sich auch nach dieser Truchsessen von Len(t)zburg. Ende des 15. Jh. verlagerte sich der Schwerpunkt ins Elsaß und an den Oberrhein, weil ihre Mitglieder in österreichischen Diensten standen. Die Familie erlosch im Mannesstamm im Jahr 1694.

     

Nun zu den Ahnen mütterlicherseits: Der oberste Schild der Reihe steht für die Mutter, Maria Anna Freiin von Sickingen (-30.9.1735, auf dem Schriftband namentlich genannt), den Großvater mütterlicherseits, Franz Ferdinand von Sickingen, sowie für dessen Vater, Franz Friedrich von Sickingen. Der Schild zeigt in Schwarz fünf (2:1:2) silberne Kugeln. Der nächste Schild steht für die Großmutter mütterlicherseits, Maria Franziska Kämmerer von Worms Freiin von Dalberg (auf dem Schriftband genannt), Tochter von Wolf Hartmann Kämmerer von Worms gen. von Dalberg. Der Schild ist geviert, Feld 1 und 4: unter einem mit drei Spitzen abgeteilten goldenen Schildhaupt in Blau 6 (3:2:1) silberne Lilien (fehlen hier!), Feld 2 und 3: in Gold ein schwarzes Ankerkreuz (der Bord des Feldes ist nicht signifikant). Der dritte Schild steht für die dritte Urgroßmutter des Klerikers, Maria Esther von Ostein (auf dem Schriftband genannt), er zeigt in Blau einen aufspringenden, silbernen Windhund. Der vierte und letzte Schild der mütterlichen Seite steht für die vierte und letzte Urgroßmutter, Maria Echter von Mespelbrunn (auf dem Schriftband als Maria Echter von Messelbronn genannt). Der Schild zeigt in Blau einen silbernen, mit drei blauen Ringen belegten Schrägbalken, der normalerweise schrägrechts verläuft, hier aber gespiegelt verwendet wird.

Eltern:
  • Joseph Franz Hartmann Frhr. von Reinach (-30.1.1729)
  • Maria Anna Freiin von Sickingen (-30.9.1735)

Großeltern:

  • Johann Theobald (Hans Diebold) von Reinach
  • Anna Maria Eva Freiin von Reinach-Obersteinbrunn Linie (23.4.1629-16.2.1702)
  • Franz Ferdinand von Sickingen
  • Maria Franziska Kämmerer von Worms Freiin von Dalberg
  Urgroßeltern:
  • Melchior von Reinach
  • Ursula von Reinach
  • Wilhelm von Reinach zu Obersteinbrunn
  • Sophia Truchseß von Wo(h)lhausen
  • Franz Friedrich von Sickingen
  • Maria Esther von Ostein
  • Wolf Hartmann Kämmerer von Worms gen. von Dalberg
  • Maria Echter von Mespelbrunn

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenwerk wie angegeben
Beschreib
ung in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 691-692.
Bistum Würzburg:
http://www.bistum-wuerzburg.de/
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Kindler von Knobloch, Julius (Bearb.) / Badische Historische Kommission (Hrsg.), Heidelberg, 1898, Oberbadisches Geschlechterbuch:
http://diglit.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1898ga - http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1919bd3/0429 ff, insbesondere http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1919bd3/0443 und http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1919bd3/0439
Waltraud Hörsch, Truchsessen von Wolhusen, in: Historisches Lexikon der Schweiz,
www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D20117.php
Rektoratsmatrikel der Universität Basel, Band 1 (1460-1567).
Truchseß von Wolhusen:
http://www.chgh.net/heraldik/t/tr/truchsesse.htm und http://www.chgh.net/heraldik/t/tr/truchsessb.htm
Der ausgestorbene Adel von Stadt und Landschaft Zürich, Jean Egli, 1865.
J. Siebmachers Großes Wappenbuch Band E. Württembergisches Adels- und Wappenbuch. Im Auftrage des Württembergischen Altertumsvereins begonnen von Otto v. Alberti, Bauer & Raspe 1975 (Reprint),
1112 Texts. mit 4132 Wappen + 122 S. Figurenverzeichnis.

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